24. Kapitel

Jayden

So ein Mist. Meine Haare machten heute auch was sie wollten. Irgendwann gab ich auf, seufzte und trat aus dem Bad. Alex kam gerade aus seinem Zimmer, fertig angezogen und die Haare stylisch hoch gegelt. „Hey, mit dir wollte ich noch reden. Aber du warst gestern ewig nicht Zuhause", er kam auf mich zu und ich blieb stehen. Fragend sah ich ihn an. „Wenn es wegen Freya ist: Sie hat echt Mist gebaut und sollte sich bei Elsa entschuldigen". „Ach, was du nicht sagst. Da ist gestern echt was schiefgelaufen. Wie geht es Elsa denn? Hast du mit ihr geredet?", fragte er und klang aufrichtig besorgt. Ich wusste, dass Alex nichts für Freyas Verhalten konnte, doch ich war trotzdem auch etwas sauer auf ihn. „Ja, wir waren gestern mit Dean und Verena beachen...und danach konnte ich sie erst einmal trösten, weil sie das mit Meg und Freya echt fertiggemacht hat!". Ich schnappte meine Schultasche und Alex und ich gingen aus der Tür. Alex seufzte. „Freya fühlt sich echt schlecht deswegen, so viel weiß ich. Aber ehrlich gesagt: Sie ist nicht die Schuldige, Megan ist es". „War es deine Freundin, die vor anderen behauptet hat, dass Elsa mit Grayson schläft oder nicht?". „Da magst du recht haben." Draußen war es nebelig und kalt, passend zu meiner Stimmung. 

In der Schule war es schon voll, die anderen Schüler wuselten durch die Gänge und Alex und ich hatten Probleme uns durchzukämpfen. „Hey", sprach mich plötzlich jemand von der Seite an. Freya. „Lass mich in Ruhe", erwiderte ich und versuchte weiter zu gehen, doch Freya hielt mich am Zipfel meines Hemdes fest. Genervt drehte ich mich zu ihr um. „Habe ich dir was getan? Oder warum reagierst du so?", fragte sie mich überrascht und zog ihre Augenbrauen zusammen. Ihre blauen Augen funkelten mich verletzt an. „Ich glaube, du weißt, wieso ich so reagiere. Ist wahrscheinlich der gleiche Grund, weshalb du mich angesprochen hast". „Das mit Elsa tut mir leid. Aber ich habe nichts gesagt! Warum werde ich dafür angefeindet!". Ich schnaubte. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. „Manchmal ist es schlimmer zu schweigen. Du hättest sie verteidigen können, oder dich wenigstens entschuldigen. Aber beides hast du nicht gemacht". „Schön, dass du jetzt auch sauer auf mich bist. Genauso wie Charlie. Das ist ewig her, dass ich das gesagt habe! Nicht meine Schuld, dass Megan das jetzt wieder aufgreift und mich da mit reinzieht nur weil sie mit ihrem Leben unzufrieden ist". „Einfühlungsvermögen besitzt du auch nicht, oder Freya?! Sorry, aber solange du nicht mit Elsa darüber redest, kannst du keine Freundschaft von mir erwarten". Freyas Mund stand offen und ihre Arme hatte sie vor ihrem Körper verschränkt. „Ist dir jemand, den du erst seit weniger als einem Jahr kennst wirklich so viel wichtiger, als eine Freundin, die du seit Ewigkeiten hast? Langsam glaube ich, dass du parteiisch bist, weil ihr was am Laufen habt!", die letzten Worte zischte sie nur noch. „Freya", mischte sich nun  Alex ein und sah sie erschrocken an. „Ist doch so. Vielleicht stimmt es ja was Megan sagt und Elsa erschläft sich ihre Sympathien. Anders kann ich es mir nicht erklären." „Du solltest dich schämen!", meine Stimme war voller Zorn, „Was zwischen mir und Elsa läuft –oder auch nicht läuft- geht niemanden etwas an, aber hast du mal überlegt, dass alle Elsa mögen, einfach weil sie nett und hilfsbereit ist? Im Gegensatz zu dir!". Ich drehte mich um und ging davon. Freya rief noch etwas, doch das interessierte mich schon nicht mehr. 

