4. Kapitel

Am nächsten Morgen wurde Agnes von Dorothy geweckt, die sie sanft, aber trotzdem nervig immer wieder mit ihrer Pfote im Gesicht anstupste. Sie war erst vor wenigen Stunden eingeschlafen und fühlte sich überhaupt nicht ausgeruht, aber sie kam mit der Müdigkeit zurecht. Zwar waren unter ihren Augen dunkle Augenringe und sie fühlte sich ein wenig neben der Spur, aber dieses Gefühl kannte sie schon von den letzten fünf Jahren und selten tauchte sie munter zum Unterricht auf.

Im Halbschlaf zog sie sich an, es gelang ihr aber nicht, ihre Krawatte zu binden, also legte sie diese einfach lose um den Hals. Ihre weißblonden Locken kämmte sie nur schnell mit ihren Fingern grob durch, sodass sie nicht mehr ganz wie ein Vogelnest aussahen, aber das offensichtliche Chaos hatte sie noch nie bändigen können.

Sie taumelte regelrecht die Treppen hinunter und wurde dort schon von Roger erwartet.

„Hier bist du ja endlich! Komm schon, ich will noch frühstücken!", rief er frisch und munter, als er ihre Krawatte sah.

„Du kannst deine Krawatte nach fünf Jahren immer noch nicht binden?", fragte er und zog eine Augenbraue hoch.

„Sei leise, ich bin müde! Ich kann mich, wenn ich müde bin, nie an den Knoten erinnern!", beschwerte sich Agnes. Roger nickte wissend, immerhin kannte er sie schon lange und band sie ihr schnell, aber etwas zu eng, sodass sie sie noch etwas lockern musste. Sie wollte eigentlich zusammen mit ihm in die große Halle gehen, aber er schon vorausrannte, bevor sie überhaupt einen Schritt machen konnte.

Agnes beeilte sich nicht wirklich – sie hatte es nicht wirklich eilig zu frühstücken, immerhin tat sie es eher selten, damit sie noch die letzten paar Minuten schlafend verbringen konnte, aber am ersten Tag wurden immer die Stundenpläne ausgeteilt, also konnte sie es nicht verpassen.

Sie traf Roger erst in der Großen Halle wieder, wurde aber aufgehalten, bevor sie zu ihm kommen konnte.

„Guten Morgen, Tripe!", wurde sie von einem fröhlichen, gut gelaunten George Weasley begrüßt, der keineswegs müde aussah, obwohl er mindestens genauso lang wach gewesen sein musste, wie sie.

„Wir hoffen, du hast wunderbar geschlafen nach deinem kleinen Ausflug gestern Nacht!", fügte Fred Weasley hinzu, der ebenfalls munter aussah.

„Geht mir aus dem Weg", brummte Agnes schlecht gelaunt, aber die Zwillinge versperrten ihr den Weg.

„Nicht so schnell, Sonnenschein!", hielt Fred sie zurück, „Du willst doch nicht, dass jemand von deinem gestrigen, nächtlichen Ausflug hört, oder?"

Agnes blieb stehen und sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, aber trotzdem sah sie die Unlogik in ihrer Strategie.

„Das ist also euer Plan?", fragte sie und musste sich nicht einmal bemühen, geschockt zu wirken. Die beiden nickten stolz und dachten, sie hätten nun ihre Aufmerksamkeit, aber da kannten sie Agnes nicht.

„Ihr bestecht mich also damit, dass ihr mich verpetzen wollt?", stellte sie klar und wieder nickten die beiden.

„Typisch Gryffindor", Agnes lächelte sie gespielt mitleidig an, „immerhin redet ihr gerade mit einer aus Ravenclaw und das bin ich bestimmt nicht, weil ich gute Noten schreibe oder gern lerne, aber was kann man sonst von solchen wie euch erwarten, deren minimal gehaltenes Gehirn offenbar die kleinste Kapazität an Denkkraft besitzt, die seit den Neandertalern bekannt war." Das Lächeln der Zwillinge wurde zu einer verwirrten Miene und dann zu einer ratlosen, als Agnes weiter erklärte: „Ihr wollt mir also weißmachen, dass ihr einem Lehrer sagen werdet, dass ihr mich in der Küche erwischt habt, ohne demselben Lehrer zu sagen, dass ihr selbst in der Küche hättet sein müssen, damit ihr mich dort sehen könnt?"

Sie konnte regelrecht sehen, wie ihre Hirne ratterten, als sie über ihre Worte nachdachten.

„Ihr wollt euch selbst verraten damit ihr einem Lehrer sagen könnt, was er wahrscheinlich schon weiß? Jämmerlicher Versuch, lasst euch etwas Besseres einfallen, Idioten", zischte Agnes und stieß die beiden zur Seite, damit sie in der Mitte durchkam und sie hielten sie nicht auf.

„Sie ist gut", bemerkte George, als sie außer Hörweite war und sie gingen wieder zurück an den Gryffindortisch.

„Sie ist sehr gut", stimmte Fred seinem Zwilling zu, „Also auf diese Tour kommen wir nicht weiter. Wir müssen uns etwas Anderes überlegen. Aber glaubt mir, George, irgendwie bekommen wir sie schon noch klein!"

Als Agnes ihren Stundenplan sah, hätte sie sich am liebsten wieder in ihr Bett verkrochen.

„Als erstes Zaubertränke mit Snape und gleich darauf Verwandlung mit McGonagall? Das ist der schlimmste Vormittag, des die Menschheit je gesehen hat, wie soll ich das überleben?", jammerte sie, als sie sah, dass ihre beiden schlechtesten Fächer auf einen Tag gelegt worden waren.

