Kapitel 5

Sonnenlicht durchflutet das Zimmer. Die Strahlen lassen den Boden honigfarben aussehen. Martina gähnt und räkelt sich. Sie hat lange nicht mehr so gut geschlafen. Die Matratze ist viel weicher und bequemer als im Waisenheim. Noch etwas verschlafen, tapst Martina zum Kleiderschrank und macht sich fertig. Ein Blick auf die Uhr und Martina rast die Treppe hinunter. 11:00 Uhr. Sie wollte doch mit Nora und Phil in die Stadt gehen. Unten angekommen begrüßt sie die beiden und isst schnell eine Scheibe Brot. Nachdem der Tisch abgeräumt ist, geht es auch schon los. Eigentlich wollten sie zu Fuß gehen, aber da Nora noch einkaufen muss, fahren sie mit dem Auto.

"Kommst du?",fragt Phil und Martina nickt. Nora hat gezahlt. Jetzt wollen sie die Einkäufe ins Auto bringen und dann eine Pommes essen. Die beiden haben Martina versprochen, shoppen zu gehen. Nachdem die Einkäufe im Auto verstaut sind, kann es losgehen. Erst holen sie sich eine Pommes auf die Hand. Dann betreten die Drei das große Einkaufszentrum der Stadt Neustadt. Martina strahlt. Sie war einmal mit Kimberly hier gewesen. Sie betreten einen der vielen großen Läden. Dort findet sie nur ein süßes, gelbes Top und eine kurze Hose. Sie bummeln weiter.

Zwei Stunden später hat Martina gute vier Tüten voll. So viel hatte sie noch nie. Sie wollen gerade wieder gehen, als Martina ein Kleid sieht. Es steht hinter dem Schaufenster. Es ist wunderschön. Weiß, eher cremefarben und aus Spitze. Es ist so lang, dass es ihr bis kurz über die Knie gehen würde. An der Taille war ein gelber Gürtel mit einer kleinen, süßen, gelben Schleife. Inzwischen steht Martina vor dem Fenster und drückt ihre Nase dagegen. So etwas Schönes hatte sie noch nie gesehen. Das würde sie so gerne zu ihrem Geburtstag anziehen. Sie hat in einer Woche Geburtstag. Ob Nora und Philipp davon wussten? Bestimmt. Aber wen sollte sie einladen? Sie blickt auf das Preisschild: 115 €. Martina zieht scharf die Luft ein. Warum müssen so schöne Sachen bloß immer so viel Kosten? Sie wendet sich zum Gehen und erst jetzt bemerkte sie, dass Nora und Philipp sie anschauen. Nora tritt neben sie. "Schönes Kleid." Sie lächelt. Philipp kam nun auch. "Willst du es haben?" ,fragt er. Martina wird rot. Nora lächelt."Ich glaube, es würde dir wunderbar stehen.", sie blickt auf den Preis. „Oh, das ist aber günstig ." Martina starrt sie an. Für sie waren 115 € total viel. Im Waisenheim hatte sie gerade mal so viel Geld bekommen, dass sie, am Ende von einem Jahr 20 oder 30 € hatte. Das war viel für sie. "Komm.", Nora lächelt und nimmt ihre Hand und zusammen betreten sie den Laden. Martina fühlt sie beobachtet und dreht sich um. Fast alle starren sie an. „Warum", denkt sie nervös und dreht sich wieder um. Sie spürt die Blicke der Anderen in ihrem Rücken. Inzwischen hat Nora schon die Verkäuferin nach dem Kleid gefragt und hält ihr nun eins in ihrer Größe vor. Martina lächelt schüchtern und geht in die Umkleidekabine. Als sie wieder herauskommt, lächeln die drei Erwachsenen sie an. "Wow !", sagen Nora und Philipp gleichzeitig. „Wow.",denkt sich auch Martina. Nie hätte sie gedacht, dass sie eigentlich so hübsch sein kann. Das cremefarbene Kleid passte super zu ihrem schwarzen Haar.

Fünf Minuten später verlässt sie wieder den Laden, mit dem Kleid. Martina ist glücklich. Erst jetzt fällt ihr auf, dass ihr einige immer noch neugierige und argwöhnische Blicke zuwerfen. Manche tuscheln und Martina wird zunehmend nervöser. Als sie draußen sind, atmet sie erstmals tief durch. Die Sonne knallt auf sie, hier draußen ist kaum jemand. Entweder sind alle im Freibad oder in den Geschäften wegen der Klimaanlagen. Auf einmal fällt ihr Blick auf einen Jungen, der etwas weiter vor ihnen läuft. "Chris!", ruft sie und beißt sich sofort auf die Lippen. „Was, wenn er es gar nicht ist?", denkt sie. Der Junge dreht sich um. Chris. Sie lächelt, doch er hebt nur kurz die Hand und verschwindet um die nächste Ecke. „Hä?! Was war das denn? Hat er etwa Angst. Er sah so nervös aus. Eigentlich sehen alle so nervös aus, die uns begegnen", grübelt Martina. Während sie darüber nachdenkt, sind sie am Auto angekommen.

Am Abend sitzt Martina auf dem Fensterplatz und starrt in den Himmel. Er ist wolkenlos. Man kann die Sterne sehen. Martina betrachtet die Sterne. Sie sucht und findet schließlich den kleinen Stern, der hell aufleuchtet. Sie lächelt, denn sie hatte sie Martie genannt, als sie 5 Jahre war. Der Stern daneben ist ein bisschen größer. Den hatte sie Kim genannt. Das war Kimberlys Spitzname. Sie schluckt. Über dem "Martie-Stern" blitzen zwei gleich große Sterne auf. Denen hatte sie auch Namen gegeben. Das waren die Mama und Papa Sterne. Sie dachte früher immer, ihre Eltern sitzen auf den Sternen und beschützten immer in der Nacht ihre kleine Tochter. "Sie achten auf mich und passen auf mich auf, weil sie mich ganz doll lieb haben. ", murmelt Martina leise. Das hat sie früher immer gesagt. Sie lehnt ihren Kopf ans Fenster. Es ist kühl und durch den kleinen Spalt kommt ein kleiner Windstoß. Sie fröstelt. Tränen rollen ihre Wange hinunter. Dann schläft sie ein.

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