56. Kapitel

Lieber Remus,

die Prüfung war die Hölle. Sie war viel schlimmer, als die erste und ich bin mir nicht sicher, ob der Trank dabei geholfen hat. Ich fühle mich einfach nicht wohl in meinem Körper und ich habe auch nicht das Gefühl der Erleichterung wie beim letzten Mal, das zwar nur für wenige Tage angedauert hat aber dennoch geholfen hat, mich zu erholen.

Bis Weihnachten werde ich die Prüfungen wohl weiterhin mit dem Trank bestehen, aber ich überlege mir ernsthaft ob es nicht einfacher wäre, ihn wegzulassen und der Prüfung ihren Lauf zu lassen. Ich habe das Gefühl, als hätte man mir die Welt auf die Schultern gesetzt und ich bin noch müder, als zuvor.

Ich hoffe auf eine Antwort auf diesen Brief – ich weiß nicht, ob der gestrige schon angekommen ist.

Liebe Grüße

Agnes.



„Inspektionen?", fragte Roger ungläubig und seine Gabel fiel ihm aus der Hand und klapperte laut scheppernd auf seinen Teller.

„Laut dem Tagesprophetenwird Umbridge ab jetzt im Unterricht die Lehrer inspizieren und sie bewerten – ich weiß schon, auf was es hinausläuft...", erklärte Agnes schnell, nachdem sie den Bericht gelesen hatte.

„Natürlich, ich auch!", schimpfte Roger aufgebracht, „Diese alte Kröte findet noch mehr Gründe, warum sie nicht nur Schüler quälen sollte, sondern auch die Lehrer."

„Außerdem mischt sich das Ministerium enorm in die Schule ein", fügte Agnes hinzu, „Das ist nicht so gut..."

„Vielleicht inspiziert sie heute bei uns", überlegte Roger.

„Das sehen wir dann", bemerkte Agnes knapp und stand auf. Sie hatte nicht viel gefrühstückt, sondern nur so wenig wie möglich zu sich genommen. Sie fühlte sich natürlich hungrig, aber es war es wert, das wusste sie.

Ihre erste Stunde war Zauberkunst bei Flitwick und als Agnes und Roger die Klasse betraten, stand dort in einer Ecke tatsächlich schon Umbridge mit einem ausgesetzten Lächeln und sie beobachtete die Schüler dabei, wie sie sich auf ihre Plätze setzten.

Seit ihrer ersten Stunde mit ihr hatte Agnes sich nicht mehr mit ihr angelegt und sie vermied es auch. Seit ihrer letzten Verwandlung fühlte sie sich noch schlechter, als sonst und sie bekamen genug Hausaufgaben, sodass Agnes wie auch in ihrem fünften Jahr manchmal länger wach blieb, als gesund, damit sie diese noch fertigstellen konnte, da brauchte sie nicht auch noch nachsitzen bei ihr.

Die Wörter, die in ihre Hand geritzt waren, waren noch sehr gut sichtbar und erinnerten Agnes jeden Tag daran, warum sie überhaupt noch Verteidigung gegen die dunklen Künste ging.

Agnes setzte sich ohne Umbridge groß zu beachten neben Roger an einen Tisch und sie warteten auf Flitwick, der kurz darauf kam.

„Willkommen, Klasse und auch willkommen Professor Umbridge. Ich habe ihre Nachricht erhalten, danke für den freundlichen Brief", begrüßte Flitwick sie lächelnd.

„Guten Tag, Professor Flitwick", Umbridge schenkte Flitwick ein gezwungenes Lächeln, „Führen Sie bitte Ihre Stunde wie immer!"

Das tat Flitwick, obwohl es nicht allzu einfach war, wie gedacht, denn Umbridge unterbrach ihn immer wieder.

„Nun, Klasse. Heute beginnen wir mit dem Verdopplungszauber. Dazu schaut einfach auf die Spielwürfel, die ich auf ihre Tische aufgeteilt habe. Ihr tippt sie mit eurem Zauberstab an und sagt: Giminio!"

Agnes kannte den Spruch schon, denn wie jedes Jahr hatte sie sofort die neuen Zauber gelernt, also versuchte sie es nur ein paar Mal, bis sich der Würfel verdoppelte.

