94. Kapitel
Agnes machte sich keine Sorgen, dass sie jemand aufhalten könnte.
Als der Portschlüssel im Atrium wieder ankam, war sie die erste, die wieder auf den Beinen war, während Sirius und Janet ihrem Beispiel verzögert folgten, aber Agnes wusste, dass Agnolia Tripe niemals ihre Haltung verlor.
Ohne ihren beiden Begleitern auch nur eines Blickes zu würdigen, gingen sie durchs Atrium und obwohl Agnes Janet bei sich hatte, die nach den Wochen in Askaban etwas mitgenommen aussah, machte sie sich kaum Sorgen darum, dass sie jemand aufhalten könnte – immerhin war sie Agnolia Tripe, jedenfalls in den Augen anderer.
„Was machen wir jetzt?", fragte Janet leise.
„Pst", machte Agnes leise, „Geh nicht so selbstbewusst – erinnere dich daran, dass du in meiner Gegenwart kaum mehr als eine Kakerlake bist, verstanden?"
„Wie bitte?", fragte Janet perplex.
„Mach es einfach", riet Sirius ihr leise und deutete ihr mit einem Kopfnicken, dass sie ihre Schultern hängen lassen sollte und ihren Blick auf den Boden richten sollte. Janet machte es unsicher und sicher mit vielen Fragen im Kopf nach.
„Kannst du irgendwo Liza sehen?", fragte Agnes und bemühte sich, so wenig wie möglich ihren Mund zu bewegen.
„Ich habe sie noch nicht gesehen, aber es kann auch sein, dass ich mich nur nicht mehr an ihre Verkleidung erinnern kann", gestand Sirius leise.
„Ich kann sie nicht wittern – es sind zu viele Menschen hier durchgegangen und ihre Kleider haben auch gestunken", fluchte Agnes leise.
Plötzlich hörte sie es. „Agnes!"
Es war ganz leise, aber Agnes hörte es trotzdem. Ohne ihre verbesserten Sinne hätte sie es niemals gehört, aber so drehte sie ihren Kopf sofort in die Richtung, aus der es gekommen war und erblickte Liza in den Schatten einer Statue versteckt.
Agnes wollte andere Mitarbeiter des Ministeriums nicht auf Liza aufmerksam machen – der Vielsafttrank wirkte zwar noch, aber sie wusste, dass es nur noch eine Frage von Minuten war, bevor Liza wieder wie sie selbst aussehen würde – wie eine gesuchte Verbrecherin. Auch mit Sirius würde es bald so weit sein – er hatte den Trank kurz nach den Gregorovich-Geschwistern eingenommen, aber es war kaum die Rede wert.
Agnes sah wie Agnolia Tripe aus – deswegen sprach niemand sie auf ihre beiden Begleiter war, wobei eine von ihnen Janet Whol war, eine ehemalige Gefangene von Askaban, aber wenn Sirius wieder wie er selbst aussehen würde, wusste Agnes nicht, ob ihre eigene Verkleidung noch viel bewirken konnte.
Agnes deutete Sirius und Janet ihr zu folgen und führte sie in Lizas Richtung – möglichst unauffällig, wenn das als Agnolia Tripe überhaupt möglich war.
Agnes huschte in die Schatten und entkam so neugierigen Blicken und schlich zu Liza.
„Liza?", begrüßte Agnes sie – sie roch, dass es Liza war, obwohl ihre Verkleidung überhaupt nicht wie die Heilerin aussah, aber Agnes wusste, dass sie es war. Das einzige, das Agnes ein bisschen aus dem Konzept brachte, war, dass Liza alleine war. Sie hätten sich auch mit Konstantin und Tia hier treffen sollen, aber von den beiden war keine Spur – Agnes konnte sie nicht einmal in der Nähe riechen. „Sind Konstantin und Tia noch nicht hier?"
„Wir sind ein bisschen aufgehalten worden – Kon ist hinunter, um Tia zu holen, aber er ist bis jetzt noch nicht zurück gekommen", erzählte Liza und ihr Blick sagte Agnes, dass sie ebenfalls besorgt um die beiden war. Agnes hoffte, den beiden war nichts passiert.
Agnes nickte und sah sich um, aber sie konnte die beiden nicht sehen.
