53. Ich hab da ein Problem
°○ Leon ○°
"Wasch dir die Seife ab und fertig!", schimpfte ich, während Maria ihr Gesicht jetzt fest in meiner Brust vergrub und schluchzte, nur gedämpft durch den Wollstoff meines Mantels.
"Entspann dich, Süße!" Ich streichelte sie. "Einfach laufen lassen! Das ist gut für die Augen! Dann werden die auch mal geduscht." Mit der freien Hand zog ich mein Handy aus der Tasche und warf einen Blick darauf.
Scheiße!
Nur noch sieben Minuten, bis der nächste Bus kam und meine Freundin hatte hier mal wieder alle Schleusen offen!
Das würden wir nicht schaffen!
"Tut mir leid!"
"Das musst du nicht sagen, Süße!" Ich gab Maria einen Kuss auf dem Kopf. "Du kannst doch nichts dafür!"
"Ich m-uss m-mich besser z-zusamnenreißen."
"Musst du überhaupt nicht!" Wäre aber schon irgendwie praktisch, gerade, fügte ich in Gedanken noch hinzu. Und fühlte mich direkt wie der letzte Arsch dabei.
Zum Teufel! Was war ich überhaupt für ein Freund?
"Geht am b-besten einfach ohne mich nach H-Hause!", weinte Maria. "Sonst kriegt ihr n-nur Ärger wegen m-mir."
"Ich lass dich jetzt nicht allein!"
"A-Aber dann verpr-rügelt dein V-Vater dich wieder! Und sch-perrt dich ein!"
"Ja, und? Soll er machen!"
"I-ich will da n-nicht Schuld dr-ran sein."
"Das bist du auch nicht."
Eine Weile lang tröstete ich Maria noch, dann löste ich meine Umarmung.
"Geht's jetzt wieder besser?" Ich suchte ihren Blick.
Maria wich mir aus. Schniefte und wischte sich mit den Händen über die Wangen.
"Spül dir mal das Gesicht ab! Das ist noch ganz rot." Und verheult, dachte ich, vor allem die Augen. Das war nun wirklich kein Bild, das Maria abgeben sollte, wenn wir gleich auf Richard träfen. Der würde sich da nur wieder irgendeine Geschichte zurecht spinnen, in der ich meine Freundin geschlagen oder wenigstens so lange gequält hatte, bis sie schließlich in Tränen ausgebrochen war.
Maria trat ans Waschbecken und klatschte sich dort mehrere Handvoll Wasser ins Gesicht. Als sie damit fertig war, empfang ich sie gleich mit einem Stoß Papierhandtücher, trocknete sie damit ab und hielt ihr als nächstes noch zwei davon vor die Nase: "Komm jetzt, schnauben!"
Maria zögerte, dann tat sie es.
"Tüchtig!", forderte ich, da blies Maria ein zweites Mal geräuschvoll in die Tücher. Und schließlich noch ein drittes Mal.
"Super!", lobte ich sie und wischte ihr die Nase ab. "Das war ja mal wieder nötig!" Ich schmiss die Tücher weg, strich ihr dann wieder über den Rücken.
"Willst du jetzt noch auf Toilette?"
Maria nickte.
"Dann geh!"
An dieser Stelle zögerte sie wieder.
"Was ist?", fragte ich.
Maria biss sich auf die Lippe.
"Komm, sag!", drängte ich sie.
"Ja... ähm... könntet ihr beiden dann... vielleicht schon mal rausgehen?" Maria verdrehte die Augen, fuhr dann noch leiser fort: "Ich mag nicht auf Toilette gehen, wenn andere dabei sind."
"Okay..."
"Das ist auch albern, ich-."
"Nee, ist doch gut!", unterbrach ich sie, wobei ich mich so langsam echt mal fragte, wie verklemmt ein Mensch sein konnte.
Meine Fresse, für was wollte dieses Mädchen sich denn noch alles schämen? Fürs Atmen, vielleicht?
"Komm, Minchen! Wir warten draußen."
°○°
Ich sah den Bus an uns vorbeifahren. Was für eine Scheiße, dachte ich und zündete mir eine Zigarette an.
"Haben Bus verpasst", sagte Minchen. "Jetzt wird Papa böse."
