Wer von Macht spricht, spricht von Gewalt, hier im Palast
Da stand ich also.
Vor dem Palast.
Einem riesigen Gebäude.
Gigantisch.
Atemberaubend und angsteinflößend.
Ich atmete tief durch und trat durch die breite Türe.
Es war eine Schleuse, durch die man erst durchmusste, bevor man in eine Eingangshalle kam.
Die erste Türe schloss sich.
„Was kann ich für Sie tun?" fragte eine gelangweilte Stimme.
Ich straffte die Schulter.
Ich musste Selbstbewusst sein!
„Willst du ein Kämpfer sein?
Wahre den Schein.
Pass gut auf hierbei.
- denn du bist Vogelfrei!"
„Ich arbeite ab heute hier" erklärte ich schaute mich nervös um. Meine Nervosität war nicht gespielt, aber ganz natürlich. Schließlich begann heute mein neuer Job.
„Ausweißpapiere bitte in dieses Fach legen!"
Ich tat es.
Es dauerte ein paar Minuten, dann öffnete es sich wieder und ich entnahm meine Papiere und meine Zutrittskarte.
Die zweite Türe öffnete sich.
Ich trat in die Halle.
So viel Eleganz hatte ich noch nie gesehen.
Staunend blieb ich stehen und betrachtete den ganzen Marmor, die Goldverzierungen und die Springbrunnen an den Wänden.
Große Treppen ragten durch den Raum.
Teure Bilder hingen an den Wänden.
Männer in schicken Anzügen liefen durch die Gegend.
Was für eine Verschwendung.
Außerdem fehlte diesem Gebäude das Leben. Keine Gerüche. Kein Wind. Kein Lärm. Niemand, der laut lachte. Als hätte man das Leben aus diesem Gebäude verbannt.
„Julie?" fragte mich eine weibliche Stimme.
„Ja" antwortete ich der Frau, die mich aus meiner Betrachtung gerissen hatte.
So hieß ich jetzt.
Julie.
Julie, wie ein Sommermonat, der voller Glück und Licht war.
Aber es hatten sich Wolken vor sie Sonne gezogen. Zumindest für diese Julie, für diese Identität... denn diese Identität war dem Staat treu.
„Wenn du mir bitte folgtest. Ich werde dich einweisen."
Ich nickte und wir gingen los.
Schnell ließen wir den prachtvollen Eingangsbereich hinter uns und fuhren mit einem Aufzug in eines der oberen Stockwerke.
Noch so etwas, was neu für mich war. Ich hatte bisher keine Aufzüge gekannt.
Ich ließ es mir nicht anmerken.
Das vergessene Land war der ärmste Teil dieses Landes. Dort gab es kaum etwas.
Oben, so hatte Matt mir erklärt, lagen die Etagen des Regierungsstabes und der Berater Dagons.
Mein Platz war vor einem Büro, wo ich die Sekretärin sein sollte.
Viel Papierkram.
Viele mögliche Informationen.
Ideal.
Aber sehr langweilig.
*
Die Frau klopfte an.
Wir traten ein.
Noch mehr Verschwendung. Grenzenlose Selbstdarstellung. Reichtum. Ignoranz - Ein atemberaubender Blick auf die Stadt.
Ein Mann saß an einem riesigen Schreibtisch.
Ein spöttisches Lächeln lag auf seinem Gesicht.
„Du kannst dann gehen, Frau...egal!"
Die Frau verließ das Zimmer.
Er kannte nicht einmal ihren Namen. Bestimmt arbeitete sie schon lange für ihn.
„Mal sehen, was du so drauf hast... ist sieben Mal sechs 41 oder 56?"
„Weder noch, 42" antwortete ich und lächelte leicht.
Was waren das für dumme Fragen?
„Und was würdest du tun, wenn du in einer absolut abgedichteten Zelle mit Badewanne eingesperrt bist – du kannst das Wasser nicht wieder abdrehen. Was tust du, um nicht zu ertrinken?"
Den Stopfen ziehen...
Das war doch kein normales Gespräch!
Ich durfte nicht allzu schlau sein...
„Versuchen ihn wieder zu reparieren" schlug ich scheinbar überlegend vor.
Der Mann lachte dreckig. „Du ziehst natürlich einfach nur den Stopfen"
Er lachte weiter.
„Deswegen bist du nur Sekretärin!"
Stimmt, deswegen war ich Rebellin. Damit solche Menschen wie der uns nicht weiter unterdrückten!
Ich lächelte höflich.
„Du kannst jetzt gehen" er lachte immer noch.
Ich nickte und verließ fast fluchtartig das Zimmer.
Angewidert setzte ich mich hinter den Schreibtisch und begann Papiere zu lochen.
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