46. Kapitel

Als Agnes am nächsten Morgen aufwachte, war kaum Sonnenaufgang. Normalerweise war sie immer ein Spätaufsteher gewesen, aber seit dem Biss konnte sie weder früh einschlafen noch lange ausschlafen, was dazu führte, dass sie nur wenige Stunden Schlaf bekam, die kaum reichten. Trotzdem wusste sie, dass sie nicht wieder einschlafen könnte, also stand sie auf und ging nach unten um zu frühstücken. Molly war schon wach und hatte schon begonnen, Eier und Speck zu braten.

„Guten Morgen, Liebes, hast du gut geschlafen?", fragte sie Agnes freundlich, aber Agnes gab dieselbe Antwort, die sie schon seit einem Monat immer wieder gab: „Nein, nicht wirklich."

Molly lächelte sie an und stellte einen Teller vor sie hin. Still begann sie zu essen und Molly erzählte: „Heute säubern wir den Salon. Darin haben sie Doxys angesiedelt."

Agnes nickte nur.

Nach dem Frühstück folgte sie Molly, Fred, George, Ginny, Tia und Hermine zum Salon hoch und wenig später kamen auch Harry und Ron nach. Sie alle bewaffneten sich mit Sprays und banden sich Stofftücher vor Nase und Mund, damit sie das Doxyzid nicht einatmeten.

„Das ist Doxyzid", erklärte Molly Harry, der noch nie mitgeholfen hatte, diese Viecher zu entfernen, „Eine so schlimme Verseuchung hab ich noch nie erlebt – was hat dieser Hauself in den letzten zehn Jahren nur gemacht –"

„Kreacher ist steinalt", unterbrach Hermine sie vorwurfsvoll, „er hat es wahrscheinlich nicht geschafft –"

„Du wärst überrascht, was Kreacher alles so schafft, wenn er wirklich will, Hermine", sagte Sirius, der gerade hereinkam. Er trug einen blutverschmierten Sack, der offenbar tote Ratten enthielt.

„Ich hab eben Seidenschnabel gefüttert", erklärte er, nachdem er Harrys verwirrtes Gesicht sah, „Ich halte ihn oben im Schlafzimmer meiner Mutter. Also... dieses Schreibpult..."

„Er ließ den Sack mit den toten Ratten auf einen Sessel fallen, dass beugte er sich vor, um das verschlossene Schreibpult zu inspizieren, das leicht ruckelte.

„Nun, Molly, ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein Irrwicht ist", erklärte Sirius und spähte durchs Schlüsselloch, „aber vielleicht sollte Mad-Eye mal einen kurzen Blick drauf werfen, bevor wir ihn rauslassen – wie ich meine Mutter kenne, könnte das noch was viel Schlimmeres sein."

„Ganz recht, Sirius", sagte Molly.

„Wenn darin wirklich ein Irrwicht ist, solltet ihr ihn besser nicht in meiner Gegenwart besiegen wollen oder ihr habt eine durchaus realistisch wahnsinnige Agnolia Tripe hier stehen", warnte Agnes humorlos lachend.

„Keine Sorge, wir können das auch ohne dich erledigen", beruhigte sie Sirius neckisch.

„Als ob du irgendetwas hinbekommst, ohne mich, Sirius", bezweifelte Agnes.

„Natürlich, Cousinchen", erwiderte Sirius, „Ich lebe schon sehr viel länger, als du."

„Cousinchen?", fragte Harry Ron leise, aber er gab keine Antwort.

„Dabei kannst du dir nicht einmal einen Tee kochen", lachte Agnes, „Oder hast du dir schon seit deiner Flucht einen gekocht? Ich denke nicht."

Bevor Sirius antworten konnte, ertönte eine laute, klirrende Glocke, und sofort hob ein vielstimmiges Schreien und Wehklagen an, wie so häufig, wenn jemand zu laut im Gang war und Mrs Black aufweckte.

„Andauernd sag ich ihnen, sie sollen nicht an der Haustür läuten!", rief Sirius verärgert und hastete hinaus. Sie hörten Mrs Black noch kurz dabei zu, wie sie schimpfte und tobte, bevor es Sirius offenbar gelang, sie zu beruhigen.

