Kapitel 12
(Kimberly time)
Nun sitzen alle hier und warten, bis sie Martina besuchen dürfen. Es ist 14:00 Uhr und Kimberly hat Hunger. Sie hatte zwar am Morgen viel gegessen und getrunken, aber sie ist währenddessen eingeschlafen. Sie war müde gewesen. Doch nun sitzt sie hier, hungrig, hellwach, und wartet darauf, ihre beste Freundin besuchen zu können. Gestern Abend ist Martina einfach zusammengebrochen. „Wahrscheinlich der Schock.", hat der Arzt gesagt. Endlich öffnet sich die Tür und Kommissar Martens tritt heraus. Nachdem Martina aufgewacht ist, ist er zu ihr hingefahren, um sie zu befragen.
„Bestimmt ging es um Nora und Phil.", denkt Kimberly. Selbst an diese Namen zu denken, bereitet ihr Gänsehaut. Zum Glück sitzen sie hinter Gitter. Das heißt Phil, nachdem Nora auch gestern zusammen geklappt ist, muss sie erst mal zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben. Sanft wird Kimberly angestupst und aus ihren Gedanken gerissen. Sie schaut auf und starrt in die schönsten blassblauen Augen, die sie jemals gesehen hat, Ricko! Ihr Herz macht einen Sprung. Zwei verdammte Jahre hat sie ihn nicht gesehen. Ihr Freund lächelt schüchtern und fährt sich müde durch die braunen Haare. Die anderen stehen schon bei der Tür. Chris dreht sich zu ihnen um und zieht fragend eine Augenbraue hoch. Doch dann grinst er, stößt leicht die anderen Mädchen an und geht ins Zimmer. Nun sind sie alleine. Nur die beiden. Im Flur ist es etwas kühl. Obwohl es eine angenehme Kühle ist, muss Kimberly frösteln. Ricko bemerkt es und gibt ihr seine Jacke. Ihr wird sofort warm.
Dann setzt er sich neben ihr auf den Stuhl. Er betrachtet sie lange. Alles ist still. „Ich hab dich vermisst.", flüstert er fast tonlos. Kimberly wird verlegen und schiebt sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich dich auch.", sagt sie leise. Er starrt auf seine Hände, bevor er stockend anfängt zu reden. „Ich kenne... keinen einzigen Tag an dem ich nicht hoffte, einfach nur... aufzuwachen...zu sehen, dass es ein böser Traum war... dich in meinen Armen zu fühlen ... deine Lippen... dein Lachen zuhören... dein Lächeln." Er schluckt, dann blickt er ihr direkt ihn die Augen, so dass ihr schwindelig wird. „Ich liebe dich, Kim und das wird auch immer so bleiben." Während er das sagt, läuft ihm eine Träne die Wange hinunter.
„Ich liebe dich auch...", bringt Kimberly mit erstickter Stimme hervor. Alles verschwimmt und sie sieht nur verschwommen, wie Ricko sich vorgebeugt und ihr vorsichtig einen Kuss auf die Lippen drückt. Sie erwidert ihn sofort, und alle schönen Momente, die sie zusammen erlebt haben, schießen ihr durch den Kopf. „Hach die junge Liebe.", seufzt jemand hinter ihr und sie zuckt zusammen und wirbelt herum. Hinter ihr steht Rosalie, die Köchin vom Waisenheim, sie lächelt und ihre Augen schimmern verdächtig. Wie ertappt, spürt Kimberly, wie ihre Wangen rot werden. Ricko verhakt ihre Hand mit seiner. Die beiden stehen auf und zu dritt betreten sie das Zimmer.
Da liegt sie. Kimberlys beste Freundin. Erschöpft, aber glücklich liegt sie da. Um ihr Bett herum stehen sie, Ricko, Rosalie, Moni, sowie Raja, Madita, Dennise, Leonie und Chris. Chris. Kimberly muss grinsen, als sie sieht, wie Chris, Martina anlächelte, mit einer solchen Wärme in den Augen, wie Ricko sie gerade angesehen hat. In der Hand hält er eine kleine, schwarze Feder, die im Licht bläulich schimmert. Chris bemerkt ihren Blick und wird rot. Jeder hat etwas zu Martina gesagt, nun ist Chris an der Reihe. Er setzt sich an Martinas Bettkante und gibt ihr die Feder. Sie lächelt ihn an und er lächelt sie zurück. Er legt eine Hand auf ihre Wange.
Alles ist still. Kimberly schaut zu Moni. Ist sie vielleicht traurig? Schließlich hat sie noch Gefühle für Chris. Aber jetzt grinst sie leicht, auch wenn man in ihren Augen sieht, dass sie leicht verletzt ist. Sie zeigt den anderen, stumm, mit dem Kopf zu Tür. Die nicken und alle gehen leise raus. Kimberly als Letztes. Sie blickt nochmal zu den beiden. Sie lächeln sich immer noch an, Martina mit der Feder in der Hand, Chris mit der Hand immer noch auf ihrer Wange, und scheinen nichts mitzubekommen. Kopfschüttelnd, aber lächelnd macht Kimberly die Tür hinter sich zu und lässt die beiden alleine.
