49. Kapitel

Agnes war nach ihrer Registrierung nicht so gut gelaunt, wie die restlichen im Haus. Harry war freigesprochen worden und alle sangen aufgeregt durcheinander, aber Agnes spürte eine gewisse schlechte Laune in sich. Sie wollte die gute Laune der anderen nicht verderben, also verzog sie sich auf ein Sofa in einer dunkleren Ecke und beobachte die anderen dabei, wie sie feierten.

Zuerst sah sie, dass Sirius ebenfalls fröhlich aussah, aber sobald niemand hinsah, verschwand das Lächeln und wurde von einer enttäuschten Miene ersetzt.

Sirius sah auf und sah Agnes allein in der Ecke sitzen, also beschloss er kurzerhand zu ihr zu kommen.

„Was ist los?", fragte er sie und sie zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung", gab sie zu, „nur schlechte Laune."

„Ich verstehe dich", nickte Sirius und es wurde still zwischen den beiden, bis Agnes schließlich fragte: „Du weißt, dass Harry in Hogwarts besser aufgehoben ist. Er würde sonst bestimmt nicht glücklich hier werden und das weißt du."

Sirius antwortete zuerst nichts darauf, sondern nickte nur. „Aber trotzdem habe ich eventuell ein klein wenig gehofft, dass ich nicht allein zurückbleiben würde", gab er leise zu, damit es nur seine Cousine hören konnte.

„Ich weiß", lächelte Agnes, „Man sieht es dir an."

„Ich habe ihm einmal angeboten, bei mir zu leben", erzählte Sirius, „aber es hat nicht so funktioniert, wie gedacht... Das nächste Mal, wo ich ihn wahrscheinlich das nächste Mal sehe, ist in den Weihnachtsferien und die verbringt er sicher lieber bei den Weasleys, als hier in diesem dunklen, dreckigen, öden Haus."

Agnes nickte nur, denn sie konnte sich ebenfalls vorstellen, dass Harry nicht seine ganzen Ferien hier verbringen wollte.

„Was machst du in deinen Ferien immer?", fragte Sirius sie plötzlich.

„Keine Ahnung...", gab Agnes zu und dachte daran, wie sie jedes Weihnachten bis jetzt allein verbracht hatte, „Ich bleibe meistens in Hogwarts und feiere mit denen, die ebenfalls dableiben. Es ist immer ganz amüsant mit Snape und McGonagall das Weihnachtsessen zu genießen."

„Warum kommst du nicht her?", bot Sirius ihr plötzlich an und Agnes sah ihn überrascht an.

„Ich soll Weihnachten mit dir verbringen?", fragte sie ungläubig und Sirius nickte unbeirrt.

„Natürlich! Mein erstes Weihnachten mit der Familie seit Jahren!", lachte er. Agnes grinste und nickte schnell: „Okay! Wenn das für dich in Ordnung ist..."

„Perfekt!", rief Sirius und sah schon etwas glücklicher aus.



Als die Briefe aus Hogwarts kamen, bot Molly ihr an, ihre Sachen für sie zu besorgen und Agnes gab ihr die Münzen, die sie brauchen würde und noch etwas mehr.

Ron und Hermine waren Vertrauensschüler und Agnes freute sich für die beiden – besonders für Hermine, die sie mittlerweile als Freundin betrachtete.

Zu den Feierlichkeiten kamen auch noch weitere Ordensmitglieder wie Moody und Bill.

Gerade nippte Agnes an einem Butterbier, als sie Sirius fragen hörte: „Was hast du da, Mad-Eye?"

Neugierig wollte auch Agnes sehen, was Moody bei sich hatte und stahl sich wie auch andere näher an ihn heran. Es war ein altes Gruppenfoto – wahrscheinlich vom Orden, wie Agnes vermutete.

„Ha!", rief sie amüsiert aus und erkannte einige Gesichter auf dem Foto – einige waren sogar anwesend.

„Was ist?", fragte Sirius sie und Agnes zeigte auf das Foto. „Mutter hat mir Geschichten erzählt – ein Bild von meinen Helden meiner Kindheit."

Neugierig stellte sich Fred hinter sie und roch ihr Parfüm an ihren Haaren, konzentrierte sich aber schon bald wieder darauf, was sie zu den Personen auf dem Bild zu sagen hatte.

„Fabian und Gideon Prewett! Der Grund, warum ich weggerannt bin von meiner Mutter! Sie hat die beiden verflucht und hat erzählt, dass Fabian sie mit einem Zauber erwischt hat, der sie dazu gebracht hat, mit Gideon Walzer zu tanzen. Uh! Ist das Dorcas Meadowes? Der Dunkle Lord persönlich hat sie verflucht und hat tagtäglich seine Todesser ausgeschickt, um sie zu suchen. Er war richtig wütend, als es niemand geschafft hat, sie zu finden! Edgar Bones! Wow! Er hat meinen Vater ausgeschaltet und ihn eine dieser Narben verpasst, die nicht wieder weggehen! Sein Leben lang hat er nur noch langärmlige Umhänge getragen, weil an seinem Unterarm dick und schwarz Troll  stand!"

„Ha!", lachte nun auch Sirius laut auf, „Das sind Geschichten – die habe ich noch gar nicht gekannt!"

„Die Versammlungen in unserem Haus waren sehr unterhaltsam", stimmte Agnes ihm grinsend zu.