„Schließ bitte die Tür, Harry", bat Molly ihn. Harry brauchte unnötig lange, um sie zu schließen, als wollte er so viel von dem Gespräch unten mithören, wie er konnte, aber schließlich musste er sie doch ins Schloss fallen lassen und er stellte sich wieder zur Doxytruppe.

Molly stand über Gilderoy Lockharts Ratgeber für Schädlinge in Haus und Hofgebeugt, der aufgeschlagen auf dem Sofa lag, und studierte die Seite über Doxys.

„Also, hört alle mal zu, ihr müsst aufpassen, weil Doxys beißen und ihre Zähne giftig sind. Ich habe hier eine Flasche mit Gegengift, aber mir wär's lieber, wenn es niemand bräuchte."

Breitbeinig stellte sie sich vor die verseuchten Vorhänge und winkte ihre Truppe nach vorne.

„Auf mein Kommando fangt ihr gleich an zu sprühen", befahl sie, „Die werden auf uns zufliegen, denke ich, aber auf den Sprays steht, ein tüchtiger Spritzer wird sie lähmen. Wenn sie sich nicht mehr rühren, werft sie einfach in diesen Eimer."

Molly hob ihren Spray.

„Vertrauen wir wirklich Lockhart, dass er weiß, wie man Doxys vernichtet?", fragte George Fred leise.

Bevor Fred antworten konnte, kam das Signal. „Alles klar – sprüht!"

Agnes sprühte los und sie roch mit ihrer empfindlichen Nase sofort den Gestank des Doxyzids, aber sie sprühte weiter und nach nur wenigen Sekunden kamen die ersten ausgewachsenen Doxys auf sie zugeflogen.

Die käferartigen, glänzenden Flügel surrten, als sie ihre nadelspitzen Zähnchen gebleckt auf sie zuschossen. Ihre feenartigen Körper waren mit schwarzem Haar bedeckt und sie hatte putzige, kleine Fäustchen, die sie wütend geballt hatten.

Agnes erwischte einen mitten im Gesicht und sah mit sadistischer Genugtuung, dass er in der Luft erstarrte und mit einem Donk auf den Boden knallte. Sie hob ihn auf und warf ihn rücksichtslos in den bereitstehenden Kübel.

„Fred, was machst du da?", fragte Molly ihren Sohn scharf und als Agnes sich nach ihm umwandte, sah sie, dass er einen zappelnden Doxy in der Hand hielt zwischen Zeigefinger und Daumen.

„Hab ich dich", sagte er grinsend und sprühte ihm rasch ins Gesicht und Agnes wandte sich wieder von ihm ab. Sie war noch wütend auf ihn wegen dem Gespräch, das sie in der Nacht davor geführt hatten.

Es dauerte fast den ganzen Vormittag, die Vorhänge Doxy-frei zu bekommen und es war schon fast Mittag, als Molly endlich ihr Schutztuch vor ihrem Gesicht abnahm, sich in einem der alten Sessel niederließ und mit einem angewiderten Aufschrei sofort wieder aufsprang, weil sie sich in den Sack voller toter Ratten gesetzt hatte.

Die Vorhänge waren nun zwar frei von Ungeziefer, aber sie hingen traurig herab, nass und voll dem Doxyzid, das sie in Tonnen darauf gesprüht hatten.

Die betäubten Doxy lagen im Kübel und die schwarzen Eier, an denen Krummbein und Dorothy schnüffelten.

„Ich denke, die nehmen wir uns nach dem Mittagessen vor", Mrs Weasley deutete auf die verstaubten Vitrinen zu beiden Seiten des Kaminsimses. Sie waren vollgestopft mit einem merkwürdigen Sammelsurium von Dingen: einer Auswahl rostiger Dolche, Klauen, einer eingerollten Schlangenhaut, einer Reihe angelaufener Silberkästen mit Inschriften in Sprachen, die Agnes nicht verstand, aber Tia aus irgendwelchen Gründen beinahe fließend übersetzen konnte und, am unangenehmsten von allem, einem reich verzierten Kristallflakon mit einem großen, in den Stöpsel eingelassener Opal, der mit Blut gefüllt schien.

