54. Kapitel

Agnes schaufelte schnell das Abendessen in sich hinein, weil sie noch bei Umbridge nachsitzen musste. Nach der Stunde hatten ihr viele Mitschüler gratuliert und Fred hatte sie schnell umarmt und ihr gesagt, dass sie sein neues Vorbild wäre, aber Agnes wünschte sich, sie hätte den Termin wenigstens etwas später angesetzt, damit sie länger Zeit hätte, um etwas zu essen.

Sie wollte gerade aufstehen und in ihr Büro rennen, aber vor der großen Halle wartete Snape auf sie und schlitternd blieb sie stehen.

„Professor Snape!", rief sie aus, als er sich in ihren Weg stellte, „Brauchen Sie etwas?"

„Ihr Trank", meinte Snape monoton und hob drei Glasfläschen hoch, in denen Flüssigkeit war und Agnes verstand sofort, dass es der Wolfsbanntrank war. Sie nahm ihn entgegen und wartete noch auf Anweisungen von Snape.

„Sie müssen jeweils eine Flasche zur selben Zeit drei Tage vor Vollmond jeden Tag eines leeren, wie Professor Dumbledore Ihnen schon mitgeteilt hat. Es ist wichtig, dass sie diese Regeln einhalten, ansonsten zeigt der Trank keine Wirkung", warnte Snape.

„Okay", keuchte Agnes und steckte zwei Fläschchen sicher in ihre Tasche und die letzte entstöpselte sie und schluckte den Trank. Er schmeckte grauenvoll und beinahe hätte sie ihn wieder ausgespuckt, aber sie riss sich zusammen und schluckte das ekelhafte Gebräu.

„Niemand hat gesagt, es würde nach Kürbissaft schmecken", bemerkte Snape.

„Diese Information hätte ich davor gebraucht", beschwerte sich Agnes, wurde dann aber wieder ernst und meinte etwas leiser zu Snape: „Danke, Professor, dass Sie das machen. Ich denke, es erleichtert einiges..."

Snape nickte und antwortete nichts darauf, sondern fragte sie nur: „Wollten Sie nicht noch dringend irgendwo hin, bevor ich Sie aufgehalten habe, Miss Tripe?"

Einen Moment fiel Agnes nicht mehr ein, was sie machen wollte, dann schoss es ihr und sie rief aus: „Verdammt! Ich habe noch Nachsitzen mit Umbitch! Vielen Danke, Professor!"

Schnell rannte sie weiter und Snape sah ihr kopfschüttelnd hinterher.

Völlig außer Atem klopfte Agnes an der Tür zu Umbridges Büro und trat ein. Es war alles so kitschig und rosa, dass Agnes beinahe blind wurde und angeekelt sah sie sich um.

„Miss Tripe, Sie sind zu spät", tadelte Umbridge sie und Agnes sah zu ihr. Zu ihrer Überraschung saß dort schon Harry, der aufsah, als sie ins Büro kam.

„Entschuldigen Sie, aber Professor Snape hat mich noch aufgehalten", meinte sie schnell.

„Setzen Sie sich", Umbridge deutete zu einem Tisch, der weiter weg von Harry stand, sodass es den beiden unmöglich wäre, miteinander zu kommunizieren.

Widerwillig ließ sich Agnes auf den Stuhl fallen und sorgte dafür, dass sie dabei möglichst laut war, als sie ihre Tasche auf den Boden fallen ließ. Zu spät erinnerte sie sich daran, dass eigentlich die Zaubertrankflaschen darin sind, aber so wie es sich anhörte, waren sie nicht kaputt geworden, wie Agnes hoffte.

Auf dem kleinen Tisch lag eine weiße Spitzendecke und ein leeres Blatt Pergament.

„Sie werden ein paar Zeilen für mich schreiben, Miss Tripe, wie auch Mr Potter", erklärte Umbridge und lächelte zuckersüß. Für Agnes klang das nicht so schlimm, aber die Sache hatte bestimmt einen Hacken.

„Ich möchte, dass Sie Ich bin höflich und habe Respekt schreiben", verlangte Umbridge.

„Aha", machte Agnes unhöflich und ohne Respekt, „Wie oft?"

