59. Kapitel
Agnes erfuhr von Hermine, wann und wo sie sich treffen würden und sie war mit Roger schon unterwegs zu der Stelle im siebten Stock, die sie beschrieben hatte.
„Hier vorne ist das Gemälde", bemerkte Roger und zeigte voraus, aber dort ist noch nie eine –"
Tatsächlich war dort eine Tür, und Agnes klopfte daran, öffnete sie und betrat den wohl wundersamsten Raum, den sie je gesehen hatte.
An den Wänden waren Bücherschränke mit unzähligen Büchern, Seidenkissen lagen auf dem Boden wie Sitzunterlagen und verschiedenste andere Geräte waren hier.
„Hey, Hermine!", begrüßte Agnes ihre Freundin und sie sah, dass sie wohl wieder einmal die letzten waren, „Was ist das für ein Raum?"
„Das ist der Raum der Wünsche – man wünscht sich einen bestimmten Ort und der Raum passt sich dem an", erklärte Hermine schnell.
Als wenig später die Uhr auf acht zeigte, ging Harry zum Schloss, der aus der Tür ragte und drehte ihn herum. Er klickte beruhigend und alle Gespräche verstummten. Jeder Blick lag nun auf Harry, der vorsichtig zu sprechen begann: „Also... Das hier ist der Raum, den wir für unsere Übungsstunden aufgetrieben haben, und ihr – ähm – findet ihn offensichtlich ganz brauchbar."
„Er ist fantastisch", bemerkte Cho und einige Leute murmelten ihre Zustimmung.
„Ziemlich irre", stimmte Fred ihm zu und sah sich stirnrunzelnd um, „Wir haben uns mal vor Filch hier drin versteckt, weißt du noch, George? Aber damals war es nur ein Besenschrank."
„Hey, Harry, was sind das für Sachen?", fragte ein Junge aus Gryffindor, aber Agnes hatte sich die Mühe gemacht und die Namen aller gelernt, die Teil der Organisation waren und wusste nun, dass sein Name Dean war.
„Antiobskuranten", erklärte Harry, als Dean auf die Spickoskope und ein seltsames Glas zeigte, „Im Grunde zeigen sie alle, wenn schwarze Magier oder Feinde in der Nähe sind, aber man kann sich nicht so recht auf sie verlassen, sie können ausgetrickst werden..."
Harry schaute nachdenklich auf das Glas, bevor er sich wieder ihnen zuwandte und weitersprach: „Nun, ich hab darüber nachgedacht, was wir als Erstes tun sollten, und – ähm –", Hermine zeigte auf, „Ja, Hermine?"
„Ich finde, wir sollten einen Anführer wählen", meinte Hermine bestimmt.
„Harry ist der Anführer", sagte Cho prompt und sah Hermine an, als wäre sie verrückt, was Agnes nicht so gefielt.
„Ja, aber ich denke, wir sollten richtig darüber abstimmen", meinte Hermine unbeeindruckt, „Das macht das Ganze offiziell und verleiht ihm Autorität. Also – wer ist dafür, dass Harry unser Anführer sein soll?"
Agnes und alle anderen hoben ihre Hände.
„Ähm – gut, danke", Harry war knallrot ihm Gesicht, „Und – was noch, Hermine?"
„Ich finde außerdem, dass wir uns einen Namen geben sollten", strahlte sie glücklich, „Das würde den Teamgeist und den Zusammenhalt unter uns fördern, meint ihr nicht?"
„Sie hat sich ja richtig hineingesteigert", grinste Roger und Agnes nickte ihm als Bestätigung zu. Sie fand es auch sehr lobenswert von Hermine, dass sie sich so viel dabei dachte.
„Wie wär's mit Anti-Umbridge-Liga?", schlug Angelina hoffnungsvoll vor.
„Wie wär's mit Anti-Halbtroll-Liga?", verbesserte Agnes und einige, die die Geschichte kannten kicherten.
„Vielleicht die Ministerium-macht-Murks-Gruppe", schlug Fred vor.
„Ich würde meinen", sagte Hermine streng mit einem bösen Blick zu Fred, „dass wir uns einen Namen geben sollten, der nicht allen verrät, was wir vorhaben, damit wir ihn auch außerhalb unserer Treffen gefahrlos verwenden können."