„Wenigstens haben wir am Nachmittag Verteidigung gegen die Dunklen Künste und du hast Alte Runen", versuchte Roger sie aufzumuntern, aber es half nicht wirklich, denn am Nachmittag standen dort auch noch Geschichte – ein Fach, bei dem man kaum ein Auge offenhalten konnte.

Lustlos kaute Agnes auf einem Stückchen Apfel herum und trank noch einen Schluck Kürbissaft, bevor sie aufstand, sich streckte und sich seelisch auf Zaubertränke vorbereitete.

Der Weg in den unterirdischen Zaubertrankraum dauerte lang – es fühlte sich wie der Weg zum Schafott an. Agnes zögerte es unnötigerweise lange hinaus und Roger war schon beinahe so genervt von ihr, dass er sie allein in den dunkleren Gängen stehen ließ, aber dann überwand sie doch ihre Lustlosigkeit und beeilte sich etwas.

Normalerweise hatten sie die meisten Fächer zusammen mit den Hufflepuffs, aber als sie den Kerkerraum betraten, saßen dort auf der rechten Seite der Klasse Schüler mit rotgestreiften Krawatten.

„Gryffindors?", keuchte Roger leise, „Das wird ein anstrengendes Jahr."

„Hör auf zu jammern und such' dir einen guten Platz – ich muss noch die Liste vorbereiten", hetzte Agnes ungeduldig und sie suchten sich einen Platz eher weiter hinten aus. Agnes fand zwar, dass es ein wenig zog, aber sie war zu gestresst, um sich noch einmal umzusetzen.

Wie jedes Jahr seit der zweiten Klasse holte sie ein schönes, zerknittertes Stück Pergament hervor und mit ihrer schönsten Handschrift schrieb sie ganz oben hin: Agnes' Strichliste.

Um ihren Professor noch mehr zu ärgern, malte sie daneben eine Menge Herzen und ein paar Papierflieger, die magisch über das ganze Pergament flogen und den Schreiber und Leser bestimmt nerven würden.

Langsam trudelten auch andere Schüler von Ravenclaw und Gryffindor ein, die aber alle unmotiviert und lustlos aussahen – immerhin hatten sie die erste Stunde Zaubertränke mit Snape.

Kurz bevor Snape eintrat, stürmten noch zwei letzte, keuchende Schüler in die Klasse – Gryffindors, wie es nicht anders zu erwarten war und Agnes erkannte sie sofort als Fred und George.

Die beiden sahen sich schnell in der Klasse um, aber anders als in anderen Fächern, in denen man versuchte so weit wie möglich vorne zu sitzen, waren die hinteren Reihen alle besetzt, da man nicht in die Nähe von Snape kommen wollte.

Schon hörte man die eiligen Schritte des Zaubertrankprofessors, als die beiden sich einfach schnell vor Roger und Agnes fallen ließen.

Snape warf die Tür hinter sich zu und es wurde mucksmäuschenstill.

„Die ZAGs sind kein Kinderspiel", begann er mit seiner monotonen, gelangweilten aber dennoch strengen Stimme, der jeder lauschte aus Angst, er könnte etwas verpassen und für das restliche Jahr nicht gut auf Snape zu sprechen sein.

Snape wedelte mit dem Zauberstab und auf der Tafel erschienen einzelne Wörter wie: allgemeine Zaubergrade und Ohnegleichen.

„Ich erwarte mir von Ihnen nicht mehr und nicht weniger, als das Beste. Wenn Sie in Betracht ziehen, diesen Kurs im nächsten Jahr fortzusetzen, würde ich Ihnen raten, auch einmal ein Buch zu öffnen", Snape sah streng in die Runde und sein Blick blieb an den Schülern hängen, die für Zaubertränke einfach kein Händchen hatten wie Agnes, aber auch die Zwillinge funkelte er finster an.

„Am Ende des Jahres werden nur noch die übrigbleiben, die meine Zeit eventuell wert sind und ich erwarte von den wenigsten Anwesenden, dass das der Fall sein wird, aber solange Sie die Prüfungen noch vor sich haben, bin ich verpflichtet, Sie zu unterrichten, also holt Eure Utensilien hervor, die Sie schon vorbereitet haben sollten, wenn sie nicht gerade im letzten Drücker kommen, Mr Weasley und Mr Weasley."

Die beiden sahen auf, sagten aber nichts.

Während die Klasse in ihren Taschen kramte und alles vorbereitete, wandte Snape sich an Agnes, die ihm schon das vorbereitete Stück Pergament hinhielt.

Snape warf einen schnellen Blick darauf und sofort fielen die kleinen Zeichnungen auf.

„Sehr individuell gestaltet dieses Jahr, Miss Tripe", Snapes Stimme triefte geradezu vor Sarkasmus, während Agnes ein wenig schmunzelte. Snape nahm ihr das Pergament ab und mit einem Schwinger seines Zauberstabs verschwanden die Zeichnungen und zurückblieb nur die Schrift.

„Es muss wohl ein neuer Rekord sein – es sind kaum fünf Minuten der ersten Stunde vergangen, und schon haben Sie den ersten Strich verdient. Ob Sie dieses Jahr wohl ihren Rekord vom letzten brechen werden?", fragte Snape sie ironisch und mit einem weiteren stummen Zauber erschien auf der Strichliste ein kleiner, ordentlicher Strich, auf den noch viele folgen würden.

„Was?", quickte Agnes empört, „Warum jetzt schon, Sir? Das war doch weder respektlos, noch sarkastisch, noch irgendwie sonst beleidigend! Das kann nicht Ihr Ernst sein!"

