12. Kapitel
Wir verließen das Internatsgebäude und Grayson führte mich zu den Fußballfeldern. Auf einem Feld weiter weg trainierten ein paar Leute, doch hier vorne war alles leer. Grayson ließ sich auf das weiche Gras fallen und ich setzte mich neben ihn.
„Also was machen wir jetzt?", fragte ich ihn und spielte mit den Kordeln meines Pullovers. „Weiß ich nicht. Lass uns erst einmal einfach ausruhen",antwortete er und legte sich hin. Ich legte mich mit meinem Kopf auf seinen Bauch, weil es so viel gemütlicher war.
Eine kurze Zeit blieben wir so stillliegen, bis ich sagte: „Hast du schon einmal über deine Zukunft nachgedacht?Möchtest du Fußballer werden?" Ich spürte wie er tief einatmete und schließlich sagte: „Ich glaube jeder denkt andauernd über die Zukunft nach. Fußballer zu werden, würde heißen, einen Kindheitstraum zu erfüllen, aber Sport ist nicht alles. Man hat kein geregeltes Einkommen und mit 30 oder 40 ist die Profikarriere sowieso vorbei. Ich bin nicht so verbissen darauf fixiert wie Leif, ich könnte mir auch gut vorstellen Arzt zu werden oder Lehrer." Ich wusste genau was er meinte, als Sportler hatte man keine Sicherheit und die Gefahr vor Verletzungen war groß. „Ich überlege auch in den sozialen Bereich zugehen. Oder so etwas wie Sportmanagment zu studieren", überlegte ich. „Bald kommen ein paar Talentscouts aus aller Welt, die sich nach Nachwuchsspielern umschauen. Vielleicht will mich dann jemand. Da wäre man ja bescheuert nein zusagen", sagte Grayson. „Du bist der Kapitän der Mannschaft, du bekommst ganz sicher ein paar Angebote. Wann kommen die Scouts denn?", fragte ich und richtete mich auf. Auch Grayson richtete sich auf und wir setzten uns gegenüber. „Anfang Februar, aber lass uns über etwas anderes reden. Die Jungs reden auch nur noch über das Testspiel, das nervt langsam", meinte er und sah mich an.
„Was schaust du mich so an? Habe ich irgendetwas im Gesicht?" „Nein,aber ich überlege gerade, dass ich noch niemanden mit so einer Haarfarbe gesehen habe. Sind deine Haare gefärbt?" „Nein, dass ist natur." „Sie sehen aus wie Kastanien im Herbst. Keine Ahnung wie ich das beschreiben soll. Sie sind einfach echt hübsch." „Deine Haare aber auch! In denen würde ich am liebsten den ganzen Tag herumwuseln", sagte ich geschmeichelt und fuhr ihm durch die Haare. „Hey, meine geliebten Haare", rief Grayson und zog sich seine Kapuze des Schulpullovers über den Kopf. Ich versuchte sie ihm wieder runter zu reißen,doch er stand auf und lief davon.
Ich folgte ihm, doch er war einfach zuschnell. „Das ist unfair!", jammerte ich und blieb japsend stehen. Grayson kam auf mich zu gejoggt und sagte: „Ich dachte du bist ein Sportler, da müsstest du doch fit sein". „Du bist aber ein Junge und viel trainierter als ich. Beim Volleyball laufen wir nicht ganz so viel", versuchte ich mich raus zu reden. „Mmh. Was hältst du davon Einbisschen zu kicken?", fragte mich Grayson. „Du meinst Fußball?" „Ne, weißte, ich mein Ballett. Natürlich Fußball. Ich habe den Schlüssel für den Ballschuppen". Ich nickte und wir gingen zu einem kleinen Holzhaus, welches in der Nähe des Fußballfeldes stand.
Grayson schloss die Tür auf und sagte: „Eigentlich ist das nur für das Training gedacht, aber es interessiert eh niemanden". Er suchte sich einen Ball heraus und wir gingen wieder zurück auf das Feld. „Wann glaubst du, werden Freya und Leif merken,dass wir nicht mehr da sind?", überlegte ich. „Ich vermute sie suchen schon nach uns. Es würde mich wundern, wenn sie solange streiten würden. Freya gewinnt bei Diskussionen immer, Leif wird da bestimmt schnell untergraben",sagte Grayson und balancierte den Ball auf seinem Kopf. Ich klatschte und versuchte ihm den Ball wegzunehmen, doch Grayson reagierte blitzschnell, nahm den Ball und schoss ihn ins weit entfernte Tor. „Das hätte ich nie hinbekommen,Respekt", sagte ich bewundernd und machte mich auf den Weg den Ball zu holen.
Grayson und ich schossen den Ball Einbisschen hin und her, ich eher schlecht als recht. Ich war noch nie ein großer Fußballfan gewesen und spielen konnte ich es erst recht nicht. Zum Glück ignorierte Grayson es zum größten Teil und sagte nichts dazu. Als wir grade abwechselnd versuchten das Tor zu treffen,hörten wir Stimmen.
„Unglaublich, dass ihr einfach abgehauen seid. Wir haben euch überall gesucht. Leif komm her, ich habe sie gefunden!", rief Freya und winkte Leif aus der Ferne heran. „Ihr habt euch gestritten und wir wollten nicht stören", sagte Grayson und nahm Freya entschuldigend in die Arme. Diese wand sich aber heraus und sah in trotzig an: „Ihr hättet auch eingreifen und mir helfen können". „Ihr wolltet, dass wir den Mund halten, also dachten wir,dass wir unerwünscht sind", fügte ich hinzu. Die Antwort konnte Freya dennoch nicht zufrieden stellen. Leif war währenddessen auch angekommen und nahm Grayson denn Ball ab: „Spielen wir jetzt oder nicht?"
Die Jungs fuhren zu Höchstleistungen auf und versuchten den anderen auszustechen. Schon bald gaben Freya und ich auf und sahen den beiden nur noch zu. „Ich verstehe immer noch nicht, was an Fußball so toll ist. Da läuft man so viel und faulen tut man auch. Beim Volleyball bin ich froh, dass ein Netz dazwischen ist", meinte Freya und ich stimmte ihr zu. Während die Jungs sich langsam anfingen zu raufen, gingen wir beide ganz gemütlich zu ihnen. „Lasst uns reingehen, es wird langsam spät",schlug Freya vor, doch Leif und Grayson schüttelten ihre Köpfe. Die beiden wollten den Wettkampf noch zu Ende ausführen. Also verabschiedeten wir Mädchen uns von den beiden und gingen wieder zurück.
Wie gefällt euch die Geschichte bisher? Denkt ihr Grayson und Elsa kommen noch zusammen?
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