74. Kapitel
Mit einem Schmunzeln im Gesicht beobachtete Agnes Fred dabei, wie er einem kleinen Zaubererkind den Laden zeigte. Seine Mutter stand etwas Abseits und war zunächst ebenso erstaunt von dem Laden gewesen, den Fred und George sich aufgebaut hatten, aber dann hatte sie Agnes erblickt, die ihre Narben nicht mehr versteckte und ein relativ einschüchternder Anblick war. Sie hatte sich einen Platz ausgesucht, von dem aus sie den Großteil des Geschäfts überblicken konnte – die Tür war in ihrem Blickfeld, das Lager hatte sie im Blick und die meisten Winkel waren unter ihrer Beobachtung, damit sich niemand an sie heranschleichen konnte, während sie auf den Orden und Dumbledore wartete.
„Hey, Agnes!", rief George ihr von der Kassa aus zu, „Übernimmst du einmal die Kassa? Ich muss diesem Herrn hier helfen!"
Es war relativ viel los im Laden und Verity, die Angestellte der beiden hatte sich krankgemeldet, weswegen Fred allein die Kundenbetreuung übernommen hatte, während George die Kassa im Griff hatte, aber mit der Zeit kamen immer mehr Kunden und es wurde immer stressiger.
„Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?", fragte Agnes unsicher.
„Natürlich! Du bist ein Genie, also kannst du wohl kurz die Kassa übernehmen, ohne uns in den Bankrott zu treiben."
„Das habe ich nicht gemeint", widersprach Agnes ihm schnell und erklärte etwas leiser, „Ich meine wegen meiner Narben – die Leute scheinen mich nicht besonders zu mögen. Ganz zu schweigen davon, dass ich meiner Mutter nicht unähnlich sehe."
„Ach was, es ist nur für kurze Zeit und die Leute sollten dich gefälligst akzeptieren oder unseren Laden verlassen!"
„Wenn du meinst", Agnes zuckte mit den Schultern und übernahm Georges Platz hinter dem Tresen, als auch schon der nächste Kunde kam – der Junge mit seiner Mutter, die Fred davon noch bedient hatte.
„Was machen Sie denn jetzt hier?", fragte die Mutter offensichtlich angeekelt, „Wo ist der andere junge Herr hin?"
„Er hilft anderen Kunden bei der Produktauswahl", erklärte Agnes kurz, „Wie kann ich Ihnen helfen?"
„Mom kauft mir einen Wiederverwendbaren Henker zum Geburtstag!", erzählte der Junge glücklich und breit grinsend.
„Das ist ja wunderbar – ich habe gehört, die sind wirklich praktisch und amüsant zum Zusehen, aber ich habe noch nie selbst einen gesehen", lobte Agnes ihn und der Junge grinste noch breiter, während die Frau eher noch unzufriedener aussah.
„Ich habe dich in der Zeitung gesehen", bemerkte der Junge schließlich ganz offen und ehrlich, „Dein Bild war bei all den anderen bösen Leuten – bist du denn auch böse?"
„Das Bild war von meiner Mutter", erklärte Agnes ruhig und gefasst, „Sie ist böse, ja. Sehr böse sogar."
„Sind denn diese Narben von ihr?", fragte der Junge und die Frau sah ihn geschockt an und tadelte ihn laut: „Paul, das fragt man doch nicht!"
„Schon in Ordnung", winkte Agnes gelassen ab, „Ja, sie sind von ihr und von meinem Vater. Sie sind beide böse Menschen."
„Meine Mommy ist nicht böse", bemerkte der Junge stolz, „Sie ist nett!"
„Das glaube ich dir sofort", stimmte Agnes ihm lächelnd zu und die Mutter sah sie leicht überrascht an, lächelte aber dann auch zum ersten Mal und legte ihrem Sohn leicht stolz eine Hand auf die Schulter.
Sie zahlten und verließen den Laden, aber nicht, bevor sie Agnes noch einmal zugewinkt hatten.
Kurz darauf betrat Remus Lupin und Dumbledore den Laden und Agnes kam ihnen entgegen. Als Remus sie erblickte, umarmte er sie beinahe schon erleichtert und begrüßte sie: „Schön dich zu sehen – gesund und unverletzt."
„Es ist auch schön, wieder von Zivilisation umgeben zu sein", stimmte Agnes ihm zu und löste sich von ihm, als sie von einem kleinen Tier angesprungen wurde, das Agnes als Dorothy erkannte.
