25. Kapitel
„Elsa, bleibst du nach dem Training noch kurz da?", der Ton von Maxe verriet nichts Gutes. Ich seufzte und legte die letzten Bälle in den Korb. Werfen war ja verboten. Charlie warf mir einen fragenden Blick zu, doch ich zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte ja selbst keine Ahnung was los war. Ich hatte beim Training zumindest 100% gegeben. Auch wenn der Streit mit Freya das Team schon belastete. Vielleicht ging es ja darum, aber woher sollte Maxe das wissen?
Ich warf Freya einen kritischen Blick zu, doch sie verhielt sich wie sonst. Ganz sicher war sie damit nicht zu Maxe gegangen. Sie wollte doch selber kein Stress. „Bye, Elsa", verabschiedete sich Lena als letzte aus der Halle. Nun waren wir alleine. „Setze dich", Maxe zeigte auf die Bank. Langsam setzte ich mich und stellte meine Tasche neben mir ab. Maxe setzte sich neben mich. Er räusperte sich. „Ist das jetzt was schlimmes?", fragte ich vorsichtig und sah ihn erwartungsvoll an. „Keine Sorge, ich will nur kurz mit dir reden. Entspann dich". Erleichtert seufzte ich auf. Trotzdem blieb ich noch etwas skeptisch. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass es wieder Stress mit Megan gibt und auch dieses Mal mit Freya. Und ich wollt einfach wissen, ob du okay bist und in welchem Maß ich eingreifen soll". „Wer war die Petze?". „Das ist doch erst mal unerheblich". „Maxe", sagte ich dieses Mal eindringlicher, „Wer war die Petze?". „Ich habe es von Mathilda". Aus Maxe war manchmal echt schwer etwas raus zu bekommen. „Und Mathilda hat es woher? Hat sie einfach hellgesehen?". „Nein, hat sie nicht". „Wer. Ist. Die. Petze?". „Ist das wirklich von Relevanz?", er versuchte um das Thema drum herumzukommen, doch ich kannte keine Gnade. „Ja, also raus damit. Ich verspreche, der Person auch keinen Schaden zuzufügen". „Da bin ich mir nicht so sicher, Elsa", er klang amüsiert. „Aber du wolltest es so. Und Jayden muss auch so mit dir klar kommen". Jayden. Wtf? „Der kann nachher was erleben, ich sage es dir!". „Ich dachte, du wolltest ihm keinen Schaden zufügen?". „Ja, aber Jayden zählt nicht. Der kann das ab". Ich erzählte Maxe vom ganzen Problem, doch versuchte ihm zu versichern, dass es mir nicht allzu viel aus machte. Maxe schien nicht erfreut. Er war schon immer ein Trainer, der sich sehr um sein Team kümmerte. Schon in Berlin hatte er sich immer sehr um uns gekümmert und hatte immer ein offenes Ohr für uns. Doch es konnte auch Nachteile haben, wenn sich der Trainer in Privatangelegenheiten einmischte. Hoffentlich dieses Mal nicht. „Du weißt, wie ich zu dem Thema stehe, Elsa. Megan geht definitiv zu weit. Und das schon seit einiger Zeit. Und ich bin es leid jemanden im Team zu haben, der kein Teamplayer ist...und dass bei einem Teamsport! Das wird Konsequenzen haben." Maxe klang sehr bestimmt. „Was für Konsequenzen?", fragte ich zaghaft nach. „Tja. Da gibt es viele Möglichkeiten. Die Schule verfolgt eine Null Toleranz Politik wenn es um Mobbing geht. Daher ist das definitiv etwas, was mit der Schulleitung abgeklärt werden muss. Sportlich gesehen, kann ich mir eine Suspension vorstellen. Ein paar Monate auf jeden Fall. Alles weitere wird sich zeigen". Oh je. Was hatten wir uns da eingebrockt. Ich wollte niemandem Schaden zuführen. Auch wenn Megan oft problematisch war, wusste ich, dass sie Volleyball sehr liebte. So wie wir alle.
