21
Wir sind mitten im Wald und stehen vor einem großen hölzernen Haus. Der Besitzer des Hauses ist ein Jäger, der momentan wie der letzte Penner vor dem Haus sitzt und mit einem breiten, gruseligen Lächeln im Gesicht, in unsere Richtung schaut.
"Wieso sind sie eigentlich mitgefahren, Mr. Styles?", fragt Raphael Mr. Styles, während wir zusehen wie der Bus wegfährt. Nun gucken alle Schüler in Richtung Styles, der mit verschränkten Armen da steht.
Mr. Styles räuspert sich. "Ehm, ja, die Lehrer meinten das dies eine gute Möglichkeit wäre um meine eigene Schüler kennenzulernen."
"Wieso ausgerechnet unsere Klasse?", fragt eine andere.
Mr. Styles zieht die Augenbrauen zusammen und senkt den Blick. Ich lege den Kopf schief und beobachte ihn ganz genau. Er sieht auf jeden Fall verdammt nervös aus. "W-wieso nicht? Ihr saht mir richtig sympathisch aus und außerdem haben viele Lehrer gemeint, dass ihr total nett sein würdet-" Ich schneide ihm das Wort ab.
"Alles Lehrer hassen uns", erläutere ich und grinse Mr. Styles an, der nun irgendwie peinlich berührt ausschaut.
"Aber auch nur wegen dir", meint dann Jackson zu mir und schüttelt missmutig den Kopf.
Ich hebe theatralisch die Faust und schenke ihm einen tödlichen Blick. "Hey! Willst du ein paar Schläge kassierien?" Ich will schon auf ihn zugehen, aber werde von Ms. Benson an der Schulter zurückgehalten.
"Elizabeth!", sagt sie mahnend. Ich fasse ihr Hand auf meiner Schulter an und entferne sie.
Jackson verdreht die Augen. "Elizabeth, bitte versau uns diesen Ausflug durch deinen Egoismus nicht."
Die anderen Schüler stimmen ihm nickend oder mit einem "Ja" zu.
Ich sehe in ungläubig an und mache den Mund auf. "W-was hast du gesagt? D-durch meinen Egoismus?!" Ich verziehe den Mund zu einem Grinsen, aber meine Augen starren ihn böse an. "Ist dir dein Leben egal? Willst du mal nicht arbeiten, Geld verdienen, heiraten und Kinder kriegen?!"
Er sieht mich irritiert an. "Natürlich will ich das."
"Dann pass in Zukunft lieber auf dein Mundwerk auf", gebe ich nur zurück, ehe Mr. Styles sich räuspert und meint, dass wir jetzt das Haus betreten sollten.
Ms. Benson erklärt uns dann, dass an den Türen ein Zettel hängt, worin die Namen der Personen stehen, die in das jeweilige Zimmer schlafen.
Ich seufze innerlich. Ehrlich gesagt habe ich total keine Lust drauf mit anderen Mädchen ein Zimmer zu teilen. Da Pandora und Niall nicht mitgekommen sind, muss ich diesen Ausflug ganz alleine überwältigen. Wenn Niall nur keine Freundin hätte und Pandora sich nicht in Niall verknallt wäre, wären sie jetzt höchstwahrscheinlich hier.
Am Ende stellt sich heraus, dass ich mir ein Zimmer mit Ann (sie ist aus der Parallelklasse) und Clara teile. Sie sind aufjedenfall ganz in Ordnung. Nicht zu nervig und nicht zu schüchtern.
Ein Doppelbett und ein Einzelbett stehen im Zimmer. Clara und Anna schenken sich Blicke, ehe sie auf das Doppelbett zugehen; anscheinend kennen mich wohl schon gut genug.
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Am Nachmittag sagt Ms. Benson dann, dass wir in Gruppen hinaus gehen sollen und den Wald "erforschen" sollen. Ich lache. Sie sieht mich mit gehobenen Brauen an und fragt, was daran so witzig sein soll.
"Nichts. Garnichts", antworte ich nur.
Schon bald bilden sich Gruppen. Ein paar Mädchen kommen zu mir und fragen, ob ich mich ihrer Gruppe anschließen will; ich sehe sie nur stumm an. Mit einem gekünstelten Lächeln im Gesicht drehen sie sich wieder um und gehen davon.
Ein Junge aus der Parallelklasse und ich bleiben am Ende als Einzigen zurück. Bei genauerem hinsehen erkenne ich, dass das der Junge ist, der jede Pause von mir Essen bekommt.
Er hat verwuschelte, braune Haare, ist ziemlich groß und schlank. Er hat die Hände hinter dem Rücken verschränkt und haltet mit zusammengepressten Lippen den Blick gesenkt. Für eine lange Zeit starre ich ihn unbewusst an. Dann gehe ich auf ihn zu. Ich bleibe genau vor ihm stehen und verschränke genauso wie ihn die Arme hinterm Rücken.
Er blickt auf und sieht überrascht aus. "E-elizabeth Moon?"
"Nein, Hilary Clinton." Ich seufze. "Da wir beide als letzte übrig geblieben sind, sollten wir auch zusammen den Wald 'erforschen', oder?"
Er grinst und zuckt mit den Schultern. "Klar."
"Grins nicht so. Ich mache das nur, weil ich Mitleid mit dir habe. Also bitte, mach dir keine falschen Hoffnungen, ich will dir das Herz nicht brechen."