Sie wollte am liebsten aufspringen und sie selbst suchen, aber sie konnte die drei nicht alleine lassen – „Agnolia Tripe" war vielleicht ihre einzige Chance, zu überleben, sobald der Vielsafttrank nicht mehr wirkte. Sie konnten sich nicht ewig in den Schatten verstecken, irgendwann würden sie jemanden auffallen.
„Was machen wir jetzt?", fragte Sirius und sah sich nervös um, „Die Zeit wird knapp – der Trank wird nicht mehr lange halten."
Sirius hatte Recht. Bei ihm setzte die Rück-Verwandlung noch nicht ein, aber bei Liza waren schon erste Anzeichen zu sehen – als erstes färbten sich ihre Haare wieder zurück in ihre alte Farbe – ein auffälliges Gold, für das die Gregorovich-Geschwister bekannt geworden waren.
„Deine Haare werden schon wieder golden", sagte Agnes und sie hoffte, Konstantin und Tia würden bald auftauchen – ihnen lief die Zeit davon und bestimmt verwandelte sich auch Konstantin langsam wieder zurück.
Liza runzelte die Stirn und begutachtete ihre Haare, die sie zwischen ihren Fingern zwirbelte und man konnte schon beinahe zusehen, wie die dunklere Farbe zu einem hellen Gold wechselte. Bestimmt wäre es schön gewesen, aber in diesem Fall war es eher kontraproduktiv.
Liza fluchte. „Das bedeutet, dass Konstantin auch bald wieder wie er aussehen wird", bemerkte sie besorgt und blickte in die Richtung, von der Agnes wusste, dass sich dort die Aufzüge befanden – Konstantin und Tia mussten aus dieser Richtung kommen.
Plötzlich beobachtete sie, wie einige Auroren ins Atrium kamen und Agnes befürchtete einen Moment lang, dass sie in ihre Richtung kommen würden, aber stattdessen teilten sie sich auf.
Drei von ihnen schossen scheinbar ziellos Zauber in die Luft, während andere zu den Kaminen gingen, die ebenfalls ein Weg aus dem Ministerium waren, wenn man nicht das Privileg hatte, zu apparieren.
„Sie legen einen Apparierschutz über das Atrium und versiegeln die Kamine", wisperte Janet mit vor Schrecken weit geöffneten Augen, „Sie schneiden unseren Fluchtweg ab!"
Janet hatte Recht. Das waren ihre Wege nach draußen und wenn sie erst einmal im Ministerium gefangen waren, gab es keinen anderen Weg nach draußen.
Sie fragte sich, ob das aber auch ein gutes Zeichen sein konnte – immerhin konnte es bedeuten, dass Tia zusammen mit Konstantin entkommen war und sie deswegen die Ausgänge verschlossen.
Trotzdem mussten sie die Auroren irgendwie davon abhalten – wenn es für Agnes keinen Ausweg mehr gab, dann auch nicht mehr für Tia.
„Uns rennt die Zeit davon", fluchte Agnes leise und sah sich um – es gab keinen wirklichen Ausweg. Ihre einzige Möglichkeit war eine Ablenkung, aber Agnes wusste nicht, was genug Chaos verursachen würde, um Konstantin und Tia etwas Zeit zu geben. „Was wir brauchen, ist eine Ablenkung..."
„Eine Ablenkung wäre gut, aber wir haben leider keine zweite Tia bei uns", erinnerte Sirius sie und beinahe hätte Agnes ihn wütend angefaucht, aber da kam ihr eine Idee.
Sie wusste, es war wahnsinnig. Sie wusste, es könnte ihren Tod bedeuten, aber wenn sie Tia und Konstantin damit ein bisschen Zeit verschaffen könnte, dann war es ihr das wert. Immerhin hatte sie Remus versprochen, dass sie Tia heil wieder da raus bringen würden und sie wollte ihr Versprechen Remus gegenüber nicht brechen. Der Mann hatte so viel für sie getan – es war Zeit, ihm etwas zurück zu zahlen.
„Wir brauchen keine Tia...", murmelte Agnes, „Wir haben mich."
Agnes sprang auf und ging mit schnellen, zielstrebigen Schritten ins Atrium. Sie fiel auf – immerhin sah sie wie eine bekannte Todesserin aus, aber das war gut so.
