22. Kapitel

„Die Pässe müssen noch etwas flacher werden", kam es von Jayden, der mir einen Ball nach dem anderen zuwarf. Diese brachte ich in langen Pässen auf die Position des Außenangreifers in ein Netz, welches die Bälle auffing. Doch das gelang mir noch nicht ganz gut, zumindest laut Jayden. Wir Zuspieler hatten uns auf eine Seite der Halle zurückgezogen und trainierten zu viert Pässe. Dabei wurde immer wieder rotiert. Dass Madeleine jetzt Zuspielerin war, war jetzt anscheinend schon beschlossene Sache. Offiziell hatte Maxe noch nichts dazu verlauten lassen. Den nächsten Pass versenkte ich in einem perfekten Bogen ins Netz. Jayden nickte anerkennend. Wir rotierten wieder. Jayden fing mich am Netz ab. „Heute Abend steht noch?", flüsterte er und ich nickte. „Klar, ich freue mich schon darauf Dean und Verena fertig zu machen". Wir beide grinsten uns an. Zwischen uns schien es wieder etwas besser zu laufen, zumindest beim Training. Ich ging auf die andere Seite des Netzes und nahm mir einen Ball. Alex machte sich bereit und nahm seine Hände schon mal hoch. Ich warf und er versenkte den Ball sauber im Netz. Alex' Technik war einfach unglaublich. Dass Training in London trug bestimmt dazu bei. „Das sieht alles schon sehr gut aus", kam Maxe von der anderen Seite der Halle an und bafahl uns weiter: „Nun bitte Pässe auf die 2. Verschiebt die Körbe und sagt mir nach der 4. Runde Bescheid. Dann können wir die Angreifer dazu nehmen". 

Nach dem Training trocknete ich mir mit einem Handtuch den Schweiß vom Gesicht. „Ich hole dich dann 20 Uhr vom Geographieunterricht ab?", kam Jayden noch mal zu mir. „Jap. Raum A 103." Jetzt hatte ich erst einmal anderthalb Stunden Zeit bis ich Geographie hatte. Und danach ging es dann zum Beachen mit Dean und Verena. Den Abendunterricht mochte ich nicht ganz so, auch wenn ich dadurch mehr Zeit am Tag hatte. Doch abends nach dem Training noch mal mentale Leistung zu erbringen, war echt eine Herausforderung für mich. Und ein Test stand heute auch noch an! Wenigstens war das der einzige Tag für mich, an dem ich nach um drei noch Unterricht hatte. Wir Volleyballer hatten zum Glück Nachmittags immer Training, während die Fußballer eher früh trainierten. Mir reichte schon der Sportunterricht im frühen Morgennebel...ihh. 

Ich schnappte mir meine Sachen und ging Richtung Wohnheim. Jetzt erst einmal eine warme Dusche und dann etwas Essen. Nur blöd, wenn die Dusche blockiert wird. „Wer ist im Bad? Lynn oder Tessa?", fragte ich Jessy, die über ihren Aufzeichnungen saß und lernte. „Ich glaube Tessa", meinte sie abwesend ohne überhaupt aufzuschauen. „Du glaubst?", ich seufzte genervt auf und ging erst einmal in mein Zimmer um meine Sporttasche auszupacken. Dann hörte ich endlich die Badtür aufgehen. Schnell rauschte ich aus dem Zimmer um ins Bad zu kommen. „Was zur...", begann Tessa, doch ich sauste einfach an ihr vorbei und ins Bad. Ich musste nicht nur dringend duschen, sondern auch auf die Toilette. Nicht immer war das Zusammenleben mit drei anderen Mädchen einfach. 

