32. Kapitel

Jayden p.o.v.

Elsa und ich drehten uns beide erschrocken zu der Stimme. Cole stand mit geschocktem Gesichtsausdruck im Türrahmen, die Klinke noch in der Hand. 

„Cole", fand Elsa die Stimme als Erste wieder. Cole blickte uns noch kurz stumm an, dann drehte er sich ruckartig um und rannte aus dem Raum. Ich setzte Elsa von mir runter. „Ich rede mit ihm zuerst, okay? Kein Grund, dass er seinen ganzen Zorn an dir rauslässt", erklärte ich ihr und räusperte mich. Ich stand auf, richtete meine Klamotten und meine Haare. Zurück im Zimmer von Cole und mir schloss ich leise die Tür. Ich musste ja nicht meine Eltern auf den Plan rufen.

 Cole saß auf seiner Bettkante, die Arme auf seinen Knien abgestützt und sein Gesicht in seinen Händen geborgen. Ich setzte mich auf mein Bett, den Rücken gegen die Wand und die Füße in der Luft baumelnd. „Hey", fing ich an, „es tut mir leid." Er blickte hoch. Sein Gesicht zeigte seine Erschöpfung. „Was tut dir leid? Dass du hinter meinem Rücken mit Elsa zusammen bist oder dass du so ein shitty Freund bist?" „Beides? Kommt das nicht Hand in Hand? Ich wollte dich nicht belügen. Aber Elsa und ich sind nicht zusammen...zumindest noch nicht so richtig." „Und warum glaube ich dir das nicht?", erwiderte er frustriert. „Es stimmt wirklich. Ich habe Elsa vor den Sommerferien geküsst und sie dann zu mir eingeladen. Da haben wir rumgemacht, aber als die Schule wieder anfing, lief es überhaupt nicht gut. Und wir haben uns eigentlich auch erst zu ihrem Geburtstag wieder zusammengerauft...vor einer Woche!" „Und in all dieser Zeit, hast du nicht einmal darüber nachgedacht es mir zu erzählen? Deinem besten Freund?" Ich seufzte auf. „Doch! Na klar. Aber du kennst mich. Was hätte es gebracht dir davon zu erzählen, wenn ich eine Abfuhr von ihr bekomme? Dann hätte ich mich wie ein Looser gefühlt", versuchte ich zu erklären, doch er schien immer noch nicht zufrieden. 

„Ach? Nur weil einmal nicht du derjenige bist, der Körbe verteilt? Mir geht es so schon mein ganzes Leben!", erwiderte Cole zornig. „Ja. Und das weiß ich! Weil du es mir immer wieder erzählst! Und außerdem hast du deine Homosexualität auch lange vor mir geheim gehalten!" „Das war doch was total anderes! Ich musste erst einmal meine Identität in Frage stellen. Sorry, dass ich dich da nicht über jeden Gedanken aufgeklärt habe. Das ist hier was vollkommen anderes!" Wir beide sahen uns wütend an. „Okay, vielleicht", knickte ich ein, „trotzdem musste ich auch mit Elsa meine Gedanken ordnen. Ihr beide seid gut miteinander befreundet. Ich wollte dich da nicht mit reinziehen. Es tut mir leid." „Hast du es denn jemand anderem erzählt?", hakte Cole nach ohne auf meine Entschuldigung einzugehen. Aber das musste er auch nicht. Er hatte das Recht sauer auf mich zu sein. „Alex? Und das wars. Aber auch nur, weil Freya es herausgefunden hat. Und sie erzählt ihm ja alles." Ich verdrehte die Augen. Auch Cole schnaubte. „Weißt du, ich wünschte nur, du hättest mir dich anvertraut. Ich hätte dir helfen können, euch zu verkuppeln", sagte er, am Ende mit einem Grinsen im Gesicht. Ich sah ihn ungläubig an. „Never! Als ob du Elsa und mich als Paar siehst?!" Cole zuckte mit den Schultern. „Doch irgendwie schon. Zumindest jetzt. Die Puzzlezeile fügen sich langsam zusammen. Und eigentlich war ich dumm, es nicht schon früher zu bemerken. Manche Blicke zwischen euch waren schon sehr seltsam." „Seltsam? Pff! Aber ja, wir hatten unsere komischen Momente. Aber ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg." „Das freut mich. Aber wie hast du dich bitteschön in Elsa verliebt? Ich meine...du hast mir letztes Jahr noch vor geschwafelt wie nervig sie ist!" 

Ich lachte auf, als ich an die Zeit zurückdachte. Das schien mittlerweile schon ewig her. „Ehrlich? Keine Ahnung! Wahrscheinlich war sie so nervig, dass sie andauern in meinem Gedächtnis herumschwirrte. Und ich mag ihre Skills beim Volleyball. Und ihre widerspenstige Art. Und ihre braunen Augen. All das ist mir irgendwann ans Herz gewachsen." Cole lachte. Und ich fiel mit ein. „Ich könnte in Elsa nie mehr sehen als eine gute Freundin, aber ich freue mich für dich. Ehrlich. Aber ab sofort erzählen wir uns alles, ja?", flüsterte Cole irgendwann. Ich nickte. „Indianerehrenwort!", erwiderte ich und wir beide schmunzelten. „Und zu Henry kein Wort mehr, okay? Ich versuche ihn bestmöglich zu vergessen!", fügte er hinzu. „Da kann ich nichts versprechen. Aber gut, dass du ihn vergessen willst. Mehr hat der Typ nicht verdient." 