Agnes lächelte kühl und legte ihren Zauberstab zuerst gegen ihre eigene Kehle. Ein stummer Zauber verstärkte ihre Stimme, wie man es normalerweise bei Quidditchspielen und anderen Großereignissen machte, wenn man gehört werden wollte – und Agnes wollte gehört werden.
„Ladies und Gentlemen!", sagte sie kühl, aber ihre Stimme wurde laut verstärkt und hallten in der großen Halle wider. Einige Mitarbeiter blieben unsicher stehen und alle Blicke richteten sich auf Agnes.
Sie lächelte. Sie brauchte nur ein paar Minuten – mehr würden Konstantin und Tia hoffentlich nicht brauchen und sie musste nur verhindern, dass die Kamine weiter versperrt wurden – den Apparierschutz konnte jetzt nur noch von den Auroren, die ihn erschaffen haben gebannt werden, das wusste sie.
„Mein Name ist Agnolia Tripe", log Agnes, ohne mit der Wimper zu zucken, „und ich habe soeben beschlossen, das Ministerium zu übernehmen. Ich werde euch also alle umbringen müssen... schade..."
Sie zögerte nicht und wartete auch nicht darauf, dass sie jemand angriff, sondern machte den ersten Zug und schaltete mit einem stummen Lähmzauber den ersten Auror aus, der ebenfalls in ihre Richtung geblickt hatte.
Sofort brach Panik aus, aber Agnes ließ sich nicht davon stören, dass Unbeteiligte zu den Aufzügen rannten oder doch lieber ein Versteck im Atrium suchten.
Ein Auror schoss einen Zauber in ihre Richtung, aber Agnes wehrte den Zauber mit Leichtigkeit ab.
Sie hatte das ein bisschen vermisst. Sie hatte es vermisst, mit Zauber zu kämpfen. Das Adrenalin, das durch ihre Adern schoss, weckten sie auf und sie fühlte sich so ausgeruht, wie schon lange nicht mehr.
Es war wie in Trance, als Agnes Zauber abwehrte, andere Auroren mit Zauber durch die Gegend warf, als wären sie kaum mehr als Stoffpuppen und als sie inmitten dieses Chaos' stand. Sie fühlte sich mächtig.
Im Augenwinkel sah sie, wie Liza, Sirius und Janet sich ihr anschlossen – Liza sah wieder wie sie aus, aber letztendlich war es den Auroren im Moment egal, gegen wen sie sich duellierten. Alles, was sie wussten, war, dass sie angegriffen wurden und plötzlich wandte sich eine Todesserin gegen sie.
Agnes bemerkte nicht einmal, dass sie zu lachen begann. Sie fühlte sich so mächtig und zum ersten Mal seit langem hatte sie wieder Kontrolle – diese süße Kontrolle, die sie schon lange über ihren eigenen Körper und ihren eigenen Verstand verloren hatte.
Agnes lachte wie eine Wahnsinnige und tief im Inneren wusste sie, dass sie sich nicht so freuen sollte, wenn sie Menschen verletzte, aber es war furchtbar erleichternd, ihre Aggressionen und Frustrationen freien Lauf zu lassen. Früher, in Hogwarts hatte sie das alles mit Quidditch geschafft, aber sie hatte kein Quidditch mehr gespielt, seit sie von der Schule gescheucht worden war.
Agnes hatte schon immer ein Händchen für Feuer gehabt. Kuchen und Kekse brauchten Hitze, um aufzugehen und ebenso brauchte Agnes die Hitze von Feuer, um sich vollkommen zu entfalten.
Sie hatte schon immer gewusst, dass das einfach Feuer, das man in der Schule brauchte, zu wenig war, um sie zu befriedigen und deswegen erschuf sie Feuer, das ihrer Macht würdig war.
Es war ein Feuersturm, der wie ein Monster, das Agnes selbst war, auf die Auroren niedersauste, die sich nur noch darauf zu konzentrieren schienen, dass sie überlebte, anstatt anzugreifen.
„Agnes!", rief jemand, aber Agnes hörte nicht auf denjenigen. Sie wollte noch nicht aufhören. Sie hatte gerade so viel Spaß – so lebendig hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Es war so, als wären alle Sorgen nur noch auf eine einzige Tatsache fixiert – sie musste diese Auroren aufhalten.