„Es ist mir sogar so ernst, dass Sie gleich noch einen Strich bekommen", bestimmte Snape, „Wenn Sie so weitermachen, sitzen Sie dieses Jahr noch länger nach, als Potter in seinen bisherigen und zukünftigen Jahren insgesamt."

Mit diesen Worten wandte er sich von der beleidigten Agnes ab und schrieb etwas auf die Tafel. Die Ravenclaws kannten dieses Spiel schon und sahen ein wenig belustigt aus, während die Gryffindors keine Ahnung hatten, was eigentlich los war.

„Was hat es mit den Strichen auf sich?", einer der Zwillinge, die vor Roger und Agnes saßen, wandte sich um und sah die beiden neugierig an.

„Eine Tradition, die schon seit Jahren zwischen Agnes und Snape üblich ist", erklärte Roger ungeduldig, „Sagt bloß, ihr wisst nichts davon."

Nun drehte sich auch der andere Zwilling um und blaffte: „Natürlich wissen wir es nicht, sonst würden wir nicht fragen."

Roger seufzte genervt und verdrehte die Augen, bevor er wispernd den beiden erklärte: „Nachdem Agnes in ihrem ersten Jahr innerhalb von den ersten paar Monaten beinahe jeden Abend nachsitzen musste, hat Snape das Prinzip der Strichliste eingeführt – jeder Strich ist eine Minute Nachsitzen bei Snape am Ende des Jahres."

„Das ist nicht direkt viel", bemerkte George, wie Agnes wusste und sah nicht beeindruckt aus.

„Letztes Jahr war mein Schlussstand bei fünfhundertdreiundvierzig – findest du es immer noch nicht viel?", zischte sie.

„Fünfhundertdreiundvierzig? Das sind... etwas mehr als neun Stunden nachsitzen", rechnete Fred, „Wenn man bedenkt, dass du sonst jeden Abend eine Stunde mit ihm verbringen müsstest, dann ist das nicht viel."

„Die Blamage und die neun Stunden, die sie dann am Stück mit ihm verbringt, sind schlimm genug – besonders, weil er sich immer die sonnigsten und schönsten Tage aussucht. Außerdem bekommt Ravenclaw für jeden Strich einen Punkt abgezogen – fünfhundert Punkte, für nichts!", erklärte Roger für Agnes.

„Fünf Punkte Abzug für jeden von ihnen", blaffte plötzlich Snape direkt vor ihnen und die vier zuckten zusammen, „Für Tuscheln in meinem Unterricht! Sie sollten schon lange arbeiten!"

Schnell beeilten sich die vier mit dem Trank zu beginnen, den sie in den zwei Stunden brauen würden – den Trank der lebenden Toten.

„Dieser Trank lässt in Maßen ein Lebewesen so tief schlafen, dass man es nicht mehr wecken kann. Nimmt man jedoch zu viel davon ein, wird es einem nie wieder möglich sein das Reich der Träume zu verlassen, also sollten Sie besonders vorsichtig bei der Arbeit sein. Besonders Sie, Miss Tripe. Wir wollen doch nicht, dass wieder irgendetwas in Flammen steht, oder?", erklärte Snape monoton und ließ diese Möglichkeit natürlich nicht aus, um Agnes zu blamieren.

„Ich wünschte, ich könnte ihn einmal in Brand stecken", murmelte Agnes, aber Snape schien es gehört zu haben und fügte für die ganze Klasse gut sichtbar einen weiteren Strich auf die Liste, während Agnes nur beleidigt grummelte.

Agnes sah auf die Tafel und sah die Anweisungen.

Vorne im Vorratsschrank holte sie sich, was sie brauchen würde und legte alles auf den Tisch.

Die Zwillinge waren schon dabei die Bohnen auszuquetschen, während Agnes nach ihrem Silbermesser griff und es ebenfalls versuchte, aber es sah leichter aus, als es war, denn sie Bohnen besaßen eine Schale, auf der das Messer leicht abrutschte.

Im hohen Bogen speckte sie eine der Bohnen von ihrem Tisch und sie traf Randy hinter ihr im Gesicht, der erschrocken aufschrie.

„Miss Tripe, vielleicht ist es Ihnen nicht bewusst, aber die Bohnen sind keine Klatscher, Sie sollten sie nicht herumwerfen und andere damit erschlagen", mahnte Snape sie.

„Das ist mir gar nicht bewusst gewesen, danke, Professor, ohne Sie hätte ich vielleicht sogar das nächste Mal meinen Besen mitgenommen, damit wir alle gemeinsam spielen können!", ihre Stimme triefte vor Sarkasmus und natürlich fügte Snape wieder wortlos einen Strich hinzu.

„Wenn das so weitergeht, schlägst du deinen Rekord vom letzten Jahr noch in dieser Unterrichtseinheit", warnte Roger sie.

Agnes funkelte ihn böse an und verzweifelte inzwischen dabei nur 100 Milliliter von dem Wermutaufguss abzumessen, weil die Markierungen an ihrem Messbecher schon abgebröckelt waren von den ständigen, giftigen Substanzen, die sie gerne verschüttete.

Letztendlich schätzte sie die Menge und schüttete es zusammen mit den Bohnen und der beinahe dreifachen Menge Wasser in den Kessel.

Schneiden konnte sie relativ gut, also hatte sie keine Probleme damit die Affodillwurzel in Scheiben zu schneiden, aber als sie darauf wartete, dass die Flüssigkeit in ihrem Kessel eine bläuliche Farbe annahm, bemerkte sie, dass sie wahrscheinlich doch etwas falsch gemacht haben musste.

Rogers Trank war schön ultramarinblau, aber ihrer hatte eher einen magentafarbenen Ton.