Die klirrende Türglocke ging erneut und Mrs Blacks Geschrei begann von neuen. Alle sahen Molly an.

„Bleibt hier", befahl sie entschieden und schnappte sich den Sack mit den Ratten, „Ich bring euch ein paar Sandwiches hoch."

Sie ging hinaus und schloss sorgfältig die Tür hinter sich.

Sofort stützten alle zum Fenster und lugten hinunter zur Vortreppe.

„Mundungus!", sagte Hermine, „Wozu bringt er all die Kessel mit?"

„Sucht wahrscheinlich nach einem sicheren Platz zum Aufbewahren", bemerkte Harry, „Hat er das nicht an dem Abend gemacht, als er mich beschatten sollte? Kessel auf dem Schwarzmarkt besorgt?"

„Ja, stimmt!", nickte Fred. Die Haustür ging auf und Mundungus balancierte seine Kessel geschickt ins Innere des Hauses.

„Verflucht, Mum wird das gar nicht gern sehen...", vermutete Fred.

George und er gingen zur Tür und lauschten mit gespitzten Ohren. Wenigstens schrie Mrs Black nicht mehr und so schnappte Agnes einige Wörter des Gesprächs auf.

„Mundungus unterhält sich mit Sirius und Kingsley", murmelte Fred und runzelte angestrengt die Stirn, „Kann's nicht richtig hören... meinst du, wir können es mit den Langziehohren riskieren?"

„Es geht einfach nur um die Kessel und dass Mundungus sie gerne in einem leeren Raum stapeln würde, bis sein Kunde sie abholt", informierte Agnes sie und alle sahen sie verwirrt an.

„Kannst du das hören?", fragte Fred sie beeindruckt und Agnes funkelte ihn böse an, bevor sie sagte: „Nicht mehr, als ihr, aber ich kann wohl eins und eins besser zusammenzählen, als ihr."

Im nächsten Moment war allen klar, worum das Gespräch gehandelt hatte, denn Mollys Schreie waren so laut, dass sie Mrs Black wieder weckten: „WIR SIND HIER KEIN VERSTECK FÜR DIEBESGUT!"

„Ich genieße es, wenn Mum jemand anderen anschreit", lächelte Fred zufrieden und öffnete die Tür einen Spaltbreit, damit Mollys himmlisch zartes Stimmchen besser zu ihnen dringen konnte, „Ist doch mal 'ne nette Abwechslung."

„- VÖLLIG UNVERANTWORTLICH, ALS HÄTTEN WIR NICHT GENUG SORGEN, DA BRAUCHST DU NICHT AUCH NOCH GESTOHLENE KESSEL INS HAUS ZU SCHLEPPEN –"

„Diese Idioten lassen sie so richtig in Fahrt kommen", seufzte George kopfschüttelnd, „Du musst sie möglichst früh abwürgen, sonst läuft sie heiß wie eine Dampfwalze und dann geht das stundenlang so weiter. Und seit Mundungus abgehauen ist statt dir zu folgen, Harry, ist sie ganz scharf drauf, ihn mal zur Schnecke zu machen – und Sirius' Mama legt jetzt auch wieder los."

Mollys und Mrs Blacks Geschrei schien sich gegenseitig übertönen zu wollen. George wollte gerade die Tür schließen, um den Lärm auszusperren, als sich im letzten Moment Kreacher hereindrängte.

Der alte Elf trug nur einen schmutzigen Lappen als eine Art Lendenschurz und seine Haut sah zu groß für seinen mageren Körper aus. Er nahm überhaupt keine Notiz von den Zauberern, die mit ihm im Zimmer waren. Er tat lieber wie so häufig so, als könnte er sie nicht sehen und schlurfte langsam durch den Salon.

