77. Kapitel
Hellwach lag Agnes in ihrem Feldbett in Ginnys Zimmer und lauschte Ginnys und Fleurs Atem. Es war noch nicht einmal Sonnenaufgang und es konnte nicht später als vier oder fünf in der Früh sein, aber trotzdem war Agnes hellwach und hatte bestimmte keine Chance mehr noch ein paar nötige Stunden an Schlaf zu sammeln. Stattdessen stand sie irgendwann auf und verließ leise das Zimmer, damit die anderen beiden nicht geweckt wurden und ging die Treppen hinunter in die Küche. Alles war noch dunkel und verlassen, also vermutete sie, dass sie die erste war, aber das war sie meistens.
Mittlerweile kannte sie sich schon recht gut in Mollys Küche aus, also brauchte sie nicht lange, bis sie alle Zutaten für Pancakes zusammen hatte, als noch jemand in dieser frühen Stunde in die Küche kam.
„Guten Morgen, Remus", wünschte Agnes ihm und er schaute sie einen Moment verwirrt an, bevor ihm wohl einfiel, dass sie auch ein Frühaufsteher war.
„Dir auch einen guten Morgen", meinte auch er und setzte sich, „Und ich sehe, du bist schon fleißig am Kochen?"
„Eigentlich mache ich nur Pancakes", winkte Agnes ab, „Wenn ich schon so früh wach bin, kann ich doch auch gleich ein gutes Frühstück am Weihnachtsmorgen machen, oder nicht?"
„Ich beschwere mich nicht", bemerkte Remus und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Während Agnes begann den Teig zu mixen, herrschte zwischen den beiden eine angenehme Stille, die erst unterbrochen wurde, als sie leise Schritte die Treppen hinunterkommen hörten und kurz darauf Fred die Küche betrat.
„Guten Morgen", gähnte er und streckte sich ausgiebig, bevor er Agnes auf die Wange küsste und in einer geschickt fließenden Bewegung ihr den Teig abnahm und selbst seinen Zauberstab zückte.
„Setz dich, ich mach das fertig", verlangte er.
„Nein, das mache ich gerade!", beschwerte Agnes sich und wedelte mich ihrem Zauberstab und der verzauberte Schneebesen stand wieder unter ihrer Kontrolle.
„Nope", Fred drängte Agnes zur Seite und übernahm wieder das Sagen, „jetzt bin ich hier – setz du dich hin, während ich für dich koche! Ich verspreche dir, ich lasse sie nicht anbrennen."
„Schade", neckte Agnes ihn grinsend und gab sich geschlagen, „Dabeigibt es nicht viele Dinge, die so abgöttisch köstlich schmecken wie bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Pancakes."
„Das war einmal und es war mein erster Versuch, aber in der Zwischenzeit habe ich ja viel Übung darin", verteidigte sich Fred.
Agnes setzte sich neben Remus und beschwerte sich immer noch: „Das ist doch nur, weil du mir immer die Arbeit abnehmen willst! Du musst doch nicht immer so früh aufstehen, nur, weil ich so früh wach bin. Du bist gestern spät ins Bett, du solltest noch etwas schlafen."
„Ich bin doch gerne wach, wenn du es auch bist und außerdem habe ich dann eine Ausrede, wenn ich später ein Mittagsschläfchen halten will. Wer braucht schon Schlaf, wenn du in der Nähe bist", flirtete Fred grinsend, während er eine Pfanne auf den Herd legte und den Teig hineingoss.
„Ich bin übrigens auch noch in der Nähe", bemerkte Remus mit einem strengen Gesichtsausdruck, und Fred zuckte bei seiner Stimme zusammen, riss sich aber bald wieder zusammen „Und ich bin nicht beeindruckt."
„Ah ja, Remus. Ich werde jetzt einfach so tun, als hätte ich nicht vergessen, dass du auch hier bist und einfach weiterkochen, während ich vor Scham im Erdboden versinke", seufzte Fred und behielt seinen Blick starr auf den langsam gar werdenden Teig in der Pfanne.
„Soll ich dir das Kochen vielleicht abnehmen, damit du dich draußen im Garten vergraben kannst?", schlug Agnes hoffnungsvoll vor.
„Nope!", rief Fred, „Ich gehe mich später vergraben, aber ich mache diese Pancakes noch fertig! Das war ein wirklich erbärmlicher Versuch, mir das Sagen über das Essen wieder abzuluchsen, ich bin wirklich enttäuscht von dir."
„Einen Versuch war's wert", Agnes zuckte mit den Schultern.
„Ich übergebe dir gerne das Sagen bei Keksen und eigentlich allem anderen, außer Pancakes – das einzige, das ich wirklich in der Küche hinbekomme", verlangte Fred sicher.
