67. Kapitel

Am Morgen wurde Agnes von einer vertrauten Pfote wachgestupst und sie versteckte sich unter ihrer Decke, was Dorothy nicht davon abhielt, sie weiter zu nerven, bis sie schließlich die Augen aufriss.

Sie blinzelte und sah, dass außer ihr keiner der Mädchen mehr im Schlafsaal war. Ihr Blick glitt zur Uhr und erstaunt sah sie, dass es später als sonst war. Normalerweise wachte sie immer viel früher auf, aber heute nicht. Es war die perfekte Zeit um bequem in die große Halle zu gehen und gemütlich etwas zu frühstücken, bis es Zeit war in den Unterricht zu gehen.

Sie schwang ihre Beine über ihre Bettkante und ging ins Bad, um ihr Gesicht zu waschen, ihren Zauber, der ihre Narben verdeckte zu erneuern und sich ihre Schuluniform anzuziehen, bevor sie die Treppen hinunterstieg.

„Agnes!", rief jemand hinter ihr und sie wirbelte herum. Fred kam die letzten Treppen zu ihr gerannt und ging nun neben ihr, „Guten Morgen. Gut geschlafen?"

„Tatsächlich habe ich gut geschlafen, und du?", fragte Agnes ihn gut gelaunt und Fred grinste: „George und ich haben uns heute Nacht in die Küche geschlichen, also habe ich nicht besonders viel geschlafen."

Agnes lachte auf und Fred grinste glücklich, sah aber, dass Agnes trotz ihrer Aussage, dass sie gut geschlafen hatte dunkle Augenringe unter ihren Augen hatte, aber sie wirkte tatsächlich nicht so müde wie sonst.

Fred stieß die Tür zur großen Halle auf und hielt sie für Agnes auf.

„Weißt du, Agnes, ich habe mir etwas überlegt", begann Fred und versuchte so unscheinbar wie möglich zu wirken.

„Das ist selten ein gutes Zeichen. Was hast du dir überlegt, Fred?", fragte Agnes ihn, aber sie war abgelenkt. Um sie herum wisperten Schüler aufgeregt und blickten in die Zeitungen. Vielleicht stand wieder etwas über Harry oder Dumbledore darin, aber manche Schüler wirkten ängstlich oder sogar panisch.

„Du weißt doch, bald ist wieder ein Hogsmeade-Wochenende und ich habe mir überlegt – hörst du mir überhaupt zu?", Fred hatte nun bemerkt, dass Agens ihnen Blick von Zeitung zu Zeitung wandern ließ, aber sie sah nie, was darinstand.

„Irgendetwas stimmt nicht", wisperte sie und riss einem Erstklässler die Zeitung weg, der sich daraufhin empört beschweren wollte, aber als er sah, wer es getan hatte, wurde er bleich und fiel von seinem Stuhl, weil er sich erschrocken zurücklehnen wollte.

„Was ist los?", fragte Fred sie, als auch Agnes bleich wurde, als sie die Artikel durchlas.

Agnes zitterte und ihr wurde heiß und kalt. Die Stimmen um sie herum schienen weit weg zu sein und aus ihren klammen Fingern fiel die Zeitung auf den Boden.

Ihr Blick glitt zum Ravenclawtisch, an dem sie eine schwarze Eule sah.

Als Fred sich bückte, um die Zeitung aufzuheben, hörte er, wie Agnes erschrocken aufschrie und im nächsten Moment stand sie nicht mehr neben ihm.

Sie sprang über den Gryffindortisch, den Hufflepufftisch und auch über den Tisch der Ravenclaws, während sie dabei Teller und Schüsseln zu Boden stieß und Fred sah, wie sich einige ihrer Freunde um einen schwarzen Uhu versammelt hatten und er folgte ihr schnell, wenn auch etwas vorsichtiger.

Agnes stieß Roger zur Seite, der gerade den Uhu streicheln wollte und sie sah auf die Klauen des hässlichen Tieres. Dort, zwischen seinen Krallen lag eine schwarze Rose – so schwarz und unnatürlich.

„Hey Agnes, wer ist dein heimlicher Verehrer? Seit wann bekommst du Blumen geschenkt?", fragte Jeremy sie grinsend, aber sie antwortete ihm nicht. Der Uhu ließ die Rose vor ihr auf dem Tisch liegen, bevor er sich in die Lüfte erhob und sie dabei an der Wange mit seiner Flügelspitze streifte.

Agnes konnte sich nicht bewegen, nichts sagen und nicht klar denken. Ihr Blick war auf der schwarzen Rose auf dem Tisch und sie zitterte unkontrolliert.

