36. Kapitel

Fred und George warteten im Gemeinschaftsraum der Gryffindors auf Angelina – die Begleitung von Fred. Fred selbst wusste nicht, wer George begleiten würde und er machte sich ein wenig Sorgen, dass sein Zwilling niemanden hatte und sich erst unten vor der großen Halle eines der einsamen, verzweifelten Mädchen herauspicken würde.

Angelina kam die Treppen der Mädchenzimmer herunter. Sie trug ein wundervolles, dunkelviolettes Kleid, tatsächlich Schminke und sie hatte ihre Haare offen über ihre Schultern hängen.

„Du siehst wundervoll aus, Liebling", bemerkte Fred übertrieben und sarkastisch.

„Und du siehst grauenvoll aus, aber zum Glück können wir uns später betrinken, dann sehe ich dein Gesicht vielleicht nicht mehr so scharf", konterte Angelina.

„Willst du damit sagen, ich wäre scharf?", fragte Fred grinsend.

„Willst du damit sagen, ich wäre fett?", bemerkte Angelina in einem ernsten Ton und Fred zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.

„Okay, ich bin noch nicht bereit für so eine Unterhaltung. Wie wäre es, wenn wir nach unten gehen", schlug er vor.

„Eine wunderbare Idee, man könnte glauben, du würdest doch so etwas wie Intelligenz besitzen", meinte Angelina.

„Ihr würdet gut zusammenpassen", unterbrach George die beiden grinsend.

„Halt die Klappe, Weasley!", befahl Angelina, „Wer ist deine unglückselige Begleitung? Ich möchte ihr mein herzliches Beileid aussprechen."

„Das wirst du schon noch sehen", George verließ den Gemeinschaftsraum als erstes und Angelina sah Fred verwirrt an.

„Weißt du, wer ihn begleitet?", fragte sie ihn mit der Erwartung, wenigstens sein Zwilling würde es wissen, aber zu ihrer Überraschung zuckte er mit den Schultern.

„Keine Ahnung, ich rätsle auch schon, aber er will mir einfach nicht sagen, wer es ist. Vielleicht geht der arme Junge alleine", wisperte Fred, damit George es ja nicht hören konnte.

„Der arme", stimmte Angelina ihm zu und klang auf einmal nicht mehr gemein oder sarkastisch, sondern wirklich ernsthaft mitfühlend, „Hätte er etwas gesagt, einer meiner Freundinnen würde bestimmt gerne mit ihm gehen."

Fred zuckte wieder mit den Schultern und sie gingen gemeinsam nach unten. George war schon langsam vorgegangen und grinste sie an, als er sie hinter sich kommen sah.

„Was hat so lange gebraucht?", fragte er grinsend.

„Nichts", winkte Fred ab.

Vor der großen Halle warteten schon einige andere Schüler, die darauf warteten, dass sie hineingelassen wurden. Sie stiegen sich gegenseitig auf die Zehen und drängelten sich unsanft aneinander vorbei.

„Genauso habe ich Bälle in Erinnerung", bemerkte jemand abfällig und Fred zuckte bei dem Klang ihrer Stimme kurz erschrocken zusammen. Agnes stand nun zwischen ihm und George und sie sah einfach umwerfend aus. Ihr Kleid war kupferrot und passte perfekt zu ihr. Es schmeichelte ihrer Figur und brachte ihre kühlen, blauen Augen erst richtig zum Vorschein. Ihre weißblonden Locken waren zu einer Hochsteckfrisur kunstvoll mit goldenen Klammern gesteckt und um ihre nackten Arme waren goldene Armreifen. Noch nie hatte er sie geschminkt gesehen, aber die dunkle Umrandung um ihre eisblauen Augen brachten deren Farbe noch mehr zur Geltung.

„Du siehst bezaubernd aus, Agnes", lobte er sie und versuchte einen Klang von Spott in seine Stimme zu bringen, obwohl er es ernst meinte.

„Oi!", rief George aus, „Hände weg von meiner Begleitung!"

Angelina sah ungläubig zwischen Fred, Agnes und George hin und her.