"Nein, das wird schon", beruhigte ich sie und wuschelte ihr durchs Haar, während ich einen ersten herrlichen Zug von meiner Lucky nahm. "Ich überleg mir was, okay?"
"Was überlegst du?"
"Lass mich mal eben kurz!"
"Doofe Baby, immer Heulen!'
"Da kann Maria nichts für", sagte ich. "Und sie ist auch kein Baby."
"Ist sie wohl!"
"Minchen... jetzt hör mal auf, bitte!"
"Aber-"
"Du weinst selber oft genug! Und, bist du deswegen ein Baby?"
"Nein!"
"Siehst du?" Ich zog abermals an meiner Lucky, hielt den Rauch jetzt extra lange in den Lungen. Und stieß ihn dann wieder aus. "Dann musst du sowas auch nicht sagen. Das macht Maria traurig."
"Ist mir egal!"
"Sie ist meine Freundin!", betonte ich. "Und du bist nett zu ihr!"
Minchen verkniff das Gesicht.
"Haben wir uns verstanden?" Ich sah sie an.
Minchen hielt meinen Blick fest. Dann stieß sie ein zerknirschtes Stöhnen aus.
Ich beantwortete es mit einem Grinsen, zog als nächstes mein Handy aus der Tasche und rief bei Mehmet an.
Es klingelte zweimal, dann nahm er das Gespräch schon an.
"Hi. Was gibt's?"
"Ich hab da ein Problem", sagte ich.
"Was für ein Problem?", wollte Mehmet wissen.
"Diese Jugendamtsfotze ist bei uns Zuhause, unangemeldet, und ich komme da so schnell nicht hin."
"Wo bist du denn?"
"Beim BEZ", antwortete ich. "Also, wir stehen draußen."
"Wer ist wir?"
"Minchen und ich. Und Maria ist auch dabei."
"Wieso nehmt ihr nicht den Bus?"
"Das wollten wir ja, aber wir haben ihn verpasst."
"Verstehe", meinte Mehmet. "Und jetzt willst du bestimmt fragen, ob Melanie euch fahren kann."
"Geht das?"
"Wart mal eben!" Eine kurze Pause. "Ich geb sie dir... Hallo? Leon? Was gibt's denn?", meldete sich Melanie am anderen Ende der Leitung.
"Hi. Ich, ähm... könntest du uns, also, ich meine Maria, Minchen und mich vielleicht zu mir bringen? Wir sind beim BEZ und haben den Bus verpasst und ich muss... also, ich meine, wir haben gerade unangemeldet Besuch von der ollen Tusse vom Jugendamt und der nächste Bus kommt erst ungefähr in zwanzig Minuten."
"Achso... ja, das sollte ich noch schaffen", sagte Melanie. "Da müsstet ihr aber so direkt ins Auto springen, wenn ich komme."
"Ja, klar!"
"Ich muss nämlich auch zur Arbeit. Dann wird das ziemlich knapp in der Zeit."
"Kein Problem, das kriegen wir hin." Ich lächelte. "Vielen Dank!"
°○°
Keine zehn Minuten später hielt Melanie am Bordstein.
"Danke nochmal!", sagte ich, nachdem ich Maria auf dem Beifahrersitz hatte einsteigen lassen und selber dann auf der Rückbank Platz genommen hatte, mit Minchen auf meinem Schoß.
"Was habt ihr denn schönes gemacht?"
"Wir waren bei King's Fries", antwortete ich.
"Oh... Ja, da will Mehmet auch immer mit mir hin aber die haben da ja gar nichts veganes außer Pommes und Salat."
"Doch, da gibt's seit kurzem auch so Burger, wo die Frikadellen aus Gemüse sind und dieses Tofu haben die da jetzt auch", erzählte ich.
"Echt?", fragte Melanie erfreut. "Das ist ja cool!"
"Ja... ich probier demnächst auch mal son Gemüsedings aus."
"Das schmeckt dir bestimmt."
"Ja, ich mag ja auch alles."
Melanie seufzte. "Wenn ich das mal auch nur von Mehmet behaupten könnte!", jammerte sie. "Der isst gefühlt immer nur so drei verschiedene Sachen."
