63. Kapitel

Nachdem Agnes ihre letzte Verwandlung vor Weihnachten hinter sich hatte, stimmte auch sie sich auf Weihnachten ein. Bis vor Kurzem war sie noch kein besonders großer Fan von Festen gewesen, aber nachdem Sirius ihr angeboten hatte, Weihnachten zu ihm zu kommen, spürte sie sich doch feierlich eingestimmt und summte sogar leise Weihnachtslieder vor sich hin, während sie den Lehrern dabei half, das Schloss festlich zu schmücken.

Es würde das erste Weihnachten sein, dass sie nicht in Hogwarts verbrachte und sie freute sich irgendwie schon darauf.

Auch das letzte DA-Treffen vor den Weihnachtsferien stand vor der Tür und wieder einmal waren Roger und Agnes die letzten. Sie setzten sich schnell auf die Sitzkissen und Harry begann mit seiner Rede: „Okay, ich hab mir gedacht, heute Abend sollten wir einfach noch mal wiederholen, was wir bisher gemacht haben, weil es das letzte Treffen vor den Ferien ist und es keinen Sinn hat, kurz vor einer dreiwöchigen Pause noch was Neues anzufangen –"

„Wir machen nichts Neues?", flüsterte Zacharias Smith mürrisch, aber dennoch laut genug, dass es alle hören konnten, „Wenn ich das gewusst hätte, wär ich nicht gekommen."

„Tut uns allen ja so Leid, dass Harry es dir nicht gesagt hat", meinte Fred laut und Agnes boxte ihm leicht in die Schulter, grinste aber selbst.

„– wir können paarweise trainieren", fuhr Harry fort, „Fangen wir mit dem Lähmzauber an, zehn Minuten lang, dann können wir die Kissen rausholen und es noch einmal mit dem Schockzauber probieren."

Als Agnes mit Roger trainierte und ihn stumm mit dem Impedimenta-Zauber lähmte, erinnerte sie sich daran, dass sie versucht hatte gegen Greyback eben diesen Zauber einzusetzen, aber er war einfach an ihm abgeprallt.

Nachdem sie zehn Minuten geübt hatten, holten sie die Kissen heraus und teilten sich in zwei Gruppen. Die erste übte die Schockzauber, während die andere wartete. Es war im Raum trotz allem nicht genug Platz, um alle gleichzeitig Schockzauber üben zu lassen.

„Was machst du eigentlich zu Weihnachten?", fragte Fred sie leise, als sie nebeneinanderstanden und Roger dabei zusahen, wie er mit Anthony Goldstein übte.

„Schnuffel hat mich eingeladen, die Ferien mit ihm zu verbringen", flüsterte sie, damit es sonst niemand hören konnte.

„Wirklich? Du willst die Ferien in diesem dreckigen Haus verbringen?", fragte er sie ungläubig und Agnes sah ihn streng an.

„Besser, als allein in Hogwarts zu bleiben. Wie ich Umbridge kenne, wird sie Weihnachten hierbleiben. Außerdem verbringe ich Weihnachten lieber mit der Familie, als allein", informierte sie ihn zischend.

„Aja, das habe ich ganz vergessen", bemerkte Fred, „Ihr zwei seid ja verwandt."

„Willst du etwas Verstörendes hören?", fragte Agnes ihn grinsend und Fred sah sie nur erwartungsvoll an, also erzählte sie grinsend: „Soweit ich weiß, ist auch die Weasley-Familie mit den Blacks entfernt verwandt und damit sind wir beide auch verwandt."

„Das ist tatsächlich verstörend, ich denke, ich ignoriere das einfach und tu so, als würde ich es nicht wissen", schwor sich Fred.

Einen Moment war es zwischen den beiden still, dann begann Fred zu grinsen und fragte Agnes: „Willst du auch etwas Verstörendes hören?"

Agnes musterte ihn misstrauisch und fragte vorsichtig: „Was ist es?"

„Da hängt ein Mistelzweig", Fred zeigte nach oben und tatsächlich schien aus dem Nichts aus einem Zweig an der Decke ein Mistelzweig zu wachsen.

Agnes merkte, wie sie rot wurde und sah sich schnell um, sah George ein paar Meter neben sich und zog ihn schnell her.

„Hier hast du was zum Küssen!", sagte sie schnell und schob George gegen seinen Bruder, der einfach nur verwirrt war, weil er nicht verstand, um was es ging.

Zum Glück sagte Harry gerade allen, sie sollten tauschen und die andere Gruppe durfte nun seine Gegner betäuben.

Agnes übte zusammen mit Terry Boot, aber sie sprach ausnahmsweise die Zauber laut aus, denn sie war zu unkonzentriert, um sie ungesagt zu vollführen.

Vielleicht hätte sie Fred doch ganz gerne geküsst, aber letztendlich war es wahrscheinlich nur einer seiner Streiche und dann würde sie doof dastehen, aber nicht mit ihr! Sie war eine Ravenclaw und sie würde sich nicht so leicht von einem Gryffindor hereinlegen lassen, das schwor sie sich!



„Und dann? Was ist dann passiert?", fragte Roger Agnes und blickte sie über seine heiße Tasse Tee hinweg an. Agnes konnte nicht anders als ihn mit einem Mädchen zu vergleichen, das es genoss über andere zu lästern und ihren Freundinnen Beziehungstipps gab. Sie hatte ihm erzählt, was Fred zu ihr im DA-Treffen gesagt hatte und nun lehnte er sich aufgeregt weit vor, damit er ganz genau das Ende der Geschichte hören konnte.