Eine Weile sagen sie nichts. Martina sieht in Chris Augen. Sie haben diese unglaublichen Farben. Sanft liegt seine Hand auf ihrer Wange und streichelt sie zärtlich. Sofort wird ihr warm und sie lächelt. In dem Moment hören sie ein leises Klicken beim Fenster. Beide drehen sich in die Richtung. Dort hockt ein schwarzweißer Vogel. Sein Gefieder glänzt bläulich. Er legt den Kopf schräg und betrachtet Martina und Chris. Als sie lächeln, wippt er leicht mit dem Kopf und es scheint fast, als würde er auch lächeln. Dann stößt er sich ab und fliegt davon. Die Sonne steht weit oben am Himmel. Es klopft und ein Arzt betritt den Raum. Er sagt, Martina braucht Ruhe.
***
Es sind drei Tage vergangen und Martina darf endlich aus dem Krankenhaus kommen. Sie lebt ab jetzt mit Rosalie und Kimberly zusammen. Sie steht vor ihrem neuen Kleiderschrank und sucht sich etwas zum Anziehen heraus. Es soll was Schönes sein. Es ist schon 19:50 Uhr. Und um 20:00 wollte sie im Neustädter Park sein. Sie ist dort mit Ricko, Kimberly, Moni und Chris verabredet. Bei den Gedanken an Chris schlägt ihr Herz höher. Sie ist sich sicher, dass das, was sie fühlt, mehr als Freundschaft ist. Aber fühlt Chris genau dasselbe wie sie? Sie hat schon fast Angst davor, ihn zusehen. Sie schluckt.
Vor drei Tagen im Krankenhaus hätte sie ihn am liebsten geküsst. Aber was, wenn er doch auf Moni steht? Bei diesen Gedanken wird ihr Flau im Magen. „Kommst du Süße?", ruft Kimberly laut und steckt ihren Kopf ins Zimmer. Sie hat ein einfaches Top und Skinny Jeans an. Um ihren Hals hängt die andere Herzhälfte.
„Wow.", sagt sie bewundernd, als sie Martina sieht. Während Martina in ihren Gedanken versunken war, hat sie sich angezogen. Sie hat ihr Geburtstagskleid an. Ballerinas und die andere Herzhälfte und war dezent geschminkt. Ihre Haare hat sie zu einem Dutt hochgesteckt, in der Mitte steckt die Feder. „Das wird Chris gefallen.", murmelt Kimberly leise und lächelt. Früher, wenn es um Jungs ging, hätte Martina so viel wie „Was soll das den bitte schön heißen?!", geantwortet. Aber jetzt zupft sie mit rotem Kopf an ihrem Kleid herum. „Meinst du?", fragt sie leise und Kimberly nickt.
Punkt 20:00 Uhr stehen sie alle am Eingang zum Park. Ricko hat einen großen Korb dabei. Und Moni eine Picknickdecke. Chris hat eine kleine weiße Schachtel dabei und um sie herum gebunden ist eine kleine gelbe Schleife. „Kommt.", bringt Ricko das Schweigen. Und die nächsten zwei Stunden sind die besten, die Martina jemals hatte. Sie lachen, trinken, essen, hören Musik und reden. Immer wieder spürt Martina, Chris Blick, doch sobald sie zu ihm guckt, schaut er weg und Martina kommt es so vor, als würde er rot werden.
Es ist schon ziemlich spät und die Sonne geht langsam unter. „Lust auf einen Spaziergang?", fragt Chris. Martina nickt, aber die anderen schütteln den Kopf. Dabei grinsen sie. „Na,dann komm.", sagt Chris leise zu Martina. Sie sieht, wie er heimlich die kleine Schachtel in seine Jackentasche steckt. Sie verabschieden sich. Die beiden sind schon ein Stück gelaufen. Die Anderen sehen sie nicht mehr. Die beiden stehen auf einer Brücke. Stumm schauen sie auf das Wasser. Die untergehende Sonne lässt es rot und goldig erscheinen. Nach ein paar Minuten dreht sich Chris zu Martina. „Hier" Er gibt ihr die kleine Schachtel. Neugierig packt sie es aus. In der Schachtel liegt ein kleines goldenes Schloss. In ihm steckt ein kleiner Schlüssel. Vorsichtig dreht sie das Schloss um. Ihr Atem stockt. Ein Herz ist eingraviert. Da drin steht das heutige Datum und M+C. Sie lächelt und holt es heraus. Dann drehte sie den Schlüssel, und es machte leise Klick. Es ist offen. Martina legt das Schloss um eine der Gitterstäbe am Zaun.
Sie schaut zu Chris und beide halten den Schlüssel in der Hand über das Wasser. Martina Murmelt leise. „Sei frei!"
Dann lassen sie gleichzeitig los. Es machte leise platsch. Chris nimmt ihre Hände und sieht sie an. „Ich...", fängt er an und verstummt. Er wird rot. Dann beugt Martina sich vor und gibt ihm einen Kuss auf den Mund. Er erwidert ihn. Ein Schwarm Vögel fliegt über den beiden hinweg.
Die Sonne zeigt ihre letzten Strahlen. Welche auf die 5 Jugendlichen unter ihr fallen. Drei davon laufen lachend zum Ausgang des Parks, während die anderen zwei, eng aneinander gekuschelt und mit verschränkten Händen, hinterhergehen.
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