„...riecht wie eine Kloake und ist ein Verbrecher noch dazu, aber sie ist auch nicht besser, gemeine alte Blutsverräterin, deren Bälger das Haus meiner Herrin beschmutzen, o meine arme Herrin, wenn sie wüsste, wenn sie wüsste, welchen Abschaum sie in ihr Haus gelassen haben, was würde sie zum alten Kreacher sagen, o welche Schande, Schlammblüter und Werwölfe und Verräter und Diebe, der arme alte Kreacher, was kann er nur tun..."

„Hallo Kreacher", unterbrach Fred den Monolog des Elfs mit lauter Stimme und ließ die Tür zuschnappen.

Kreacher blieb wie angewurzelt stehen, hörte auf zu murmeln und gab einen nachdrücklichen und kaum überzeugenden Überraschungslaut von sich.

„Kreacher hat den jungen Herrn nicht gesehen", sagte er, drehte sich um und verbeugte sich vor Fred. Das Gesicht noch zum Teppich gewandt, fügte er deutlich vernehmbar hinzu: „Niederträchtiger kleiner Balg von einem Blutsverräter, der er ist."

„Wie bitte", erkundigte George sich unschuldig und Agnes kicherte leise, „Den letzten Teil hab ich nicht mitgekriegt."

„Kreacher hat nichts gesagt", erwiderte der Elf mit einer zweiten Verbeugung zu George und fügte halblaut, aber deutlich hinzu: „...und da ist sein Zwillingsbruder, widernatürliche kleine Biester allesamt."

„Ich glaube, er spricht von sich selbst", flüsterte Agnes scherzhalber in George Ohr und er kicherte nickend. Fred sah zu, wie die beiden sich gut unterhielten und hatte sehr wohl bemerkt, wie kühl Agnes ihm gegenüber war. Anscheinend hatte ihr das letzte Gespräch doch mehr bedeutet, als erwartet.

„...und da ist die Schlammblüterin, rotzfrech steht sie da, oh, wenn meine Herrin wüsste, oh, wie sie weinen würde, und da ist ein neuer Bursche, Kreacher kennt seinen Namen nicht. Was tut er hier? Kreacher weiß es nicht..."

„Das ist Harry, Kreacher", sagte Hermine behutsam, „Harry Potter."

Kreachers blasse Augen weiteren sich und sein Murmeln wurde noch schneller und aufgeregter.

„Das Schlammblut spricht zu Kreacher, als ob sie mit mir befreundet wäre; wenn Kreachers Herrin ihn in solcher Gesellschaft sähe, oh, was würde sie sagen –"
„Nenn sie nicht Schlammblut!", riefen Ron und Ginny gleichzeitig und sehr zornig.

„Ist ja schon gut", flüsterte Hermine, „er ist nicht bei Verstand, er weiß nicht, was er –"

„Lüg dir nicht in der Tasche, Hermine, er weiß genau, was er redet", entgegnete Fred und musterte Kreacher mit großer Abneigung.

„Hermine, so etwas sollte man nicht einmal denken", stimmte Agnes ihm zu, auch wenn sie ihn trotzdem keines Blickes würdigte.

„Noch eine Blutsverräterin! Eine Bestie, die meine Herrin verraten hat! Geschieht ihr recht, der Fluch, der auf ihr liegt. Ewig gezeichnet von der schwarzen Rose", murmelte Kreacher.

Fred hatte diesen Spruch schon öfter gehört, aber er wusste nicht, was er bedeutet. Agnes anscheinend schon, denn sie wurde jedes Mal ein wenig bleicher und griff sich an den rechten Arm, an dem die dunklen Narben waren, also vermutete Fred, dass die beiden Dinge zusammenhingen.

„Ist das wahr? Ist es Harry Potter? Kreacher kann die Narbe sehen, es muss wahr sein, das ist der Junge, der den Dunklen Lord aufhielt, Kreacher fragt sich, wie er das geschafft hat –"

„Das fragen wir uns alle, Kreacher", bemerkte Fred.

„Was willst du eigentlich?", fragte George.

Kreachers riesige Augen zuckte zu George und er antwortete: „Kreacher putzt gerade."

„Wer's glaubt", ertönte eine Stimme hinter ihnen.

