Pünktlich um 19 Uhr stand Grayson vor meiner Tür.„Komm rein", sagte ich und er folgte mir in die Wohnung. Lynn war immer noch auf der Krankenstation und Jessy und Tessa waren sowieso fast nie da, weshalb wir die Wohnung für uns hatten. „Ich habe Chips und Schokolade mitgebracht",sagte Grayson und hob eine Tüte hoch. „Sind wir nicht hier um Mathe zumachen?", fragte ich ihn und grinste. „Das dient der Belohnung", meinte Grayson und setzte sich an den Tisch. Er nahm sich meinen Hefter und sah ihn sich an.„Ach ja, die 10. Damals war es noch so einfach", sagte er und gab ihn mirzurück. „Für dich ist es einfach. Für mich eher nicht so". Ich zeigte ihm meine Hausaufgaben, die wir zusammen lösten. „Hast du schon mal überlegt Lehrer zu werden? Du bist echt gut", fragte ich ihn und er schüttelte den Kopf. „Nee. Ichhabe keine Lust mich mit kleinen Kindern abzugeben, die nichts verstehen".„Aber ich bin doch auch ein kleines Kind, das kein Mathe versteht", sagte ichgespielt gekränkt. Er rollte mit den Augen. „Du bist 16 Jahre alt und außerdem bist du süß". Wir sahen uns in die Augen und ich wurde rot. Grayson räuspertesich und wir wandten uns schnell wieder den Aufgaben zu. Zwischendurch aßen wir die Chips und die echt leckere Schokoladentafel. Als ich auf die Uhr sah,erschrak ich. Es war schon 21 Uhr. „Ich denke, es wird langsam spät und ich muss morgen sehr früh raus", sagte ich zu Grayson. „Ja, denke ich auch.Hoffentlich konnte ich dir helfen und viel Glück morgen beim Spiel", antworteteer und ich begleitete ihn zur Tür. „Gute Nacht", sagte er und gab mir einenleichten Kuss auf den Scheitel. „ Schlaf du auch schön", erwiderte ich undmachte die Tür zu. Wow, dieser Abend war echt merkwürdig gewesen! Ich machtemich schnell bettfertig und schlief auch fast augenblicklich ein. Die Wochehatte mich echt erschöpft.
„Och, nee! Hast du nicht eine eigene Wohnung?!",beschwerte sich Jayden, als er am Abend durch die Tür trat. „Du bist einfachimmer hier!" Er zog seine Regenjacke aus und hängte sie ins Bad zum Trocknen. Coleund ich saßen auf der Couch und sahen uns einen Film an. „Ja, ich habe aucheine eigene Wohnung, aber es lohnt sich allein sich hier zu treffen um deingenervtes und kindliches Verhalten zu beobachten, wenn du mich siehst", sagteich spöttisch und griff nach dem Popcorn. Ich war noch völlig erschöpft vomSpiel heute Mittag. Wir waren Gruppenzweiter geworden und konnten sehrzufrieden mit uns sein. „Bist du etwa eifersüchtig Jayden, dass ich soviel Zeitmit deiner Beachpartnerin verbringen darf?", fragte Cole ihn. „Ganz sicher nicht! Du kannst auch gern mit ihr beachen, wäre mir sogar recht. Mir geht esnur auf die Nerven, dass sie die ganze Zeit hier herumhängt", meinte Jaydenehrlich und ich spürte einen kleinen Stich im Herzen. „Jayden, du bist so einArschloch", meinte Cole und drückte mich. „Höre nicht auf ihn", flüsterte ermir zu und ich nickte. Warum konnte es Jayden nicht einfach lassen? Er verzogsich zum Glück in sein Zimmer, sodass wir wieder ungestört sein konnten. „ Dudarfst es ihm nicht übel nehmen, er ist einfach so. Er ist wie Darcy aus 'Stolzund Vorurteil'", sagte Cole. „Dann bist du wie Mr. Bingley. Und wer bin ichdann?", fragte ich verwirrt. „Das wird sich noch herausstellen", meinte Coleentschlossen.
Bevor ich ging, wollte ich mir noch ein Buch mitnehmen von Cole. Jaydenwar inzwischen wieder gegangen. Glücklicherweise, denn Cole und Jayden teiltensich ein Zimmer. Und dort stand auch das Bücherregal. „Kann ich mir das hierausleihen?", fragte ich und hielt ein Buch in die Höhe, doch Cole schüttelteden Kopf. „Das gehört Jayden und du wärst lebensmüde, wenn du ihn fragenwürdest", sagte er. „Jayden ließt?", fragte ich erstaunt. „Ja, sogar fast mehrals ich. Die Bücher in den letzten drei Regalen gehören ihm", antwortete er.Nie im Leben hätte ich gedacht, dass Jayden je ein Buch in die Hand nehmenwürde. Und erst recht kein Buch über das 19. Jahrhundert! Ich wandte mich denoberen drei Regalfächern zu und suchte mir ein interessantes Buch aus. „Ichwerde wahrscheinlich etwas mehr Zeit brauchen, da ja jetzt Prüfungszeit ist undich viel lernen muss", sagte ich zu Cole und der zuckte mit den Schultern.„Konnte ich mir schon denken. Und jetzt gehe lieber bevor Jayden wieder kommt.Er war sehr deutlich als er meinte, dass du um 10 verschwunden sein sollst".Wir verabschiedeten uns von einander und ich ging zurück zu meinem Zimmer, welchesnur ein paar Türen weiter lag. Ich legte mich ins Bett, doch konnte lange Zeitnicht schlafen. Zu viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum. Und diemeisten davon waren über Jayden. Seitdem wir freitags nicht mehr miteinandertrainierten, weil nicht mehr die Notwendigkeit bestand, hatte sich unserVerhältnis wieder verschlechtert. Doch das merkte ich erst jetzt. Vorher wollteich es mir nicht eingestehen. Ich dachte, nach dem Trainingslager würden wiruns besser verstehen, doch da hatte ich mich gewaltig getäuscht.
Am Sonntagwachte ich schon um 6 Uhr auf. Ich zog mir Laufsachen an und ging rüber zurMensa um etwas zu essen. Ich sah Leif und Grayson mit ihren Teamkameraden aneinem Tisch sitzen und nickte ihnen zu. Schnell aß ich meinen Apfel. Gerade alsich aufstehen wollte, kamen Leif und Grayson zu mir an den Tisch. „Morgen",sagte ich. „Morgen. Wir haben uns etwas überlegt", sagte Grayson und lächeltemich an. „Aha, und was?" „Wir dachten daran so einen Geschwisterausflug in dieStadt zu machen. Also, Grayson und Freya und du und ich", erklärte Leif. „Undwas machen wir da?", fragte ich erneut. „Ins Kino gehen und anschließend Pizzaessen", antworte Grayson. „Also, was hältst du davon?". „Ich bin dabei. Ehrlichgesagt kommt es mir so vor, als ob ich sowieso keine Wahl habe". „Hast du auchnicht. Also, bis Samstag. Wir sehen uns", sagte Leif und drehte sich um.Grayson folgte ihm. Das würde ja was werden! Grayson mochte ich und Freya... naja auch. Sie war halt ziemlich einschüchternd und ihr schien es nicht zugefallen, dass ich soviel Zeit mit ihrem Bruder verbrachte. Und dann war da jaauch noch Leif. Der wohl inkompetenteste Bruder der Welt. Was konnte da schonschief gehen?
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