Ich setzte den Weg zu meinem Spind fort, wo ich auch Charlie und Elsa antraf. „Hallo Elsa. Hallo Charles", sprach ich die beiden an und schloss dann meinen Spind auf. Elsa lächelte mich an. „Schon Lust auf Beachen heute Abend?", fragte sie mich und ich nickte. „Na klar, immer doch". Ich tauschte mein Mathebuch von gestern gegen mein Geschichtsbuch und die Notizen für Ernährungskunde. Dann schloss ich meinen Spind wieder und drehte mich den Mädels zu. „Habe gehört, es gibt Krieg im Paradies mit Freya, Charles?". Sie rollte ihre Augen und winkte ab. „Lass stecken, ich habe darauf keinen Bock mehr. Freya regt mich in letzter Zeit nur noch auf". Auch sie schloss ihren Spind und gemeinsam gingen wir zum Unterricht. Heute hatten wir Ernährungslehre. Angeblich um uns beizubringen uns gesünder zu ernähren, doch eigentlich einfach nur ein Fach in dem man kochen lernte. Doch ich beschwerte mich nicht, besser als in Englisch Gedichte zu analysieren oder Shakespeare zu lesen. Auch wenn ich Hamlet doch sehr gerne las. Das band ich Elsa aber lieber nicht auf die Nase, denn mit altertümlichen Stücken hatte sie immer noch Probleme. Apropo Elsa, sie ging gerade neben mir. Nah, unsere Arme streiften sich. Doch das bemerkte sie wahrscheinlich noch nicht einmal, denn sie war in eine Diskussion mit Charlie vertieft. So gerne würde ich jetzt ihre Hand ergreifen, doch ich wusste dass es nicht ging. 

„Guten Morgen", begrüßte uns unsere Lehrerin, die schon in Kochschürze vorne stand. Es gab mehrere kleine Kochnischen, wo jeweils vier Leute Platz hatten. Elsa, Cole und zwei Handballerinnen waren in der Reihe vor mir, während ich neben Charlie, Alex und Freya stand. Freya und Alex waren jedoch noch nicht da. „Ich habe keinen Bock darauf neben Freya zu stehen", ließ Charlie verlauten und sah miesgelaunt durch die Gegend. In dem Moment kamen beide durch die Tür. Alex wie immer relativ selbstbewusst, ein kleines Lächeln auf den Lippen. Freya dagegen...sah leicht genervt aus. Ihre Lippen waren zu dünnen Linien zusammengepresst, ihre Augen funkelten. Charlie lehnte sich leicht zu mir rüber und flüsterte: „Ich kann sie wirklich gerade nicht ab!" Ich stieß meinen Kopf leicht gegen ihren: „Na komm, du Dickkopf! Du schaffst das." Sie sah mich zweifelnd an und schüttelte ihre Haare. Freya und Alex strebten in unsere Richtung und stellten ihre Taschen ab. Alex sah mich ratlos an. Bisher war es noch nicht zu der Situation gekommen, dass wir in zwei unterschiedlichen Lagern waren. Auch wenn wir Jungs ja eigentlich immer zusammenhielten. Vor allem Alex und ich. Wir waren uns so ähnlich und doch waren wir wie Tag und Nacht. Zusammen mit Cole war er mein bester Freund. Daher stand eins fest: Wir mussten dieses Problem schnell lösen. 