„Miss Tripe, ich bin mir ja nicht sicher, aber wissen Sie, wie die Farbe Blau aussieht?", fragte Snape sie, als er ihren Trank sah.

„Offenbar wie mein Trank, denn in den Anweisungen steht, dass er blau sein sollte", bemerkte Agnes frech.

„Dann sollte man vielleicht die Farben ihres Hauses in diese hier ändern, denn offenbar hat jeder andere hier im Raum eine andere Vorstellung von blau", Snape bleckte seine gelben Zähne.

„Vielleicht sollte ich dann doch die Farbe von meinem Trank ändern", stimmte Agnes ihm zu und blitzschnell hatte sie ihren Zauberstab gezückt und mit einem Schwung die Farbe verändert, sodass sie nun zwar nicht ultramarinblau war, aber der Trank hatte nun eine dunkelblaue Farbe.

„Miss Tripe, wenn Sie in Ihre Zaubertränke genauso viel Arbeit legen würden, wie in ihre Zaubersprüche, dann wären sie wahrscheinlich eine der besten Schüler hier, aber so kann man kaum von einem Trank sprechen. Nicht einmal die simpelsten Tränke können Sie mischen. Wenigstens weiß ich schon, wer nächstes Jahr nicht hier sitzen wird", bemerkte Snape.

„Da haben Sie Recht, Herr Professor", stimmte Agnes ihm nickend zu, „wahrscheinlich werde ich weiter trüben sitzen – hier zieht es ein wenig, aber vermutlich sind es einfach die unbequemen Kerkerräume."

Snape funkelte sie noch einen Moment an, fügte einen Strich auf der Liste hinzu, bevor er sich anwandte und die anderen Tränke begutachtete.

„Ich glaube, langsam wirst du so viele Striche haben, dass ihr euch eine neue Methode überlegen müsst, damit du nicht den ganzen Sommer bei ihm nachsitzen musst", scherzte Fred vor ihr und „aus Versehen" warf Agnes einen Löffel auf seinen Hinterkopf.

„Würden wir so mit ihm sprechen, hätte er uns bestimmt schon längst geköpft", bemerkte George trocken.

„Ich bin nicht so gut auf Autoritäten zu sprechen – ich glaube Dumbledore hat es ein Kindheitstrauma genannt", erklärte Agnes ironisch.

„Wenn man erst einmal fünf Jahre lang mit Agnes zu kämpfen hat, dann nimmt man es nicht mehr so ernst", winkte Roger ab.

„Hör auf so über mich zu sprechen, als wäre ich nicht hier!", verlangte Agnes leise und lehnte sich etwas vor, wobei einige ihrer weißblonden Haare in den Trank fielen.

„Verdammt!", fluchte sie und zog sie schnell wieder heraus, aber sie hatten sich schon blau gefärbt, während der Trank selbst einen ungesunden Türkieston annahm.

„Kein Fluchen in meinem Unterricht", verwarnte Snape sie und fügte fast schon feixend einen Strich auf der Liste hinzu.

„Aber der Unterricht ist doch so dämlich, da muss man fluchen!", verteidigte sich Agnes, aber das brachte ihr nur noch einen Strich ein.

Mit der Affodillwurzel im Trank ließ Agnes ihn wie angewiesen eine viertel Stunde lang köcheln, aber es ging ihr etwas zu langsam, deswegen holte sie wieder ihren Zauberstab hervor und flüsterte: „Icendio."

Sie beherrschte den Zauber schon relativ gut, denn sie benutzte ihn in allen ihren Lebenslagen gerne und häufig, sodass statt einem kleinen, unschuldigen Flämmchen eine schon etwas größere Flamme – geradezu ein ganzer Feuersturm entstand, sodass Roger aus dem Weg springen musste, bevor seine Haare von seinem Kopf gebrannt wurden. Wenigstens kochte der Trank sofort, aber einige Spritzer hüpften fröhlich aus dem Topf und auf den Tisch.

Zuerst geschah gar nichts, aber dann fraß sich die Flüssigkeit langsam durch das Holz hindurch als wären sie Maden und tropfte auch auf den Steinboden, wo der einzelne Tropfen zischend abkühlte und so ungefährlich wurden.

Agnes löschte eine kleine Flamme im Trank, der wie Öl auf Wasser brannte, aber sie konnte das Feuer schnell eindämmen, sodass Roger wieder aus seiner sicheren Position kriechen konnte.

„Ich meine mich daran erinnern zu können, am Anfang Ihrer Schullaufbahn gesagt zu haben, dass es in meinem Unterricht kein albernes Zauberstabherumgefuchtel geben wird, Miss Tripe", erinnerte Snape sie und fügte einen weiteren Strich hinzu – langsam wurden es Agnes ein bisschen zu viel für die erste Stunde.

„Ich glaube, Sie haben etwas Ähnliches erwähnt", stimmte Agnes ihm zu und erwartete schon beinahe, dass er noch einen Strich beifügen würde, aber er tat es nicht, sondern sah Agnes nur verständnislos an.

Als nächsten hackte sie die Baldrianwurzel und mischte diese mit dem wenigen Saft, den sie von den Schlafbohnen hatte bekommen können, sodass die Wurzeln kaum damit benetzt wurden, aber sie warf sie trotzdem in den Kessel und wartete gespannt, welche Farbe der Trank annehmen würde. Es war ein wenig wie ein Spiel, in dem Agnes damit belustigt wurde, von immer neuen, bunten, leuchtenden Farben überrascht zu werden und manchmal, wenn sie die wirklich guten Zutaten zusammenmixte, entstand sogar bunter Rauch.