„Dorothy, meine Liebe!", rief Agnes und drückte die Katze an sich, „Danke, dass du sie abgeholt hast, Remus."
„Keine Ursache, ich bin sowieso heute bei Molly noch einen Sprung gewesen, da habe ich sie gleich mitgenommen", winkte Remus ab. Nachdem Agnes bei Werwölfen gelebt hatte, konnte sie ihre Katze natürlich nicht mitnehmen, also hatte sie sie zu Molly gebracht, die sich nur allzu gerne um sie gekümmert hatte, aber Dorothy hatte doch ihre Besitzerin vermisst.
„Agnes, was ist passiert?", fragte Dumbledore sie.
„Wir sollten das nicht hier besprechen", schlug Agnes mit einem Blick auf die Kunden vor.
„Geht in unsere Wohnung", meinte Fred, „Sie ist mit einem Zauber belegt, damit man uns nicht abhören kann."
Die drei setzten sich am Küchentisch zusammen und Agnes begann zu erzählen, was passiert war.
„Agnolia hat also gewusst, dass du dort bist und sie hat dich bewusst aufgesucht", fasste Remus nachdenklich zusammen, „Was wollten sie von dir?"
„Ich bin mir nicht sicher, aber sie haben gesagt, dass der Dunkle Lord persönlich sie geschickt hätte", erinnerte Agnes sich, „Der Dunkle Lord kennt mich schon, seit ich ein kleines Kind war. Er weiß, dass ich existiere, aber ich kann mir nicht zusammenreimen, was genau er von mir will. Auf jeden Fall kann ich auf gar keinen Fall zurück und weiterspionieren, es tut mir leid, Professor."
Dumbledore lächelte verständnisvoll und beruhigte sie: „Ich hätte sowieso nie gedacht, dass deine Stelle dort so lange unentdeckt bleib. Erzähle mir nur noch schnell, was Greyback plant."
In diesem Moment ging die Tür auf und Fred und George schlichen hinein.
„Wir haben den Laden über Mittag geschlossen", erzählte Fred und warf Agnes einen kurzen Blick zu, „Ist unsere Anwesenheit störend?"
„Mittlerweile seid ihr Mitglieder des Ordens und es ist euer zu Hause", zeigte Dumbledore auf, „Eure Anwesenheit kann genauso wenig unerwünscht sein, wie die meine in meinem Büro."
Fred und George setzten sich an den Küchentisch und Fred rückte ein wenig näher an Agnes. Remus bemerkte das natürlich und runzelte leicht unzufrieden die Stirn, sagte aber nichts.
„Zurück zum Thema", kam Dumbledore wieder zurück, „Ich habe in der Vergangenheit auch Remus hier zum Rudel geschickt, daher weiß ich, dass nicht viele Informationen zum Rudel selbst nach außen dringen, aber vielleicht hast du doch etwas gehört – Gerüchte oder dummes Gerede."
„Ich habe viel gehört", überraschte Agnes alle und Dumbledore und Remus zogen die Augenbrauen hoch, während Fred und George nicht wirklich verstanden, um was es ging, „Greyback hat mich wohl für eine Vertraute gehalten. Er hat nicht selten meine Nähe gesucht und hat in Gesprächen einige Pläne verraten."
„Warum sollte er das tun?", fragte George ahnungslos, „Ich meine, ich weiß nicht viel davon, aber wenn ich ein Anführer eines großen Werwolfrudels wäre, würde ich keinem Neuling alles erzählen."
„Wenn ich Greyback zitieren darf, kurz bevor er versucht hat, mich zu zerfleischen und mich darauf in einen Werwolf verwandelt hat - die Tripes sind noch nie hässlich gewesen, aber immer so stolz."
Kurz wurde es still am Tisch und eine unangenehme Stille überkam alle.
„Warum bist du nicht schon früher zurück?", fragte Fred sie aufgebracht, „Sobald die klar war, was Greyback vorhat, hättest du verschwinden müssen."
„Du wärst erstaunt, Fred, ich kann auf mich selber aufpassen", blaffte Agnes ihn an, „Ich habe einen Auftrag gehabt und der lautete, ich soll so lange wie möglich beim Rudel bleiben. Ich habe meine Position schon riskiert, als ich von Sirius' Tod erfahren habe!"
„Ich will doch nur nicht, dass dir etwas passiert", gestand Fred.