„Vielleicht hängt ein Kärtchen daran, das sagt, von wem es ist", überlegte Roger und wollte die Rose anfassen, aber in diesem Moment zückte Agnes ihren Zauberstab.

„NEIN!", schrie sie panisch und schwang ihren Zauberstab. Alle, die um sie herumstanden wurden von dem stummen Zauber einige Meter zurückgeschleudert und kamen vermutlich schmerzvoll auf dem Boden auf, aber das interessierte Agnes nicht.

„Miss Tripe, was hat das zu bedeuten? Kein Zaubern ist auf den Gängen und in der großen Halle erlaubt – nachsitzen!", sagte Umbridge triumphierend, als sie von dem Chaos angezogen zu ihnen kam.

Agnes ignorierte sie und schrie sie stattdessen an: „Vernichten Sie sie!"

Ihre zitternde Hand zeigte auf die schwarze Blume und Umbridge sah empört und verwirrt aus.

„Ich bin mir sicher, Sie sind selbst in der Lage eine einfache Blume zu entsorgen!", die Professorin klang amüsiert.

„Sie verstehen nicht!", widersprach ihr Agnes, „Diese Blume – sie ist verflucht! Das ist doch ihr Fach, oder nicht? Verteidigung gegen die dunklen Künste! Diese Blume kommt von meiner Mutter – ich weiß es, ganz bestimmt! Zerstören Sie sie!"

„Sie befehlen mir nicht!", unterbrach Umbridge ihr panisches Geschrei.

„Was ist hier los? Miss Tripe, was machen Sie für einen Aufstand –", McGonagall kam zu ihnen gestampft und ihr Blick fiel auf die schwarze Blume und sie stockte und verstand sofort: „Alle weg von der Blume! Es ist die schwarze Rose!"

„Professor McGonagall, was hat das zu bedeuten?", fragte Umbridge sie.

„Keiner hat sie angefasst, oder?", fragte McGonagall, ohne Umbridge zu beachten und sah sich in der Reihe der Schüler um, aber offenbar hatte sie niemand angefasst.

„Professor, bitte zerstören Sie sie", bettelte Agnes schon beinahe panisch und umklammerte ihren rechten Arm.

Fred stand etwas abseits. Auch ihn hatte Agnes' Zauber zurückgeworfen, aber er hatte sich sofort wieder aufgerappelt und wusste nun nicht, ob er zu Agnes gehen sollte, oder einfach da stehen bleiben sollte, wo er gerade war.

„Tretet zur Seite", befahl eine Stimme und die Autorität, die darin lag ließ sofort alle zur Seite springen. Dumbledore trat nach vorne und richtete seinen Zauberstab auf die Blume. Zuerst passierte nichts, aber dann löste sich etwas wie schwarze Tinte von der Blume und stieg in die Luft, bevor Dumbledore wieder seinen Zauberstab schwang und die Tinte wie ein Feuerwerk in der Luft zersprang.

Agnes sah dem Spektakel ängstlich zu und als die Tinte weg war, knickten ihre Knie unter ihr ein, aber Fred packte sie noch an der Taille und hielt sie auf den Beinen.

„Mr Weasley, bringen Sie Miss Tripe in den Krankenflügel und schauen Sie darauf, dass Madam Pomfrey ihr ein Beruhigungsmittel gibt", befahl McGonagall ihm und er war erstaunt, dass sie ihn schickte anstatt Roger, Agnes' bester Freund, aber Agnes sah wirklich schlecht aus, also widersprach er nicht und war froh, dass er sie nicht allein lassen musste.

Vorsichtig und langsam führte er sie aus der großen Halle. Alle Blicke folgten ihnen und Fred versuchte Agnes vor so vielen Blicken wie möglich abzuschirmen.

Sobald sie draußen waren, bemerkte er, wie sehr Agnes zitterte und wie ängstlich und bleich sie aussah.

Kurzerhand hob er sie im Braut-Style hoch und sie protestierte nur schwach, bevor sie sich an ihn klammerte.

Im Krankenflügel richtete Madam Pomfrey gerade ein Bett, als sie sie hereinkommen hörte.

„Was ist passiert?", fragte sie schnell und Fred legte Agnes auf einem Bett ab.

„Ich weiß nicht genau...", gab Fred zu, „Ich denke, sie hat einen Schock... da war eine schwarze Rose oder so und..."

„Eine schwarze Rose?", keuchte Madam Pomfrey erschrocken und fühlte sofort Agnes' Stirn, „Hat sie sie berührt?"

„Nein", überlegte Fred und war sich nicht sicher, warum das wichtig war, „soweit ich weiß, hat sie niemand berührt... sie ist nur... erschrocken."