„George, du gehst mit Agnes?", fragte sie und dieser nickte selbstsicher. Sie brauchte einen Moment und dann akzeptierte sie es: „Sehr gute Wahl, mein Lieber. Und Agnes, ich liebe dein Kleid!"

„Und ich deine Ohrringe! Sie passen perfekt zur Farbe vom Kleid – hast du sie verzaubert?", fragte Agnes.

Fred waren die Ohrringe von Angelina gar nicht aufgefallen und er sah schnell zu ihren Ohren.

„Nein, es ist ein Erbstück von meiner Großmutter und meine Mutter hat mir mehr oder weniger das Kleid zu dem Schmuck gekauft", erzählte sie.

Fred fühlte etwas in seinem Inneren – es war ein Gefühl seinem Zwilling gegenüber, das er noch nie gespürt hatte. Er hatte es schon anderen Personen gegenüber gespürt – als die gesamte Slytherin-Quidditchmannschaft neue Besen bekommen hatte, als seine Mom und sein Dad über Weihnachten zu Charlie nach Rumänien gereist waren oder als er Roger gesehen hatte, der sich offensichtlich sehr gut mit Agnes verstand, aber es gefiel ihm nicht, dass er dasselbe nun für George empfand, der Agnes elegant einen Arm hinhielt und sie nahm ihn lächelnd an. Deswegen hatte George ihm wohl auch nicht erzählt, mit wem er zum Ball gehen würde, immerhin wusste er ganz genau, dass er etwas für sie empfand (er war sich nur selbst noch nicht sicher, was es war), aber trotzdem hatte er sie gefragt, ob sie ihn begleiten würde.

Das Eichenportal wurde geöffnet und die Schüler aus Durmstrang traten ein, vorneweg Karkaroff und hinter ihm Krum mit Hermine. Agnes sah stolz auf ihr Werk und lobte sich innerlich selbst für die Haare. Es war ihr sehr gut gelungen, sie wenigstens etwas zu glätten und das blaue Kleid stand ihr ganz ausgezeichnet.

Professor McGonagalls Stimme ertönte kräftig über die Gespräche der Menge hinweg: „Die Champions hierher, bitte!"

Von ihrem Platz auf den Treppen konnte Agnes die ganze Menge überblicken und sah Fleur mit Roger, der überaus hingerissen von der Französin war, Harry wurde von Parvati Patil, einem Mädchen aus Gryffindor begleitet und Cedric von Cho. Krum und Hermine stellten sich ebenfalls zu den Champions und Agnes sah, dass viele der Schüler bewundernd zu Hermine sahen – als würden sie erst jetzt sehen, dass es sie war.

Nachdem die Champions im Inneren der großen Halle verschwunden waren, war es auch den anderen Schülern erlaubt einzutreten und George führte sie hinein wie ein echter Gentleman.

Die Champions wurden auf ein Podium geführt, während sich die anderen Schüler auf die anderen kleinen Tische aufteilten, auf denen jeweils zwölf Schüler Platz fanden.

George schob für Agnes einen Stuhl zurück und wartete, bis sie sich setzte, bevor er sich selbst neben sie niederließ.

„Zu höflich von Ihnen", bedankte sich Agnes übertrieben höflich und George neigte den Kopf ein wenig wie eine kleine Verbeugung: „Zu Ihren Diensten, Miss."

Fred und Angelina saßen neben den beiden und Fred warf seinem Zwilling und Agnes immer wieder einen unzufriedenen Blick zu, der natürlich nicht von Angelina unbemerkt blieb. Sie kannte die Zwillinge schon lange und sie wusste auch, dass sie sich immer alles erzählten und trotz allem waren es immer die zwei gegen die Welt, auch wenn Lee Jordan manchmal etwas weiter eingebunden war, als manch anderer, aber sie wusste auch, dass George seinen Bruder gut genug kannte, dass er wusste, dass Fred etwas für Agnes empfand. Selbst Angelina hatte es bemerkt, dabei studierte sie ihn erst wenige Minuten lang. Angelina wusste auch, dass alles, was George machte einen Grund hatte und sie meinte zu wissen, was sein großer Plan war.

George warf ihr einen vielsagenden Blick zu und nickte leicht. Angelina verstand und nickte ebenfalls. Sie war damit einverstanden.