„Dann habe ich Neuigkeiten für dich – solange dieser Krieg herrscht, kannst du es nicht verhindern", man hörte Agnes die Bitterkeit genau an, aber Fred ignorierte alles, und nahm stumm einfach ihre Hand unter dem Tisch und wandte sich wieder Dumbledore zu. Agnes musterte ihn einen Moment verwirrt, bevor sie kurz seine Hand drückte und dann, als wäre nichts passiert erzählte: „Greybacks Rudel gehört vollkommen zum Dunklen Lord. Sie sind heiß auf die Rechte, die sie unter seiner Herrschaft haben werden und hoffen, dass sie dann wieder aus ihren Verstecken kriechen können und wieder neben normalen, reinblütigen Zauberern leben können – jedenfalls tut das das Rudel. Greyback weiß, dass Werwölfe nie akzeptiert werden und macht nur um des Mordens willen. Manchmal verschwindet er über Vollmond und erledigt für den Dunklen Lord Aufträge – Einschüchterungen, Erpressungen, Morden, Verstümmeln, Verwandeln – er macht alles, Hauptsache seine Opfer leiden."
„Damit hat man Werwölfe schon immer überreden können", stimmte Remus ihr nachdenklich zu, „Die strengen Gesetzte treiben viele von uns in die Einsamkeit und in die Abgeschiedenheit. Viele hoffen wirklich auf ein neues Leben, wenn Voldemort an der Macht ist."
„Schaden würde es nicht", lachte Agnes auf, „Wenn ich nicht genau wüsste, was der Dunkle Lord wirklich plant, wäre ich auch vollkommen auf seiner Seite – wenn dieses dämliche Gesetzt von Umbridge nicht wäre, könnte ich mir wenigstens einen Job suchen, aber sie hat wirklich gründlich gearbeitet und hat kein Schlupfloch gelassen."
„Hat er noch irgendetwas gesagt? Vielleicht etwas über Voldemorts Pläne?", fragte Dumbledore nach, aber Agnes schüttelte den Kopf.
„Nein, nicht wirklich. Ich bezweifle, dass Greyback angesehen genug ist, eingeweiht zu werden. Er trägt zwar das Dunkle Mal, aber ich denke, es ist nur, damit er zufrieden ist. Wenn er etwas weiß, dann hat er nie etwas davon gesagt", erzählte Agnes.
„Danke, Agnes, für deinen Einsatz. Ich weiß, es muss nicht leicht gewesen sein, sein Ansehen dort zu bewahren", bedankte Dumbledore sich und Agnes dachte an die anderen Werwölfe, gegen die sie gekämpft hatte und die sie auch manchmal hatte umbringen müssen, so wie bei der Frau, aber sie dachte nicht mehr wirklich darüber nach, sondern redete sich einfach ein, dass sie angefangen hatte und sie sich nur verteidigt hatte, „Jetzt müssen wir uns nur noch über dein Unterkommen unterhalten. Bestimmt hat Molly noch einen Platz für dich oder Remus in seiner Wohnung, aber auch –"
„Sie kann hierbleiben", schlug Fred sofort aufgeregt vor, räusperte sich peinlich berührt und meinte etwas ruhiger, „Ich meine... sie kann doch hierbleiben. Wir haben genug Platz und es ist sicher."
„Unmöglich", lehnte Agnes sofort ab, „Ich würde euch in Gefahr bringen. Meine Mutter ist hinter mir her!"
„Sehen wir so aus, als würde uns das interessieren?", fragte George grinsend, „Natürlich bleibst du hier!"
„Ich bezweifle, dass Agnolia dich hier aufsuchen wird – zwar agiert Voldemort nicht mehr nur in den Schatten, aber einen offenen Angriff mitten in der Winkelgasse wird er nicht riskieren", zeigte Dumbledore auf.
Agnes hatte keine Gegenargumente mehr, also seufzte sie und stimmte zu: „Was bleibt mir dann noch anderes übrig?"
„Gar nichts bleibt dir übrig, das hast du sehr gut erkannt, Agnes", grinste Fred „Ich habe schon immer gewusst, dass du klug bist."
„Im Gegensatz zu deinem Denkvermögen ist das auch nicht schwer", bemerkte Agnes und Fred brauchte ein paar Sekunden, bevor er es verstand.
„Hey!", rief er künstlich empört, „Ich bitte um Entschuldigung?"
„Entschuldigung angenommen", meinte Agnes flach heraus und George lachte laut auf.
„Dann sehe ich, dass du in besten Händen bist", meinte Dumbledore und stand auf.
„Agnes, Molly hat dich heute zum Tee eingeladen – sie hat nicht so geklungen, als würde sie ein nein akzeptieren", gab Remus die Nachricht weiter.