„Ich werde dir auch nie wieder das Sagen über einen einfachen Schokoladenkuchen überlassen!", lachte Agnes und Fred wurde ein wenig rot.
„Also eigentlich hat er ja nicht gebrannt", verteidigte er sich, aber seine Verteidigung wurde von Agnes schnell niedergeschlagen: „Natürlich hat er nicht gebrannt – er ist explodiert!"
„Du hast einen Schokoladenkuchen explodieren lassen?", fragte Remus mit gerunzelter Stirn.
„Das war ein Versehen!", stellte Fred klar, „Ich habe den Zucker mit etwas Schießpulver für unsere Feuerwerke verwechselt und auf einmal explodiert dieser Kuchen und die Küche brennt – zum Glück bin ich ein außerordentlicher Zauberer –"
„– der vollkommen die Nerven verloren hat und mir das Chaos überlassen hat", unterbrach Agnes ihn.
„Vielleicht ein wenig", gestand Fred, „Aber immerhin kann ich Pancakes! Das ist doch schon etwas!"
Während die drei aßen, kam noch jemand in die Küche und blieb einen Moment verwirrt stehen.
„Ich habe nicht so viele Leute erwartet", bemerkte Tia, „Normalerweise bin ich die einzige, die um diese Zeit wach ist."
„Dir auch einen guten Morgen", wünschte Agnes, „Immerhin ist es schon halb sechs – das ist doch wenigstens eine halbwegs normale Zeit, oder nicht? Willst du Pancakes? Fred hat sie gemacht."
„Tia!", gähnend kam George in die Küche geschlichen, „Warum bist du aufgestanden? Jetzt ist es so kalt und mit meinem Polster kuschele ich nicht so gerne und –" Plötzlich bemerkte George Remus, der ihn humorlos ansah und schnell verbesserte er sich: „Ich... äh... ich meine natürlich, dass ich gehört habe, dass du aus deinem Zimmer gekommen bist und bin deswegen jetzt schon wach. Kein Grund mit den Kopf abzureißen, oder?" Er lachte nervös, verstummte und setzte sich stumm neben Remus, der ihn immer noch mit seinem Todesblick durchbohrte.
„Heute ist Weihnachten! Wir sollten alle in Frieden zusammenleben und niemanden verletzen", schlug Fred vorsichtig vor.
„Sollte jemand in diesem Raum aber trotzdem das Bedürfnis verspüren, ein paar Köpfe abzureißen, findet er in dieser Ecke eine Sammlung ausgesuchter, scharfer Messer, mit denen sich Muskeln, Sehnen und Knochen mit Leichtigkeit durchtrennen lassen."
„Vielen Dank, Agnes, ich spüre richtig die Liebe mir gegenüber", bedankte George sich sarkastisch.
„Manchmal hast du Momente, in denen ich dich noch gruseliger finde, als Snape", bemerkte Fred leicht verstört.
„Wenigstens findest du mich nicht noch gruseliger, als Snape in Unterwäsche!", zeigte Agnes auf und alle anderen Anwesenden schrien vor Schreck auf.
„Agnes, das Bild brennt sich in mein Hirn!", jammerte Fred.
„Du bist krank! Sehr krank, junge Dame!", beschwerte auch Remus sich laut.
„Wie kommt man auf solche Gedanken?", fragte Tia verständnislos.
„Frag erst gar nicht – ich bin froh, dass ich nicht die ganze Zeit ihre Gedanken hören kann!", widersprach George ihr, während Agnes nur böse lachte.
Die nächste, die erwachte war Molly, die erstaunt darüber war, dass nicht nur Frühstück schon vorbereitet war, sondern so viele auch schon wach waren und sich munter unterhielten.
„Ich habe ganz vergessen, wie es ist, dich als Gast hier zu haben, Agnes", schwärmte Molly glücklich, „Das Frühstück schon gemacht – alles vorbereitet..."
„Die Pancakes hat Fred gemacht", erzählte Agnes ihr nebenbei, während Molly sie fassungslos ansah.
„Was?", fragte sie, sie war sich sicher, dass sie nicht richtig gehört hatte, „Fred hat die gemacht? Unmöglich, dafür sind sie zu gut!"
„Ich nehme das jetzt einfach als Kompliment, Mum", bemerkte Fred, „Freut mich zu hören, dass du mir so wenig vertraust."
„Es ist nur, dass ich euch beide nicht so kenne!", verteidigte sich Molly, „So früh auf und das ohne euch aus den Betten werfen zu müssen, du kannst auf einmal kochen und Frühstück machen, ihr seid so verantwortungsbewusst..."
„Mir kommen gleich die Tränen", bemerkte George, „Allein leben hat eben einen guten Einfluss auf uns, wie es scheint."
„Agnes und Tia haben einen guten Einfluss auf euch", korrigierte Remus ihn, „Als ob ihr das alles nicht macht, um die Frauenwelt zu beeindrucken."