„Das heißt: Wie oft, Professor", verbesserte Umbridge sie lächelnd, aber Agnes nutzte das aus und sagte: „Wie oft, Tro- ich meine, Professor?"

„Bis es sich einprägt", lächelte Umbridge und Agnes wollte aus ihrer Tasche eine Feder und Tintenfass holen, aber Umbridge hielt sie auf: „Oh, nein. Sie werden eine Feder von mir verwenden und Tinte werden Sie nicht brauchen."

Lächelnd legte Umbridge eine schwarze Feder vor sie mit einer scharfen Spitze.

Agnes untersuchte sie interessiert und schrieb in leuchtend roter Tinte: Ich bin höflich und habe Respekt.

Plötzlich schmerzte ihre Hand und sie blickte darauf. Dort bildeten sich in ihrer Schrift die Worte, die sie soeben auf Pergament geschrieben hatte und sie verstand das Prinzip der Bestrafung. Die Worte auf ihrer Hand, die so aussahen, als hätte sie sie mit einem Messer oder Skalpell hineingeritzt, verheilten schon wieder und hinterließen nur eine leicht gerötete Stelle, aber so leicht würde Agnes sich aber nicht unterkriegen lassen.

Sie setzte wieder auf dem Pergament an und schrieb: Ich kämpfe weiter.

Wieder tauchten die Worte auf ihrer Hand auf und verheilten ebenso schnell, aber dieses Mal lächelte Agnes, als sie den Schmerz spürte. Es war ein Schmerz, den sie bereit war zu spüren.

Es wurde dunkel und man hörte nur das stetige Kratzen von Agnes' und Harrys Feder auf dem Pergament, bis Harry stockte.

Agnes sah auf und auch Umbridge hatte bemerkt, dass Harry stockte und kam hinter ihrem Schreibtisch hervor.

„Gut. Das sollte Ihnen eine Lehre sein, nicht wahr? Sie können für heute Abend gehen. Miss Tripe, Sie bleiben noch!", verlangte Umbridge.

„Muss ich trotzdem morgen wiederkommen?", fragte Harry und griff nach seiner Schultasche.

„O ja", meinte Umbridge, „Ja, ich denke, wir können die Botschaft mit der Arbeit eines weiteren Abends noch ein wenig tiefer einprägen."

Harry ging und ließ Agnes allein, was keinen besonderen Unterschied machte, denn sie hatten sowieso nicht die Chance gehabt, miteinander zu sprechen.

Agnes schrieb noch weiter und ihre Hand brannte, aber sie schrieb und schrieb. Immer wieder verheilte die Wunde und hinterließ nur eine rote Stelle, aber langsam konnte man doch erkennen, was sie immer wieder in ihre Haut ritzte.

„Kommen Sie her", verlangte Umbridge schließlich und Agnes ging zu ihr.

„Hand", verlangte Umbridge und Agnes lächelte: „Das heißt: Bitte reichen Sie mir Ihre Hand, Miss Tripe. Sind Sie sicher, dass Sie sich die Feder nicht ausleihen wollen, damit Sie diese Worte in Ihre Hand ritzen? Ein Spaß für die ganze Familie und immer wieder lustig!"

„Bitte reichen Sie mir Ihre Hand, Miss Tripe", sagte Umbridge tatsächlich und grinsend hob Agnes ihre Hand vor ihr Krötengesicht.

„Eine erstaunliche Sammlung an Narben haben Sie da, Miss Tripe", bemerkte Umbridge höhnisch, „Wollen wir nicht noch eine hinzufügen?"

„Also eigentlich wollte ich mit den Narben gute Erinnerungen sammeln... und ihr Gesicht ist bestimmt keine gute...", lehnte Agnes unhöflich ab.

„Ich finde, es würde noch eine dazu passen", bestimmte Umbridge, „Kommen Sie morgen wieder in mein Büro – selbe Zeit."

„Ich kann es kaum erwarten", bemerkte Agnes bitter und verließ das Büro, aber nicht ohne hinter sich die Tür zu zuknallen.



Der nächste Tag war mies für Agnes. Sie hatte furchtbare Kopfschmerzen, die sie mit einem einfachen Zauber versuchte weg zu hexen, aber dieser hielt nur wenige Stunden an.