„Klar", Agnes lächelte, „Es würde mich freuen."
Auch Agnes stand auf und wollte sich eigentlich verabschieden, aber bevor sie das tun konnte, hob Fred sie hoch und legte sie über seine Schulter.
„Keine Sorge, Professor", Agnes strampelte in seinem Griff und beschwerte sich laut, aber Fred ignorierte es, „Sie ist tatsächlich in besten Händen. Sie müssen sich keine Sorgen machen."
„Jetzt mache ich mir Sorgen", meinte Remus mit gerunzelter Stirn und Fred sah ihn leicht ängstlich an, bevor er Agnes wieder vorsichtig unter seinem strengen Blick wieder auf den Boden stellte.
„Ich werde wieder in der Schule gebraucht", meinte Dumbledore, „Sollte noch etwas sein – Eulen erreichen mich immer seltener, also seid ihr immer in Hogwarts Willkommen oder ihr sendet einen Patronus."
„Auf Wiedersehen, Professor", verabschiedete Agnes sich, „Und tschüss, Remus. Wir sehen uns hoffentlich bald wieder."
„Mich erreichen Eulen noch", meinte Remus, „Wenn die beiden irgendetwas anstellen, schreibe mir und ich hole dich sofort ab."
„Natürlich, Remus", Agnes lächelte freundlich, „Aber du weißt doch – ich kann auf mich selbst aufpassen und sollte etwas sein, werden sie bereuen, überhaupt geboren zu sein."
„Jetzt habe ich Angst und bereue es, dass wir sie eingeladen haben, hier zu bleiben", George schluckte nervös und sah zwischen Remus und Agnes hin und her.
„Vielleicht sollte ich mein Testament doch noch schreiben", stimmte Fred ihm zu, „Obwohl ich eigentlich noch vorhatte, ein bisschen länger zu leben."
Agnes apparierte zusammen mit Fred und George am frühen Abend.
Die beiden hatten den Laden nur dafür eine Stunde früher geschlossen, aber sie hatten ihr versichert, dass sie deswegen nicht pleite gehen würden. Sie wollten ihre Mutter ebenfalls sehen und Fred hatte nicht das Bedürfnis, Agnes in nächster Zeit alleine zu lassen – nicht einmal für einen Besuch bei Molly.
Agnes schritt von den Zwillingen flankiert hoch zum Fuchsbau und klopfte höflich an der Tür. Es dauerte kaum ein paar Sekunden, da hörte sie schon Mollys Schritte und diese öffnete die Tür.
„Agnes!", rief sie und zog das Mädchen in eine Umarmung.
„Und wir sind unsichtbar, oder?", meinte Fred belustigt.
„Unsinn", Molly zog ihre beiden Jungs ebenfalls in die Umarmung, „Kommt her. Ich habe euch alle vermisst."
„Danke für die Einladung, Molly", bedankte sich Agnes, als sie wieder losgelassen wurde, „Du weißt gar nicht, wie ich einen zivilisierten Tee vermisst habe."
Agnes war geduscht und trug frische Kleider, also sah man ihr kaum an, dass sie in den letzten Monaten nichts davon gehabt hatte. Das einzige, das Fred noch daran erinnerte waren tatsächlich ihre Haare, die Agnes noch immer nicht richtig gezähmt hatte. Er fragte sich, ob sie die verfilzten und verknoteten Haare abschneiden musste. Natürlich würde er sie trotzdem wunderschön finden, aber ihre Haare waren irgendwie doch ein Markenzeichen von ihr – immer chaotisch und kaum gebändigt erinnerten sie Fred ein bisschen an die Haare von Hermine Granger, aber doch schaffte Agnes es, edel mit ihren chaotischen Haaren auszusehen, als hätte sie sie immer in einer eleganten Frisur.
„Dann kommt doch herein – ich habe den Tee schon aufgestellt", lud Molly sie ein und mit einem Arm um Agnes führte sie sie hinein und führte sie direkt in die Küche.
Der Fuchsbau hatte für Agnes schon immer etwas heimisches gehabt – ein gemütliches zu Hause, das sie nie gehabt hatte.
„Setz euch doch, ich hole die Tassen", bot Molly an.
„Ich kann helfen", bot Agnes an, aber Molly ließ nicht mit sich diskutieren und scheuchte die drei zum Tisch, während sie in den Kästen alles hervorholte, das sie brauchen würde.
„Du wohnst jetzt bei Fred und George?", fragte Molly an Agnes gerichtet und stellte ihr Teeservice auf den Tisch und vor jedem eine Tasse und bereitete auch für sich selbst ein Set vor.