„Einmal angenommen, man nimmt Snape und setzt ihm den Kopf einer Schlange auf, wäre es bizarrer, als McGonagall mit Katzenkopf?", fragte Agnes und Fred sah sie verwirrt an. Sie und George führten ein Gespräch über ein Thema, aber Fred wusste nicht, welches, nachdem er zu sehr in Gedanken versunken gewesen war und auf einmal sprachen sie von Snape mit Schlangenkopf.

„Wenn man mit einberechnet, dass er immer noch seine fettigen Haare auf dem Schlangenkopf hat, dann geht diese Runde eindeutig an ihn", antwortete George auf Agnes' seltsame Frage, „oder was denkst du, Freddie?"

„Äh...", stammelte dieser und wusste nicht, was er sagen sollte, „Keine Ahnung?"

„Was ist aber, wenn McGonagall den Körper einer Katze hat, aber noch immer ihren Kopf?", fragte Agnes.

„Das ist ein seltsames Gespräch", bemerkte Angelina und sah zwischen George und Agnes hin und her. Beide sahen sich an, zuckten mit den Schultern und führten es ungestört fort.

Nach dem Essen erhob sich Dumbledore und wies die Schüler dazu auf, dasselbe zu tun. Er ließ die Tische und Stühle einfach an den Rand schweben. Er beschwor eine Bühne herauf und stattete sie mit verschiedenen Instrumenten aus – einem Schlagzeug, mehreren Gitarren, einer Laute, einem Cello und einigen Dudelsäcken.

Die Schüler klatschten begeistert, als die Schwestern des Schicksals auf die Bühne stürmten, von denen Agnes nicht unbedingt ein Fan war, aber sie fand die Wahl der Musik trotzdem erträglich.

Die Champions des Trimagischen Turniers erhoben sich und die Schwestern begannen eine langsame, traurige Melodie zu spielen, während die Champions mit ihren Partnern zu tanzen begannen. Agnes beobachtete Roger dabei, wie er eng umschlugen mit Fleur im Kreis tanzte und auch Hermine sah glücklich aus, obwohl Krum nicht ganz so elegant wirkte, wie sie.

George stupste sie an und sie sah ihn fragend an.

„Wollen Sie mir die Ehre erweisen und mit mir tanzen?", fragte er grinsend. Agnes lachte leise auf und antwortete: „Natürlich, Sir. Es wäre mir eine Ehre."

Er zog sie auf die Tanzfläche, auf der bis jetzt nur die Champions umherwippten und legte selbstbewusst seine auf ihren Rücken und sie legte die ihre auf seine Schulter. Die andere Hand legte sie in die seine und sie fragte sich, ob Freds Hand auch so weich und warm war, wie seine.

George führte und in einem Walzer wirbelte er sie elegant durch die Halle, sodass manche Schüler erstaunt aufblickten. Man sah ihnen beiden an, dass sie eindeutig tanzen konnten und beide grinsten, als hätten sie sogar Spaß dabei.

„Du kannst also tanzen", bemerkte Agnes grinsend, während sich auch andere Schüler auf die Tanzfläche trauten.

„Ist das so erstaunlich?", fragte George und hob eine Augenbraue, „Fred kann übrigens auch tanzen."

„Ich bin mir nicht sicher, was ich mit der Information anfangen soll", bemerkte Agnes, aber sie grinste unkontrolliert und ihr Magen kribbelte angenehm.

George grinste und drehte sie auf der Stelle, bevor sie ohne Zögern weiter durch die Halle schwebten.

Fred sah die beiden, wie sie anscheinend perfekt zusammenpassten und so glücklich aussahen. Sie grinsten und redeten, obwohl sie komplizierter und auffälliger tanzten, als jeder andere Schüler. Etwas in ihm zerbrach und seine Brust schmerzte, als würde etwas Schweres darauf sitzen und ihm die Luft aus die Lungen pressen, seinen Magen zusammendrücken und... sein Herz zerquetschen.

„Willst du tanzen?", fragte er Angelina mit einem falschen Lächeln.

„Wenn du nicht erwartest, dass ich wie die beiden tanze", meinte Angelina verträumt und sah George und Agnes dabei zu, wie sie vollkommen schwerelos über den Boden zu schweben schienen.