Alle anderen Sorgen wurden in den Hintergrund gerückt und dieses Gefühl war wie eine Droge für Agnes.
„Agnes!", rief wieder jemand, aber dieses Mal horchte Agnes auf. Es war Tia gewesen und sie klang nicht zufrieden. Tia schien immer freundlich zu sein – wenn sie es einmal nicht war, dann hatte man wirklich etwas falsch gemacht.
Erst da fiel Agnes ein, wie es für andere aussehen musste – sie stand inmitten des Chaos und genoss es auch noch. Dabei verstand vermutlich niemand, wie erleichternd es war, endlich frei zu sein, nachdem man immer in seinem eigenen Körper gefangen war.
Agnes drehte sich um und erkannte, dass Konstantin, Tia und Sirius beisammenstanden und sie interessiert jeweils auf ihre eigene Art und Weise musterten.
Tia lächelte Agnes an, als hätte sie nicht gerade das halbe Ministerium angezündet und so ein Lächeln war wirklich ein Segen für Agnes – die Welt brauchte mehr Leute wie Tia, da war sie sich sicher, aber leider gab es viel zu viele Agnesse, wie sie selbst dachte.
Sirius sah sie mit einer Mischung aus Entsetzen und Respekt an – Agnes glaubte, dass sein Blick jeden seiner Gedanken aufdeckte. Agnes hätte nicht einmal nachfragen müssen, was er im Moment dachte – sie wusste alles anhand seines Gesichtsausdrucks.
Konstantin hingegen lächelte nur sein neutrales Lächeln. Es war ein wirklich nervtötendes Lächeln, denn nicht einmal Agnes konnte wirklich mit Sicherheit sagen, was er wirklich fühlte. Er versteckte alle seine Gefühle hinter einem emotionslosen Lächeln – Agnes hatte noch nie ein so Lächeln gesehen, das so wenige Emotionen zeigte und Agnes hatte schon häufig ihr Spiegelbild gesehen. Irgendetwas an Konstantin fand Agnes komisch, aber sie war sich noch nicht ganz sicher, ob sie ihm vertrauen konnte oder lieber nicht. Er war ihr ein bisschen zu ähnlich.
Aber noch jemand stand bei ihnen und im ersten Moment erkannte Agnes denjenigen nicht, obwohl er offenbar auf ihrer Seite war, denn obwohl sein Gesichtsausdruck verängstigt war, so rannte er nicht panisch vor ihr davon und er schien auch nicht sonderlich eingeschüchtert von Konstantins oder Sirius' Anwesenheit. Agnes brachte einen Moment, bevor sie seinen Geruch wahrnahm. Das Feuer hatte den Geruch von Feuer in der Luft zurück gelassen, aber trotzdem konnte Agnes mit ihrer feinen Nase noch immer den Geruch des fremden Mannes erahnen und sie war tatsächlich überrascht, als sie bemerkte, dass es wohl Harry Potter sein musste.
Sie hatte Harry schon so lange nicht mehr gesehen und sie hatte beinahe vergessen, wie er roch, aber jetzt, da er in einer fremden Form vor ihr stand, hätte Agnes trotzdem schwören können, dass er es war.
Das würde auch erklären, warum dieser fremde Mann Sirius mit großen, ungläubigen Augen anstarrte – es musste Harry mit Vielsafttrank sein. Offenbar waren sie nicht die einzigen mit dem Plan gewesen, das Ministerium mithilfe von Vielsafttrank zu infiltrieren.
Agnes ließ ihren Zauberstab sinken und das Feuer erlosch innerhalb von nur einem winzigen Moment, als wäre es nie da gewesen, aber Agnes hatte dafür gesorgt, dass man die Spuren des Feuers noch lange sehen würde.
Sie ging zu der Gruppe ihrer Freunde und lächelte dabei zufrieden – wenn sie alle versammelt waren, konnten sie ja gehen. Es fehlte nur noch Liza, aber selbst die eilte schon zusammen mit zwei anderen Personen, die Agnes nicht kannte, zu ihnen.
„Wir sollten verschwinden, bevor sie auf die Idee kommen, sich noch einmal mit uns anzulegen", schlug Agnes schnaubend vor.