"Wie lang musst du denn heute arbeiten?"
"Ungefähr bis dreiundzwanzig Uhr." Ein zweites Seufzen. "Im Moment sind ja wieder Schulkino-Wochen. Dann sehen die Säle nach jeder Vorstellung aus wie Müllhalden."
"Oh Mann!"
"Ja, ist immer so, wenn zu viele Kleine auf einmal kommen", meinte Melanie. "Dann benehmen die sich komplett daneben."
"Wir müssen auch mal wieder ins Kino, Süße!"
"Hm-hm."
"Läuft demnächst denn mal wieder was gutes?"
"Minions", sagte Minchen.
"John Wick wäre bestimmt was für dich", schlug Melanie vor. "Oder Taken drei. Aber die findet Maria bestimmt zu heftig."
"Ja, die mag lieber so Sachen mit Hexen", sagte ich.
"Minions!"
"Oder mit Vampiren."
"Will Minions sehen!"
"Der kommt doch erst im Sommer, Minchen", meinte ich, während ich mit meinem Handy durch das aktuelle Kinoprogramm scrollte. "Das dauert noch."
"Dauert noch", echote meine Schwester.
"Da musst du noch ganz oft für schlafen, dann gucken wir den zusammen, okay?"
"Oh mein Gott!"
"Was denn?", fragte ich.
"Guck mal bei Eddies Haus!", rief Maria, die war mit einem Mal ganz aufgeregt.
Ich schaute aus dem Fenster: "Scheiße!"
Ein Krankenwagen stand auf der Auffahrt zu Brühnings Haus.
"Dann ist das wohl doch noch schlimmer mit seinem Kopf", stellte ich fest. "Und ich wollt ihn ja noch anrufen! Verdammt, das hab ich ganz vergessen!"
"Dann ruf ihn später noch an!", meinte Maria.
"Vielleicht ist ja auch irgendwas mit seinem Vater", überlegte ich. "Weiß man ja nicht."
"Auch dann musst du anrufen!"
"Ja... wart mal eben!", sagte ich.
"Krankenwagen!", rief Minchen.
"Sei mal still!"
Ich rief Eddies Kontakt auf meinem Display auf. Drückte auf Anrufen. Und wartete. Es klingelte dreimal. Dann wurde das Gespräch angenommen.
"Hey Eddie! Ich bin's, Leon", fing ich direkt an. "Du, ich hab gerade einen Krankenwagen vor eurem Haus gesehen. Was ist da los? Ist irgendwas mit dei-"
"Was rufst du jetzt an?" Die Stimme eines Mannes am anderen Ende der Leitung. Ich kannte sie, hatte sie aber seit Jahren nicht mehr gehört. Und auch noch nie so wie jetzt.
Kalt. Und voller Hass.
"Elwin", sagte ich. "Ich wollt nur... a-also, wegen Eddie-"
"Er ist tot", unterbrach Eddies Vater mich.
"E-er, äh... Was?"
"Er ist tot", wiederholte Elwin. "Jetzt sind... sie alle tot. M-meine Tochter, meine Frau" Ein schweres Luftholen. "Und jetzt auch noch mein Sohn." Seine Stimme brach. "Du hast sie alle umgebracht."
Er legte auf.
°○ Maria ○°
Etwa achtzehn Stunden später...
LEON
Ein verpasster Videoanruf
Noch mal dreißig Stunden später...
MARIA
Leon? Wie geht es dir? Mein Handyverbot ist jetzt vorbei. Ich hab aber noch Hausarrest übers Wochenende. 🙄 Willst du telefonieren?
Zehn Minuten später...
MARIA
Wir können sonst auch Videochat.
Sieben Minuten später...
MARIA
Wo bist du gerade?
Fünf Stunden später...
LEON
Hey,
Mir geht's so einigermaßen. Bin jetzt bei Mehmet. Wie ist dein Zeugnis?
MARIA
Schreibt...
Drei Minuten später...
MARIA
Geht so.
LEON
Hast du Zeit zum Telefonieren? Und Lust? Mit Video?😘
Ich rief ihn an.
"Süße!" Leon nahm das Gespräch direkt an, klang dabei aber ziemlich heiser und räusperte sich. "Wie geht es dir?"
