[2] Schulstunden und geheime Botschaften

Als Evangeline am nächsten Morgen die Augen aufschlug, wäre sie am liebsten einfach im Bett liegen geblieben.

Doch als Lily ihre Vorhänge Rücksichtslos zurück riss, wusste die Gryffindor es würde kein entkommen geben.

"Wow, Evangeline, wie siehst du denn aus? Hast du denn überhaupt nicht geschlafen?", fragte Evans sofort alarmiert, als sie die dunklen Ringe unter den Augen ihrer neuen Zimmergenossin entdeckte.

Evangeline schüttelte nur stumm den Kopf. Ihr war bewusst wie sie wohl aussehen musste, schliesslich war sie praktisch die ganze Nacht wachgelegen und hatte kein Augen zugetan.

Die ungezähmten Gedanken und unbeantworteten Fragen schwirrten ihr ständig im Kopf umher und liessen sie so wachen.

Evangeline rieb sich verschlafen über die Augen, ehe sie wiederwillig ihre Beine über die Bettkante schwang um aufzustehen.

Vor Erschöpfung wäre die siebzehnjährige beinahe wieder zurück ins Bett gekippt. Sie fühlte die letzte Nacht in jeder Faser ihres Körpers.

Etwas unbeholfen sah sie sich in ihren neuen vier Wänden um. In der letzten Nacht war sie noch gar nicht dazu gekommen diese zu inspizieren.

Als ihr Blick an einem Holz aus Eichenholz hängen blieb, welcher neben ihrem Bett stand, war es ihr zum ersten Mal peinlich, was sie trug.

Dadurch das Evangeline so fluchtartig hatte aufbrechen müssen, war ihr keine andere Wahl geblieben, als ohne ihre Habseligkeiten zu verschwinden.

In der vergangenen Nacht hatte sie sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen, damit diese ihr provisorisch als Pyjama dienene konnte.

Nun aber starrte sie unschlüssig in den leeren Schrank und wusste nicht was sie anziehen sollte.

"Deine Uniform und deine Robe hängen dort drüben, falls es das ist, was du suchst.", kam ihr ein ihr unbekanntes Mädchen zur Hilfe. Sie war schon fertig angezogen, ihre Haare waren Schulterlang und in einem hellen Braunton.

Sie wirkte freundlich, ja, gar schüchtern. Als wäre es das selbstverständlichste der Welt, huschte sie hinüber zu Evangelines Kleiderschrank und drückte ihr ihre Robe samt allem was dazugehörte in die Hand.

"Danke....", murmelte sie leise und fuhr mit den Fingerkuppen über den weichen Stoff.

"Mein Name ist Alice.", half sie der Merryweather und Evangeline nickte leicht. Am liebsten hätte sie, sie einfach ignoriert, doch da die Gryffindor noch über ein ganzes Jahr mit ihr einen Schlafsaal teilen musste, beschloss sie nicht allzu unfreundlich zu wirken, zumindest noch nicht.

Sie schnappte sich ihre Sachen und verschwand damit im Badezimmer. Evangeline zog sich nunmal nicht gerne vor anderen Leuten um, dass war schon immer so gewesen und würde sich so schnell wahrscheinlich auch nicht ändern. Da konnte man ihr noch so lange sagen wie man wollte, dass sie doch alle nur Mädchen wären, das tat nichts zur Sache.

Ihre Haare bürstete sie sich grob einmal durch und liess sie offen. So konnte sie wenigstens ihre Augenringe einwenig vertuschen, denn ganz zu Evangelines Bedauern war dagegen noch kein Zauberspruch erfunden worden.

********


Nachdem Evangeline, ein mehr oder weniger ruhiges Frühstück hinter sich gebracht hatte, begab sie sich als erstes ins Klassenzimmer für Geschichte der Zauberei, um ihre aller erste Unterrichtsstunde in Hogwarts zu Meistern.

Nervös zupfte sie sich an ihrer Robe. Sie war es nicht gewohnt mit anderen Schülern ihres Jahrgangs in einer Klasse unterrichtet zu werden. Schliesslich war Evangeline nie zur Schule gegangen, sondern wurde von Zuhause aus gelehrt. 

Natürlich hatte sie sich immer gesehnt auf eine öffentliche Schule zu gehen, Freundinnen zu finden und das zu tun, was junge Mädchen im Schulalter nunmal taten. Doch näher als an die Fanatsie davon, war sie nie gekommen. 

Als sie den Raum also schliesslich betrat, blieb ihr für einige Sekunden der Atem weg. Das Getöse im Klassenzimmer liess ihr Herz schwer werden. Dennoch trat sie ein. Der Professor musterte sie desinteressiert. 