Als sie dann schlecht gelaunt zum Abendessen ging, fiel ihr ein, dass sie nicht lange Zeit hatte, bis sie schon wieder zu Umbridge musste. Sie schaufelte sich also nur schnell ihr Essen in ihren Mund, trank auf dem Weg in ihr Büro den Wolfsbanntrank und wollte gerade an der Tür der Professorin klopfen, als sie Harry um die Ecke kommen sah.

„Musst du auch noch einmal?", fragte er sie mies gelaunt.

„Allerdings", bemerkte Agnes und sah auf ihre rechte Hand, auf der die Schrift nur sehr blass zu erkennen war – wenn man nicht genau hinsah, erkannte man gar nicht, was es bedeuten sollte.

„Na dann...", seufzte Agnes und klopfte.

Sie wurden hereingerufen und Umbridge sah lächelnd zu ihnen.

„Sie wissen, was Sie zu tun haben", meinte sie und tatsächlich lagen schon Feder und Pergament bereit.

Agnes setzte sich und begann wieder und wieder Ich kämpfe für die Freiheit zu schreiben. Die Schnitte brauchten immer länger, bis sie verheilten und kleine Blutstropfen rannen über ihren Handrücken und tropften auf das Pergament, aber schon bald achtete Agnes darauf, dass die blutroten Tropfen auf die schneeweiße Tischdecke fielen. Wie Adern breitete es sich auf den Fäden aus und Agnes erschuf ein wundervolles Muster, bei dessen Anblick sie grinsen musste.

Sie bemerkte natürlich, dass Harry sehnsüchtig nach draußen sah und dort sah Agnes am Quidditchfeld die ersten Auswahlspiele stattfinden. Roger hatte die für Ravenclaw erst am nächsten Tag festgesetzt, aber diese Mannschaft musste wohl Gryffindor sein, wie Agnes vermutete.

Es wurde Nacht und Agnes schrieb einfach immer weiter. Es kümmerte sie nicht, wie schmerzhaft das Schreiben wurde, wie jede ihrer Bewegungen brannte oder wie blutig und geschwollen ihre Hand schon war, denn sie wollte diese Botschaft in die Welt hinausschreien. Sie war nie besonders mutig gewesen, aber als Umbridge anfing, Werwölfe zu beschimpfen, hatte sich ihre Laune schlagartig geändert. Sie ließ sich solche Sachen nicht gefallen und auch wenn es einzelne Werwölfe gab, die dem grauenvollen Bild von Zauberern gerecht wurden, so gab es doch noch die, die sich bemühten. Remus war einer von ihnen und Agnes wollte auch so werden. Es ging um ihre Ehre, auch wenn das niemand wusste.

„Schauen wir mal, ob Sie die Botschaft schon verstanden haben", tönte Umbridges weiche Stimme irgendwann und Agnes sah von ihrer Arbeit auf.

Zuerst ging sie zu Harrys Tisch und besah sich seine Hand, betrachtete die Worte und sie lächelte.

„Ja, es tut weh, nicht wahr?", fragte sie weich und am liebsten wäre Agnes aufgesprungen und hätte sie erdrosselt.

Harry gab keine Antwort und er sah irgendwie gestresst aus, aber Agnes vermutete, dass es mit den Schmerzen in seiner Hand zu tun hatte.

„Nun, ich denke, ich habe mein Anliegen deutlich gemacht, Mr Potter. Sie können gehen. Wie sieht es bei Ihnen aus, Miss Tripe?", wandte sie sich an Agnes.

„Ganz in Ordnung, mein reines Reinblüterblut hat zwar ein wenig ihre wundergrässliche Tischdecke zerstört, aber ich bin mir sicher, Sie haben noch mehr von denen", entschuldigte sich Agnes mit einem trocknen Ton.

Als Umbridge sich ihre Hand ansah, erstarrte ihr Lächeln und sie schaute auf ihre Hand.

„Was ist das?", fragte sie weich.

„Oh, Entschuldigung. Waren das nicht die Wörter, die ich hätte schreiben sollen? Wissen Sie, manchmal sprechen Sie doch ein wenig undeutlich, aber es ist doch so unhöflich, nachzufragen, wenn man etwas nicht verstanden hat, also wollte ich Ihnen nicht den Anschein geben, als würden sie nur sabbern und grunzen wie ein Troll, aber offenbar wäre es wohl besser gewesen, ich hätte gefragt...", Agnes grinste in ihr Gesicht und Harry schaute sie ungläubig an.

