14. Kapitel

Diesen Samstag hatten wir unser 1. Spiel und die Nacht davor konnte ich nicht schlafen. Ich wälzte mich unruhig hin und her, bis ich beschloss, dass es nichts brachte. Ich stand auf, nahm meine Decke und setzte mich auf die Couch im Wohnzimmer. Ich schaltete den Fernseher an und schaltete durch die Kanäle. Es war schon nach 23 Uhr und um diese Zeit lief kaum noch etwas. Zum Glück hatte Lynn Netflix und ich sah mir meine Lieblingsserie an. Ich war so vertieft in die Serie, dass ich Lynn gar nicht bemerkte. 

„Aufgeregt wegen morgen?", fragte sie mich und ich schrie leise auf. Lynn stand an der Wand gelehnt und musste sich ein Lachen verkneifen. Sie kam zu mir und setzte sich neben mich. „Ich habe echt Angst vor morgen. Was ist, wenn ich etwas falsch mache? Und ich habe noch nie mit ihnen wirklich gespielt und weiß nicht wie sie als Mannschaft funktionieren. Ich hätte gerne noch Ein bisschen mehr Zeit gehabt", sagte ich und pausierte die Folge. „Ich kenne das. Jeder hat das am Anfang, aber du musst dir keine Sorgen machen. Die anderen werden dir nicht gleich den Kopf abreißen, wenn du einen Fehler machst. Wenn du erst einmal auf dem Feld stehst, wird die Nervosität wie weggeblasen sein", versuchte Lynn mich zu beruhigen. „Ich weiß, aber trotzdem. Ich habe Angst, dass sie denken, dass ich total schlecht bin", sagte ich und sah Lynn an. „Wenn du schlecht wärst, wärst du nicht hier. Hier sind die besten der besten. Die Elite. Und du gehörst dazu. Du hast keinen Grund zu denken, dass du schlecht bist. Beim Training hat es doch auch keiner gesagt. Kopf hoch, Trikot richten und weiter spielen", meinte sie und schubste mich an. „Du hast ja recht", stimmte ich ihr zu und sie sagte: „Los, gehen wir ins Bett. Wenn du jetzt nicht schläfst, spielst du morgen wirklich schlecht." Ich schaltete den Fernseher aus und folgte ihr zurück ins Zimmer. Schnell kontrollierte ich, ob ich den Wecker gestellt hatte und schlief danach fast augenblicklich ein.

Am nächsten Morgen stand ich pünktlich um 6 Uhr auf. Meine Mitbewohnerinnen schliefen alle noch, weshalb ich mich leise anzog. Danach ging ich die Mensa, die um diese Uhrzeit ziemlich leer war. Nur hier und da saßen vereinzelt ein paar Schüler, die wahrscheinlich nun auch ein Spiel hatten oder einfach Frühaufsteher waren. An einem Tisch saß schon mein Team. Jedoch aßen alle schweigend, obwohl sonst immer ein riesiges Getümmel um unseren Tisch herum war. Die anderen Mädchen begrüßten mich alle leise und ich setzte mich zu Charlotte. „Ist es immer so still vor dem Spiel?", fragte ich sie und Charlotte nickte. „Früh müssen erst einmal alle in Schwung kommen. Im Bus schlafen dann auch die meisten. Dafür drehen wir auf dem Spielfeld und auf der Rückfahrt richtig auf", sagte sie und rührte in ihrem Müsli herum. Ich nahm mir den Rat der Ärztin zu Herzen und aß zusätzlich zu meinem Brot noch eine Aprikose.

Nach und nach kamen noch die restlichen Teammitglieder, wie Bailey und Audrey. Audrey wirkte neben Bailey richtig klein. Obwohl jeder neben Bailey klein aussah. Als jeder fertig war, standen wir auf und jeder ging wieder kurz in sein Zimmer. Ich machte mich fertig, überprüfte meine Tasche und ging dann zu unserem Treffpunkt am Parkplatz. Unsere Schule hatte eine Reihe an eigenen Bussen, die uns zu unseren Turnieren fuhren. Als wir alle vollständig waren, fuhren wir mit Max und Björn, dem Trainerassistenten, zum Spiel nach Windsor. Wir fuhren fast eine Stunde und in dieser Zeit nickte ich andauernd ein. Wie Charlotte sagte, schliefen die meisten und es war sehr still. Das einzige Laute war die Musik aus dem Radio.

Als wir ankamen, gingen wir in die Turnhalle und zogen uns um. Freya verteilte die Trikots. Wir spielten mit zwei verschieden Trikotsätzen. Einmal schwarz und einmal dunkelblau. Freya rief die Nummern auf und der, der sie trug, hob die Hand. Am Ende kam sie zu mir und sagte: „Du kannst dir aus den restlichen Trikots welche heraussuchen. Welche Nummer hattest du vorher?" „ Ich hatte die 6, wenn es die noch gibt, würde ich sie nehmen", sagte ich und sah in die Trikottasche. „Da hast du Glück, die 6 gibt es noch", meinte sie und warf mir die beiden Trikots zu. Ich lächelte erleichtert und zog mich weiter um. Jeder von uns hatte auch ein Einspiel T-Shirt mit seinem Namen, welches ich nun anzog. Insgesamt waren wir 5 Mannschaften, sodass wir gegen alle Mannschaften spielen mussten. 