Anstatt auf mein Zimmer zu gehen, entschied ich mich zuerst bei Jayden vorbeizusehen. Denn ich war immer noch sauer auf ihn. „Hey, Elsa", machte mir Alex freundlich die Tür auf, „Cole ist gerade unter der Dusche". „Schon gut, ich will nicht zu ihm. Eigentlich würde ich gerne Jayden sprechen". Ich versuchte um Alex herum ins Zimmer zu schauen. Doch Alex war ziemlich groß und im Vergleich zu den anderen Volleyballspielern doch etwas breiter. Ich erhaschte einen Blick auf Jayden...und Madeleine. Was wollte sie denn bei ihm? „Jay, da will jemand mit dir sprechen". Jayden sah zur Tür und entdeckte mich. Eine Augenbraue ging nach oben. „Entschuldige mich kurz", sagte er zu Madeleine und stand auf. Alex machte ihm Platz und ging davon. „Na du? Alles gut?", fragte er leicht besorgt und lehnte sich gegen den Türrahmen. Seine Schönheit brauchte mich wie jedes Mal leicht aus dem Konzept. „Kommt drauf an. Am besten wir reden kurz draußen." Jetzt schien er verwirrt. Doch er trat auf den Flur und zog die Tür hinter sich zu. „ Ist es kurz? Ansonsten sage ich Maddy Bescheid". „Maddy? Schon bei Spitznamen angekommen?", fragte ich etwas spitz. Ja, ich war leicht eifersüchtig. Warum auch nicht? Jayden saß mit einem anderen Mädchen auf einer Couch. „Jaa? Sie hat nach Nachhilfe gefragt und ich helfe gerne". Meine Augen wurden zu kleinen Schlitzen. „Seit wann hilfst du anderen? Mir hast du noch nie gerne geholfen. Darf ich dich an unser Zuspielertraining erinnern? Du bist nicht nett, Jayden. Nie". „Das stimmt so nicht. Und ja, ich war damals nicht so begeistert meine Freizeit zu opfern für jemanden, den ich nicht kannte. Aber ich kann trotzdem nett sein. Und Madeleine hat mich mehrmals nach Hilfe gefragt. Und da sie anscheinend keine anderen Freunde hat, helfe ich ihr. Ich bin auch gut in der Schule, falls du das noch nicht mitbekommen hast". Tatsächlich hatte ich keine Ahnung wie gut Jayden im Unterricht war. Ich hatte bis jetzt auch nicht wirklich darüber nachgedacht. „Freunde? Also nicht nur ein Spitzname. Jetzt seid ihr auch noch richtig dicke?". „Was ist los, Elsa? Da läuft nichts zwischen ihr und mir. Zwischen uns beiden übrigens auch nichts". Das saß. Ich schluckte. „Du hast mich am Anfang gehasst. Konntest mich noch nicht mal anschauen. Und Madeleine ist seit ein paar Wochen hier und du wirfst dich quasi an sie? Natürlich habe ich da Fragen. Und ja, zwischen uns beiden läuft nichts. DAS liegt aber nicht an mir." „Oh okay. Wow. Du bist einfach eifersüchtig. Und darauf werde ich ganz sicher nicht eingehen. Aber Madeleine und ich haben beim Training relativ viel Zeit miteinander verbracht und uns daher auch viel unterhalten. Im Gegensatz zu uns beiden damals. Und wenn es darum geht, wer flirtet denn die ganze Zeit mit Mason? Hmm? Das bin ganz sicher nicht ich." War das lächerlich. Vollkommen absurd. „Mason? Really? Da läuft gar nichts zwischen mir und Mason. Und ich gebe ihm auch keine Nachhilfe oder ähnliches. Aber interessiert dich ja eh nicht. Habe ich heute gemerkt. Du bist nämlich eine kleine Snitch!". Jayden schien verwirrt. „Jetzt tue nicht so auf unschuldig! Ich durfte heute ein langes Gespräch mit Maxe führen. Anscheinend hast du Mathilda erzählt, was Megan zu mir gesagt hat und inwiefern Freya da involviert ist. Das ist überhaupt nicht okay!". Jayden versuchte meine Schulter zu greifen, doch ich wehrte ihn ab. Ich war sauer. „Es tut mir leid wenn du das so empfindest. Ich wollte nur helfen. Das was Megan gemacht hat, geht überhaupt nicht, Elsa. Sie hat dich sozusagen als Schlampe bezeichnet!" „Trotzdem ist das meine Sache. Die Stimmung ist schon angespannt durch Audrey und Megan. Ich will da ehrlich nicht noch mehr Stress. Also halt dich aus meinen Angelegenheiten raus." „Okay". „Okay". Und damit machte ich auf dem Absatz kehrt um in die Richtung meines Zimmers zu gehen. Jayden hielt mich nicht auf.