„Nein, keine Sorge. Ich tanze auch nicht so gut, wie George", log er und führte sie auf die Tanzfläche. Sie wippten einfach hin und her und bewegten sich kaum von der Stelle.

Freds Blick glitt immer wieder zu Agnes und George.

„Du solltest sie fragen, ob sie mit dir tanzen will", schlug Angelina ihm vor und riss ihn so aus seinen Gedanken.

„Hu?", fragte er erstaunt.

„Agnes... du solltest mit ihr tanzen. Ich bin mir sicher, sie mag dich auch", riet sie ihm geduldig und lächelte verständnisvoll.

„Unwahrscheinlich... sieh doch, wie glücklich sie aussieht. Sie und George verstehen sich so gut – vielleicht sollte ich einen Schritt zurücktreten und sie George überlassen", meinte er schweren Herzens.

„Blödsinn!", fauchte Angelina und erschrak Fred so, „Sie verstehen sich vielleicht gut, aber George weiß, wie viel sie dir bedeutet und hat sie wahrscheinlich aus genau einem Grund eingeladen, mit ihm zum Ball zu gehen: Man kann sich gut mit ihr unterhalten! Stell dir vor, wir beide würden nur stumm gegenüberstehen und nichts miteinander reden wie Malfoy und Parkinson?"

Fred sah zu dem jüngeren Pärchen, dass in ihrer Nähe tanzte und tatsächlich schwiegen sich beide an. Sie konnten gut tanzen, aber zeigten es nicht so offen wie George und Agnes, sondern bevorzugten das unauffälligere Hin-und-Her-Wippen, das auch unterhaltsam sein konnte, wenn man dabei sprach und nicht beschämt durch die Gegend sah.

„Und zufällig weiß ich von Davies, dass Agnes erst vor kurzem überhaupt ein Date bekommen hat – davor hat sie unzählige andere abgewiesen, weil sie ihr zu langweilig waren", informierte Angelina Fred, der sie überrascht ansah.

„Sie hat mehrere Anfragen bekommen und sogar welche abgelehnt?", fragte er ungläubig.

„Und ich hätte gedacht, Liebe macht blind", seufzte Angelina genervt, „Agnes ist hübsch und beim Tanzen geht es unter anderem auch darum, anzugeben. Wer hat das hübscheste Kleid, wer die hübscheste Partnerin und in diesem Fall toppt Agnes viele. Hermine Granger ist auch nicht ohne – wenn sie etwas aus ihrem Aussehen macht, ist sie noch hübscher, als sonst."

„Agnes ist hübsch?", fragte Fred und sein Blick glitt wieder zu ihr, während George sie in die Luft hob und sie lachte auf. Tatsächlich war sie sehr hübsch und das wusste Fred, aber er mochte sie nicht deswegen.

„Irgendwie freut es mich, dass es dir bis jetzt noch nie so wirklich aufgefallen ist. Das bedeutet wenigstens, dass du sie wegen ihrer Persönlichkeit magst. Du hast meinen Segen, sie zu heiraten", grinste Angelina.

„Danke", Freds Stimme triefte vor Sarkasmus und der letzte Ton des langsamen Stücks wurde gespielt und die Schwestern des Schicksals stimmten ein schnelleres an.

„Willst du jetzt tanzen oder weiter in Selbstmitleid zerfließen?", fragte Angelina neckisch.

Als Antwort begann Fred wild zu tanzen und lachend tat Angelina es ihm gleich.

Agnes und George lösten sich aus der Menge und holten sich etwas zu trinken.

„Wo hast du tanzen gelernt?", fragte George sie.

„Mein Vater hat es mir beigebracht, sobald ich laufen konnte", grinste Agnes. Es war die einzige schöne Erinnerung, die sie von ihrem Vater hatte, aber sie verbot es sich, traurig darüber zu werden.

„Weißt du", begann George und beugte sich vor dicht an ihr Ohr herab, bevor er leise flüsterte: „Fred und ich haben es uns selbst beigebracht. Wir sind tagelang in unserem Zimmer gewesen und haben getanzt. Das habe ich noch nie jemanden erzählt – irgendwie peinlich, oder nicht?"

