28. Kapitel


„Ich hasse dieses Wetter!", beschwerte sich Lynn. Wir saßen in der Bibliothek, ein eigenstehendes Gebäude mit einer großen Glasfront. In kuscheligen Decken eingewickelt versuchten wir zu lernen, doch dafür war das Spektakel draußen viel zu spannend. Die Jungenmannschaft veranstaltete ihr Fußballtraining trotz heftigem Regen draußen. Jetzt liefen sie schon die dritte Runde an der Bibliothek vorbei. 

„Für mich wäre das nichts. Ich bin froh, dass man Handball in der Halle spielte", sagte Lynn und ich stimmte ihr zu. „Nach einiger Zeit gewöhnt man sich an die Nässe und Kälte", meinte Tessa, die uns zugehört hatte. „Du vielleicht. Ich nicht", entgegnete Jessica. Ich erkannte Leif beim Laufen, also musste auch Grayson dabei sein. Wir hatten seit den Weihnachtsferien noch nicht miteinander gesprochen. Bald standen Prüfungen an und jeder versuchte eine gute Balance zwischen Training und Lernen zu finden. Morgen würde ich mit Cole lernen, denn Law war für mich immer noch ein Rätsel. Zum Glück hatte er dort echt den Durchblick und war geduldig mit mir. 

„Na?", begrüßte uns Charlie und setzte sich zu uns. Sie war total nass und ihre Haare trieften. Sie holte ein Handtuch aus ihrem Rucksack und trocknete sich ab. „Ich glaube ich werde krank", sagte sie und musste niesen. Lynn reichte ihr ein Taschentuch und Charlie bedankte sich. Ich konzentrierte mich wieder auf meine Notizen und versuchte zu lernen. 

Am Dienstag hatte ich Beachtraining und war gespannt was Mathilda uns sagen wollte. „Guten Tag erstmal. Ich hoffe ihr seid bei diesem Wetter nicht zu unmotiviert. Wir haben jetzt endlich den Plan für das Beachtrainingslager fertig und dieses Jahr wird es nach Spanien gehen", erzählte Mathilda und wir jubelten. „Sommer, Sonne und Strand. Was will man mehr?", sagte Megan. Eine ganze Woche mit Jayden, was konnte da schon schief gehen? Er hatte mich zwar akzeptiert, doch ich hatte trotzdem noch das Gefühl, dass er mich als minderwertig ansah. „Wir werden das Trainingslager gleich mit einem Turnier verbinden, welches dort zur selben Zeit stattfindet", fügte Mathilda noch hinzu. „Das rocken wir", sagte Megan zu Charlie und sie grinsten sich an. Auch Cole und Alex schienen sich zu freuen. Für mich würde es das erste Turnier mit Jayden werden. „Ihr habt noch genug Zeit euch darauf vorzubereiten, schließlich ist das Trainingslager erst Anfang März". 

Nach dem Training hetzte ich zu Law. Cole folgte mir und erklärte mir noch einmal alle wichtigen Sachen. „Ich werde den Test total verhauen", sagte ich schlecht gelaunt. „Ach Quatsch! Du hattest mich als Lehrer, da wirst du definitiv super sein", meinte Cole. „Deinen Optimismus möchte ich auch haben", murmelte ich und setzte mich auf meinen Platz. Ich war froh, als ich den Test abgeben konnte. „Hoffentlich verliert der Lehrer ihn ausversehen", flüsterte ich. „Ach komm, du warst gar nicht so schlecht", meinte Cole und lächelte. „Woher willst du das wissen?", fragte ich, nicht ohne Misstrauen. „Sagen wir mal so, ich war ein bisschen früher fertig und habe dein Blatt überflogen", meinte er leichtfertig. „Du hast abgeschaut!", sagte ich leise. „Ich habe nichts von dir abgeschrieben, sondern nur deine Antworten kontrolliert. Und die sahen gar nicht so schlecht aus". „Cole, du bist unmöglich", sagte ich und konnte nur den Kopf schütteln. Wenigstens hatte ich jetzt ein besseres Gefühl. 