"Ganz gut", meinte ich.
"Und wie sieht dein Zeugnis aus?"
Leon schien etwas blasser als sonst zu sein. Insgesamt irgendwie kränklich. Und da war noch etwas. Ein blauer Fleck, ziemlich groß, an seiner rechten Wange, bis hoch zu seinem Auge, welches blutunterlaufen war.
"Was ist mit dir passiert?"
Leon zuckte die Achseln. "Hatte wieder Ärger mit Richard."
"Warum?"
"Keine Ahnung... war halt wegen dem Besuch."
"Von der Jugendamtstusse?", fragte ich.
Leons Gesicht verzog sich zu einem leichten Grinsen. "Ja", antwortete er dann.
"War es schlimm... also ich meine-"
"Es war okay", unterbrach Leon mich. "Mach dir da mal keinen Kopf, Süße!"
"Hat er dich wieder eingesperrt?"
Leon zögerte mit seiner Antwort. "Nur über Nacht", sagte er schließlich. Und wiederholte daraufhin gleich seine Frage von eben: "Was ist jetzt mit deinem Zeugnis?"
Nun war ich es wieder, die zögerte. Über dieses Thema wollte ich jetzt wirklich nicht reden."Ich hab eine Fünf."
"Wo drin?"
"Chemie."
"Okay..."
"Ja, ist wegen der Arbeit", erklärte ich. "Die haben wir heute auch zurückbekommen."
"Und die war nicht so gut bei dir?"
Darauf gab ich keine Antwort.
"Warte mal kurz!" Leon legte das Handy beiseite, so dass ich jetzt nur noch die Zimmerdecke durchs Display sehen konnte, kurz darauf hörte ich, wie er sich die Nase putzte. "Bin nicht so ganz fit gerade." Er nahm wieder das Handy. "Was hast du denn in Sport?"
Ich verdrehte die Augen. "Eine Vier."
"Oh." Er klang enttäuscht. "Aber wir trainieren ja auch noch nicht so lange", sagte er. "Das wird schon noch."
"Ja..." Ich seufzte. "Hoffentlich."
"Bestimmt." Leon lächelte.
Ich erwiderte es.
"Übermorgen ist dein Hausarrest wieder aufgehoben, oder?"
"Ja."
"Dann könnten wir uns doch bei Mehmet treffen", schlug Leon vor. "Ein bisschen chillen, Filme gucken..."
"Ja... gute Idee."
Wir schwiegen für einen kurzen Moment, und das nicht auf die angenehme Art.
Nein, da war etwas, dachte ich. Ein Thema, dass zwischen uns in der Luft lag. Über welches jedoch niemand von uns sprechen wollte.
Leon tat es trotzdem: "Am Donnerstag ist Eddies Beerdigung."
"Oh... okay..."
"Ich dachte, du gehst hin."
Ich schüttelte den Kopf. "Das will ich lieber nicht."
"Achso..."
"Würdest du gerne hin?"
Leon senkte den Blick. Nickte dann. "Schon, ja", antwortete er. Und räusperte sich wieder. "Aber ich glaub nicht, dass Elwin mich da sehen will."
Wir schwiegen einen Augenblick, dann ergriff ich erneut das Wort: "Wir können ja zusammen hingehen... wenn alles vorbei ist, also-"
"Ja, gute Idee!", sagte Leon sofort, verzog das Gesicht dabei zu einem Lächeln, welches allerdings nicht bis zu seinen Augen reichte.
"Ich kann es irgendwie immer noch nicht glauben, dass er tot ist", meinte ich.
"Ja, das kam plötzlich."
"Ist dir denn überhaupt nichts aufgefallen an dem Tag?", fragte ich. "Du warst doch der letzte, der ihn lebend gesehen hat."
"Ja... er war halt schon irgendwie komisch, also- Aber ihm gings ja auch nicht gut."
"Wegen der Gehirnerschütterung?"
"Genau." Leon überlegte. "Die war wohl doch schlimmer, als ich gedacht hatte."
Ein weiterer Moment verstrich, in dem niemand von uns etwas sagte.