„Darauf würden wir nie kommen!", rief Fred künstlich entsetzt und schlug die Hände vor den Mund, „Wie kommst du nur auf so etwas, Remus?"
„Wie auch immer", winkte Molly ab, „Ich hätte nie gedacht, dass ihr das schafft – die Gründe sind mir egal, Hauptsache ihr verhungert nicht."
„Wir haben übrigens ein Geschenk für dich", erinnerte sich George und Fred nickte schnell, „Ja, in unserem Zimmer! Wir holen es schnell!"
„Ob Ginny und Fleur auch schon wach sind? Ich habe gesehen, dass auch mein Strumpf gefüllt ist", überlegte Agnes.
„Es könnte tödlich enden, die beiden zu wecken", warnte Fred, „Am besten, ich komme mit dir und rette deine Geschenke aus der Höhle der bösen, schlafenden Drachen."
„Ich werde Ginny später erzählen, dass du sie einen Drachen genannt hast", lächelte Agnes unschuldig und ging aus der Küche. Fred blieb noch einen Moment geschockt stehen, bevor er ihr hinterherrannte und rief: „Agnes! Das würdest du doch nicht tun, oder? Agnes?"
Agnes ignorierte ihn und wartete erst vor der Zimmertür auf Fred.
„Bist du sicher, dass du hier hineingehen willst?", fragte Fred dramatisch, „Es herrscht die Gefahr, von Kissen erschlagen, von Todesblicken durchbohrt und von lauten Schnarchen taub zu werden. Willst du das wirklich riskieren?"
„Es geht hier um Geschenke – ich riskiere es auf jeden Fall!", mit diesen Worten drückte Agnes leise und langsam die Tür auf und schlich voraus, Fred folgte ihr mit wenigen Schritten Abstand.
Ginny und Fleur schliefen noch tief und fest und obwohl es draußen schon hell wurde, war es im Zimmer noch stockfinster, da die Vorhänge keinen Lichtstrahl ins Innere ließen.
Während Agnes sich perfekt in der Dunkelheit zurechtfand, hatte Fred einige Schwierigkeiten.
„Ich sehe nichts", zischte er leise, damit er niemanden weckte, „Ich sehe nicht einmal meine Hand vor Augen."
„Ich weiß nicht, was du hast", wisperte Agnes mit einem Grinsen zurück, „ich sehe alles perfekt."
„Und wir wissen beide, dass es an nicht deinen verbesserten Werwolfsinnen liegt", flüsterte Fred sarkastisch.
„Was? Ich kann dich nicht hören, es ist so dunkel", kicherte Agnes neckisch und Fred zeigte ihr die Zunge mit dem Wissen, dass sie es ganz genau sehen konnte und dass sie ihn ganz genau hörte.
„Kennst du das Spiel ‚Expecto Patronum'?", fragte Fred in die Dunkelheit.
„Du meinst das Spiel, das man in der Dunkelheit spielt?", hinterfragte Agnes belustigt, während sie ihren Strumpf löste.
„Genau das!", wisperte Fred begeistert und begann sofort, „Expecto –"
„Das ist lächerlich", bemerkte Agnes.
„Jetzt sei keine Spaßbremse, Agnes! Expecto –", wiederholte Fred leise und dieses Mal antwortete Agnes seufzend: „– Patronum."
„Expecto –"
„– Patronum."
„Expecto –"
Agnes hatte sich ganz dicht an Fred herangeschlichen und wisperte ihm ins Ohr: „– Patronum."
Fred erschrak wich zurück, stolperte über ein Bett und fiel auf das Bett.
„Fred, verschwinde!", schrie Ginny sofort los und schnell sprang Fred wieder auf und stürmte aus dem Zimmer, während Agnes draußen lachend wartete.
„Sie hätte mir den Kopf abreißen können!", rief er entsetzt, „Wie kannst du mir das nur antun?"
„Ich bin belustigt worden", Agnes zuckte mit den Schultern und hielt triumphierend den Stumpf in die Höhe, „Wenigstens hat es sich gelohnt!"
„Wenigstens etwas", brummelte Fred, „Jetzt weiß ich wenigstens, dass mein Leben weniger wert ist, als ein Stumpf voller Geschenke."
„Ich hätte ein nettes Begräbnis für dich organisiert", versprach Agnes, wurde dann aber plötzlich ernst, „Aber hoffentlich wird keiner von uns während dieses Krieges ein Begräbnis organisieren..."
„Hey", Fred ging einen Schritt vor und umarmte sie schnell, „Wir sterben nicht – warum sollten wir? Wir überleben das gemeinsam und verbringen nach Voldemorts Tod noch viele, glückliche Jahre."
„Man kann ja träumen", seufzte Agnes, „Und ich will auch träumen..."
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