7. Kapitel
Am nächsten Morgen wurde ich von dem hellen Licht der Zimmerlampe geweckt. Lynn wuselte schon aufgeregt herum und suchte sich Klamotten zusammen. „Los, aufstehen! Brauchst nicht wieder die Bettdecke über den Kopf ziehen. Es erstaunt mich ehrlich, wie du erst jetzt aufgewacht bist. Ich habe schon seit 20 Minuten das Licht an", zog sie mich auf. „Was?! Es ist schon kurz vor Sechs? Warum hast du mich nicht pünktlich geweckt?", fragte ich alarmiert und schlug meine Bettdecke runter. Lynn fing an zu lachen und sagte: „Das habe ich nicht gesagt. Aber du hättest dein Gesicht sehen sollen. Es ist erst jetzt halb 6. Ich stehe immer schon kurz nach 5 Uhr auf, keine Sorge." Sie zeigte mir die Uhrzeit auf ihrem Handy und lachte weiter. Ich streckte ihr meine Zunge raus und stand beleidigt auf. Ich nahm meine Klamotten vom Schreibtischstuhl und wollte gerade meine Hose anziehen, als mich Lynn aufhielt: „Du willst doch nicht wirklich eine Jeans anziehen, oder?" Sie nahm mir die Jeans weg und packte sie wieder in den Schrank. Ich wollte protestieren, doch sie brachte mich zum Schweigen in dem sie mir eine Jogginghose zu warf und sagte: „Ziehe die an, dass ist besser." „Ich werde doch nicht mit Jogginghose in den Schulunterricht gehen. Die werden mich doch alle komisch anstarren!", versuchte ich mich zu verteidigen. „Sie werden dich anstarren, wenn du eine Jeans trägst. Zwar gibt es hier keine vorgeschriebene Kleiderordnung, doch indirekt schon. Jeder läuft hier mit Jogginghose und einem lockerem T-Shirt herum. Das ist viel gemütlicher und man braucht nicht so lange zum Umziehen, wenn man Sport hat", erklärte sie mir. Sie selber hatte auch eine Jogginghose und den Schulpullover an. Wohl oder übel befolgte ich ihren Rat. Auch ich zog mir den Schulpullover über und ging dann ins Bad. Als ich wieder raus kam, saßen die anderen drei schon am Tisch und warteten auf mich. „Das frühe Aufstehen bin ich echt nicht mehr gewöhnt", sagte Tessa als wir auf dem Weg zur Mensa waren und gähnte. „Hattest du nicht erst am Samstag ein Testspiel, bei dem du schon um 4 Uhr morgens aufstehen musstest?", fragte Lynn sie und beäugte Tessa kritisch. „Lass mich! Du weißt genau wie ich das meine", motzte Tessa Lynn an und ging voraus. „Das ist immer so herrlich Tessa am frühen Morgen zu ärgern", flüsterte mir Lynn zu und folgte Tessa. Zum Frühstück gab es Rührei und Toast. Wir vier setzten uns an einen der noch leeren Tische und aßen still vor uns hin. Erst Lynn durchbrach die Stille indem sie sagte: „Hey, Jess, Lynn. Könnt ihr mal mit Elsa ihren Stundenplan abgleichen? Ich glaube ihr habt mit ihr zusammen Biologie". „Wenn wir zurück sind können wir uns ihn ja ansehen", meinte Jess und stand auf um ihr Geschirr wegzubringen. Wir folgten ihr und zurück auf unserem Zimmer setzten wir uns an den Tisch und die beiden studierten meinen Stundenplan.
„Also wir haben zusammen Biologie, Law und Civil Culture", meinte Tessa und schaute noch mal auf meinen Stundenplan. „Und wir haben Biologie und Kunst zusammen. Aber kommt es mir nur so vor, oder hast du ziemlich viele Kurse gewählt. Ganze 12 Stück, ich habe gerade mal 9 Kurse und bin schon überfordert. Und 9 Kurse sind das Minimum", beschwerte sich Jess. „Die Fächerkoordinatorin meinte, dass ich anfangs ruhig mehr Fächer wählen kann und diese, wenn es zu viel werden sollte, wieder abwählen kann. Aber ich hoffe, dass es so passt, weil ich alle Fächer interessant finde. An unserer alten Schule gab es zum Beispiel kein Werken oder Literatur", sagte ich und zuckte mit den Schultern. Um kurz vor 7 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Schulgebäude. Es war das größte Gebäude auf dem Gelände und ragte in dieser Jahreszeit düster vor uns in die Höhe. Doch mir gefiel der Stil der Gebäude hier. Alles schien wie im 19. Jahrhundert auf dem Lande. Innen war jedoch alles modern eingerichtet und mit bester Technik ausgestattet.
In der 1. Stunde hatten wir Mathematik und wie Lynn voraus gesagt hatte,war es kein Spaß. Ms Adams war eine hochgewachsene Frau mit strengem Blick,genau wie man sie sich in Filmen vorstellte. Sie ließ sich durch nichts ablenken und redete fast die ganze Stunde ununterbrochen. Da wurde es schwierig so schnell mitzuschreiben und am Ende tat meine Hand weh. Mein Gehirn füllte sich leer und gefoltert an. „Und du darfst dich jetzt auch noch auf Englisch und danach Biologie freuen", sagte Lynn und verabschiedete sich. Sie hatte jetzt Technik. Zum Glück wurden die nächsten beiden Stunden ruhiger und in Biologie hatte ich Jess und Tessa dabei, mit denen ich danach zum Lunch ging. Beide versuchten mir so viel es ging über alle Lehrer zu erzählen, damit ich wusste bei welchen ich aufpassen musste, oder ich mich zurücklehnen konnte. Ms Adams zählte definitiv zur 1. Sorte. „Was hast du jetzt? Tessa und ich haben jetzt Zeitsport. Das wird anstrengend. Mit Ms Ross ist kein Kirschenessen. Die jagt ein 10 Mal ums Feld und wundert sich danach, weshalb wir total erschöpft sind.Und zur Zeit haben wir Leichtathletik und dass ist gerade ihre Paradedisziplin.Die Olle spinnt", sagte Jess und verdrehte die Augen. Tessa stimmte ihr nickend zu. „Ich habe jetzt Kunst bei Ms Preston und danach dann einen Freiblock und dann das 1. Mal Training", sagte ich missmutig. Eigentlich freute ich mich immer auf das Volleyballtraining, jedoch würde ich jetzt ein völlig neues Team kennen lernen. „Ach, dass schaffst du. Ich mein, Freya ist ja da. Auf sie hören alle. Wenn sie sagt, die anderen sollen dich mögen, dann tun sie es auch",versuchte mich Tessa aufzumuntern. Gerade als sie sich zum Sportunterricht verabschieden wollten, warnte mich Jess noch: „Pass bei Ms Preston auf! Die gute alte Frau hat sie nicht mehr alle!" Na, da war ich ja total beruhigt. Doch Jess hatte Recht, denn Ms Preston war wirklich etwas gruselig. Sie spazierte immer durch den Raum und erzählte Geschichten aus ihrer Jugend, die manchmal ziemlich absurd waren. Einmal sah sie mir sogar über den Rücken und meinte, ich hätte wirklich künstlerisches Talent, dabei hatte ich gerade einmal einen Strich gezeichnet.
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