13. Kapitel
Mein Arzttermin war am Freitag.
Vor der Blutabnahme hatte ich Zeitsport und wir hatten gerade Weitsprung.
Da es regnete, mussten wir in die Leichtathletikhalle, in der uns eine Weitsprunganlage zur Verfügung stand. In Leichtathletik war ich schon immer gut gewesen, gerade weil mein Vater Leichtathlet war. Schon als Kind hatte ich in einem Verein trainiert und wäre ich nicht zum Volleyball gekommen, wäre ich bestimmt Leichtathletin geworden. Locker sprang ich meine 4 m und meine Klassenkameraden staunten nicht schlecht. Selbst unser Sportlehrer Mr. Kober lobte mich.
„ Das ist echt unfair. Ich streng mich hier so an die 4m zu erreichen, und du schaffst das mit einer Leichtigkeit", jammerte Lynn nach der Stunde in der Umkleide. „Das liegt mir halt im Blut. Ich kann nicht anders", sagte ich und zuckte mit den Schultern. Nach dem Sport hatte ich zwei Stunden Zeit bevor Law anfing. Dienstags hatte ich kein Training und hatte so Zeit alle Hausaufgaben zu machen. Doch heute musste ich zuerst mir kurz Blut abnehmen lassen, was aber schnell über die Bühne ging. Die Schule hatte ein eigenes kleines Gebäude in dem die Ärzte und die Physiotherapie untergebracht waren. Durch einen Bänderriss im Sprunggelenk des linken Knöchels hatte ich selber schon oft Physiotherapie in Anspruch nehmen müssen. Hoffentlich in nächster Zeit nicht mehr.
Danach setzte ich mich in unser Zimmer zu Lynn und wir machten gemeinsam Hausaufgaben. „ Wir wiederholen gerade Imperfait in Französisch und ich hasse es. Schon letztes Jahr habe ich es total verhauen. Ich mein hallo, was ist der Unterschied zwischen Imperfait und passé composé?", regte sich Lynn auf und barg ihren Kopf in ihren Händen. „Ich hatte in Deutschland Latein, also kann ich da nicht mitreden, aber ich weiß wie schlimm die Grammatik sein kann", stimmte ich ihr zu und linste auf ihr Blatt. Lynn hatte tausendmal alles durchgestrichen und wieder neu hingeschrieben, sodass man nichts mehr wirklich lesen konnte. „Für dich ist Deutsch ja ein klacks! Das muss dir doch vorkommen, wie als ob du in der 1. Klasse bist. Ich würde mir total komisch vorkommen, wenn ich in Deutschland Englisch machen müsste", sagte Lynn und seufzte.
„Es geht eigentlich. Natürlich ist es ziemlich einfach, aber manches habe ich auch noch nie gehört, was sie da im Unterricht dran nehmen", erklärte ich und konzentrierte mich wieder auf Englisch. Ich war echt froh, dass sie Englisch auch als zweite Sprache anboten, sonst wäre ich sicher nicht mitgekommen. In meinem Kurs waren wir jedoch nur 10 Leute, wobei in unsere Klassenstufe ca. 80 Leute waren. Für jede Sportart gab es in der 5. Klasse eine genaue Vorschrift wie viele Sportler auf die Schule durften. Mit der Zeit kamen dann welche hinzu oder gingen ab. Fußball wurde von unserer Schule am meisten gefördert, auch weil es dort die größten Chancen auf Erfolg gab. Somit durften auch mehr Fußballer die Schule besuchen.
Am Nachmittag ging ich dann mit Tessa zu Law.
Sie redete immer noch ziemlich wenig mit mir, doch ich hatte mich damit abgefunden. In den meisten Fächern saß ich allein oder neben meinen Mitbewohnerinnen. Ab und zu auch neben ein paar Volleyballerinnen, wie Charlotte. In vielen Fächern hatten wir auch Gruppentische, wobei ich dort eher neben fremden Schülern saß. In Law saß ich auch alleine. Tessa saß bei ihren Fußballfreundinnen und von den Volleyballerinnen, die den Kurs besuchten, kannte ich niemanden richtig.
Ich wusste, dass Bailey, eine riesengroße braunhaarige Volleyballerin aus meinem Team, hier im Kurs war, doch sie hatte schon eine Sitznachbarin. Ich hatte mit Bailey noch nicht geredet, da sie eher mit Audrey und Lena zusammen saß. Und mit den beiden hatte ich auch keinen wirklichen Kontakt. Über Bailey wusste ich nur, dass sie Mitte spielte, was bei ihren fast 2m Körpergröße nicht sehr verwunderlich war. Beim Training fand ich, wirkte sie ab und zu Einbisschen klobig, jedoch war sie auch echt gut und musste überhaupt nicht springen.