„Nichts ist passiert", bemerkte Agnes amüsiert, „Ich habe ihm George zum Küssen in die Arme gedrückt und bin weg."

Enttäuscht ließ sich Roger in seinem Sessel zurücksinken und sah erschöpft aus.

„Agnes!", tadelte er sie, „Warum?"

„Warum was?", Agnes hatte viele Reaktionen von ihm erwartet, aber nicht diese.

„Warum hast du ihn nicht geküsst? Es ist doch so offensichtlich, dass er auf dich steht, dass du auf ihn stehst und doch ignoriert ihr beide, dass ihr gegenseitig Gefühle füreinander empfindet!"

„Du musst dich irren", winkte Agnes ab, „Ich bin mir sicher, Fred kennt andere, hübschere Mädchen als mich, klügere und witzigere."

„Aber es gibt nur eine Agnes", widersprach ihr Roger.

„Ich bin mir sicher, es gibt eine Menge Agnesse auf der Welt und –", begann Agnes, aber Roger unterbrach sie: „Agnes, hör auf! Glaube deinem besten Freund, wenn er dir sagt, dass du einzigartig bist. Es gibt einen Grund, warum ich lieber mit dir abhänge, als mit sonst jemanden im Schloss."

„Vermutlich bist du wahnsinnig – komplett kirre", vermutete Agnes, aber wieder unterbrach Roger sie, bevor sie noch mehr Beispiele geben konnte: „Nein, du bist eben mehr, als alle anderen!"

„Mehr? Willst du damit sagen, dass ich fett bin?", grinste Agnes und Roger fuhr sich genervt durch seine Haare und rief: „Nein! Natürlich nicht! Nimm das doch einmal ernst, ich gebe dir gerade einen Beziehungstipp! Also... jetzt habe ich den Faden verloren..."

„Du hast mir gerade gesagt, ich wäre mehr, als alle anderen", erinnerte Agnes ihn und er nickte ihr dankbar zu, bevor er wieder den Faden aufnahm: „Genau! Danke... also... du bist eben mehr, als alle anderen. Grant ist vielleicht lustig, wenn es darum geht, Mädchen anzusprechen – du musst zugeben, das funktioniert mit dir nicht so gut. Mit Randy kann ich tiefgründige Gespräche führen – und er hilft mir mit meinen Hausaufgaben. Mit Cho kann man gut herumheulen... das ist keine gute Eigenschaft, aber ich wollte es nur einmal erwähnt haben. Jedenfalls, du verstehst mich, Agnes. Mit dir kann man lachen und auch weinen – mit dir kann man ernst sein und auch lustig. Du bist meine Hogwarts-Mummy, wenn ich eine Umarmung brauche, wenn wir ein Quidditch-Spiel verlieren... außerdem bist du ein Ass im Quidditch und erschreckend aggressiv, wenn du auf dem Besen sitzt... Du bist Agnes und deswegen mögen dich so viele Leute!"

„Eine ergreifende Rede", bemerkte Agnes grinsend und Roger warf ihr einen gespielt beleidigten Blick zu.

„Sei leise, die habe ich mir gerade spontan einfallen lassen! Jedenfalls... worauf wollte ich eigentlich hinaus... ach ja! Fred hat also eine Menge Gründe, um dich genauso zu mögen, wie ich... nur nicht genauso... sonst wärst du in seiner Friend-Zone... Jetzt hast du mich durcheinandergebracht!", beschwerte Roger sich und einen Moment starrte er ins Leere, bis er seine Gedanken wieder geordnet hatte und dann sagte er wieder: „Also... Ich kann gut nachvollziehen, warum Fred ein Auge auf dich geworfen hat – nicht wortwörtlich genommen natürlich" (Agnes hatte breit zu grinsen angefangen) „Du bist tatsächlich witzig, klug und hübsch, du siehst es nur selber nicht..."

Agnes sah Roger nachdenklich an und überlegte.

Kurzerhand zog sie ihren Zauberstab und Roger sah sie verwundert an, als würde er erwarten, dass sie ihn jetzt verhexte, aber stattdessen sagte sie ruhig: „Roger, ich bin nicht hübsch und Fred weiß das. Das ist nur eine Maske..."

Sie löschte den Zauber, der ihre Narben in ihrem Gesicht verdeckte und Roger wich tatsächlich einen Moment zurück, aber nicht, weil er sie hässlich fand, sondern weil die Narben vergessen hatte. Er hatte vergessen, dass sie von einem Werwolf angefallen war, weil sie trotz allem noch immer fröhlich war. Zwar hatte sie manchmal Tage, an denen sie sich durch den Unterricht quälte, aber sie hatte sich im Großen und Ganzen nicht verändert.

„Stell dir vor, ich würde so durch die Schule gehen – sie lästern doch schon wegen den Narben, die sie an meinen Händen sehen. Was werden sie erst sagen, wenn sie die im Gesicht auch noch sehen?", lachte Agnes trocken.

„Das sollte dir egal sein", wollte Roger sie überreden, aber Agnes schüttelte den Kopf.

„Es ist mir aber nicht egal...", meinte sie ehrlich und es wurde still zwischen den beiden.

„Ich werde dann ins Bett gehen", meinte Agnes müde und gähnte.

„Ja, ich auch", stimmte Roger ihr zu und stand auf, um sich zu strecken.

Bei den Treppen zu den Schlafsälen trennten sich ihre Wege und sie wünschten sich gegenseitig eine Gute Nacht, bevor sie in ihre Betten gingen und ruhig schliefen, nicht wissend, dass Arthur Weasley gerade angegriffen wurde.

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