„Ein wenig", stimmte Agnes ihm grinsend zu, „aber jetzt kannst du wenigstens tanzen!"

„Harte Arbeit lohnt sich", rief George.

Agnes und er leerten ihre Getränke und sie stellten die leeren Gläser ab.

„Willst du noch einmal tanzen?", fragte George und Agnes wurde etwas rot.

„Ich... ich weiß nicht, ich bin nicht so gut in solchen Tänzen, vielleicht solltest du ein anderes Mädchen suchen, ich warte hier", bot sie an.

„Ach was!", winkte George ab und zog sie auf die Tanzfläche, „Man kann zu allem Walzer tanzen, man muss nur den richtigen Takt finden! Ich kann nämlich auch nicht so tanzen, wie mein lieber Bruderherz!"

Er zeigte auf Fred und Angelina, die beide wild durch die Gegend sprangen und offensichtlich Spaß dabeihatten, andere Tänzer zu verärgern. Sie mussten ihnen alle ausweichen, damit sie nicht geschlagen wurden und es bildete sich schon fast ein perfekter Kreis um sie herum.

Agnes und George nervten die Tänzer ebenfalls, aber weil sie sich – einen schnelleren Walzer tanzend – einen Weg durch die anderen Tanzenden bahnten.

Als es später wurde, wurde die Musik wieder langsamer und viele Pärchen verließen die Tanzfläche, um sich etwas zum Trinken zu holen, während wenige noch immer wippend zu sehen waren.

George und Agnes tanzten nahezu durch, aber sie zeigten keine Müdigkeit oder Langeweile, sondern sahen nach wie vor noch genauso elegant und hinreißend aus, wie bei ihrem ersten Tanz.

Als ein Lied verstummte und nach nächste zu spielen begann, stupste jemand George auf die Schulter. Es war Roger, der ihn angrinste und fragte: „Leihst du mir deine Tanzpartnerin für diesen Tanz?"

„Natürlich, hier ist sie!", rief George und schob Agnes zu ihm. Sie zeigte ihm die Zunge, legte aber ihre Hand auf Rogers Schulter.

Roger war kein besonders begabter Tänzer und sie drehten sich nur im Kreis, aber so konnte Agnes sich ein wenig ausruhen und verschnaufen.

„Wie läuft es mit Fleur?", fragte sie grinsend.

„Absolut grauenvoll", stand Roger und Agnes bemerkte, wie er zwar noch lächelte, aber das Lächeln nicht seine Augen erreichte.

„Warum? Was ist passiert?", fragte Agnes besorgt.

„Ich weiß nicht... ich... alles ist super gewesen, Fleur ist wunderschön und einfach wunderbar gewesen, aber dann haben wir uns geküsst und... und irgendwie war da nichts. In dem Moment, in dem ich sie gehabt habe, ist mir aufgefallen, dass ich sie gar nicht gewollt habe. Macht das Sinn?"

„Du hast nie bei Professor Nogard aufgepasst, oder?", fragte Agnes ihn und hob eine Augenbraue. Professor Nogard war ihr Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste in ihrem zweiten Jahr gewesen und nicht nur hatte er ein Faible für Drachenhaut gehabt, sondern war auch noch besessen von Veela, den wunderschönen Frauen, die Leute mit Schönheit, Tanz und Gesang verzauberten.

„Um ehrlich zu sein, ja", bestätigte Roger, „Ich habe besseres zu tun gehabt, als diesem Wahnsinnigen zuzuhören."

„Ich kann mich noch erinnern, was er zum Thema Veela gesagt hat", zeigte Agnes auf, „Wenn man von einer Veela verzaubert wird, entsteht keine echte Liebe – nur ein Verlangen. Und es liegt in der Natur des Menschen immer das zu verlangen, was er nicht hat."

„Also bin ich nie in Fleur verliebt gewesen, aber sie hat mich verzaubert mit ihrem Veela-Aussehen und deswegen empfinde ich jetzt nichts mehr für sie?", fasste Roger zusammen und seine Augen besagten, dass er ganz genau verstand, „Ich sollte sie suchen und mich entschuldigen. Es ist ja nicht ihre Schuld..."