Gerade als wir mit dem Unterricht anfangen wollten, kam noch ein Junge in die Klasse und sah sich um. Sein Blick blieb bei mir hängen und ich ahnte böses. Da setzte er sich auch schon in Bewegung und steuerte auf meinen Tisch zu. „Äh, hi. Du bist doch Elsa, oder?", fragte er mich und fuhr sich nervös durch seine blonden Haare. „Ja, die bin ich. Kennen wir uns irgendwo her?", fragte ich ihn. Ich hatte ihn schon einmal gesehen, doch wusste ich nicht von wo. „Ich bin Cole. Wir haben mittwochs gemeinsam Training. Ich spiele auch Volleyball, auch Außen um genau zu sein", erklärte er. „Tut mir leid, ich muss mir im Moment so viele neue Gesichter merken, da vergesse ich das ein oder andere", entschuldigte ich mich und rutschte nervös auf dem Stuhl hin und her. „Ich wollte eigentlich nur fragen, ob ich mich vielleicht neben dich setzten kann. Eigentlich sitze ich da, wo du jetzt sitzt, aber ich war letzte Woche Dienstag nicht da, weil ich einen Termin hatte", sagte er und ich wurde rot. Ich nickte hektisch und zog den Stuhl vom Tisch weg, damit er sich setzten konnte. „Ich hoffe es stört dich nicht, dass ich neben dir sitze. Wenn du willst, kann ich mich auch woanders hin setzten", fing ich an, doch er unterbrach mich: „Ist wirklich kein Problem. Es war sowieso Einbisschen einsam hier hinten."
Während des Unterrichts hatten wir leider nicht so viel Zeit uns zu unterhalten, jedoch erfuhr ich, dass er schon seit der 5. Klasse hier war und im Beachkader spielte. Auch meldete er sich oft im Unterricht und erklärte mir eine Aufgabe, wenn ich sie nicht verstand.
Am Freitag hatte ich dann meinen 1. Arzttermin und war mächtig aufgeregt. Vorher war ich noch nie im Ärzte-Haus, wie alles es nannten, gewesen und war positiv überrascht. Der Flur war bunt gestaltet und es sah überhaupt nicht nach Arzt aus. Als ich endlich dran war, begrüßte mich eine jung aussehende Ärztin. Ich nahm mein Sportarmband ab und gab es ihr. In dem Sportarmband war ein Chip, den die Ärztin in ein Lesegerät steckte, welches die Daten auswertete. Zuerst wurden grundlegende Untersuchungen gemacht. Sie betastete meine Wirbelsäule und sie untersuchte meine Augen. Zum Glück fand sie nichts Auffälliges. Dann wertete sie mit mir das Armband und die Blutwerte aus.
„Du hast einen leichten Vitamin A Mangel. Du solltest darauf achten, dass du dich ausgewogen ernährst und damit alle wichtigen Nährstoffe aufnimmst. In nächster Zeit solltest du eher Karotten, Käse, Butter, Brokkoli und Aprikosen zu dir nehmen", erklärte sie und ich nickte. „ Dafür sind deine anderen Werte top. Auch die Daten auf dem Armband sind nur positiv. Du schläfst genug und machst genug Sport. Aber du solltest darauf achten, dass du es nicht übertreibst. Viele Sportler wollen gerade am Anfang richtig loslegen, achten dabei aber nicht auf ihren Körper. Wir wollen keine Sportler, die schon in jungen Jahren kaputt sind. Zwar warst du auch schon vorher auf einer Sportschule, was es dir hier leichter macht, aber trotzdem trainierst du hier viel intensiver. Du wirst in nächster Zeit noch mehr Muskeln aufbauen, weshalb du genug essen solltest. Hungernde Mädchen sind hier fehl am Platz. Deine Handgelenke werden im Moment besonders beansprucht, komme also sofort zu mir, falls du Schmerzen haben solltest. Und hier steht, dass du einen Bänderriss im linken Knöchel hattest", fuhr sie fort. Auch dieses Mal nickte ich. „Hier steht, dass du eine Schiene zur Unterstützung tragen sollst. Trägst du sie denn regelmäßig?", fragte sie mich. „Ja, bei jeder Art von Sport, egal ob Sportunterricht oder Volleyball", sagte ich und fügte noch schnell hinzu: „Aber es tut nichts weh. Das tut es schon lange nicht mehr." „Ich möchte trotzdem noch einmal nachschauen. Kremple bitte deine Hose etwas hoch und lege das Bein auf die Liege", meinte sie und ich tat wie geheißen. Sie tastete meinen Knöchel ab und ich verspürte keine Schmerzen, weshalb ich kurz erleichtert seufzte.
„Wir sehen uns dann wieder in einem Monat. Mit deinem Fuß scheint alles in Ordnung zu sein. Denke daran, genug zu essen", sagte sie zum Ende und gab mir mein Sportarmband zurück. Es war komisch gewesen es gerade die ganze Zeit nicht um zu haben, denn sonst hatte man es 24 Stunden am Tag an, selbst beim Duschen. Ich verabschiedete mich von ihr und verließ das Haus.
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