Sirius war zurück; von der Tür her funkelte er den Elfen an. Es war kein Geschrei mehr zu hören, also stritt Molly vielleicht ein wenig leiser.

Bei dem Anblick von Sirius machte Kreacher eine lächerlich tiefe Verbeugung und drückte seine Schnauzennase auf dem Boden platt.

„Steh aufrecht", fuhr Sirius ihn unwirsch an, „Nun, was führst du im Schilde."

„Kreacher putzt gerade", wiederholte der Elf, „Kreacher lebt einzig, um dem fürnehmen Haus der Blacks zu dienen –"

„Und das wird jeden Tag schwärzer, es ist dreckig", bemerkte Sirius.

„Der Herr beliebe immer schon gern zu scherzen", sagte Kreacher, verbeugte sich erneut und fuhr halblaut fort: „Der Herr war ein gemeines, undankbares Schwein, das Herz seiner Mutter hat er gebrochen –"

„Meine Mutter hatte kein Herz, Kreacher", fauchte Sirius, „Sie hat sich aus purer Bosheit am Leben erhalten."

Kreacher verbeugte sich erneut, während er sprach. „Was immer der Herr sagt", murmelte er aufgeregt, „Der Herr ist nicht würdig, den Schlamm von den Stiefeln seiner Mutter zu wischen, o meine arme Herrin, was würde sie sagen, wenn sie sähe, dass Kreacher ihm dient, wie sie ihn hasste, welche Enttäuschung er war –"

„Ich hab dich gefragt, was du im Schilde führst", sagte Sirius kühl, „Jedes Mal wenn du auftauchst und so tust, als würdest du putzen, schmuggelst du irgendetwas in dein Zimmer, damit wir es nicht wegwerfen können."

„Kreacher würde niemals etwas von seinem angestammten Platz im Hause seines Herrn entfernen", sagte der Elf und fügte hastig murmelnd hinzu: „Die Herrin würde Kreacher nie vergeben, wenn der Wandteppich rausgeworfen würde, seit sieben Jahrhunderten ist er im Besitz der Familie, Kracher muss ihn retten, Kreacher wird nicht zulassen, dass der Herr und die Blutsverräter und die Bälger ihn zerstören –"

„Hab ich's mit doch gedacht", sagte Sirius und warf einen verächtlichen Blick auf die Wand gegenüber, „Dem wird sie auch einen Dauerklebefluch auf den Rücken gehext haben, da hab ich keinen Zweifel, aber wenn ich den loswerden kann, wird mich nichts davon abhalten. Und nun geh, Kreacher."

Kreacher wagte es anscheinend nicht, einen direkten Befehl zu verweigern; doch der Blick, mit dem er Sirius bedachte, als er an ihm vorbei hinausschlurfte, war voll tiefster Verachtung, und den ganzen Weg hinaus murmelte er vor sich hin.

„– kommt aus Askaban zurück und kommandiert Kreacher herum, o meine arme Herrin, was würde sie sagen, wenn sie das Haus jetzt sähe, Abschaum lebt nun hier, ihre Schätze sind hinausgeworfen, sie hat geschworen, dass er kein Sohn von ihr war, und er ist zurück, es heißt, er sei auch ein Mörder –"

„Nur weiter so, dass wird ich tatsächlich noch zum Mörder", rief Sirius gereizt und schlug die Tür hinter dem Elfen zu.

„Es ist nicht so schwer, einen Hauself zu köpfen", bemerkte Agnes kalt, „Es ist so, als würde man durch Butter schneiden."

„Sirius, Agnes, er ist nicht bei Verstand", flehte Hermine, „ich glaube nicht, dass ihm klar ist, dass wir ihn hören können."

„Er war zu lange allein", stimmte Sirius ihr zu, „hat verrückte Befehle vom Portrait meiner Mutter bekommen und mit sich selbst geredet, aber er war immer schon ein mieser kleiner –"

Du könntest ihm doch einfach die Freiheit geben", schlug Hermine hoffnungsvoll vor, „Vielleicht –"

„Wir können ihn nicht in die Freiheit entlassen, er weiß zu viel über den Orden", unterbrach Sirius sie kurz angebunden, „Und außerdem würde ihn der Schock umbringen. Schlag ihm doch mal vor, dieses Haus zu verlassen, und sieh dir an, wie er das aufnimmt."