Auch Snape sah hinein, aber anstatt brombeerrot – wie er eigentlich werden sollte – wurde er nun zu einem ultramarinblau.

„Ich glaube, Sie haben sich verschrieben", bemerkte Agnes, „Da sollte ‚blau' stehen. Wenn ich es mir Recht überlege, sieht mein Trank jetzt so aus, wie er vor einigen Schritten hätte aussehen sollen..."

Snape hob nur eine Augenbraue und fügte einen weiteren Strich auf der nicht enden Liste hinzu, bevor er weitersah und bei den Zwillingen stehen blieb, damit er sich über die zu grob gehackten Wurzeln aufregen konnte.

Agnes rührte im Uhrzeigersinn immer weiter, aber er wurde nicht klarer, sondern immer dunkler und dunkler sowie auch immer zäher.

Am Ende der Stunde versuchte Agnes die Flüssigkeit mit einem Schöpfer in ein Fläschchen zu füllen, aber sie war gummiartig, also klatschte sie einfach den Fladen schwarzer Substanz auf Snapes Tisch und setzte sich wieder.

Fred füllte seinen vollkommen klaren Trank in das sauberste Fläschchen, das er besaß und beschrieb es.

Er wollte es abgeben, als er die schwarze Masse entdeckte, die wohl Agnes' Trank sein sollte. Selbst er hatte keine Worte mehr dafür.

Snape gab ihnen noch Hausaufgaben – drei Fuß über den Trank, den sie gebraut hatten und entließ sie in ihre nächste Stunde.

„Neun Striche – und das in der ersten Stunde in diesem Jahr?", rief Agnes empört, „Ich kann mein restliches Leben bei Snape nachsitzen, wenn das so weitergeht!"

„Vielleicht solltest du einfach einmal darauf achten, was du zu ihm sagst", schlug Roger vor. Er führte dieses Gespräch schon zum dritten Mal, aber jedes Jahr wurden es mehr Striche.

„Wer sarkastisch mit mir spricht, muss damit rechnen, dass auch ich sarkastisch bin", erklärte Agnes, als wäre es selbstverständlich, „McGonagall hat das verstanden, Flitwick hat es verstanden und alle anderen Professoren auch, aber Snape ist wohl zu gut dafür, um einfach die Fairness durchgehen zu lassen!"

„Snape hat einen Titel als Arschloch der Schule zu verteidigen", schnaubte Roger, „Nie im Leben lässt er es zu, dass man so mit ihm spricht."

„Er sollte sich daran gewöhnen. Wer so mit Schülern spricht, hat es auch verdient, eine solche Antwort zu bekommen", beschwerte sich Agnes laut und Roger wusste, er würde Agnes nie dazu bringen, ein wenig mehr auf ihre Sprache vor Snape zu achten.



In Verwandlung waren die Ravenclaws wieder von den Hufflepuffs begleitet und Agnes empfand das als angenehmer, als mit den Gryffindors oder Slytherins.

„Drei Fuß für Zaubertränke", seufzte Agnes und schrieb sich die erste Hausaufgabe des Jahres in einen Hausaufgabenplaner, den sie jedes Jahr benutzte, da sie sonst bestimmt viele ihrer Arbeiten vergessen würde.

„Und das ist erst der Anfang – Duncan hat erzählt, dass es noch schlimmer werden wird", warnte Roger.

McGonagall kam in die Klasse und das Gespräch wurde unterbrochen.

Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr bekamen die Schüler einen Vortrag über die ZAGs. McGonagall war zwar nicht weniger streng, als Snape, aber nicht so unfreundlich, wie er und eigentlich wäre Verwandlung nicht direkt ein langweiliges Fach, aber Agnes brachte es einfach nicht zustande, wirklich aufzupassen.

„Miss Tripe", sprach McGonagall sie an, als diese sah, dass sie wieder einmal mit einem abwesenden Blick in die Ferne starrte und beinahe einschlief, „sind Sie noch bei uns oder entschweben Sie wieder ins Reich der Träume?"

Agnes wurde aus ihrer Trance gerissen und schaute die Professorin einen Moment verwirrt an, bevor sie herausbrachte: „Nein, ich denke ich bin noch hier", sie kniff sich in den Arm und verzog das Gesicht, als es weh tat, „Joa, eindeutig noch hier, danke der Nachfrage."

„Keine Ursache, Miss Tripe, aber ich würde es trotzdem lieber sehen, wenn sie sich vollkommen auf den Unterricht konzentrieren würden, anstatt in die Ferne zu starren."

Einige Mitschüler kicherten – kein gemeines, auslachendes Kichern, sondern sie kannten Agnes und sie kannten auch Diskussionen wie diese mit Lehrern.

„Ich werde mich bemühen", versprach Agnes und wurde sogar leicht rot.

„Das hoffe ich doch, ich würde mich wirklich freuen, wenn es Ihnen gelingen würde, nächstes Jahr wieder hier zu sein, finden Sie nicht? Ich erwarte nicht so viel von Ihnen, wie andere Professoren, aber eine so talentierte, junge Hexe an einer Prüfung zu verlieren scheint mir eine Verschwendung zu sein", wieder kicherten einige, aber Agnes verstand ihre Worte ganz genau.

„Dann werde ich mich bemühen", versprach sie wieder und meinte es auch wirklich so. McGonagall sah das und nickte zufrieden, bevor sie mit dem Unterricht fortfuhr und über die Aufgabenbereiche für die ZAGs weitersprach.