Merryweather war überrascht, dass Professor Binns sie überhaupt wahrnahm. Er sah nicht wirklich danach aus, als würde es ihn interessieren ob seine Schüler zu seinem Unterricht erschienen oder nicht.
"Guten Morgen Ms. Merryweather, schön Sie zu treffen. Ich habe ihre Mutter gekannt, müssen Sie wissen. Eine wunderbare Frau. Ach sehen Sie, neben Mr. Black ist ja zufälligerweise noch ein Platz frei.", begrüsste er die junge Frau voller plötzlichem Tatendrang, doch Evangeline konnte er dafür nicht begeistern. 

In jenem kurzen Moment, in dem er ihre Mutter erwähnte, war auch dieses Fach für sie gestoren. Die Gryffindor spürte ein ziehen in ihrer Brust, als würde jemand darauf Blümchen sticken und eine Leere erfüllte sie, wie schon so oft zuvor wenn Evangeline an sie dachte. 

Auch wenn es ihr widerstrebte, setzte sie sich neben Black. Er grinste sie von der Seite an und wackelte verführerisch mit den Augenbrauen. "Siehst du Merryweather, das Schicksal hat uns sogar in diesem öden Unterricht zusammen geführt. Jetzt können wir die ganze Stunde Kaffeekränzchen halten. Ist das nicht toll?", flüsterte er ihr zu. 

Evangeline liess sich davon nicht überzeugen und verdrehte deshalb innerlich genervt die Augen, musste sie ausgerechnet neben diesem Idioten sitzen? Sie versuchte ihn einfach zu ignorieren, doch dies stellte sich als schwieriger heraus als gedacht. Denn Professor Binns Unterricht zog sich endlos in die länge und war zu allem Überfluss auch noch gähnend langweilig. 

Also schnappte sie sich kurzerhand das Stück Pergament von Black, welches eigentlich für Notizen vorgesehen gewesen wäre und begann darauf zu kritzeln.
Hallo Black, Lust zu Unterhalten?
Dann schob sie ihm den Papierfetzen zu, was eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Evangeline hätte das Pergament auch mit einer Eule rüberschicken können, denn Binns quasselte nur so vor sich hin, während er seine Schüler überhaupt nicht wahr zu nehmen schien.

Jetzt plötzlich interessiert, Merryweather.

Träum weiter du Hund, habe nur  sonst nichts besseres zu tun.

Das sagst du nur so, doch in Wahrheit ist das eine Art Liebesbrief und du möchtest dich unbedingt mit mir unterhalten.

Blacks antworten liessen nie lange auf sich warten und Evangeline musste zugeben, dass es ihr langsam begann Spass zu machen. Es war viel besser als zu sprechen, man musste keine Gesichtsmimik einsetzen und doch konnte man sich ohne Probleme Unterhalten. Sie fing langsam an sich zu entspannen bis.....bis Sirius Black einen beträchtlichen Fehler beging.

Bist du nun bereit etwas über die Beweggründe zu erzählen, weshalb du hier her gekommen bist.

Das Geheimnisvolle Mädchen spürte wie ihr Herz schwer wurde und eine Mischung aus Wut, Trauer und Enttäuschung in ihr aufkeimte. Die Wunden waren zu frisch und drohten immer wieder von neuem aufgerissen zu werden. Sie starrte auf den Papierfetzen, fürchtete sich Black ins Gesicht zu sehen, aus Angst er würde sehen wie es in ihr brodelte.

 
"Alles in Ordnung?", fragte der Junge neben ihr und legte seine Hand behutsam auf Evangelines Unterarm. Diese Berührung, die schier Liebevolle Intention dahinter, es war einfach zu viel. 

Ihre Sicht auf den Zettel verschwamm vor ihren Augen, als sie ruckartig und ohne ein weiteres  Worte aufstand, sich  das Stück Pergament von der Tischplatte schnappte, ehe sie sich umdrehte, das Papier zerriss und das Schulzimmer verliess.
Wie sie diese Schule bereits hasste.....

Die Gänge waren leer, genau so wie sich ihr ganzer Körper anfühlte. Sie lief ziellos durch die Gänge, wusste nicht wohin sie ging oder woher sie kam. Sie hatte sich bereits heillos verlaufen, als sie stehen blieb, den Rücken der kalten Steinwand gekehrt und sich zu Boden gleiten liess.

 Evangelines Hände fuhren Automatisch in ihr Haar und gruben sich darin fest. Sie verfluchte sich dafür, eine so verdammte Heulsuse zu sein, doch sie konnte ihre Aufkommenden Tränen einfach nicht zurückhalten.

 Was hatte sie nur getan? Wieso konnte sie nicht einfach die Zeit zurückdrehen und geschehenes ungeschehen machen. Dann wäre sie niemals hier in Hogwarts eingetroffen.


"Was machen sie hier, Ms. Merryweather? Müssten sie sich nicht einmal im Unterricht sein?" ertönte plötzlich eine Stimme und Evangeline erstarrte.

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