„Die Defensiv-Allianz?", schlug Cho vor, „Abgekürzt DA, damit niemand weiß, wovon wir reden?"
„Ja, DA ist schon mal gut", überlegte Ginny, „Aber es sollte besser für Dumbledores Armee stehen, denn das ist doch die größte Angst des Ministeriums, oder?"
Ihr Vorschlag erntete viel zustimmendes Murmeln und Gelächter.
„Dann sind alle für DA?", sagte Hermine gebieterisch und kniete sich auf ihr Kissen, um zu zählen, wie viele aufzeigten, „Das ist die Mehrheit – Vorschlag angenommen!"
Hermine pinnte das Pergament mit ihren Unterschriften an die Wand und schrieb in großen, ordentlichen Buchstaben darüber:
DUMBLEDORES ARMEE
„Gut", meinte Harry, als sich alle wieder beruhigt hatten, „wollen wir dann mit den Übungen anfangen? Ich hab mir überlegt, dass wir als Erstes den Expelliarmus üben sollten, ihr wisst ja, den Entwaffnungszauber. Der gehört zwar zu den simplen Grundlagen des Zauberns, aber ich fand ihn recht nützlich –"
„Also bitte", unterbrach Zacharias Smith ihn, verschränkte die Arme vor der Brust und tat wieder auf wichtig, als er mit den Augen rollte, „Ich glaub nicht, dass ausgerechnet Expelliarmus gegen Du-weißt-schon-wen nützen wird."
„Ich hab ihn gegen ihn eingesetzt", sagte Harry ruhig, „Er hat mir im Juni das Leben gerettet."
Zacharias öffnete den Mund wie ein Fisch, während alle anderen still waren.
„Aber wenn du meinst, du musst dich damit nicht abgeben, kannst du ja gehen", schlug Harry immer noch ruhig vor.
Smith rührte sich nicht und auch sonst niemand.
„Okay", begann Harry wieder, „Ich schlage vor, wir gehen immer zu zweit zusammen und üben."
Agnes und Roger stellten sich zusammen und Roger war der erste, der versuchte, Agnes zu entwaffnen.
„Expelliarmus", sagte er mit kräftiger Stimme und tatsächlich flog Agnes ihr Zauberstab aus ihrer Hand, obwohl sie ihn extra festgehalten hatte und vorbereitet gewesen war.
Nachdem sie ihn wiedergeholt hatte, sah sie, dass Roger triumphierend grinste.
„Mach's besser, Tripe!", forderte er sie heraus und Agnes grinste verschmitzt.
Sie konzentrierte sich ganz fest und sagte in ihren Gedanken immer wieder den Spruch vor, bevor sie mit dem Zauberstab in Richtung von Roger schnippte und sein Zauberstab aus seiner Hand flog.
„Wow!", staunte er, „Wortlose Magie!"
„Du solltest vielleicht einmal die Bücher in der Bücherei lesen", schlug Agnes ihm vor, „Da lernt man um einiges mehr, als mit Umbitch."
Sie tauschten sich immer wieder ab, aber als Harry an ihnen vorbeikam, nickte er ihnen nur anerkennend zu und kritisierte nichts.
Viel zu schnell war die Stunde vorbei und als sie sich am nächsten Mittwoch verabredeten, freute Agnes sich schon darauf.
Agnes war zusammen mit Roger die erste, die aufs Quidditchfeld kam. Endlich durften sie wieder trainieren und Agnes freute sich, endlich wieder fliegen zu können. Sie hatten eine Zwangspause einlegen müssen, nachdem Umbitch ihnen die Mannschaft nicht bestätigt hatte, aber nun würde Roger mit neuem Mut und Elan wieder starten.
„Leute!", rief er, als sich alle versammelt hatten, „Wood ist weg – eine Schande, wenn ich das so anmerken darf, jetzt muss sich das Ravenclaw-Quidditchteam jemand anderen suchen, den sie psychisch bis an die Klippe treiben können, aber bis dahin sollten wir uns auf das nächste Spiel gegen Gryffindor vorbereiten. Fliegt euch erst einmal ein paar Runden ein und dehnt euch!"
Agnes schwang sich auf ihren Besen und stieß sich kräftig ab. Sofort schoss sie in die Höhe und der Wind wehte ihr einige Haare aus dem Gesicht.