„Du schaust...aufgewühlt auf", begrüßte mich Lynn, die auf ihrem Bett saß und ein Buch las. Ich war ins Zimmer gestürmt, hatte die Tasche auf den Boden geworfen und mich aufs Bett fallen lassen. „Bin ich auch. Jayden ist ein Arschloch", brummte ich unter meinen Kissen hervor, auf welchem mein Gesicht ruhte. „Waas? Wer hätte das gedacht? Erzähle mir etwas neues". „Haha, Lynn. Eigentlich weiß ich es auch, aber heute ist mir das noch einmal richtig aufgefallen. Ich dachte, es wird besser zwischen uns, doch wie schon öfters habe ich mich getäuscht". „Eure Freundschaft, oder was auch immer das ist, ist wie eine Achterbahnfahrt. Und für Außenstehende ist es sehr amüsant dabei zuzuschauen. Aber was hat er denn dieses Mal gemacht?". Ich funkelte Lynn kurz wütend an, dann legte ich mich auf den Rücken und schaute zur Decke. „Ich habe dir ja schon von der Sache mit Megan und Freya erzählt, ja? Und es stellt sich heraus, dass Jayden seiner Trainerin davon erzählt hat. Und zwar alles. Und heute kam Maxe auf mich zu um mit mir darüber zu reden". „Das ist echt nicht cool. So was macht man nicht. Da hätte er dich vorher definitiv fragen sollen, schließlich hast du ja das Problem mit den beiden." „Ja genau! Und ehrlich gesagt, habe ich keine Lust, da noch mehr Drama heraufzubeschwören. Am Ende stehe ich als Petze da. Aber auf jeden Fall bin ich dann zu ihm nach dem Training gegangen und mit wem sitzt er da eng auf der Couch? Richtig. Madeleine!". Lynn hob erstaunt die Augenbrauen. „Ist das nicht die Neue?". „Ja. Und ich wusste ja schon, dass sie sich an Jayden ranmacht. Aber anscheinend beruht das auf Gegenseitigkeit. Die ganze Zeit dachte ich noch, dass er auf mich steht. Aber guess not. Er sieht auch nicht, warum ich damit ein Problem habe." „Das sind aber typisch Männer. Oder? Aber bist du dir sicher, dass er sich an sie ran macht? Er mag dich doch sehr. Vielleicht checkt er einfach nicht, dass sie was von ihm will. Und ist deshalb nett zur ihr?". „Das dachte ich anfangs auch. Aber Jayden ist niemals einfach so nett. Und sie macht das schon ziemlich offensichtlich. 'Oh Jayden, kannst du mir hierbei helfen'. 'Oh Jayden, ich glaube ich habe das noch nicht verstanden. Kannst du mir das noch einmal ausführlich erklären? '. Und er geht darauf ein. Und jetzt gibt er ihr Nachhilfe. Na klar. Wer's glaubt!". Lynn und ich sahen uns an. Die Lage war eindeutig. „Jetzt bleiben zwei Möglichkeiten", fing Lynn an, „entweder du lässt die beiden machen. Mit dem Wissen, dass es sein könnte, dass die beiden irgendwann eine Beziehung führen könnten. Oder du kämpfst um ihn. Und machst ihm klar, was deine Absichten sind". Ich seufzte. Warum war das immer so kompliziert? „Gibt es nicht noch eine dritte Möglichkeit? Ich will nicht, dass die beiden zusammenkommen. Aber um ihn kämpfen? Er hat mir in den letzten Monaten total gemixte Signale gesendet. Und in letzter Zeit eher Signale, die darauf hindeuten, dass er nichts von mir will. Und wenn er auf Madeleine steht? Dann habe ich eh keine Chance!". „Du musst eine Entscheidung treffen. Aber jetzt komm erst einmal: Ich habe riesen Hunger! Lass uns Tessa und Jessy schnappen und zur Mensa gehen!".
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