„Du weißt, dass wir genau hier sitzen?", fragte Fred seine Mutter, als diese sie mehr oder weniger ignorieren zu schien und das tat sie auch weiterhin.
„Oh, ja... gestern ist ein bisschen chaotisch gewesen", gab Agnes zu, „Mir ist auf die Schnelle kein anderer Ort eingefallen."
„Ich habe gehört, was passiert ist", meinte Molly leise und schenkte allen Tee ein, bevor sie sich selbst Agnes gegenüber hinsetzte.
„Wären Bellatrix und Agnolia nicht gekommen, hätte ich meinen Auftrag fortsetzen können", schnaubte Agnes wütend auf ihre Familie und auch auf sich, „Aber... aber ich bin auch irgendwie froh, dass es vorbei ist."
Fred beobachtete, die Agnes in die Ferne starrte, als wäre sie in Gedanken versunken. Wahrscheinlich erinnerte sie sich an ihre Zeit beim Rudel. Er hatte nicht viel erfahren, was wirklich dort vorgefallen war – Remus und Dumbledore waren sehr vage gewesen, was das Leben in Rudel anging. Er hatte sie gefragt, warum das Leben dort so gefährlich sein sollte, aber sie hatten ihm keine klare Antwort gegeben. Alles, was Fred sich zusammenreimen war, dass es bestimmt keine glückliche Erfahrung für Agnes gewesen war.
„Ich habe schreckliche Dinge getan", wisperte Agnes, aber es war komplett still, also hörten sie sie trotzdem, „Ich habe es getan, um zu überleben, aber... das ändert nichts daran."
„Jeder macht Fehler", Molly stand auf und ging um den Tisch herum, um vor Agnes' Stuhl in die Hocke zu gehen. Die Mutter nahm die Hände der jungen Hexe in die ihren, aber Agnes zog sie wieder weg und starrte darauf, als wären sie ekelhafte Schnecken.
„Ich habe Menschen umgebracht – mit diesen Händen", sagte Agnes düster und Fred und George tauschten Blicke aus – das hatten sie nicht gewusst, „Ich habe das alles hier nicht verdient."
Ruckartig stand Agnes auf und wollte zur Tür eilen, aber Molly nahm sie an der Hand und hielt sie zurück.
„Es ist in Ordnung", versprach Molly ihr mit liebevollem, besorgtem Blick, „Du kannst dir verzeihen."
„Alles, woran ich denken kann, ist Bellatrix, wie sie dort bei meiner Mutter stand und stolz auf mich gewesen ist, weil ich stark genug war, um zu morden", zischte Agnes und Tränen sammelten sich in ihren eisblauen Augen – den Augen ihrer Mutter, „Ich bin wie sie geworden – ich bin nicht besser, als meine Mutter!"
„Sag so etwas nicht!", bat Molly sie, „Du bist nicht deine Mutter. Du bist nicht sie."
„Aber doch habe ich kaltblütig gemordet", rief Agnes verzweifelt, „Ich bin sie geworden, damit ich überlebe."
Molly sagte nichts dazu, sondern schloss Agnes in eine Umarmung und Agnes ließ alles heraus, das sie in den letzten Monaten aufgestaut hatte. Sie weinte in die Arme von Molly und fühlte sich sicher – in den Armen einer Mutter, die sie nie gehabt hatte.
Fred war geschockt. Er hatte Agnes, soweit er wusste, noch nie so verzweifelt gesehen und er konnte sich nicht erinnern, ob sie schon jemals geweint hatte. Nicht einmal, als sie erfahren hatte, dass ihre Mutter aus Askaban entkommen war und sie panisch gewesen war, hatte sie geweint.
„Es ist schrecklich gewesen", schluchzte Agnes, „Ich will nie wieder dorthin zurück. Ich will nicht mehr immer achtsam sein, weil jeder dich jederzeit umbringen könnte. Ich will nicht mehr nicht schlafen können, weil ich jederzeit Angst vor einem Angriff haben musste. Ich will keine Angst mehr haben."
„Das musst du nicht mehr", beruhigte Molly das Mädchen mit sanfter Stimme, „Du musst nicht mehr zurück – du bist jetzt hier."
„Ich will, dass es vorbei ist", wisperte Agnes, „Ich will nicht mehr."
„Bald, Agnes", versprach Molly sanft, „Bald ist es vorbei und du musst keine Angst mehr haben – nie mehr."
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