„Nur ein Wahnsinniger würde sich jetzt noch mit dir anlegen", erinnerte Sirius sie belustigt.
„Oh, Sirius", winkte Agnes grinsend ab, „Ich kenne mich mit Wahnsinn aus – wir sollten hier verschwinden. Wir wollen ja nicht, dass dieser eine Todesser hier seine Todesserfreunde holt, oder?"
„Yaxley habe ich erfolgreich ausgeschaltet", widersprach Konstantin, aber in diesem Moment rannte der Todesser mit zornrotem Gesicht und seinem Zauberstab in der Hand von den Aufzügen zu ihnen her.
„Oh, ja", schnaubte Agnes sarkastisch, „Sehr erfolgreich bist du gewesen."
„Nein, Agnes", widersprach Tia verwirrt, „Er ist überhaupt nicht erfolgreich gewesen – Yaxley kann ja noch rennen."
„Halt die Klappe – verschwinden wir lieber", schlug Konstantin vor.
„Verschwinden wir!", rief Liza, die gerade erst zu ihnen gekommen war und jetzt erkannte Agnes auch die beiden anderen, die Liza mit sich gezogen hatte. Sie erkannte sie nicht am Aussehen, aber an ihrem Geruch.
„Ron", bemerkte Agnes und hob eine Augenbraue, „Hermine? Was für eine fröhliche Überraschung. Wir sollten alle zusammen einen Tee trinken!"
„Wir haben im Moment keine Zeit für deinen Sarkasmus", zischte Konstantin gestresst, „Verschwinden wir einfach."
„Avada Kadavra!", Agnes zog Harry gerade noch im letzten Moment zur Seite, damit der Fluch ihn verfehlte.
Es war klar, wer den Fluch auf ihn geschleudert hatte – Yaxley rannte in ihre Richtung und fluchte laut, während er mit Flüchen um sich warf und Agnes entdeckte hinter ihm – langsamer und rot im Gesicht, aber vor Anstrengung und nicht nur vor Wut – Umbridge.
Agnes hasste Umbridge – das war kein Geheimnis.
Sie war eine Hexe, die Halbblüter und Muggelgeborene schlechter behandelte und die in ihrer Sicht es nicht wert waren, überhaupt zu existieren. Sie war dafür verantwortlich, dass so viele Muggelgeborene in Askaban gewesen waren, die Agnes und Sirius befreit hatten.
„Ihr verschwindet – ich lenke sie ab", schlug Agnes vor und grinste düster, „Vielleicht bringe ich sie auch um – ich glaube, das überlege ich mir während dem Kampf."
„Du musst das nicht tun, wir–", wollte Liza sie überzeugen, aber Agnes brachte sie mit einer Handbewegung zum Verstummen.
„Du hast Recht, Liza", sie grinste, „Ich mussdas nicht tun, aber ich will. Seht zu und staunt – Agnes Tripe ist wahnsinnig."
Sie trat einen Schritt vor und zielte mit ihrem Zauberstab direkt auf Umbridge, obwohl Yaxley näher an ihr dran war und Umbridge noch viel zu weit entfernt war, um sie wirklich zu treffen, wenn Agnes nicht Glück hatte.
„Avada Kadavra", sagte Agnes entspannt und ein grüner Strahl schoss aus ihrem Zauberstab in Umbridges Richtung.
Sie blieb stehen, als sie den Zauber auf sich zukommen sah und schien wohl genug Intelligenz zu besitzen, um nicht zu versuchen, einen Schutzzauber zu wirken, sondern sprang mit einem uneleganten Hechtsprung zur Seite aus dem Weg und landete auf ihrem Bauch auf dem harten Boden.
Hinter Agnes sog Liza scharf Luft ein und Hermine stieß einen kleinen Schrei aus, aber Agnes war das egal.
Sie wusste – insgeheim hatte sie es schon lange gewusst – dass sie den Verstand verloren hatte. Sie war sich nicht mehr sicher, wo genau sie ihn liegen gelassen hatte, aber auf jeden Fall war Agnes nicht mehr bei Sinnen. Wahrscheinlich war es gefährlich, sie frei herumlaufen zu lassen. Vermutlich war sie ihrer Mutter oder ihrer Tante, Bellatrix mittlerweile so ähnlich, dass sie eine ausgezeichnete Todesserin abgegeben hätte, aber Agnes war das zum ersten Mal in ihrem Leben egal.
