19. Kapitel

Jayden p.o.v.

„Hast du Lust dich mit mir einzuspielen?", wurde ich von der Seite angesprochen. „Was?", meinte ich leicht genervt und drehte mich zu der Stimme zu. Ach so, es war nur Madeleine. Sie sah mich mit großen Augen an. Seitdem mir Elsa erzählt hatte, dass die Neue auf mich stand, konnte ich sie nicht mehr ernst nehmen. Vor allem, weil ich ihre Flirtversuche nie erwiderte. Und trotzdem versuchte sie es immer wieder. Dessen war ich langsam echt müde. Ich hatte mich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren, Elsa zum Beispiel. Es gab keine Sekunde, in der ich nicht an sie dachte. Trotzdem hatte ich sie abblitzen lassen, und zwar aus guten Gründen. Elsa hat sich in den letzten Wochen so abweisend verhalten, und dazu kam ihre offensichtliche Unsicherheit über unsere Beziehung. Ich wollte jemanden an meiner Seite, der nicht jede Stunde seine Meinung über mich änderte. Und mir nicht verzeihen konnte, auch wenn ich mich schon so oft entschuldigt hatte. „Was machst du eigentlich heute Abend?", fragte mich Madeleine in einer Trinkpause. Ich hob fragend eine Augenbraue. „Lernen?", erwiderte ich zögernd. „Den ganzen Abend?", hakte sie nach. „Wahrscheinlich. Warum fragst du nicht wen von den Mädels, ob sie Zeit haben? Ich bin da glaube wirklich die falsche Anlaufstelle". Sie sah enttäuscht aus, doch sie bohrte nicht weiter nach. Worüber ich auch sehr froh war. Statt mich weiter auf Madeleine zu konzentrieren, schwenkte mein Blick zu Elsa, die gerade mit Charlie und Audrey sich unterhielt. Dass sie nun Vizekapitänin war, machte mich unheimlich stolz. Sie würde ihren Job gut machen.

 Nach dem Training ging ich statt zurück ins Internat zuerst zum Ententeich. Die letzten warmen Tage wollte ich noch genießen, bevor der Herbst Einzug hielt. „Ach, wen sehen meine Augen da", wurde ich plötzlich von einer Stimme begrüßt, die mir nur allzu bekannt vorkam. „Was willst du, Holly?", begrüßte ich sie. Sie setzte sich zu mir auf die Bank und drehte sich zu mir um. Ihre langen Haare waren nicht mehr wie letztes Jahr schwarz, sondern nun hellbraun und in Braids. Doch sie sah gut aus. Wie immer. Holly war einfach eine Naturschönheit und ihre Ausstrahlung hatte mich von Anfang an verzaubert. Doch man musste bei Holly höllisch aufpassen, denn sie konnte eine Schlange sein, die ihr Gift verspritzte. Daher war ich immer vorsichtig, auch wenn wir Freunde waren. „Darf ich nicht mal mit meinem ehemaligen Beachpartner sprechen? Ich wusste nicht, dass das verboten ist", sagte sie mit unschuldiger Stimme. Ich seufzte. „Da hast du Recht. Wie läuft's eigentlich mit deiner Beachpartnerin? Ich habe euch letztens spielen gesehen und das sah echt top aus". „Könnte echt nicht besser laufen. Es wäre als wenn wir schon für immer füreinander bestimmt waren. Kann ich dir nur empfehlen. Ein gleichgeschlechtlicher Partner macht so viel mehr Sinn. Außer...", sie hielt kurz inne und ihre Augen funkelten, „man will seine Beachpartnerin ins Bett kriegen". Sie sah mich prüfend an und ich schnaubte. „Wer sagt denn, dass du nicht auch deine Beachpartnerin flachlegen möchtest?". Holly blieb weiter gelassen. Man konnte sie selten aus der Ruhe bringen. „Wer sagt denn, dass ich es nicht schon versucht habe", sie zwinkerte mir zu. Ich schüttelte den Kopf und grinste. „Hat es denn geklappt?", fragte ich zurück, doch sie schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Aber ich werde es schon schaffen. Jeder ist ein bisschen lesbisch, wenn man nur tief genug gräbt". Sie hob ihre Beine hoch und legte sie auf meinen Schoss. Ich sah sie fragend an, doch sie zuckte nur mit den Schultern. „Aber jetzt erzähl mal, Jay Jay. Das Mädel und du. Wie heißt sie noch mal? Ellie? Ella?". „Elsa? Was willst du wissen?". Ich war nicht erpicht darauf, ihr irgendwas zu erzählen. Doch ich wusste auch, dass sie mich nicht in Ruhe lassen würde, bis sie wusste, was sie wissen wollte. „Willst du sie denn flachlegen? Wahrscheinlich schon. Sie ist auf jeden Fall nicht hässlich". „Was interessiert dich das, Holly?", ich war leicht genervt. „Du willst von meinem Sexleben wissen, also darf ich dich das wohl auch fragen. Und jetzt raus mit der Sprache". „Ich habe sie zumindest noch nicht flachgelegt. Und ehrlich gesagt, ist das auch nicht mein Hauptziel". „Aber du würdest sie vögeln oder wie? Wenn du könntest? Ist sie etwa nicht so leicht zu knacken? Oder hat sie einen Freund? Habe Gerüchte von ihr und Grayson gehört". Warum musste Grayson immer noch so präsent sein? Ich war froh, wenn er im Frühjahr endlich weg war. Ich konnte ihn echt nicht ab. Und Leif eigentlich genauso wenig. Aber als Elsas Bruder musste ich ihn wohl oder übel akzeptieren. „Zwischen ihnen ist nie etwas gelaufen. Und sie hat auch keinen Freund. Und höre endlich mit deinem Geplapper übers Vögeln auf! Ich mag sie einfach, punkt. Aber zurzeit sieht es eher nicht so aus, als ob es was zwischen uns wird." „Du hast sie mir als Beachpartnerin vorgezogen und sie hat dich wieder zurückgenommen. Ich würde die Hoffnung noch nicht aufgeben. Ihr seht süß zusammen aus. Und ihr würdet bestimmt süße weiße Babys bekommen. Sie ist zwar nicht Sofia, aber...", Holly konnte ihren Satz nicht zu Ende aussprechen, da war ich schon aufgesprungen und rief: „Wehe du nimmst ihren Namen noch einmal in den Mund. Wehe!". Ich war wütend wie schon lange nicht mehr. Holly wusste, dass es ein sensibles Thema war. „Bist du etwa immer noch nicht darüber hinweg? Sie ist tot, Jayden. Seit mehr als zwei Jahren." Ich ballte meine Hände zu Fäusten zusammen. Ich drehte mich von ihr weg. „Du musst lernen weiter zu leben. Ohne sie. Sonst wirst du dir immer selber im Weg stehen. Sieh Freya an. Sie schafft es auch." „Freya ist aber nicht ich. Ich kann sie nicht einfach so vergessen". „Und das sollst du auch nicht", sie stand auf und griff nach meinem Arm, „aber Elsa hat es verdient, dass du dich voll auf sie einlassen kannst. Ich merke doch, wie du leidest. Es war schlimm für alle, die sie kannten. Aber die Welt geht weiter. Und immer nur auf das Foto in deinem Nachttisch zu starren und dich selbst zu bemitleiden, bringt auch nichts. Das hätte Sofia nicht gewollt". Ich zog meinen Arm weg. „Fahr zur Hölle". Und damit war ich weg. 

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