„Das solltest du wirklich", bestätigte Agnes und sie hörten auf zu Tanzen, nur damit sie ihm auf den Hinterkopf schlagen konnte, „Und man lässt ein hübsches Mädchen nicht einfach allein auf einem Ball stehen!"

„Au!", beschwerte Roger sich und wollte schon etwas sagen, aber dann nickte er verständnisvoll, „Das habe ich verdient."

„Und jetzt geh und such sie", verlangte Agnes streng und Roger ließ sie stehen, um Fleur zu suchen.

Nach diesem Tanz, als es schon beinahe Zeit war, schlafen zu gehen, sah sie wieder die altbekannten roten Haare, aber statt George stand vor ihr Fred, der sie schief anlächelte.

„Darf ich?", fragte er und wurde etwas rot.

Als Antwort grinste Agnes und legte ihre Hand auf seine Schulter und Fred die seine auf ihren Rücken. Freds Hand schien perfekt die kleinere Hand von Agnes zu umschließen und sofort spürte sie wieder das Kribbeln im Bauch, aber es war nicht unangenehm, sondern beruhigend.

Anders als George bevorzugte Fred es nur hin und her zu wippten und George beobachtete seinen Bruder seufzend.

„Er könnte viel besser tanzen, als ich. Warum wippt er nur?", fragte er Angelina.

Diese zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich glaube, er traut sich nicht."

„Dann hoffe ich, er lässt sich Eier wachsen, denn sonst wird Agnes langweilig und ich kann dir jetzt schon sagen, dass es nicht gut enden wird", prophezeite George ihr.

„Lass sie doch, die beiden werden schon noch zueinander finden", winkte Angelina ab, als wüsste sie etwas, das sonst niemand wusste.

George sah noch zu seinem Zwilling, aber er wurde von etwas anderem abgelenkt. Etwas Abseits stand ein Mädchen, das George schon kannte. Er hatte sie an diesem Abend nicht häufig gesehen und er fragte sich, ob sie schon lange allein dort saß.

„Ich komme bald wieder", versprach George Angelina und ging zu der Schülerin. Angelina folgte ihm mit ihrem Blick und lächelte, als sie die beiden zusammen sah und schüttelte den Kopf. Vielleicht bekam George nun auch die Chance, seine Liebe zu finden, wenn er nicht gerade dabei war, seinen Bruder zu verkuppeln.

Agnes wurde tatsächlich langsam langweilig, wie George prophezeit hatte, denn Fred sah ihr auch nur in die Augen und sprach nichts, also lag es an ihr, das Gespräch zu beginnen: „Ich weiß doch, dass du tanzen kannst, also warum wippen wir?"

„Ich kann nicht tanzen", meinte Fred schnell.

„Blödsinn!", bemerkte Agnes und legte seine Hand auf ihre Schulter, während sie die ihre auf seinen Rücken legte und das kleinere Mädchen führte bei dem Tanz.

Als erstes war Fred zu geschockt, um zu reagieren und ließ sich tatsächlich einfach mitziehen, aber dann wechselte er doch wieder die Handposition und er übernahm die Führung.

Es war wie in einem Traum. Sie schwebten über den Boden und blendeten alles andere um sie herum aus. Es gab keine Zuschauer mehr, die sie verträumt beobachteten, es gab keine Schule mehr, es gab keine Lehrer mehr, sondern nur noch sie beide.

„Siehst du, du kannst doch tanzen!", grinste Agnes.

„Wie auch immer, Miss Tripe", schnaubte Fred.

Fred hob sie hoch in die Luft und einen Augenblick schwebte sie in seinen Armen, dann ließ er sie wieder auf festen Boden und zog sie näher an sich heran, sodass sie nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Langsam leerte sich die Tanzfläche und immer mehr sahen einfach dabei zu, wie die beiden im Kreis wirbelten, als wären sie eins. Agnes' Rock wirbelte immer dann, wenn sie sich drehte und ihre Beine bewegten sich synchron, als wüssten sie genau, was der Gegenüber machen würde.