„Ihr solltet lieber gehen", schlug Agnes heiter vor, „Ich wollte schon immer wissen, was passiert, wenn man eine Kröte grillt."
„Das bist nicht du, Agnes", tadelte Tia sie streng und legte eine Hand auf ihre Schulter, „Komm mit uns – komm schon."
Agnes sah Tia unzufrieden an, aber Tia sah sie mit so ernsten Augen an, dass Agnes ihr einfach nicht widersprechen konnte.
„Na gut", Agnes drehte sich wieder um und ging vor zu den Kaminen, „Gehen wir – wahrscheinlich werden wir schon erwartet."
Sie rannten zu den Kaminen und nacheinander benutzten sie das kleine Flohnetzwerk und Agnes war mehr als nur angewidert, als sie in einer Toilette wiederauftauchte.
„Das ist unter meiner Würde", bemerkte Agnes und stieg aus der Schüssel – sie war nicht nass, aber allein der Gedanke, dass sie sich in einer Toilette befunden hatte, widerte sie an.
„Da kann ich ihr nur zustimmen", grummelte Konstantin unzufrieden.
„Reißt euch zusammen", zischte Liza, die in der Toilette zwischen ihnen aufgetaucht war.
Sie stiegen heraus, aber sie waren nicht alleine in dem Badezimmer, das mit dem Zaubereiministerium verbunden war.
Dort warteten schon zwei weitere Frauen, die Agnes auf dem ersten Blick nicht erkannte und sie war schon bereit, sie anzugreifen, aber dann erkannte sie an ihren Gerüchen, dass es Personen waren, die Agnes kennen sollte, aber sie wusste einfach nicht mehr, woher sie diese Gerüche kannte. Außerdem war bei ihnen auch Janet, die sie sofort erleichtert begrüßte.
„Agnes! Es geht euch gut!", keuchte sie auf und wollte Agnes umarmen, aber Agnes trat einen Schritt zurück und entging der Umarmung damit.
„Agnes? Wie in... Agnes Tripe?", erkannte einer der Frauen sie und Agnes hatte das Gefühl, als sollte sie die Gerüche erkennen, aber es fiel ihr einfach nicht ein. Sie konnte sich auch nicht die Gerüche von jeder Person merken, die sie sah.
„Ja... und... ihr seid?", fragte Agnes und hob misstrauisch eine Augenbraue.
Das klärte sich, als kurz nach ihnen auch Tia und Sirius folgten.
„Katie! Angelina!", rief Tia freudig, als sie die beiden sah und zog sie in eine Gruppenumarmung.
Katie Bell und Angelina Johnson. Jetzt fiel es Agnes wieder ein, woher sie die Gerüche kannte. Die beiden waren Quidditchspielerinnen gewesen und waren gut mit Fred und George befreundet gewesen.
Aber die beiden sahen nicht wie Angelina und Katie aus – sie mussten ebenfalls Vielsafttrank genommen haben. Vermutlich hatte an diesem besonderen Tag jeder Ministeriumsmitarbeiter Vielsafttrank genommen und keiner war wirklich der gewesen, für den sie sich ausgegeben hatten.
Plötzlich tauchte Ron in einer Kabine aus und stolperte heraus.
„Was ist das für eine Versammlung?", fragte er und sah sich verunsichert um.
„Wo ist Harry?", fragte Konstantin eilig und sah sich um, als würde er erwarten, dass der Junge gleich in einer Toilette auftauchen würde, aber das tat er nicht.
„Harry? Harry Potter?", fragte Sirius und er schien erst jetzt zu verstehen, dass der eine Mann im Ministerium Harry gewesen war – ohne besseren Geruchssinn war das auch schwierig, ihn zu erkennen, „Er ist hier? Ich –"
„Er braucht noch einen Moment, um Yaxley zurück zu halten", erklärte Ron, „Sie waren gleich hinter mir."
Plötzlich roch Agnes etwas. Es war ein Geruch, der ihr sofort Gänsehaut über den Rücken laufen ließ. Dieser Geruch reichte, um Agnes in Agnes zu versetzen und sie zuckte sichtbar zusammen.