Beruhigt schlief ich wenig später ein. Und in Frieden lebte es sich sowieso viel besser. 

Am nächsten Morgen entschuldigte sich auch Elsa und die beiden schienen sich auch wieder schnell zu vertragen. Beim Frühstück klauten sie sich gegenseitig ihr Obst, was beide irgendwann zum Lachen brachte. Ich genoss einfach meinen Kaffee und freute mich darauf danach in die Wellen springen zu können. „Wann geht es heute los?", fragte ich meine Eltern. Hoffentlich erst nachmittags, ansonsten verbrachten wir dort den ganzen Tag. Und darauf hatte ich echt keine Lust. „Wir dachten so um 15 Uhr? Liane hat uns zum Tee eingeladen", informierte mich meine Mutter und ich nickte als Reaktion. 

„Gehen wir dann gleich ins Wasser?", wandte ich mich an Cole, der immer noch mit Elsa beschäftigt war. Er unterbrach die Witzeleien und drehte sich in meine Richtung. „Können wir machen, Dude." „Denkt daran, früh genug aus dem Wasser zu kommen. Ihr müsst euch danach noch duschen, hübsch anziehen. Elsa hat hoffentlich ein Auge auf euch", meine Mutter zwinkerte Elsa zu. Diese nickte bekräftigend. „Kommst du uns zusehen?", fragte ich Elsa, die kurz nachdachte. „Für ein bisschen. Draußen ist es aber echt kalt." Was für Elsa kalt war, war für mich angenehm warm. 

An der frischen Luft streckte ich mich erst einmal, dehnte mich kurz und dann sprangen Cole und ich in die Wellen. Wir paddelten raus und warteten auf eine gute Welle. Irgendwann wollte ich in Australien surfen, dort waren die Wellen zehntausendmal besser. Jetzt musste ich mich aber hiermit zufriedengeben. Cole saß auf seinem Board, seinen Blick konzentriert auf das Wasser gerichtet. „Alles okay?", fragte ich leicht besorgt. Er sah mich an." „Ja, alles gut. Habe nur keinen Bock auf heute Nachmittag." „Du schaffst das. Wir schaffen das. Aber ehrlich? Ich habe auch keinen Bock", erwiderte ich und fügte hinzu, „jetzt nehme ich aber erst einmal diese Welle." 

Zwei Stunden später ließen wir uns wieder an den Strand treiben, wo Elsa schon mit zwei großen Handtüchern wartete. Nachdem ich mich aus meinem Neoprenanzug herausgewunden hatte, nahm ich das Handtuch an und gab ihr als kleinen Dank einen Kuss auf den Mund. „Bäh, daran werde ich mich glaube nie gewöhnen! Das ist echt zu strange", jammerte Cole und hielt sich die Augen zu. Ich stieß ihn leicht mit meiner Schulter an. „Du schaffst das, Bro." „Natalia meinte, ihr sollt duschen gehen. Abfahrt ist in einer Stunde", erinnerte uns Elsa. Ich zog sie enger an mich. „Du kannst ja mit mir duschen gehen, flüsterte ich in ihr Ohr. Cole machte leichte Würgegeräusche im Hintergrund. „Definitiv nicht, Mister. Ich war schon vor einer Stunde duschen. Geföhnt sind die Haare auch schon. Also hop hop ihr zwei!" Schade. Aufs Duschen mit Elsa hätte ich mich echt gefreut. Aber wahrscheinlich war es dafür aber noch zu früh. 

Ich ließ Cole den Vortritt, denn mit seinen langen Haare hatte er mehr zu tun als ich. Stattdessen legte ich schon einmal die Sachen für nachher raus. Ein einfaches weißes Shirt mit einem hellblauen Flannelhemd und heller Jeans. Nach dem Duschen musste ich nur noch meine Haare etwas stylen und voila. Fertig. Cole trug ein weinrotes Hemd. Mit seiner eher schlaksigen Gestalt sah es etwas albern aus. Doch ihm schien es zu gefallen. „Seid ihr fertig, Kinder?", rief meine Mutter fröhlich. Sie sah uns alle der Reihe nach an. Ich blickte zu Elsa. Sie trug ein dunkelblaues langärmliges Kleid mit leicht ausstaffiertem Rock. Zusammen mit den braunen Haaren sah sie echt sexy aus. Sie bemerkte meinen Blick. „Ist etwas?", fragte sie mich verwirrt. Ich schüttelte den Kopf. „Ich mag einfach dein Kleid. Steht dir echt gut", flüsterte ich ihr zu. Sie wurde leicht rot und schmiegte ihren Kopf an meiner Schulter. Gemeinsam gingen wir zum Auto. 

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