Am Abend war ich schon relativ früh in der Beachhalle um Mathilda beim Aufbauen der Netze zu helfen. Das war mittlerweile unser Ritual geworden. „Du und Elsa habt euch stark verbessert seit letztem Jahr, ich mag euer Zusammenspiel. Auch wenn ihr das Streiten ab und zu auch lassen könntet", sie zwinkerte mir zu und fing an das Netz hochzukurbeln. „Am Anfang war es echt schwer, das stimmt. Holly und Elsa sind halt komplett verschieden. Doch ich mag es mit Elsa, sie hat technisch viel mehr drauf und ist viel konzentrierter auf das Spiel." „Ich bin froh, dass Maxe sich für sie eingesetzt hat. Mit ihren Fähigkeiten wird sie das Team stark voranbringen. Und ich hatte auch das Gefühl, dass sie bei dir einen positiven Effekt hatte". Ich sah Mathilda mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie lächelte schelmisch. „Was meinst du?", fragte ich zögernd. Eine kurze Pause entstand. Was wusste Mathilda? „An deinem Gesichtsausdruck deute ich, dass dir das etwas unangenehm ist. Vielleicht sollte ich einfach nichts sagen". „Rück schon raus. Ich würde selber gerne erfahren, was du meinst." Sie seufzte. „Na schön. Ich habe euch beiden mal draußen gesehen. Und ihr habt euch geküsst. Und nein, ich habe nicht gespannert. Aber ich habe das Gefühl, dass sie dich entspannt, und du generell fröhlicher bist. Das wirkt sich auch auf dein Spiel aus." Also DAS wusste sie. Ich wusste nicht, ob ich wütend sein sollte oder mich ertappt fühlen sollte. Ich glaube sogar, es war mir relativ egal, dass sie es wusste. Und wenn es alle wussten...es war mir mittlerweile egal. Besser als Gerüchte zu verbreiten. Trotzdem wusste ich, dass es Elsa weh tun würde. Unsere Beziehung – oder was auch immer das war- war nicht bereit, um von Schülern zerrissen zu werden. „Es wäre sehr schön, wenn du das geheim halten könntest, bei den Mädchen ist gerade schon genug Drama". Sie sah mich erstaunt an. „Was denn für Drama? Ich dachte nach der letzten Sache hätte sich das gelegt?" „Dachte ich auch, aber Megan hat es doch anscheinend noch nicht überwunden, dass sie gerügt wurde. Gestern hat sie Elsa angegriffen und das auf eine sehr gehässige Art und Weise. Jetzt scheint es so als ob es zwei Lager gibt...und jede Menge böses Blut". Mathilda seufzte auf und verzog ihr Gesicht in Frustration. „Darum trainiere ich die Jungenmannschaft und nicht anders", sie zwinkerte mir zu, „Aber nichts desto trotz geht das gar nicht! Ich werde definitiv noch einmal mit Maxe reden. So ein Verhalten wird an dieser Schule nicht akzeptiert und ist außerdem noch totaler Kindergarten. Was hat Megan denn gegen Elsa?". Ich zuckte mit den Schultern. Genau wusste ich es nämlich auch nicht. „Keine Ahnung, ich glaube Megan sieht Elsa einfach als Konkurrenz, nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch als Konkurrenz in Sachen Partnerwahl". Ich zuckte mit den Schultern. „Elsas Bruder ist ja Leif aus der Abschlussklasse und dadurch hatte Elsa auch viel mit Grayson zu tun. Und anscheinend stößt das bei Megan auf, da sie selber eher weniger mit älteren Schülern zu tun hat und vor allem beliebteren Schülern. Irgendwie so. Aber ehrlich gesagt, Megan hat noch nie rational gehandelt." „Ich hoffe, dass es sich Elsa nicht zu sehr zu herzen nimmt. Manchmal scheint sie noch etwas unsicher zu sein. Ich hoffe, dass du ihr da zur Seite gehst. Genieße die Zeit, die ihr als Beachpartner habt, denn sie wird nicht ewig andauern". Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah ich sie an. Was meinte sie damit? So weit ich weiß, hatten Elsa und auch ich nicht vor, unser Team auszulösen. „Dir ist sicher auch klar, dass man als Mixteam nicht viel erreichen kann, oder? Du und Elsa habt so viel Potenzial. Bis jetzt haben wir deine Wünsche respektiert, auch auf Grund deiner Gründe. Doch irgendwann musst auch du die Leistung im Blick haben. Dafür sind wir hier. Du zerstörst hier nicht nur deine Zukunft, sondern auch Elsas. Ist das fair? Maxe und ich werden uns zusammensetzten und für nächste Saison jeweils einen neuen Partner für euch finden." Ich schnaubte entrüstet auf und wollte mich schon wegdrehen, auch weil die ersten Teamkameraden eintrudelten. Mathilde hielt mich an der Schulter fest. „Mit wem du in deiner Freizeit beachst, ist uns egal. Ich lege dir jedoch wirklich noch mal ans Herz, offen an die nächste Saison ranzugehen. Wir möchten nicht, dass du dir wieder selber im Weg stehst". Damit war das Gespräch beendet, ich jedoch noch nicht überzeugt. Ich wollte mit Elsa beachen und niemand anderem. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, doch dann sah ich Elsa, die alleine in die Turnhalle kam. Schnell ging ich auf sie zu. „Na du. Du siehst müde aus", begrüßte ich sie und kam näher. Sie sah zu mir auf, ihre großen braunen Augen sahen direkt in meine. „Habe Mittagsschlaf gemacht. Langsam glaube ich schon, ich bin eine alte Dame". Ich grinste. „Wo sind denn dann deine grauen Haare und deine ganzen Falten?", zog ich sie auf. „Haarfärbemittel und Antiagingcreme. Noch weitere Fragen?", entgegnete sie und ging auf mein Spiel ein. „Wenn ich auch so alt bin, sicher schon. Doch im Moment genieße ich noch meine junge, frische Haut". Sie lachte. Ich konnte, wollte Elsa nicht als Beachpartnerin verlieren. Momente wie diese genoss ich einfach zu sehr. Es musste einen Weg geben, dies zu verhindern!

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