„Sehr gut, Agnes!", lobte Flitwick sie, „Zehn Punkte an Ravenclaw. Vielleicht wollen Sie Roger noch dabei helfen, seine Zauberstabbewegung sieht noch nicht so gut aus."

Tatsächlich ähnelte Rogers Bewegung eher einem Peitschenschwung, als einem sanften Tippen und schnell erklärte Agnes es ihm.

„Sie sind also gut in Zauberkunst, Miss Tripe?", fragte Umbridge sie und Agnes sah auf.

„Kann man so sagen, aber ich finde auch, dass Professor Flitwick ein wunderbarer Professor ist und einfach weiß, wie man den Unterricht interessant gestaltet!", grinste Agnes und sah, dass es keine Antwort war, die Umbridge hören wollte, wenn es um den kleinen Professor ging, aber Agnes hatte auch nichts gesagt, was sie dazu bringen würde, ihr wieder nachsitzen aufzuzwingen.

„Sie hat Recht!", stimmte Roger ihr sofort zu, „Professor Flitwick ist wirklich gut in dem Fach."

„Ist seine Größe nicht störend, wenn er etwas erklärt?", fragte Professor Umbridge offenbar in der Hoffnung, jemand würde ihr bestätigen, dass ein Professor größer sein sollte.

„Nun ja...", überlegte Agnes, „Ich bin auch nicht wirklich die größte und trotzdem hört man mir zu und Sie sind ja auch nicht größer, als ich. Ihren Unterricht kann man ja auch ohne Probleme verfolgen, oder?"

Umbridge zwang sich zu lächeln und Agnes meinte in ihrem Kopf Zahnräder rattern zu hören, als sie sich überlegte, ob sie Agnes' Aussage irgendwie so interpretieren konnte, dass sie beleidigend war, aber sie fand nichts, denn tatsächlich waren Agnes und Umbridge ungefähr gleich groß.

Mit einem letzten Lächeln schrieb sie sich etwas auf ihr Klemmbrett und ging zum nächsten Schüler, aber sie konnte niemanden finden, der etwas gegen Flitwick hatte oder gegen seine Größe.

Nach Ende der Stunde wurde Agnes von Fred und George eingeholt, die sich links und rechts neben sie stellten und jeweils einen Arm um ihre Schultern schwangen.

„Wir sind immer wieder erstaunt, wie du die Wörter so herausbringst, dass du Leute beleidigst, ohne sie wirklich zu beleidigen", lobte George sie und Agnes lächelte wissend.

„Danke", meinte sie gespielt hochnäsig, „Ich weiß, ich bin gut!"

„Nicht so gut, wie wir", bemerkt Fred grinsend und Agnes sah ihn entrüstet an, begann aber dann auch mit ihnen zu lachen.

„Die Inspektion von Umbridge war gar nicht so schlimm", bemerkte George positiv.

„Natürlich nicht, die Schüler stehen ja auch hinter Flitwick und fallen ihm nicht in den Rücken", klärte Agnes sie streng und besorgt auf.

„Was meinst du?", die Zwillinge waren sich nicht sicher, wie sie das verstehen sollte und Agnes erklärte: „Flitwick ist bei den Schülern beliebt, aber wie ist es erst bei Lehrern wie Trelawney oder Hagrid, sollte er jemals zurückkommen? Es sind nicht allzu viele Schüler begeistert von ihnen, oder nicht?"

Erschrocken sahen sich die Zwillinge einen Moment an, aber dann entspannten sie sich wieder und Fred bemerkte fies: „Wer braucht schon Trelawney? Sie ist sowieso nicht gut im Wahrsagen!"

„Und trotzdem ist sie Teil der Lehrerschaft... und die Schüler werden nicht direkt hinter ihr stehen, oder nicht?", Agnes sah die beiden ernst an, „Ich muss zu Alte Runen – stellt nichts an!"

„Wir doch nicht!", grinsten die beiden synchron und Agnes schüttelte den Kopf.

„Glaubst du, sie hat recht?", fragte Fred seinen Bruder, „Wird die alte Umbridge Trelawney entlassen? Immerhin darf sie das, oder?"

George wusste darauf keine Antwort, also zuckte er nur mit den Schultern.

„Keine Ahnung, aber bis jetzt hat sich Agnes selten geirrt, oder?", überlegte er, aber er hoffte doch, dieses Mal würde sie sich irren.

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