„Agnes, was ist los?", fragte Tia sie sofort besorgt – sie konnte den Geruch noch nicht wahrgenommen haben.
„Sie sind hier!", warnte Agnes, „Die Todesser – meine Mutter ist unter ihnen."
„Dann verschwinden wir lieber", beschloss Angelina nervös, „Wir müssen im Hauptquartier Bericht erstatten... treffen wir uns wieder?"
„Ich gehe mit ihnen, Agnes", erzählte Janet, „Aber wir treffen uns wieder. Danke, dass ihr uns gerettet habt – das werde ich euch nie vergessen."
„Hier könnt ihr uns morgen um zwölf Uhr mittags finden", Katie drückte Tia einen Zettel in die Hand, „Passt auf euch auf... aber... wir legen uns nicht mit Todessern an."
Mit diesen Worten disapparierten sie auf der Stelle.
„Kon, verschwinden wir", drängte Liza ihren Bruder nervös, „Wir sind komplett."
„Wo bleibt Harry?", fragte Konstantin und behielt seinen Blick auf die Toilettentüren.
„Die beiden sind sicher bald hier", versprach Ron, „Geht. Ich warte auf Harry und Hermine."
„Nein!", widersprach Konstantin barsch und funkelte Ron wütend an, „Harry muss da lebend herauskommen."
Agnes hörte nun schon Schritte – sie waren noch fern, aber es konnte nicht mehr allzu lange dauern.
„Dann bleibst du hier allein", zischte Agnes, „Ich gehe nicht mehr zurück. Ich gehe nie wieder zurück in den Keller."
„Das musst du nicht, Agnes", versprach Sirius und wollte ihre eine Hand auf die Schulter legen, aber Agnes schlug sie weg.
„Konstantin, entweder wir gehen jetzt zusammen oder du bleibst allein hier zurück. Wenn du für so etwas sterben willst, dann ist mir das egal, aber ich habe meine Lektion gelernt – man legt sich nicht mit Agnolia Tripe an."
„Komm schon, Kon", versuchte Liza es etwas sanfter, „Verschwinden wir..."
Konstantin blickte unsicher zwischen den Toiletten und Lizas ausgestreckter Hand hin und her.
„Ron, pass auf Harry auf", bat Konstantin ihn noch schnell.
„Sag ihm, dass es mir leidtut", brachte Sirius heraus, „Ich... nach all dem werden wir uns wiedersehen, aber... sucht nicht nach uns..."
„Sucht auf gar keinen Fall nach uns!", zischte Agnes, „Sonst werde ich euch finden. Gefahr verfolgt uns – und ihr solltet sicher bleiben!"
Ron schluckte nervös. „O-okay... Sirius... Agnes... ihr... ihr lebt ja wirklich."
„Ich bin mir sicher, spätestens jetzt wünschte er sich wieder, dass ihr wieder tot wärt", schnaubte Liza und griff nach Konstantins und Agnes' Hand, „Wir apparieren. Nehmt euch an den Händen."
Sirius griff nach Konstantin und Tia nach Agnes. Agnes drückte ihre Hand fest und lächelte sie an, aber Tia schien mit ihren Gedanken woanders zu sein und blickte auf den Zettel, den Katie ihr gegeben hatte.
„Wir sind bereit – verschwinden wir", befahl Agnes.
„Das wollte ich gerade sagen", beschwerte sich Konstantin.
„Die langsamen werden zuerst gefressen", sagte Agnes tonlos, „Verschwinden wir also."
Agnes spürte, wie sie in einen Schlauch gezogen wurde, als Liza sie apparierte und sie war erleichtert, als sofort der Geruch ihrer Mutter verschwand und die Schritte verstummten. Sie hatte solche Angst vor ihrer Mutter und allein ihr Geruch versetzte sie schon in Panik. Allein der Gedanke an ihre Mutter machte ihr Angst.
Agnolia Tripe hatte es geschafft. Sie hatte Agnes Tripe zerstört. Agnes war innerlich tot – verrückt und wahnsinnig.
Ob sie jemals wieder geheilt werden konnte, wusste Agnes nicht, aber sie war sich da nicht so sicher.
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