„Wenigstens hat es sich in ihrer Haut verewigt", lächelte Umbridge, „Sie können gehen."

Sofort sprang Agnes auf, schnappte ihre Tasche und floh aus dem Büro. Sie kam nicht weit, bis sie Harry hinter sich hörte.

„Hey, Agnes!", rief er laut und sie wirbelte herum.

„Ja?", fragte sie und sah ihn fragend an.

„Warum hast du nachsitzen müssen?", fragte er sie und Agnes grinste.

„Ich habe sie gefragt, ob einer ihrer Eltern ein Troll ist, weil sie wie einer aussieht", erklärte sie ruhig, „aber du kannst Fred und George fragen – die waren dabei!"

Schnell eilte sie weiter und rannte die Treppen in den Ravenclawturm hoch.

Niemand war mehr wach, also ging sie schon gleich in den Mädchenschlafsaal und zog sich leise um, legte sich in ihr Bett und schlief ein.



Beim Frühstück am nächsten Morgen saß Agnes allein am Ravenclawtisch und aß einen Teller mit Speck, Eiern, Toast und ein Joghurt. Außer ihr war noch kaum jemand war und

Neben ihr lag ein Brief an Remus – eine Antwort auf seinen ersten Brief.


Lieber Remus,

Ich bin gut in Hogwarts angekommen und die Professoren haben mich besonders in die anstehende Prüfung eingewiesen. Ich kann dir noch nicht sagen, wie der neue Trank funktioniert, aber bis jetzt zeigt er noch keine Nebenwirkungen (ich hoffe, das ist ein gutes Zeichen). Er schmeckt nur furchtbar, aber das ist wohl eine Bürde, die ich tragen muss (ich wünschte trotzdem, er würde nach Schokoladenkuchen schmecken).

Ich werde dir morgen noch eine Eule senden, mit den Ergebnissen der Prüfung heute Nacht und ich hoffe, dir geht es gut.

Leider muss ich dir mitteilen, dass ich nicht auf deinen Rat bezüglich der neuen Lehrerin gehört habe und es bevorzugt habe, sie einen Halbtroll zu nennen. Die Folgen waren Nachsitzen bei ihr und sie findet, ich sollte mehr Respekt zeigen und höflicher sein.

Soweit ich weiß hat sich auch Harry schon am ersten Tag mit ihr Nachsitzen eingehandelt, aber ich denke, seine Gründe waren etwas würdevoller, als die meinen.

Richte doch einen schönen Gruß an Schnuffel aus, wenn du ihn siehst und er soll auf sich aufpassen!

Deine Agnes!


Sie hatte den Brief ordentlich versiegelt und beschriftet, später würde sie hoch in die Eulerei gehen und eine Schuleule damit schicken.

Ohne es zu wollen, hörte sie hinter sich die Slytherins sprechen und zuerst wollte sie sie ignorieren, aber dann wurde sich doch hellhörig.

„...wirklich eine Schande. Früher ist sie so sportlich und schlank gewesen, aber wenn sie weiterhin so viel frisst, dann bin ich sicher ähnelt sie früher oder später einem Knallrümpfigen Kröter", hörte Agnes ein Mädchen aus Slytherin, das in ihrem Jahrgang war sagen.

„Und habt ihr die Narben am ihren Armen gesehen? Schrecklich und scheußlich, als hätte ein wildes Tier sie angefallen", bemerkte ein anderes.

In diesem Moment wusste Agnes, dass sie über sie sprachen und sie schob ihren vollen Teller hungrig von sich weg.

Sie hatten Recht. Sie aß so viel mehr, als früher. Früher hatte sie kaum etwas gegessen, das war ihr bewusst, aber die Mengen die sie mittlerweile hinunterschlang, waren einfach nicht normal.

Sie stand auf, richtete ihre Schuluniform, damit man ja nichts von irgendeinem Bäuchlein sehen könnte (das sie nicht hatte) und ging aus der großen Halle in die Eulerei, während sich die Slytherins weiterhin über sie die Mäuler zerrissen.

Sie dachte, sie wäre hässlich und kein Zauber der Welt konnte diese Tatsache ändern...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top