Sirius ging zum anderen Ende des Salons zur Wand mit dem Wandteppich und die anderen folgten ihm.

Agnes kannte den Teppich, sie hatte ihn gesucht, sobald Sirius ihr davon erzählt hatte. Er war uralt, wie Kreacher davor schon erwähnt hatte und zeigte den Familienstammbaum der Blacks mit den unzähligen Zweigen, die bis ins Mittelalter zurückreichten, aber verschönert nur Zauberer dabei waren.

Große Buchstaben ganz oben auf dem Teppich ergaben die Worte:


Das fürnehme und gar alte Haus der Blacks

„Toujours pur"


„Du bist gar nicht drauf!", bemerkte Harry, nachdem er den Stammbaum lange genug betrachtet hatte.

„Ich war mal drauf", sagte Sirius und deutete auf ein kleines, rundes, verkohltes Loch im Wandbehang, „Meine liebe alte Mutter hat mich weggesprengt, nachdem ich von zu Hause fortgelaufen war – Kreacher brabbelt die Geschichte immer gern vor sich hin. Aber Agnes ist noch drauf!"

Er deutete auf ihren Namen „Agnes Bellatrix Tripe" mit ihrem Geburtsdatum. Agnes lächelte und neckte Sirius: „Ha, ich bin noch ein Teil dieses ehrenwerten Hauses!"

„Wir sind alle stolz auf dich", bemerkte Sirius.

„Warum bist du da drauf?", fragte Ginny.

Agnes zeigte auf ihre Mutter „Agnolia Titawina Black", deren Mutter irgendwie mit dem Ast von Sirius verbunden war.

„Meine Mutter hat mich hinzugefügt, aber ich bin erst nach dem ersten Zaubererkrieg eine Verräterin geworden – wahrscheinlich hat bis jetzt noch niemand die Chance gehabt, mich hinauszubrennen. Da war ich vielleicht sechs Jahre alt und kurz darauf haben sie meine Mutter – diese schreckliche Krähe nach Askaban gebracht. Sie ist, glaube ich Bellatrix' Nachbarin", scherzte Agnes.

„Du bist von zu Hause weggelaufen, Sirius?", fragte Harry, um das Thema zu wechseln.

„Da war ich ungefähr sechzehn", erklärte Sirius, „Ich hatte genug."

„Wo bist du hin?", fragte Harry und starrte ihn an.

„Zu deinem Dad", seufzte Sirius in Gedanken versunken, „Deine Großeltern haben sich wirklich gut verhalten; sie haben mich gleichsam als zweiten Sohn adoptiert. Ja, ich kam in den Schulferien bei deinem Dad unter, und als ich siebzehn war, besorgte ich mir was Eigenes. Mein Onkel Alphard hatte mir ein tüchtiges Sümmchen Gold hinterlassen – der wurde hier auch ausradiert, vermutlich aus diesem Grund –, von da an jedenfalls konnte ich für mich selber sorgen. Doch bei Mr und Mrs Potter war ich zum Sonntagsessen immer willkommen."

„Aber... warum bist du..."

„Gegangen?", Sirius lächelte bitter und fuhr sich mit den Fingern durch die langen, zerzausten Harre, „Weil ich diese Bagage gehasst hab: meine Eltern mit ihrem Wahn von reinen Blut, sie waren überzeugt, ein Black zu sein hieße praktisch, königlich zu sein ... mein idiotischer Bruder, unbedarft genug, ihnen zu glauben... das ist er."

Sirius stupste mit dem Finger ganz unten auf den Stammbaum, auf den Namen „Regulus Black". Ein Todesdatum folgte dem Geburtsdatum.

„Er war jünger als ich", erinnerte sich Sirius, „und ein viel besserer Sohn, woran ich ständig erinnert wurde."

„Aber er ist tot", bemerkte Harry.

„Ja", sagte Sirius, „Blöder Idiot... er hat sich den Todessern angeschlossen."