„Alles wird gut, Liebes", beruhigte Madam Pomfrey sie und Agnes nickte, „Ich bringe dir etwas zum Trinken – das wird dich beruhigen!"

Madam Pomfrey ließ die beiden allein und Fred sah Agnes besorgt an.

„Was ist mit dieser Blume?", fragte er schließlich, als die Stille erdrückend wurde und im ersten Moment sah es so aus, als hätte Agnes ihn gar nicht gehört, aber dann antwortete sie ohne ihn anzusehen: „Sie ist verflucht... von meiner Mutter."

„Ist sie nicht in Askaban?", fragte er schnell und als Antwort zeigte Agnes auf die Zeitung, die er noch immer in den Händen hielt.

Zehn Fotos waren auf der Titelseite und jedes zeigte einen noch fieser aussehenden Todesser.


MASSENFLUCHT AUS ASKABAN

MINISTERIUM BEFÜRCHTETE, BLACK KÖNNTE

„MAGNET" FÜR VORMALIGE TODESSER SEIN


Das Zaubereiministerium gab gestern am späten Abend bekannt, dass es zu einer Massenflucht aus Askaban gekommen ist.

Zauberminister Cornelius Fudge bestätigte im Gespräch mit Reportern in seinem Privatbüro, dass zehn Hochsicherheitsgefangene gestern am frühen Abend ausgebrochen sind und er bereit den Premierminister der Muggel von dem gefährlichen Charakter dieser Personen unterrichtet hat.

„Wir befinden und leider in der gleichen Lage wie vor zweieinhalb Jahren, als der Mörder Sirius Black geflohen ist", sagte Fudge gestern Abend. „Überdies sehen wir durchaus einen Zusammenhang zwischen den beiden Ausbrüchen. Eine solche Massenflucht lässt auf Hilfe von außen schließen, und wir müssen uns erinnern, dass Black, als der Erste, der je aus Askaban entkommen ist, am besten in der Lage wäre, anderen zu helfen, in seine Fußstapfen zu treten. Wir halten es für wahrscheinlich, dass diese Personen, darunter Blacks Cousinen Bellatrix Lestrange und Agnolia Tripe, sich um Black als ihren Führer geschart haben. Wir tun jedoch alles in unseren Kräften Stehende, um diese Kriminellen zu stellen, und wir bitten die magische Gemeinschaft, wachsam und vorsichtig zu bleiben. Auf keinen Fall sollte man sich einer dieser Personen nähern."



Fred sah sich die Todesser an, die entkommen waren und erkannte manche aus den Erzählungen von seinen Eltern.

Antonin Dolohow, verurteilt wegen der brutalen Morde an Gideon und Fabian Prewett.

Dieser Mann hatte seine Onkel umgebracht und noch viele weitere, wie Fred wusste. Der Mann, der auf dem Foto über dem Text zu sehen war, sah spöttisch aus, als würde es ihm nichts ausmachen, dass er wegen Mord nach Askaban kam.

Direkt neben Dolohow war das Bild einer einst schönen Frau mit hellen Haaren, die ihr in wilden, zotteligen Locken über die Schultern fielen, einer vornehmen kleinen Nase, klugen, aber auch spöttischen und fanatischen Augen und einem verzerrten Grinsen, als wäre es auch ihr egal, dass sie für ihr Verbrechen eingesperrt wurde. Im ersten Moment war Fred erschrocken, als er dachte, diese Frau wäre Agnes, aber dann las er die Bildunterschrift:

Agnolia Tripe, verurteilt wegen brutaler Morde an Muggeln und Muggelgeborenen während und nach Fall von Du-weißt-schon-wem; Mithilfe an den Morden von Gideon und Fabian Prewett; Verfluchung unzähliger Zauberer und Hexen mit einem bisher noch unbekannten Fluch, der durch Folterung und Verstümmelung zum Tod führen kann

„Sie ist frei", bemerkt Fred und schluckte laut.

Agnes nickte nur und starrte weiter nachdenklich ins Leere.

„Und dieser Fluch, von dem sie schreiben... ist er...", fragte Fred unsicher und Agnes unterbrach ihn: „Ja, er lag auf der Blume. Meine Mutter ist durch die schwarze Rose bekannt worden – sie hat sie an Orten liegen lassen, an denen man sie aus Versehen berührt oder Muggel haben sie ahnungslos in die Hand genommen. Wenn man sie anfasst..." Agnes krempelte ihren rechten Ärmel hoch und gab den Blick auf viele Narben frei. Manche waren von Krallen oder Kratzern, wie Fred vermutete, aber die auffälligsten waren immer noch die schwarzen Narben, die sich wie Blitze über ihren Arm zogen.

