Prolog
„Kommst du mit zum Strand, Mäuschen?", fragte mich meine Mutter. Ich sah von meinem Handy auf. „Ja, warte. Ich ziehe mich nur schnell um". Seit einer Woche waren wir jetzt schon in Frankreich. Sonne, Strand und ein gemütliches Ferienhaus. Ich genoss die freie Zeit richtig, auch wenn ich unentwegt Kontakt zu meinen Freunden aus England pflegte. „Das kann sich doch jetzt nur um Stunden handeln", maulte Leif, der sich genervt wieder hinsetzte. Meine Mutter rollte die Augen: „Dich hält niemand ab alleine zum Strand zu gehen. Du bist alt genug". „Alt ja. Aber reif?", warf ich ein, was mit einem bösen Blick von Leif quittiert wurde. Ich ignorierte ihn und ging hoch in mein Zimmer. Eine halbe Stunde später waren wir dann am Strand, der nur 100 m von unserem Ferienhaus entfernt war. Mein Dad und meine Mutter bauten die Strandmuschel auf und ich den Sonnenschirm. „Kommst du mit ins Wasser?", fragte mich mein Bruder. „Nein, noch nicht. In einer halben Stunde oder so. Noch ist mir nicht nach Abkühlung", erwiderte ich und legte mich auf mein Strandtuch. „Langweiler", rief mir Leif noch zu, bevor er in den Wellen verschwand. Nicht weit von unserem Platz entfernt spielten ein paar Leute Beachvolleyball. Schon ein paar Mal hatte ich mitgespielt, doch heute hatte ich nicht so viel Lust darauf. Man musste sich schließlich auch irgendwann mal ausruhen. Deswegen holte ich auch mein Buch hervor und begann zu lesen. Ich wusste, dass Leif später dazu noch einen blöden Spruch machen würde, doch das war mir zum Glück vollkommen egal. Ich hatte gerade die ersten Seiten gelesen, als mein Handy piepte. Meine Mutter sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an...jaja kein Handy am Strand. Ich sah auf das Display und konnte kaum glauben, wer mir geschrieben hatte: Jayden. „Hey Elsa. Ich hoffe du genießt die Sonne in Frankreich und erholst dich schön. Cole und ich haben auch gutes Wetter und fahren häufig mit dem Boot raus. Ich weiß, dass das jetzt überraschend kommt, aber ich wollte dich fragen, ob du nicht Lust hast, die letzten 2 Wochen vor Schulstart mich in England besuchen zu kommen. Meine Eltern würden sich freuen dich einmal kennen zu lernen und sie würden uns auch dann zur Schule fahren. Ich weiß, dass du dich sonst nur langweilen würdest Zuhause in Deutschland ;) LG Jayden". Ich musste die Nachricht mehrmals lesen um den Inhalt zu begreifen. Jayden wollte mich wirklich zu sich einladen? Aus dem nichts? Nachdem er mich einfach so geküsst hatte und dann verschwunden ist? Keine einzige Nachricht hatte ich seitdem von ihm bekommen. Mein Kopf schwirrte...das war echt zu viel für mich. Ich widerstand dem Drang, gleich mit nein zu antworten. Erst musste ich eine Nacht drüber schlafen...und meine Eltern musste ich auch fragen. Am Abend sprach ich das Thema am Esstisch an und erzählte ihnen was Jayden geschrieben hatte. „Also ich finde das wunderbar. Leif ist doch eh im Trainingslager und du würdest dann Zuhause rumhocken", meinte meine Mutter, nicht sehr unterstützend. Eigentlich hatte ich gedacht, dass die beiden total dagegen wären, da sie ihn ja noch nicht mal kannten. „Deine Mutter hat recht. So eine Chance sollte man nutzen. Und er ist doch dein Beachpartner, oder? Dann könnt ihr ja vielleicht schon mal wieder zusammenspielen", fügte mein Vater hinzu. Na toll, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. „Ihr wollt wirklich zulassen, dass ich zu jemanden gehe, den ihr noch nicht mal kennt? Und dann auch noch ein Junge?", hakte ich nach, leicht frustriert. „Es ist am Ende immer noch deine Entscheidung, Elsa. Aber du kennst ihn ja schon ziemlich gut und wir vertrauen dir. Natürlich würden wir vorher auf jeden Fall noch einmal mit den Eltern sprechen wollen, wenn du dich entscheidest ihn zu besuchen. Und aufgeklärt bist du auch". „Ihh, Mom! Da läuft doch nichts zwischen Jayden und mir!". Meine Eltern konnten manchmal echt peinlich werden, aber anscheinend war das eine Krankheit, die viele Eltern besaßen. „Umso besser", meine Mutter zwinkerte mir zu. Jetzt war es an mir zu entscheiden, ob ich zu Jayden wollte. 2 Wochen Urlaub in England klangen nicht schlecht. Aber mit Jayden...? Zwar hatten wir uns in den letzten Wochen vor den Sommerferien gut vertragen, aber davor hatte es immer Momente gegeben, in denen wir uns beide nicht ausstehen konnten. Oder wohl eher wo er mich nicht zu mögen schien. Wie konnte das in einem Kuss enden? Hatte er das nur gemacht um mich zu ärgern, oder hatte er wirklich Gefühle für mich? In der Nacht bekam ich nochmal eine Nachricht von ihm. „Hey, ich weiß, dass du Nein sagen möchtest. Aber bitte überlege dir das noch mal. Der Kuss tut mir leid, ich hätte dich nicht so verwirren sollen. Können wir das nicht einfach vergessen und weiter Freunde sein? Das sind wir doch, oder? Und Freunde besuchen sich auch mal. Ich hoffe wirklich, dass du kommst. Das würde mir sehr viel bedeuten". Verwirren? Das traf es sehr gut auf den Punkt. Doch hieß seine Nachricht jetzt, dass er mich doch nicht auf diese Weise mochte? Schließlich schien er den Kuss einfach vergessen zu wollen. Irgendwie war ich enttäuscht. Warum mussten Gefühle auch so wenig rational sein? Aber ich stand nicht auf ihn, niemals, oder doch?
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