Zusammen mit den Mädels ging ich ein wenig später zur Mensa. Ich war frisch geduscht und meine Schultasche und die Trainingssachen dabei. Zwar müsste ich nach dem Beachen wieder duschen, doch das nahm ich in Kauf. „Wir sehen uns", verabschiedete ich mich von meinen Zimmergenössinnen und ging zum Volleyballertisch. Noch fehlten ein paar, doch der Großteil war schon da. Ich packte meine Notizen für den Test aus und sah mir alles neben dem Essen noch einmal an. „Pass auf, dass du deine Notizen nicht dreckig machst", zog mich Charlie neben mir auf. „Haha", machte ich und konzentrierte mich auf wieder Geographie. Alex und Freya tauchten auf, nicht weit dahinter auch Jayden und Cole. „Du stinkst", meinte Madeleine und rümpfte die Nase, als Jayden sich zwischen sie und Cole auf die Bank drängte. „Danke", sagte er nur und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. Dann biss er in sein Baguette. Plötzlich tauchte hinter Freya, die nicht unweit von mir entfernt saß, jemand auf und beugte sich über unseren Tisch. Die blonden Haare identifizierte ich überall, auch wenn diese jetzt sehr viel kürzer waren. Grayson. „Hey, Schwesterherz. Hier sind deine Unterlagen zurück". „Ungeknickt? Keine Fettflecken drauf?". „Nein. Nein. Und sehr enttäuschend, dass du denkst, ich würde so mit fremden Sachen umgehen." „Ja, ja. Und jetzt hau ab." Freya machte eine wegwerfende Handbewegung und nahm die Notizen entgegen. Grey drehte sich um, sah mich und sagte: „Hey Elsa. Bye Elsa". Dann war er weg.

„Wer war das denn?", fragte Madeleine verwirrt und sah abwechselnd zwischen Freya und mir hin und her. „Hach, ganz interessant. Das ist Grayson aus der Abschlussklasse. Und du hast Glück. Wie ich gehört habe, steht er auf Jüngere", Megan warf mir einen hämischen Blick zu und zwinkerte mir dann zu. Jayden schnaubte laut und sah Megan wütend an. Freya sah geschockt in die Runde, genauso wie die meisten anderen. „Was soll denn das bedeuten?", fragte ich Megan sauer. Sie sah mich unschuldig an. „Tue nicht so scheinheilig. Du kennst die Gerüchte vom letzten Jahr doch auch, oder? Und da es anscheinend nicht geklappt hat, kann ja jetzt wer anderes sein Glück versuchen". „Was für Gerüchte denn?". Dass Grayson und ich uns gut verstanden hatten, war nie ein Geheimnis gewesen. „Was, du kennst sie noch gar nicht? Dass du und Grayson anscheinend eine gemeinsame Bettgeschichte hattet? Die Blicke zwischen euch waren doch mehr eindeutig. Stimmts, Freya? Das hattest du doch letztes Jahr auch gemeint? Aber mich wundert es nicht. Du scheinst dich ja häufiger an Jungs ranzumachen. Glücklicherweise ist Leif dein Bruder, sonst wäre er bestimmt auch nicht sicher vor dir". Ich ließ meine Brotscheibe fallen und sah sie entsetzt an. Dann sah ich zu Freya, die beschämt zur Seite schaute. „Freya?", fragte ich sie, doch die sie sah mich nicht an. Ich stand auf und schnappte mir meine Sachen. „Nur um das klar zu stellen: Ich habe nie mit Grayson geschlafen! Und ich geiere hier auch keinen Jungs hinterher!". Das hatte ich etwas laut gesagt, denn ein paar Leute vom Nachbartisch drehten sich zu mir um und begannen dann zu tuscheln. Doch das war mir jetzt egal. Ich drehte mich um war weg. Hier konnte ich es keine Sekunde mehr aushalten!

„Alles in Ordnung?", Jayden lehnte an den Schließfächern neben dem Geographieraum. Die Stunde ist gefühlt nicht vorbeigegangen, auch den Test habe ich bestimmt total verhauen. Da hat mich das Lernen auch nicht retten können. „Ach, hör bloß auf!", meinte ich und blieb vor ihm stehen. „Hey, Jayden", kam es von Madeleine, die hinter mir aus dem Raum herauskam. „Hey, Maddy", erwiderte Jayden ohne den Blick von mir abzuwenden. „Hast du...?", begann sie erneut, doch Jayden würgte sie ab. „Nicht jetzt, ich habe zu tun. Na komm, Elsa. Lass uns gehen." 

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