„Ein Wunder, dass du dich noch daran erinnern kannst... Du kannst nicht älter als zwei gewesen sein", lobte Remus sie und ihr Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht.

Sie tippte sich an ihre Schläfe und erklärte: „Gedächtniszauber von meiner Mutter. Ich erinnere mich an alles..."

Ihr Blick richtete sich in die Ferne, als sie daran dachte, warum ihre Mutter sie mit diesem Fluch verflucht hatte. Sie konnte sich noch an jede Strafe, jede Lektion, jeden Mord, jede Folterung erinnern, die ihr oder vor ihr passiert waren.

Gedankenverloren fuhr sie sich über die Narben an ihrem rechten Arm, die von einer solchen Strafe stammten.

Die unangenehme Stille, die entstand, ließ alle erstarren und Agnes meinte in der Ferne ein leises Weinen zu hören und sie sah verwirrt auf.

„Wer weint da?", fragte sie und alle horchten auf.

„Ich höre nichts", bemerkte Sirius und Agnes befürchtete, dass sie es sich nur einbildete, aber da meinte Remus alarmiert: „Ich höre es auch – Molly!"

Agnes stürmte vor und kam als erstes in den Salon gestürmt, in der sie Molly und Harry sah – und noch einen Harry – tot!

Sofort erkannte Agnes die Situation und während Remus, Sirius und Moody erst in den Salon gestürmt kamen, stellte sie sich schützend vor Molly und der tote Harry verwandelte sich in Agnolia.

Sirius ließ ein ersticktes Keuchen hören, als Agnes hob selbstsicher ihren Zauberstab – sicher, Molly helfen zu wollen und sagte mit lauter Stimme: „Riddikulus!"

Plötzlich ging Agnolia in Flammen auf und sie kreischte, während sie verbrannte und Agnes grinste hämisch.

Der Irrwicht verschwand und Agnes drehte sich zu Molly um, die schluchzend am Boden saß und von Remus getröstet wurde.

„Molly, das war doch nur ein Irrwicht", tröstete er sie und tätschelte sanft ihren Kopf, „Nur ein dummer Irrwicht..."

„Ich seh sie immer – t-t-tot!", stöhnte Molly in seine Schulter schluchzend, „I-i-immer noch! Ich w-w-werd davon träumen... S-s-sag bloß nichts zu Arthur! Ich w-w-will nicht, dass er's erfährt... wie albern..."

Lupin reichte ihr ein Taschentuch und laut trompetend schnäuzte sie sich.

„Harry, tut mir furchtbar Leid. Was denkst du jetzt bloß von mir?", wandte sich Molly an Harry mit zittriger Stimme, „Nicht mal mit einem Irrwicht wird sie fertig..."

„Ach was", winkte Harry ab und zwang sich zu lächeln.

„Ich mach mir nur s-s-solche Sorgen!", gab Molly zu und wieder quollen Tränen aus ihren verweinten Augen, „Die halbe F-F-Familie ist im Orden, das wäre ein W-W-Wunder, wenn wir alle heil da raumkommen würden... und P-P-Percy redet nicht mit uns... und wenn etwas Sch-Sch-Schreckliches passiert und wir haben uns n-n-nie mit ihm ausgesöhnt? Und was passiert, wenn Arthur und ich umkommen, wer w-w-wird sich um Ron und Ginny kümmern?"

„Molly, jetzt ist es aber genug", bestimmte Remus entschieden, „Es ist nicht wie beim letzten Mal. Der Orden ist besser vorbereitet, wir sind im Vorteil, wir wissen, was Voldemort plant –"

Molly stieß einen kleinen Angstschrei aus, als er seinen Namen nannte.

„Oh, Molly, nun komm, es wird langsam Zeit, dass du dich daran gewöhnst, diesen Namen zu hören – schau, ich kann nicht versprechen, dass keinem etwas geschieht, niemand kann das, aber wir sind viel besser dran, als letztes Mal. Du warst damals nicht im Orden, du verstehst das nicht. Das letzte Mal waren uns die Todesser zwanzig zu eins überlegen und sie haben sich einen nach dem anderen von uns geholt..."

Agnes schluckte und wusste, dass er recht hatte. Trotz allem war es ihr Glück gewesen, dass die Herrschaft des Dunklen Lords durch Harry unterbrochen wurde, so hatten sie Zeit gehabt, sich neu zu sammeln sonst wäre die Zeit gekommen, in der die Todesser auch den letzten von ihnen aus ihrem Versteck gelockt hätte.

„Mach dir keine Sorgen wegen Percy", warf Sirius ein, „Er wird schon noch zu und stoßen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Voldemort offen auftritt; sobald er das tut, wird uns das ganze Ministerium um Verzeihung bitten. Und ich bin nicht sicher, ob ich ihre Entschuldigung annehme."

„Und was Ron und Ginny angeht, falls du und Arthur sterben solltet", versprach Remus mit einem leisen Lächeln, „was glaubst du, was wir tun würden – sie verhungern lassen?"

Molly lächelte schon wieder, wenn auch etwas zittrig.

„War albern von mir", gab sie murmelnd zu und wischte sich über die Augen.

Aber Agnes fand sie nicht albern. Sie selbst dachte daran, dass sie es vor ein paar Jahren nicht geschafft hatte, ihrem Irrwicht entgegenzutreten, aber nun stand sie furchtlos vor ihrer Mutter und sah dabei zu, wie sie verbrannte, wie diese alte Hexe es verdient hatte.

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