60. Kapitel

Das einzige, das Agnes Laune verschlechterte, war die Tatsache, dass Vollmond wieder immer näherkam und sie fürchtete sich schon regelrecht vor den Schmerzen, die folgen würden und sie wusste, sie würden kommen. Sie erinnerte sich, dass Remus' Irrwicht die Form des Vollmonds annahm und sie fragte sich, ob es deswegen war, weil er mit der Verwandlung selbst zu kämpfen hatte und sich in ein grausames Monster verwandelte, oder hatte er Angst vor den Schmerzen, die mit diesem bösen Omen kamen.

Dazu kam, dass durch ihre Verwandlung sie einige Sachen verpasste. So kam es, dass am Tag ihrer Verwandlung ein DA-Treffen vorgesehen war und sie wusste, sie konnte nicht hin. Sie würde sich vor Schmerzen windend in der Heulenden Hütte aufhalten, während andere Spaß hatten.

„Ich gehe jetzt, Agnes", informierte Roger sie leise, „Ich sage den anderen Bescheid, dass es dir nicht so gut geht und du heute nicht kommst."

„Lass dich von mir nicht aufhalten", winkte Agnes missmutig ab, „Geh nur!"

Roger ging nicht sofort, sondern starrte sie noch einen Moment länger an.

„Ich will gar nicht gehen", gestand er, „Ich würde lieber dir beistehen, aber das geht nicht."

„Wir wissen beide, dass das nicht geht", seufzte Agnes, „Selbst mit dem Wolfsbanntrank ist es immer noch eine zu große Gefahr, der ich dich nicht aussetzen will. Es ist schon in Ordnung – geh nur, ich bin nur selbstsüchtig."

„Manchmal ist es in Ordnung, selbstsüchtig zu sein", meinte Roger zu Abschied und verließ den Gemeinschaftsraum.

Agnes war wütend – wütend auf sich, wütend auf Greyback, der für das alles verantwortlich war, wütend auf ihren Vater, wütend auf alles. Sie wollte nicht einsehen, warum andere Spaß haben sollten, während sie Schmerzen erleiden würde.

Sie ließ sich auf das Sofa fallen und wartete schmollend darauf, bis es Zeit sein würde, dass sie sich mit Madam Pomfrey traf.

Missmutig ging sie die Treppen hinunter und in den Krankenflügel, wo sie schon erwartet wurde.

„Ah, ja. Miss Tripe, zum Glück sind Sie dieses Mal pünktlicher! Es wird ja immer früher dunkel!", begrüßte Madam Pomfrey sie, „Wollen wir gleich gehen?"

Agnes nickte nur und sprach auch auf dem ganzen Weg kein Wort. Madam Pomfrey zwang sie auch nicht zum Reden, sprach aber selber viel und redete ihr gut zu, was Agnes ein wenig aufmunterte, aber nicht vollkommen.

Die Krankenschwester ließ Agnes wieder allein im Raum.

Als sie sich verwandelte, verstärkte sich ihre Wut und als sie als ausgewachsener Wolf in diesem engen Raum wieder gefangen war, konnte nicht einmal der menschliche Teil von Agnes sich selbst davon abhalten, alles zerstören zu wollen.

Sie warf die wenigen Möbel im Raum um und zerbrach sie, sodass sich die Splitter tief in ihre Haut bohrten, sie sprang gegen die Wände und versuchte sogar die Tür einzurammen, was natürlich nicht funktionierte, sondern ihr nur Schmerzen bereitete.

Sie wollte frei sein – und nicht nur aus diesem Raum hinaus, sondern sie wollte auch ihre menschliche Seite zurücklassen und ihren Instinkten freien Lauf lassen.

Als am nächsten Morgen Madam Pomfrey kam um sie abzuholen, hatte sie am ganzen Körper blaue Flecken, kleine Schnittwunden und Splitter.

„Dummes Kind", tadelte die Krankenschwester sie und half ihr hoch, „warum sitzt du nicht einfach still, bis es vorbei ist?"