Er wirft den Kopf zurück und lacht laut auf. Und er hat diese Art von Lachgeräusch, wo du einfach mitlachen musst. Aber ich versuche natürlich so gut wie möglich nicht loszulachen. Er blickt mich wieder mit seinen braunen Augen an und es scheint, als hätten sich Lachtränen darin gebildet.
"Danke, für die Warnung, Moon, aber ich habe eine Freundin."
Ich schaue mich um und lasse meinen Blick durch die anderen Mädchen schweifen.
"Sag nicht, dass sie unter uns ist; sie wird sonst vor Eifersucht sterben", sage ich, während ich langsam in Richtung Wald gehe und er mir automatisch folgt.
Er schüttelt den Kopf, bleibt stehen und streckt die Hand aus. Ich hebe eine Braue hoch und sehe die Hand skeptisch an.
"Jayden Black, 17", stellt er sich vor.
"Du machst Witze, oder?"
Jayden legt den Kopf schief, sieht mich fragend an.
"Du hast den totalen Bad Boy Namen", erkläre ich lachend.
Er verdreht die Augen und schaut auf seine Hand, welche noch immer ausgestreckt ist. "Willst du mir nicht die Hand geben und dich vorstellen?"
Ich verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und gehe weiter. "Nein. Und außerdem kennst du mich sowieso." Wäre auch komisch, wenn nicht, denn dann wäre er nicht von diesem Planet.
Ich höre ihn hinter mir mit der Zunge schnalzen. "Du hast echt schlechte Manieren, Moon."
"Meine Eltern sind dran schuld", erwidere ich ehrlich. Wir sind nun mitten im Wald und außer unserer Stimme sind noch Tiergeräusche und das rascheln von Herbstblättern unter unseren Füßen zu hören.
"Meine Mom ist eine Schlampe, die sich nur um ihr äußeres Erscheinungsbild kümmert, und Dad betrügt. Und mein Dad ist ein Idiot, der blind vor Liebe ist und ihr alles in den Arsch schiebt", fahre ich unbekümmert fort. "Meine große Schwester ist genauso eine Schlampe und betrügt ihren langjährigen Freund. Und ich ... bin auch eine Schlampe", beende ich meine Rede und seufze.
"Du bist keine Schlampe", meint Jayden dann, welcher geradeaus blickt und ziemlich monoton schaut.
"Mein Charakter sagt schon alles."
"Nur weil du selbstbewusst bist, heißt es noch lange nicht, dass du eine Schlampe bist."
"Also, bin ich nur Selbstbewusst, wenn ich mit Jungs, die vergeben sind, flirte."
Er seufzt und bleibt stehen, sieht mich ernst an. "Ich beobachte dich schon ein halbes Jahr lang. Nicht du flirtest mit ihnen, sie flirten mit dir."
"Ich gehe aber darauf ein", konter ich.
"Wieso versuchst du so hart dich selbst runter zuziehen?" Er grinst.
Ich zucke mit den Schultern. "Vielleicht, weil ich schon viel zu lange als Schlampe bezeichnet werde und langsam selbst dran glaube, dass ich eine bin."
"Ich sage aber, du bist keine. Nur weil du ein tick zuviel Selbstvertrauen in dir hast und somit die ganzen Mädchen damit wortwörtlich zerstörst, bist du keine Schlampe."
"Und was ist, wenn ich dir sage, dass ich mit tausenden von Jungs geschlafen habe?" Nun bin ich auf seine Antwort gespannt.
Jayden bleibt vor einem moosbedeckten, alten Baum stehen und ist offensichtlich am nachdenken.
"Eh, Jayden?"
Er reißt seinen Blick von dem Baum los und schaut mich mit gerunzelter Stirn. "Ah", murmelt er, "falls du von ihnen dafür Geld verlangst, bist du wirklich eine Schlampe", meint er dann. Ich sehe ihn nur an und denke mir, dass er echt cool drauf ist.
Er kniet sich dann plötzlich hin und scheint etwas auf dem Boden zu betrachten.
"Wieso sagst du es nicht deinem Dad?"
"Was? Dass Mom ihn betrügt?"
Er nickt, dann zeigt er auf ein paar Pilze. "Die sieht man selten."
"Kann man die Essen?" Ich bin gerade dabei mich hinzuknien.
"Nein, ist giftig." Im gleichen Moment richte ich mich wieder auf und sehe ihn verständnislos an.
"Was zur Hölle ist denn bitte daran interessant."
Er schmunzelt nur, während er sich ebenfalls aufrichtet. Mit dem Zeigefinger zeigt er auf die Pilze. "Willst du wissen wie die heißen?"
"Ist das dein ernst?"
Er zuckt mit den Achseln. "Dann halt nicht. Also", er sieht mich an an, "wieso sagst du es nicht deinem Dad?"
"Nicht mein Problem."
Ich erwarte eine Antwort wie "Das ist so gemein von dir", aber das Einzige, was er tut, ist, nach oben zuschauen, das Baumkronendach über unseren Köpfen und die Sonne, die zwischen den Zweigen durchscheint, zu betrachten. Dann holt er sein Handy hervor und macht ein Foto davon.
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Ich hoffe, dass Kapitel hat euch nicht gelangweilt oder so:)
Aufjedenfall möchte ich mich noch für die vielen Votes bedanken, also Dankeschön, ihr seid die besten♡
Und wie findet ihr eigentlich Jayden? Und Elizabeth?
Und darf ich vielleicht erfahren, was für einen Sternzeichen ihr habt und wie ihr so drauf seid? Würde mich mal mega interessieren.
Bye.
Ich liebe euch.
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