Alte Runen war ein Fach, das Agnes aus Mangel an Alternativen gewählt hatte. Sie hatte sich eigentlich für keines der angebotenen Fächer interessiert, die man im dritten Jahr hatte wählen können. Wahrsagen war ein Fach, das Agnes nicht einmal gewählt hätte, wenn Dumbledore es unterrichtet hätte. Selbst, wenn der Professor dafür keine falsche Vogelscheuche wäre wie Trelawney, würde Agnes ihre Zukunft nicht wissen wollen. Es hatte etwas für sie, das ihr lieber im Dunkeln blieb.

Muggelkunde war ein Fach, das Agnes zu sehr an ihr Leben im Waisenhaus erinnerte. Sie kannte keine Muggel, die freundlich zu ihr gewesen waren. Sie kannte keine Muggel, die sich um sie gekümmert hätten. Sie kannte nur Muggel, die sie auslachten, sich über sie lustig machten und sie beleidigten. Warum sollte sie über sie etwas lernen wollen?

Ein Fach, für das sie sich anfangs wirklich interessierte aber mit der Zeit doch ihre Lust verlor war Pflege magischer Geschöpfe, das sie in ihrem dritten Jahr wirklich gewählt hatte, weil es ihr gefiel über neue Geschöpfe zu lernen, aber schon bald bemerkte sie, dass es wohl doch nicht so toll war, aber da war es schon zu spät.

Übrig blieben nur noch Arithmantik und Alte Runen, die beiden Fächer, für die Agnes kein Argument fand, warum sie es nicht gehen wollte, also hatte sie diese beiden Fächer gewählt und sie bereute es nicht.

Zwar waren es beides Fächer, die auslaugend und anstrengend waren mit vielen Hausaufgaben, aber weitaus nicht so schwer wie die anderen Alternativen.

Gleich nach dem Mittagessen musste Agnes sich also in eine stickige Klasse setzten und es wurde von ihr auch noch erwartet, dass sie sich konzentrierte.

Professor Babbling, ihre Professorin in Alte Runen war eine motivierte Frau, die ihren Unterricht wohl gerne mit Tanzeinlagen und vielen Handgesten ausschmückte, als würde sie die Runen tanzen. Agnes konzentrierte sich bei ihrem Vortrag über die ZAGs viel mehr auf ihre Hände, die wie Feuerwerke durch die Luft zuckten, als auf den Vortrag selbst.

Als die Stunde endlich vorbei war und Agnes dem Raum entkommen konnte, hatte sie kein Wort gehört, das Professor Babbling gesagt hatte.

Sie beeilte sich zu ihrer nächsten Stunde zu kommen – Verteidigung gegen die Dunklen Künste, wo sie auch wieder auf Roger treffen würde, der statt Alte Runen lieber Wahrsagen gewählt hatte, es aber bereute.

„Hey", begrüßte er sie müde und vermutlich noch etwas benebelt von dem Rauch, der in Trelawneys Klasse war. Er stank auch noch nach diversen Düften und Rauch, die wohl „das innere Auge" erweitern sollten.

„Hey", begrüßte Agnes ihn zurück, „Wie war Wahrsagen?"

„Ich bin eingeschlafen", gab Roger zu, „Und Randy hat mich mit einem Tintenfass geweckt. Er hat mich direkt am Kopf getroffen."

„Sonst wärst du nicht aufgewacht", verteidigte sich Randy belustigt und hob abwehrend die Hände in die Luft.

„Runen war auch nicht besser", seufzte Agnes, „Babbling hat nur von diesen verdammten ZAGs gesprochen!"

Randy schnappte erschrocken nach Luft und sah sie erschrocken an: „Agnes hat ein böses Wort gesagt!"

„Ich werde dir dein böses Wort gleich sonst wo hinstecken, wenn du nicht die Klappe hältst, Burrows", warnte Agnes.

„Ich würde es bevorzugen, wenn du deine Mitschüler nicht vor meiner Stunde massakrieren würden, das würde eine unangenehme Menge an Papierkram bedeuten", bat jemand hinter ihnen sie plötzlich. Der neue Professor – Professor Lupin, wie Dumbledore ihn vorgestellt hatte, stand vor ihnen und musterte Agnes mit hochgezogener Augenbraue.

„Ich kann nichts versprechen, Sir", entschuldigte sich Agnes, „Aber ich werde mich bemühen."

„Das reicht mir", der Professor zuckte mit den Schultern, bevor er die Klasse, die aus Ravenclaws und Hufflepuffs bestand hineinließ.

„Wenigstens ist die Klasse nicht voller Selbstportraits", bemerkte Roger erleichtert, als er sich an ihren Professor im vorigen Jahr erinnerte.

„Und wie ein fanatischer Anhänger von Du-Weißt-Schon-Wem scheint er auch nicht zu sein", stimmte Randy ihm zu.

„Und er scheint auch keinen Fetisch für Drachenhaut zu haben", meinte Agnes schlussendlich, „Oder sonst irgendwelche Fetische – wir haben wirklich schon wirklich seltsame Lehrer hinter uns."

„Da hast du wohl recht", murmelte Roger paranoid, „Aber wir wollen ihn jetzt nicht so schnell außer Augen lassen – ich vertraue diesen Wahnsinnigen allen nicht mehr."

„Um in Hogwarts Lehrer zu werden, muss man wohl wahnsinnig sein", überlegte Agnes, „Sonst würde Dumbledore sie nicht anstellen. Er ist ja selbst wahnsinnig."

„Da muss ich dir zustimmen, tatsächlich muss man wohl wahnsinnig sein, um für seinen Lebensunterhalt ungebildeten, jungen Zauberern und Hexen etwas beizubringen", sagte Lupin laut in die Klasse und einige kicherten, bevor ihnen auffiel, dass sie gerade beleidigt worden waren.