Sie flog direkt hinter Roger und hinter ihr blieb wie eine nervige Zecke immer Chambers, der nicht die Augen von ihr lassen konnte. Es war anstrengend und nervig und Agnes hatte bemerkt, dass er sie auch außerhalb des Trainings manchmal beim Essen beobachtete – etwas, das Agnes überhaupt nicht leiden konnte.
Nach dem Aufwärmen begann das richtige Training, indem Roger das übliche Trainingsspiel begann – alle gegen alle, alles ist erlaubt, keiner kann gewinnen, man sollte nur überleben.
Diese Spiele waren die härtesten – noch härter, als die Spiele gegen Slytherin. Das Ziel war es einfach, nur seine eigene Position zu verteidigen. Der neue Hüter, Marcus durfte keine Quaffel durch seine Ringe lassen, die Jäger mussten so viele Tore für sich schießen, wie möglich, die Treiber mussten ihre eigenen Teamkollegen treffen und Cho musste den Schnatz fangen. Die Schlacht von Waterloo wäre ein Dreck dagegen gewesen.
Böse lachend schoss Agnes einen Klatscher auf Roger, der den Quaffel fallen lassen musste und Randy konnte ihn fangen und auf Marcus' Ring schießen, aber dieser wehrte ihn mit Leichtigkeit ab, bevor auch Chambers einen Klatscher auf ihn warf und der Hüter ausweichen musste und der erneute Versuch auf ein Tor von Randy dieses Mal erfolgreich war.
Als Duncan noch im Team gewesen war, war es eine besondere Vorliebe der beiden Treiber gewesen, sich gegenseitig vom Besen schießen, aber Chambers passte auf Agnes auf wie auf seinen eigenen Augapfel. Als ein Klatscher sich einmal aus reinem Zufall auf sie konzentrierte, stellte er sich sogar vor sie und wehrte ihn ab, sodass er selbst vom Besen gestoßen wurde, obwohl Agnes ihn schon gesehen hatte und sich selbst hätte verteidigen können.
„Was war das denn?", beschwerte sie sich als Chambers sich wieder aufrappelte, kümmerte sich aber sonst nicht wirklich um ihn, sondern spielte einfach leicht gereizt weiter.
Nach dem Training spazierte sie wieder neben Roger zum Schloss und beschwerte sich lautstark: „Wie kommt er auf die Idee, dass ich mich nicht selber verteidigen kann? Sehe ich aus wie die Jungfrau in Nöten? Sehe ich wirklich so hilflos und schwach aus, dass ich Hilfe brauche?"
„Du siehst es wirklich nicht, oder?", fragte Roger amüsiert und Agnes sah ihn verwirrt an, aber dann fiel Roger ein, „Bei Fred hast du es auch bis jetzt nicht bemerkt, also wundert mich es nicht."
„Was wundert dich nicht? Was habe ich nicht bemerkt?", fragte Agnes misstrauisch.
„Chambers steht eindeutig auf dich – er mag dich", brachte Roger grinsend heraus und Agnes merkte, wie sie knallrot wurde.
„Was?", rief sie entsetzt, „Warum? Das kann doch nicht wahr sein! Wie kommt er auf die Idee, mich zu mögen? Warum kann er mich nicht hassen? Ich mag ihn nicht und er soll nicht an mir hängen wie eine nervige Klette!"
„Das solltest du ihm persönlich sagen", schlug er vor, „Oder..."
„Oder was?", fragte Agnes erwartungsvoll.
„Oder du lässt dich auf ein Date mit ihm ein, triffst dich einmal mit ihm, hast eine schöne Zeit und vielleicht wird ja etwas daraus."
Agnes schaute ihn einen Moment verständnislos, aber sprachlos an.„Damit hast du mich jetzt überfordert", gestand Agnes, „Woher soll ich denn wissen, dass mich jemand mag? Warum sind menschliche Gefühle so kompliziert?"
„Weil sonst das Leben langweilig wäre", überlegte Roger, „Es ist wie ein Theater – ein großes Spiel des Lebens, das jeder spielen muss."
„Da kommt die Frage auf, warum ich bei diesem Spiel zu verlieren scheine", beschwerte sich Agnes.
„Du bist nicht am verlieren", widersprach Roger sofort, „Das waren alles nur Rückschläge, aber schon bald wirst du wieder nach vorne stürmen und alles zeigen, dass du eine Gewinnerin bist."
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