„Das meinst du nicht im Ernst!"

„Ach, Harry, hast du noch nicht genug von diesem Haus gesehen, um zu wissen, zu welcher Art von Zauberern meine Familie gehörte?", sagte Sirius gereizt.

„Waren – waren deine Eltern auch Todesser?"

„Nein, nein, aber glaub mir, sie dachten, Voldemort hätte die richtigen Vorstellungen, wie waren alle für die Säuberung der Zauberrasse, die Muggelstämmigen sollte man loswerden und die Reinblüter sollten das Sagen haben. Damit standen sie nicht allein; bevor Voldemort sein wahres Gesicht zeigte, gab es eine ganze Menge Leute, die glaubten, er hätte die richtigen Vorstellungen, wo es langgehen sollte... sie kriegten allerdings kalte Füße, als sie sahen, was er zu tun bereit war, um Macht zu gewinnen. Aber ich wette, meine Eltern dachten anfangs, als Regulus sich denen anschloss, er sei ein richtiger kleiner Held."

„Hat ein Auror in getötet?", fragte Harry etwas unsicher.

„O nein", verneinte Sirius, „Nein, er wurde von Voldemort ermordet. Oder eher auf Voldemorts Befehl hin; ich bezweifle, dass Regulus jemals wichtig genug war, um von Voldemort persönlich umgebracht zu werden. Soviel ich nach seinem Tod herausgefunden habe, hat er bis zu einem gewissen Punkt mitgemacht, dann bekam er Panik angesichts dessen, was von ihm verlangt wurde, und versuchte wieder rauszukommen. Aber man reicht bei Voldemort nicht einfach seinen Rücktritt ein. Dienen, ein Leben lang, oder Tod."

„Mittagessen!", ertönte Mollys Stimme und Agnes war froh, dass sie Sirius nicht mehr zuhören musste, was ihre Familie alles angestellt hatte in der Vergangenheit. Sie balancierte eine riesige Platte mit Sandwiches und Kuchen, den Agnes am Vortag gebacken hatte mit ihrem Zauberstab und alle außer Sirius und Harry sammelte sich um sie herum.

Hungrig nahm Agnes sich ein Sandwich, aber obwohl sie wirklich Hunger verspürte, verzichtete sie wie immer auf ihre eigene Kreation – den Kuchen und blieb bei Sandwiches.

„Beeilt euch, ihr beiden, sonst ist das Essen alle!", warnte Molly Sirius und Harry und beide kamen zu ihr, um ebenfalls noch etwas von den Sandwiches zu erwischen.

Nachmittags machten sich alle daran, die Vitrinen zu säubern und Agnes musste aufpassen, dass kein Fluch sie traf, der auf vielen der Gegenstände lag, die als Schätze der Familie Black gegolten hatten.

In der Mitte – ein Glanzstück einer Sammlung fand Agnes ein Medaillon und sie dachte an ihres, das sicher in ihrem Rucksack war. Es zeigte das Wappen der Familie Black und war häufig in Reinblutfamilien zu finden, wie auch bei den Tripes.

Agnes hätte das Medaillon am liebsten zerstört, aber sie brauchte es noch und konnte ihre Wut zügeln und ihre letzte Erinnerung an die Wurzeln ihrer Familie noch unzerstört lassen.

„Hey Sirius!", rief sie quer durch den Raum und er sah auf, nachdem er Harry mit einem dicken Buch vor einer Art Spinne gerettet hatte, „Sieh dir das einmal an! Ein Medaillon!"

„Pulverisier es!", lachte er gehässig und wandte sich wieder dem Krempel zu. Agnes betrachtete das Schmuckstück und Hermine fragte sie: „Was ist damit?"

„Ich habe auch so eins – natürlich mit dem Wappen der Tripes. Meine Mutter hat es mir geschenkt, kurz bevor der Dunkle Lord seine Macht verlor."

„Warum wirfst du es nicht weg?", fragte Hermine sie und Agnes lächelte für sich selbst, bevor sie antwortete: „Noch ist nicht die Zeit dazu."

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