Agnes sah ihren Professor ungläubig an – so sarkastisch und frech ist bis jetzt noch kein Professor gewesen – eine positive Veränderung.

„Wir werden noch sehen, wer wen da etwas beibringt, Sir", forderte Agnes ihn heraus.

Lupin lächelte nur vielversprechend und ließ die Klasse Platz nehmen.

Im Gegensatz zu allen anderen Lehrern begann er seine Stunde nicht mit einem Vortrat über die ZAGs.

„Ihr habt ihn sicher schon alle oft genug gehört", winkte Lupin ab, „In diesem Fach ist nichts anders, als in allen anderen Fächern und ich kann Ihnen wohl auch nicht sagen, welche Note ihr brauchen werdet, um den Kurs weiter zu besuchen, da ich vermutlich sowieso nächstes Jahr nicht mehr an dieser Schule unterrichten werde. Immerhin scheint ein Fluch auf dieser Stelle zu liegen – hoffen wir alle, dass ich nicht sterbe oder Voldemort von mir Besitz ergreift", hoffte Lupin und Agnes zuckte bei der Erwähnung des Namens zusammen, wie auch einige andere in der Klasse.

„Stattdessen werde ich Sie dem diesjährigen Thema vorstellen", bestimmte Lupin, „Und wie der Zufall es will, ist dieses Thema perfekt für dieses Jahr. Jetzt, wo ständig Dementoren auf dem Schulgelände sein könnten."

Dumbledore hatte bei seiner Anfangsrede von den schrecklichen Wesen gesprochen, die wohl auch im Zug gewesen waren und die Lupin erfolgreich vertreiben konnte. Auch Agnes hatte ihre schlechten Erfahrungen mit ihnen gemacht und wollte ihnen am liebsten nie wieder begegnen, aber bei ihr ließ es sich nicht verhindern.

„Wir lernen Verteidigungszauber dieses Jahr, aber nicht nur normale Verteidigungszauber, nein!", begann Lupin dramatisch, „Sondern wir lernen auch Zauber, die man einsetzen kann, wenn dein Gegner immun gegen andere Zauber ist."

„Das ist nicht möglich", bemerkte Randy sofort, „Warum sollte jemand immun gegen einen Zauber sein?"

„Dein Name ist?", fragte Lupin, „So lerne ich auch sofort all Ihre Namen!"

„Burrows – Randolph Burrows, Sir", stellte Randy sich vor, „Und es ist doch nicht möglich, dass jemand immun gegen einen Zauber ist, außer ich verwende einen Gegenzauber."

„Ich muss Ihnen widersprechen, Randolph", widersprach Lupin, „Habt ihr schon einmal vom „Addieren von Zaubern" gehört?"

Randy und auch andere in der Klasse schüttelten die Köpfe.

„Es wird häufig bei Drachen und anderen Tierwesen angewendet. Ein einziger Schockzauber würde bei einem Drachen nichts bewirken, aber wenn mehrere Zauberer gleichzeitig denselben Zauber auf ein Wesen abfeuern, so wirkt er ganz normal. Leider funktioniert das auch mit Hexen und Zauberern. So kann es sein, dass ein einfacher, scheinbar harmloser Zauber tödlich enden kann", erklärte Lupin.

„Aber dann sind sie nicht ganz immun gegen die Zauber, sondern sie brauchen nur eine höhere Dosis!", warf ein Hufflepuff-Mädchen ein.

„Dein Name ist?", fragte Lupin das Mädchen.

„Lydia Zepplin, Sir", antwortete sie ein wenig schüchtern.

„Sehr gut mitgedacht, Lydia, fünf Punkte an Hufflepuff", meinte Lupin und das Lydia sah stolz auf sich aus, „Aber es gibt auch Wesen, die komplett immun gegen Zauber sind. Ein Beispiel sind Dementoren, die man nur mit einem Patronus verscheuchen kann."

„Was sind Dementoren, Sir?", fragte Janet Whol und hob noch während sie sprach höflich die Hand und sie schien das Prinzip verstanden zu haben und stellte sich sofort vor, „Mein Name ist Janet Whol"

„Danke für die Frage, Janet. Was ist ein Dementor? Kann vielleicht jemand aus der Klasse es erklären?", fragte Lupin in die Runde und zuerst traute sich wohl niemand die Frage zu beantworten, bis Agnes ein wenig zögerlich die Hand hob.

„Ja,...", Lupin sah sie fragend an.

„Tripe. Agnes Tripe", stellte Agnes sich schnell vor und bemerkte, wie die freundliche Miene des Professors ein wenig einfror, bevor er sich wieder zusammenriss und wieder weiterhin freundlich aussah, „Dementoren sind vom Ministerium beauftragt und hüten die Gefangenen auf Askaban. Sie entziehen denen, die ihnen zu nahe komme alle guten Erinnerungen, Empfindungen und all die Hoffnung. Zurück lassen sie nur eine Hülle seiner selbst mit allen schrecklichen Erinnerungen. Man erkennt sie daran, dass in ihrer Nähe die Temperatur sinkt, es wird düster und man bekommt dieses Gefühl der Hilfslosigkeit."

„Sehr akkurat beschrieben, Agnes, zehn Punkte an Ravenclaw", lobte Lupin sie, „Dementoren sind schreckliche Wesen, denen ihr am besten nicht zu nahekommt."

Der Unterricht bei Lupin war interessant und überraschend lehrreich. Zuerst listete er eine Reihe von Zauber auf, die sie in diesem Jahr lernen würden und ein paar von ihnen hatte Agnes noch nicht gelernt, also konnte sie sich darauf verlassen, dass sie wenigstens etwas lernen würden.