„Sie verstehen das nicht", fauchte Agnes und entwand sich aus ihren Händen, obwohl sie ihr nur helfen wollte, zu stehen.

Agnes stand allein auf und ging auch allein zurück zum Schloss, aber als sie dort ankam, musste sie sich zugeben, dass sie ihre Verletzungen behandeln musste und sie legte sich widerwillig in ein Krankenbett, kämpfte aber gegen ihre Müdigkeit.

Sie lag nur still in ihrem Krankenbett und wartete darauf, dass sie entlassen wurde.

Um die Mittagszeit war sie immer noch im Krankenflügel und sie wusste, sie hatte ein paar Stunden verpasst, die sie nachholen musste.

Als die Türen des Krankenflügels schwungvoll aufgingen, schloss Agnes schnell die Augen und tat so, als würde sie schlafen, denn egal, ob es ein neuer Patient war oder einer ihrer Freunde, die sie besuchte, sie wollte nicht sprechen.

Die Person, deren Schritte Agnes ganz genau hörte kam näher zu ihr und stellte sich an ihr Bett.

Plötzlich griff eine Hand nach der ihren und sie merkte, dass es nicht die von Roger war, sie ließ aber ihre Augen geschlossen.

„Agnes", hörte die Freds weiche Stimme, „ich weiß, du bist wach."

Einen Moment überlegte Agnes, ob sie ihre Augen vielleicht lieber geschlossen halten sollte, aber dann blinzelte sie doch.

„Was machst du hier?", fragte sie müde, denn sie hatte noch nichts geschlafen.

„Dich besuchen – was sonst? Roger hat mich gebeten, nach dir zu sehen – er hat ein paar Probleme mit Umbridge, weil du nicht gekommen bist", erklärte Fred und Agnes fühlte sich schlecht.

„Er muss aber nicht nachsitzen?", fragte sie schnell und sie nach an die Narben, die sie an der Hand hatte. Sie hatte noch niemanden davon erzählt und sie wusste auch nicht, wie man so etwas Anderen erzählte. Sie konnte nur allen davon abraten, sich Nachsitzen bei Umbridge einzuhandeln.

„Nein, noch nicht, aber die Diskussion war ziemlich hitzig, als ich gegangen bin", gab Fred zu und Agnes fuhr sich mit der Hand über ihr Gesicht. Was hatte sie getan? Warum hatte Roger das getan?

„Und wie geht es dir?", fragte Fred sie leise.

„Keine Ahnung", gab Agnes zu, „miserabel... mies... furchtbar... schrecklich... ich bin mir nicht sicher."

„Du siehst auch krank aus", bemerkte Fred hilfsbereit, „Du sieht generell in letzter Zeit häufiger krank aus... ich hoffe, du machst dir nicht zu viel Stress wegen der UTZ, oder?"

Agnes lächelte und schüttelte den Kopf: „Nein, das nicht. Ich habe nur... andere Probleme. Die verstehst du nicht, aber keine Sorge, mir wird geholfen."

„Vom Orden?", fragte Fred ganz leise. Er beugte sich vor uns wisperte es ganz leise in ihr Ohr und kam ihr dabei sehr nahe.

„Ja, unter anderem", bestätigte Agnes leise.

Es wurde still zwischen den beiden. Agnes vermied Augenkontakt und Fred schaute sie an.

„Du solltest noch etwas essen gehen, bevor die nächste Stunde beginnt", schlug Agnes ihm vor, aber demonstrativ setzte sich Fred auf den Stuhl neben ihr Bett und meinte trotzig: „Nein, ich bleibe hier... außerdem habe ich heute keine Stunden mehr – mein Stundenplan ist etwas leer, also habe ich alle Zeit der Welt."

Agnes schüttelte lächelnd den Kopf und sie fühlte sich schon besser, denn er schien eine bessere Medizin zu sein, als alles, was Pomfrey ihr geben konnte.




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