Dann sprach Leon weiter, leiser jetzt, als würde er mit sich selbst reden: "Ich hätte den Krankenwagen rufen sollen, schon in der Schule."
"Du konntest das ja nicht wissen", entgegnete ich. "Also, dass das wirklich so schlimm ist."
"Diese Missgeburt hatte ihm mehrmals gegen den Kopf getreten! Und wer weiß, was sonst noch!" Leon räusperte sich wieder. "Da hätte ich direkt reagieren müssen!"
"Du bist daran nicht schuld!", beharrte ich. "Und du bist auch kein Arzt, deswegen konntest du sowas auch gar nicht richtig einschätzen."
"Doch, das konnte ich!", entgegnete Leon. Tränen schimmerten nun in seinen Augen. "Ich wusste, dass es schlimm war mit Eddie. Ich hätte einen Krankenwagen rufen müssen!"
Ich seufzte. Was sollte ich da jetzt noch zu sagen?
"Ich hab's nicht gemacht, weil..." An dieser Stelle begann Leon leise zu schluchzen. "Ich w-wollt halt k-keinen Ärger bekommen. A-aber, ich wusste, d-dass es schlimm war."
"Aber dass er sich umbringen wird, konntest du nicht wissen", meinte ich.
"Ich h-hätte... bei ihm bl-eiben sollen!"
"Er hatte dich doch-"
"Oder anrufen!" Leon schniefte. "Ich h-hatte ihm auch ver-sprochen, dass ich anrufe", weinte er. "In...einer Stunde!"
"Ja, aber-"
"Tut mir leid!"
"Leon?"
Wieder sah ich nur die Zimmerdecke.
Hörte sein Schluchzen. Dann ein weiteres Schnäuzen.
"Tut mir leid!", wiederholte er dann, diesmal mit etwas festerer Stimme. "Ich will dir hier jetzt auch nicht dauernd was vorheulen."
"Ist doch nicht schlimm! Ich heule selber oft genug."
"Bei dir ist das was anderes."
"Du meinst, weil ich ein Mädchen bin?"
"Ja..." Leon zuckte mit den Schultern. "Klar, deswegen auch. Aber, ich hab da auch so überhaupt kein Recht zu."
"Wer sagt das?"
"Eddie hat das gesagt... als wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben", antwortete Leon. "Da wollte ich mich bei ihm entschuldigen für die ganze Scheiße zwischen uns."
"Das ist doch gut."
"Er wollte da gar nichts von hören."
"Aber du hast dich entschuldigt", sagte ich. "Darauf allein kommt es an."
"Es war zu spät", entgegnete Leon. "Und es sind auch nur Worte. Die können nichts daran ändern, was ich ihm alles angetan habe."
"Du meinst, dass du ihn immer so gequält hast."
Leon senkte den Blick. "Nicht nur das."
"Was denn noch?", fragte ich.
Leon antwortete nicht.
"Was war da zwischen euch?"
Schweigen.
"Bitte, erzähl es mir!"
"Das kann ich nicht!"
"Du kannst mir alles erzählen! Das sagst du doch auch immer zu mir!"
"Ja, aber-"
"Nichts aber!", fiel ich Leon ins Wort. "Du weißt inzwischen alles über mich! Dann kann ich auch alles über dich wissen!"
"Das, was mich angeht, ist etwas vollkommen anderes", sagte Leon. "Das würde alles zwischen uns verändern, wenn du davon erfährst."
"Ja und? Das, was du über mich erfahren hast, hat doch eh schon alles verändert."
"Aber nicht zwischen uns."
"Natürlich auch zwischen uns!" Ich lachte. "Du traust dich doch kaum noch mich anzufassen, seitdem du über die Sache von Vater und mir weißt!"
"Das stimmt nicht!"
"Ach ja? Und was-"
"Ich bin nur vorsichtiger", unterbrach Leon mich. "Weil ich dir keine Angst machen will."
"Ich habe keine Angst!"
"Das solltest du aber!"
"Wieso sagst du das?"
"Ich bin ein schlechter Mensch, deswegen!"
"Wie kommst du auf so eine Scheiße?"
"Das haben schon immer alle gesagt." Bei diesem Satz brach Leon erneut in Tränen aus. Und beendete das Telefonat.
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