Leider wurde ihre gute Laune dann von der nächsten Stunde – Geschichte der Zauberei wieder in den Keller getreten und sie kam auch bis zum Abendessen nicht mehr hervor, weswegen sie beschloss es ganz ausfallen zu lassen. Sie setzte sich lieber in den Ravenclaw-Gemeinschaftsraum und begann mit ihren Hausaufgaben – ihren Aufsatz für Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Es war weniger, als in den anderen Fächern, aber trotzdem war es Arbeit, die sie Zeit kostete.

Dorothy schlich sich zu ihr und sprang auf ihren Schoß, während Agnes angestrengt beschrieb, wie man theoretisch einen Patronus herbeirufen konnte.

Niemand sonst saß hier, da alle unten beim Abendessen waren, aber Agnes hatte eher selten wirklich Hunger, eine Angewohnheit, die ihren Freunden zuerst Sorgen bereitet hatte, aber mit der Zeit hatten sie sich daran gewöhnt.

Sie legte den vollendeten Aufsatz zur Seite und beschloss, ihn später zu korrigieren und in der Zwischenzeit begann sie mit der Geschichtearbeit, bei der sie nur ihre Mitschrift brauchte, anstatt Bücher aus der Bücherei wie bei Verwandlung und Zaubertränke.

Langsam trudelten später andere Schüler in den Gemeinschaftsraum, aber die wenigstens setzten sich sofort an ihre Hausaufgaben. Erst, als die Fünftklässler und Siebtklässler kamen, wurden die Tische immer voller.

„Ich habe dir etwas mitgebracht", begrüßte Roger sie, als er sie sofort an einem der Tische erblickte, „Deinen Lieblingsschokoladenkuchen. Ich habe gedacht, du willst vielleicht ein Stück."

„Danke", bedankte Agnes sich und nahm das Stück, das Roger in einer Serviette eingewickelt hatte entgegen. Sie freute sich über den Kuchen, aber ihr fehlte immer noch ein wenig von ihrem Aufsatz, weswegen sie den Kuchen erst einmal zur Seite stellte und die letzten Sätze noch auf das beschriebene Pergament kritzelte.

„Was hast du sonst schon erledigt?", fragte Roger, als sie Geschichte endlich zur Seite legen konnte.

„Nur Verteidigung gegen die Dunklen Künste", antwortete Agnes müde und gähnte laut, rieb sich die brennenden Augen und zog trotzdem noch Verwandlung zu sich, aber die Wörter verschwammen vor ihren Augen, sodass sie einen Satz mehrmals lesen musste, ohne den Sinn dahinter zu verstehen.

„Iss noch etwas Agnes und geh dann ins Bett", schlug Roger vor, „für die Hausaufgaben haben wir morgen noch Zeit."

„Ich glaube, das ist gar keine so schlechte Idee", gähnte Agnes und aß noch langsam den Schokoladenkuchen, den sicher Tinky gemacht hatte, bevor sie ihre Sachen achtlos in ihre Tasche warf und dabei einige Spritzer Tinte auf ihre Hand fielen, die sie achtlos in ihre Robe schmierte.

„Ich gehe ins Bett", verkündete sich und Roger sah von seinem Geschichte-Aufsatz auf.

„Gute Nacht, schlaf gut", wünschte er ihr und sie ging die Treppen hoch in den Treppenschlafsaal.

Diesen teilte Agnes sich mit drei anderen Mädchen, von denen nur eine hier war – Janet Whol.

„Hey, Agnes", begrüßte sie sie, „anstrengender Tag, oder?"

„Ich glaube, an meinen Augenlidern sind Steine gebunden", scherzte Agnes, „Ich kann sie kaum noch aufhalten. Herzlichen Glückwunsch übrigens – Vertrauensschülerin zu sein ist sicher eine große Verantwortung."

„Danke", bedankte Janet sich, „Mich hat es vollkommen überrascht. Ich hätte gedacht, du würdest es werden oder Helen, aber als ich dann den Brief bekommen habe..."

„Ich wäre nicht geeignet für den Job", winkte Agnes ab, „Ich habe besseres zu tun, außer Erstklässlern hinterherzujagen."

„Ja, das ist wirklich anstrengend", kicherte Janet.

Agnes zog sich ihre Uniform aus und betrachtete einen Moment die schwarzen Narben auf ihrem Arm. Sie versteckte sie nicht wirklich, aber sie zeigte sie auch nicht jedem. Jeder, der sich ein wenig besser mit Schwarzer Magie auskannte, wusste sofort, dass es Fluchnarben waren – Narben, die von einem Fluch oder verfluchten Gegenstand kamen. Harry Potter besaß auch so eine Narbe, aber die seine hatte keine so ungesunde Färbung, wie Agnes'.

Wie schwarze Blitze zogen sie sich über ihren ganzen Arm, wie eine tiefe Verwurzelung oder wie das dichte Dornengeäst im Verbotenen Wald.

Es sah bedrohlich aus und es war nicht besonders schön anzusehen, weswegen Agnes es am liebsten unter ihren Roben versteckte.

Janet hatte die Narben schon gesehen, alle Mädchen in ihrem Turm hatten sie schon gesehen und sogar Roger hatte sie schon einmal erblickt, aber trotzdem war es nichts, von dem Agnes wollte, dass es die ganze Schule wusste.

Sie zog sich ihre Schlafkleidung an – eine bequeme Hose und ein einfaches T-Shirt, bevor sie sich in ihr Bett legte.

Sie spürte noch, wie sich Dorothy, ihre Katze auf ihr Bett zwang und sich dicht an sie kuschelte, wie sie es jede Nacht tat, bevor Agnes in die Welt der Träume einging.

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