„Sie sind schon ein tollen Paar", bemerkte George verträumt, der nun zusammen mit seiner neuen Begleitung, einem Mädchen aus Gryffindor namens Tia Fuego zurückgekehrt war.

„Du willst doch nur, dass Agnes bei den Familienfeiern bäckt", schnaubte Angelina und George grinste ertappt: „Vielleicht ein bisschen, aber er steht schon seit mindestens letztem Jahr auf sie, traut sich aber nicht, sie anzusprechen. Das muss Liebe sein."

„Du willst mir damit sagen, dass Fred ohne Zögern Toilettensitze nach Hause schickt, aber nicht die Liebe seines Lebens ansprechen kann?", fragte Angelina ungläubig, „Warum ist er eigentlich in Gryffindor?"

„In solchen Momenten frage ich mich dasselbe", seufzte George.

Die Musik verklang und Agnes blieb noch einen Moment in Freds Armen stehen, bevor sie langsam ihre Hände von ihm löste und ihn leicht gerötet ansah.

„Scheint so, als wäre die Nacht vorbei", wisperte sie, unsicher, was sie sagen sollte.

„Leider", Fred sah ihr tief in die Augen und sie wich seinem Blick aus, „Ich könnte noch viel länger tanzen."

„Geht mir genauso", lächelte Agnes, „Obwohl meine Füße langsam wund sind." Sie hatte es als Scherz gemeint, aber sofort hob Fred sie hoch, als würde er seine Braut über die Türschwelle tragen und sie schrie leise auf.

„Dann trage ich dich eben", meinte er und grinsend ging er hinaus. Einige Schüler sahen ihnen hinterher und kicherten, aber das war ihnen egal, denn auch die beiden lachten über sich. George sah seinem Bruder hinterher und seufzte zufrieden.

„Wer hätte gedacht, dass er es ganz alleine schafft", murmelte er.

„Aber jetzt solltest du auch dein Liebesleben in Ordnung bringen", verlangte Angelina streng und stieß ihn in die Richtung einer Schülerin.

„Klar doch", winkte George ab, „Das schaffe ich."

Fred trug Agnes bis zur Türschwelle der Ravenclaws und sogar hinein, da die Tür offenstand. Erst im Gemeinschaftsraum lief er sie wieder alleine stehen.

„Danke für deine Hilfe, aber die paar Treppen hätte ich auch allein gehen können", neckte Agnes ihn.

„Hättest du", stimmte Fred ihr zu, „Aber warum einfach, wenn es kompliziert geht?"

„Weil kompliziert immer witziger ist", lächelte Agnes und bevor Fred antworten konnte, küsste sie ihm auf die Wange und wünschte ihm schnell: „Gute Nacht, Fred!", bevor sie die Treppen hochrannte und Fred paralysiert stehen ließ.

„Herzlichen Glückwunsch", grinste Roger, der es beobachtet hatte und klopfte Fred auf die Schulter.

Fred nickte nur, drehte sich um und verließ den Ravenclawturm.

Im Gryffindorturm schlief noch kaum jemand und alle waren im Gemeinschaftsraum versammelt und tauschten aus, was sie getan hatten in dieser Nacht. Sobald Fred durch das Loch gekrochen kam, wurde er schon von George angesprungen.

„Und? Was ist passiert?", fragte er aufgeregt, aber so leise, dass es nur die in ihrer unmittelbaren Nähe hörten, aber die kümmerten sich nicht um sie.

„Es war toll", hauchte Fred verträumt und scheuchte einen Drittklässler von dem Sessel am Kamin.

„Hab ich dir nicht gesagt, sie mag dich auch?", fragte Angelina feixend.

„Wir haben nur getanzt – das ist keine Liebeserklärung!", widersprach Fred.

„Red dir das nur ein, Freddie, aber ich weiß, was ich gesehen habe", bemerkte sie, „Ich gehe ins Bett, wir sehen uns morgen."

„Ich gehe auch schlafen – ich habe die ganze Zeit getanzt", gähnte George. Die beiden gingen hinauf und legten sich in ihre Betten.

„Gute Nacht, George", wünschte Fred ihm.

„Gute Nacht, Fred", wünschte George ihm.

Und die beiden schliefen ruhig mit einem Lächeln im Gesicht ein.

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