Am Mittwoch machte ich mich rechtzeitig auf zum Training. Eigentlich hatte ich Hausaufgaben in meiner freien Zeit machen wollen, doch ich musste Lynn zur Krankenschwester bringen, weil ihre Stirn geglüht hatte und sie sich auf der Toilette übergeben hatte. Und danach hatte ich keine Lust mehr auf Trigonometrie gehabt. Auch Charlie war krank geworden und würde heute beim Training fehlen. In der Halle saßen nur Mira und Kira, die sonst immer die letzten waren. „Hey", sagte ich zur Begrüßung und gesellte mich zu ihnen. Wenig später kamen Cole zusammen mit Jayden, Luke und Theo. „Alex ist krank", sagte Jayden und wir stöhnten auf. Gerade ich war abhängig von Alex, der mich immer unterstützte. Ganz im Gegenteil zu Jayden, der sonst nur an mir rummeckerte und es heute ganz sicher wieder tun würde. „Freya auch", meinte Maxe und es wurde schon wieder aufgestöhnt. Toll, beide Kapitäne nicht da! „Wahrscheinlich haben die sich gegenseitig angesteckt. Ich habe sie letzten erst rumknutschend in unserer Wohnung erwischt", meinte Jayden abwertend. „Das spielt jetzt keine Rolle", sagte Maxe laut, „Jedenfalls ist Mathilda auch krank, also darf ich heute alle zusammen trainieren". Schon gestern schien Mathilda etwas angeschlagen, doch ich hatte mir nichts bei gedacht. Trainer waren doch nie krank. Oder wohl eher die strengen. Das war wie bei Lehrern, manche wollten einfach nicht krank werden! Auch Ella und Bennett, der blonde Libero mit den blassgrünen Augen, waren krank. „Ist ja auch eine blöde Mischung zurzeit. Nicht nur, dass wir einen Haufen Arbeiten schreiben müssen, nein, auch beim Training müssen wir jetzt Höchstleistungen erbringen und dazu noch das echt miese Wetter. Kein Wunder, dass die halbe Schule krank ist!", beschwerte sich Dylan und schnaubte. Ich konnte ihm da nur zustimmen. Warum im tiefsten Winter die Prüfungen schreiben lassen? Ich würde mich mit Husten und Schnupfen jedenfalls nicht aufs Lernen konzentrieren können. Zum Glück war ich nicht krank. Noch nicht! Nach dem Aufwärmen teilte uns Maxe in 3 Mannschaften mit je 6 Spielern ein und ließ immer zwei Mannschaften bis 15 Punkte gegeneinander spielen. Die übrig gebliebene Gruppe machte solange Übungen, wie gegen die Wand pritschen. Trotzdem es heute nicht so anstrengend gewesen war, war ich fix und fertig. Ich duschte und machte schnell meine Hausaufgaben. Lernen würde ich nach dem Essen.

„Na?", begrüßte mich Grayson und setzte sich zu uns Volleyballern an den Tisch. Ich stach lustlos in meinem Salat herum und sah nun hoch. „Ich hatte ein bisschen mehr Begeisterung erwartet, wenn du mich siehst", sagte er gespielt gekränkt. „Juhu, Grayson! Schön dich zu sehen", sagte ich lustlos und wandte mich wieder dem Essen zu. „Gerade Mathe gemacht?", fragte er mich und ich nickte. „Wenn du Probleme hast, kann ich dir gerne helfen. Ich mag Mathe",schlug er vor. Ich denke nicht, dass du Zeit für Nachhilfe hast. Du musst auch Prüfungen schreiben und musst für die Sichtung im Februar trainieren". „Das bekomme ich auch so hin. Wie wäre es mit Freitagabend? Samstag hast du bestimmt ein Spiel und ich am Sonntag." „Na gut", sagte ich und brachte ein Lächeln zustande. „Das ist mein Mädchen", sagte er und drückte mich kurz. „Hey, lass die Finger von meiner Schwester", sagte eine tiefe Stimme hinter uns. Leif. Ersetzte sich auf die andere Seite von mir. „Wird das hier etwa ein Fußballtisch?!", murmelte Megan genervt, die gegenüber von mir saß. „Halt doch einfach deinen Mund, Maike", sagte Leif. „Megan!", fauchte Megan wütend und stand auf. „Das lasse ich mir nicht bieten!", sagte sie noch leise, ließ ihre Haare herum schwingen während sie sich umdrehte und verließ entrüstet den Tisch. „Musste das sein?", fragte ich meinen Bruder und er zuckte mit den Schultern. „Manche Mädchen sind einfach viel zu empfindlich", meinte er. „Was machst du eigentlich hier?", fragte ich ihn neugierig. „Ich möchte Zeit mit meiner lieben Schwester verbringen", sagte er und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf. Ja, na klar. Wer es glaubt! „Was willst du wirklich?", fragte ich ihn ernst. „Ich habe Grayson gesehen und da ich sowieso noch eine Spieltaktik mit ihm besprechen muss, habe ich mich dazu gesetzt". Die Jungs fingen an über Fußball zu reden und ich seufzte. Schnell aß ich meinen Salat auf und stand hoch um zu gehen. „Bis Freitagabend", sagte Grayson zum Abschied und ich nickte. 

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