Nachdem wir uns aufgewärmt hatten, ging es an die Bälle. Nachdem wir uns eingespielt hatten, zogen wir uns unsere Trikots an und Max rief uns zu sich. Auf seinem Brett schrieb er die Stammaufstellung, die aus Freya und Bailey als Mittelblock, Charlotte und Lena als Außenangriff, Chloe als Zuspieler und Mira als Diagonal bestand. Als Libero schickte Max zuerst Ella aufs Feld. Wir anderen positionierten uns am Spielfeldrand und feuerten die anderen an. Es lief leider nicht so gut und Max reichte es irgendwann. Die Annahme klappte einfach nicht und Max rief wütend: „ Marlene, los, tausche mit Ella." Den Libero durfte man einfach so auswechseln, sodass wir so nicht das Spiel unterbrachen. Ella lief zu uns und blieb neben mir stehen. „Am Anfang läuft es bei uns nie wirklich. Wir müssen erst einmal warm werden", sagte sie und rang erschöpft nach Luft. Marlene machte den Job etwas besser als Ella und endlich beruhigte sich Max einwenig. Marlene schien anscheinend immer im Hintergrund zu bleiben. Sie war sehr klein, blond und ziemlich blass, sodass sie Einbisschen wie ein Vampir aussah. Sie sagte fast nie etwas und Charlotte hatte mir erzählt, dass sie eigentlich erst in der 8. Klasse war, sie aber, weil sie so gut war, bei uns spielte.

Den 1. Satz gewannen wir knapp und Max meckerte mit dem Team vor Beginndes 2. Satzes. „Ihr müsst endlich aufwachen! Die meisten Punkte machen siedurch unsere Fehler. Ihr müsst euch konzentrieren, verstanden?", sagte er wütendund wir nickten. „Zum Anfang möchte ich die Aufstellung etwas ändern. Elsa, dukommst für Lena aufs Feld", sagte er und Lena wollte protestieren: „Aber Maxe,dass kannst du doch nicht machen..." „Was habe ich euch gesagt? Keine Widerworte!Lena, du bist ganz sicher nicht die beste auf dem Feld, also halte dich zurück.Elsa ist gut und ich denke, dass dadurchfrischer Wind in die Mannschaft kommt", unterbrach Max Lena und diese sah ihnböse an. Ich war ziemlich nervös, doch Charlotte meinte: „Lächle mal. Es siehtja aus, als ob du zu deiner Hinrichtung gehst. Ich vertraue dir, du schaffstdas." 

Der 2. Satz begann und ich konzentrierte mich auf das Spiel. Zuerstspielte Chloe vorrangig Freya und Mira an. Am Anfang war es für michverständlich, doch dann nervte es ziemlich. Ich fühlte mich ziemlich nutzlos.Als ich dann endlich mal einen Ball bekam, war ich so überrascht, dass ich ihnverhaute. Die Laune auf dem Spielfeld sank spürbar mit jeder Sekunde. Jedergiftete sich gegenseitig an, wodurch wir nur noch schlechter spielten. Dannnahm Maxe endlich eine Auszeit. „Wollt ihr mich verarschen? Diese Mannschaft istganz sicher schlechter als wir und trotzdem führen sie! Ihr benimmt euch wiekleine Kinder. Wenn der Punkt weg ist, dann müsst ihr keinen Schuldigen suchen.Ihr seid ein Team! Und Chloe, spiele Elsa bitte mehr an. Wenn sie mehr Bällebekommen würde, lief es vielleicht auch besser", sagte er und schickte unszurück aufs Spielfeld. „Elsa verwirrt uns alle nur. Was denkt sich Maxe nurdabei, sie aufs Feld zu stellen. Wir haben viel bessere Spieler", hörte ichdann Chloe zu Mira flüstern. Ich versuchte es zu ignorieren. Leider lief esauch danach nicht besser und Max wechselte Kira für Mira ein. Danach folgteAudrey für Chloe. Audrey spielte eigentlich Außen, doch durch die Personalnotauch ersatzweise Zuspieler. Als letztes wechselte er noch Megan für Bailey ein.Erst dann lief es und wir holten auf. Mit Audrey als Zuspielerin kam ich vielbesser klar und schon bald führten wir. Audrey spielte oft zu mir und ichversenkte viele Bälle im Feld. Wir jubelten und die schlechte Laune von vorhinwar vergessen. 

„Na ging doch", meinte Max nur zum Schluss und klatschte uns ab.„Hey, können wir kurz mit dir reden?", fragte mich Chloe, Lena stand neben ihr.„Ok, was wollt ihr?", fragte ich erstaunt. „Wir wollen uns entschuldigen. Ichdenke du hast gehört was ich gesagt habe und es war falsch von mir. Ich warfrustriert und habe nicht nachgedacht. Du bist echt gut. Es tut mir leid",entschuldigte sich Chloe und Lena fügte hinzu: „Mir tut es auch leid. Ich denkejetzt muss ich mich erst recht anstrengen, weil ich eine Konkurrentin aufmeinem Niveau habe". „ Ich kann euch verstehen. Jetzt ist ja alles gut und ihrhabt euch entschuldigt und das sagt schon eine Menge über euch aus", sagte ich und umarmte beide. Auch die restlichen Spiele gewannen wir. Die meiste Zeit stand ich jedoch draußen, nur ab und zu wurde ich eingewechselt. Doch damit hatte ich kein Problem. Ich war neu und musste mich erst hocharbeiten. 

Auf der Rückfahrt gab unsere Mannschaft die Lieder im Radio zum Besten. „ Komm, mache auch mit", versuchte mich Charlotte zum Mitmachen zu animieren. „Ich bin nicht die beste Sängerin. Ich höre lieber zu", versuchte ich mich zu drücken. „Ach,bitte. Das macht so viel Spaß", sagte sie und sang wieder mit. Irgendwann ließ ich mich auch mitreißen und trällerte mit. Ich fühlte mich wieder ein Stück mehr Zuhause. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top