„Sie hat dich verflucht?", zählte Fred eins und eins zusammen und Agnes nickte.

„Ich bin von ihr weggelaufen und nach England. Es hat nicht lange gebraucht, bis mich die Auroren gefunden haben und sie haben dafür gesorgt, dass ich im Kinderheim aufgenommen werde. Ich habe in dieser Zeit häufiger Briefe von verschiedenen Leuten bekommen, die ich nie verstanden habe – ich war sechs Jahre alt, aber einmal ist ein schwarzer Uhu mit einer Rose gekommen. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, aber ich habe sie angefasst. Zu dieser Zeit habe ich noch nicht gewusst, was sie machen könnte, aber der Fluch hat mich befallen. Es ist so, als würde dein Körper nach und nach zerstört werden – zuerst meine Hand und mein Arm. Ich schrie und weinte und wäre bestimmt gestorben, wenn Kingsley nicht gerade gekommen wäre und mich besucht hätte..."

„Kingsley?", fragte Fred. Er kannte den Auror aus den Sitzungen im Orden.

„Er hat mich gerettet und ins St. Mungos geschickt. Wenn der Fluch mein Herz erreicht hätte, dann wäre ich gestorben", wisperte Agnes leise und Fred fuhr mit seinem Finger leicht über die Narben.

Madam Pomfrey kam und gab Agnes einen Trank, den sie schnell hinunterschluckte und sie verzog angeekelt das Gesicht, legte sich aber zurück in ihre Kissen und sah schon müde aus.

„Lass mich nicht allein! Lass mich hier nicht allein", bat sie Fred und er nickte und nahm ihre Hand.

„Natürlich nicht - niemals", versprach er und sie schlief ein.

Madam Pomfrey sah ein paar Mal noch nach Agnes und informierte Fred, dass sie vermutlich zur Mittagszeit wieder auf den Beinen sein würde.

Er wartete geduldig und ließ ihre Hand nicht los, bis sie blinzelnd wieder ihre Augen öffnete.

„Fred?", fragte sie leise mit krächzender Stimme, „Was machst du hier?"

„Ich habe dir doch versprochen, dass ich hierbleibe", erinnerte er sie, „Ich lass dich doch nicht allein!"

„Du bist hier gewesen – die ganze Zeit? Hast du nichts gegessen? Hast du das Mittagessen verpasst?", fragte sie sofort und Fred lachte leise.

„Mir geht es gut", versicherte er ihr.

Später kam Madam Pomfrey und entließ Agnes, damit die beiden vielleicht noch schnell etwas zu Essen bekamen.

Die Schüler waren alle in der großen Halle, also waren die Gänge wie ausgestorben, als die beiden Seite an Seite zum Mittagessen gingen.

„Was wolltest du mir eigentlich heute Morgen sagen?", fragte Agnes Fred und im ersten Moment fiel es ihm nicht mehr ein, aber dann erinnerte er sich daran, dass er sie fragen wollte, sie sie mit ihm ausging, aber plötzlich schien der Zeitpunkt unpassend.

„Ähm... ich weiß es nicht mehr", log er und Agnes zuckte mit den Schultern: „Schade. Aber dann kann es ja nicht so wichtig gewesen sein, oder?"

Sobald sie die große Halle betraten, schien es so, als würde jeder zu Agnes sehen und sie fühlte sich plötzlich so klein.

Einen Moment sah Fred, wie sie unsicher und schwach aussah, aber im nächsten Moment hob sie stolz den Kopf, streckte ihren Rücken und setzte ein kühles Lächeln auf. In diesem Moment ähnelte sie ihrer Mutter mehr als sonst und sogar Fred sah sie kurz erschrocken an, aber Agnes ignorierte die Schüler, die über die tuschelten, erschrocken zurückzuckten, als sie näherkam und sie mit Hass betrachteten.

Wenn die Schule es bis jetzt noch nicht gewusst hatte, nachdem der falsche Professor Moody im letzten Jahr durch die Klasse geschrien hatte, dass Agnes' Eltern Todesser waren, dann waren sich nun alle sicher, dass Agnes' Mutter eine war und auf freiem Fuß.

Aber jetzt sah Fred dabei zu, wie Agnes anmutig durch die Tischreihen schritt und dabei so aussah, als würde ihr die Welt gehören und sie erinnerte ihn in diesem Moment so sehr an ihre Mutter, obwohl er sie noch nie in seinem Leben gesehen hatte und diese Vorstellung machte ihm Angst.

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