35. Kapitel
„Agnes! Du musst mir helfen!", rief Hermine quer durch den Gang und viele Schüler sahen sie neugierig an, als sie schnell zur älteren Ravenclaw rannte.
„Wobei? Bist du sicher, dass ich die Richtige für dieses Problem bin?", erkundigte Agnes sich, „In meinen Händen ist nämlich gerade ein Blech voller frischer Kekse."
„Ich habe ein Date für den Weihnachtsball", keuchte Hermine leise, „Und ich weiß nicht, was ich anziehen soll!"
Agnes schaute sie einen Moment ernst an, bevor sie die Kekse dem nächsten Erstklässler in die Hände drückte und sicher meinte: „Das ist tatsächlich ein Problem, das wir zusammen lösen können – ich weiß es nämlich auch noch nicht!"
„Was machen wir jetzt?", rief Hermine laut, „Der Ball ist schon in wenigen Stunden!"
„Ich helfe zuerst dir, dann du mir und dann helfen wir uns gegenseitig!", beschloss Agnes und eilte voraus zu den Treppen. Hermine folgte ihr schnell und Agnes ließ sie erst vorgehen, als sie nicht mehr weiterwusste.
Die beiden Mädchen gingen zusammen zum Gryffindorturm und Hermine dachte nicht einmal daran, dass es eventuell verboten sein könnte, einen anderen Schüler aus einem anderen Haus mit in den Turm zu nehmen, weil sie einfach nur glücklich darüber war, dass sie jemanden gefunden hatte, der ihr helfen würde.
Im Gemeinschaftsraum waren Fred und George umgeben von einer Gruppe jüngerer Schüler, während Fred versuchte einen Handstand zu machen und George ihn begeistert anfeuerte. Die Tür schwang auf und Hermine ging voraus, während Agnes ihr folgte und einen Moment brauchte, um sich den Gemeinschaftsraum anzusehen. Fred erblickte sie und vor Schreck kippte er einfach um und landete direkt auf George. In einem chaotischen Haufen am Boden zusammengefallen sah Fred Agnes dabei zu, wie sie ihm nur einen leicht verstörten Blick zuwarf, bevor sie mit Hermine zu den Mädchenschlafräumen hochrannte.
„Verdammt, Fred!", schimpfte George und befreite sich unter seinem Hintern, „Was sollte das denn?"
„Warum kommt denn auch Agnes Tripe plötzlich hier hinein! Jetzt hat sie mich gesehen, wie ich mich zum größten Vollidioten gemacht habe!", jammerte Fred.
„Agnes ist hier?", fragte George, „Warum?"
Die Schlafräume ähnelten denen der Ravenclaws, wie Agnes fand, aber alles war statt Blau und Bronze eben Rot und Gold.
Hermine holte aus ihrer Kiste ein Kleid – es war wirklich hübsch, aber eher ein Sommerkleid, als ein Ballkleid.
„Wie ist das hier?", fragte Hermine unsicher.
„Hast du noch etwas Anderes?", fragte Agnes nicht überzeugt und Hermine kramte von ganz unten ein weiteres Kleid, das aber schon besser war. Es war blau und wirklich ein Ballkleid.
„Das ist doch perfekt und wunderschön! Warum hast du es nicht sofort vorgeschlagen?"
„Ist es nicht ein wenig zu auffällig und pompös?", meinte Hermine unsicher.
„Ich vermute jetzt einfach einmal ohne es als Beleidigung zu meinen, dass du noch nie auf einem Ball warst", vermutete Agnes amüsiert und Hermine wurde leicht rot, was Agnes als Antwort reichte, „Bei einem Ball geht es auch darum, einfach so schön wie möglich zu sein. Es ist diese eine Nacht, bei der sich dein Status in der Gesellschaft verändern kann – zum Guten und zum Schlechten. Wenn meine Eltern mich zu einem Ball oder einem Gelage mitgenommen haben, haben sie mir eingebläut, dass ich mich so gut benehmen musste, wie ich konnte. Ich durfte mir keinen Fehltritt erlauben oder mich auch nur beklagen – ich war damals nicht einmal drei."
„Warum haltet man dann überhaupt einen Ball? Es klingt nicht gerade lustig", fragte Hermine entsetzt.
„Weil genau das das lustige an einem Ball sein kann", zeigte Agnes auf, „Du wirst es schon merken, sobald du einen besucht hast, aber jetzt kümmern wir uns eher darum, dass du heute allen zeigst, was in dir steckt!"
Mit dem Kleid und Hermine im Schlepptau zog Agnes sie wieder die Treppen hinunter, an Fred und George vorbei, die den beiden neugierig mit ihren Blicken folgten, aber nicht wussten, warum die beiden so aufgeregt waren.
„Was trägt Schönheit in sich?", fragte der Adler an der Tür und ohne zu zögern beantwortete Agnes: „Wir beide – jetzt sind wir noch normal, aber sobald wir fertig für den Ball sind, sind wir wunderschön!"
„Hübsche Antwort", lobte der Adler und ließ die beiden tatsächlich hinein. Hermine hatte nur einen Augenblick um den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws mit den Bücherregalen und der schneeweißen Marmorstatue von Rowena Ravenclaw zu bestaunen, sowie der wundervollen Aussicht zu den Bergen, bevor Agnes sie in ihren Schlafsaal schleppte.
Er war noch leer – die anderen Mädchen machten sich wohl noch nicht fertig, aber das war gut, denn so hatten sie noch einen Moment halbwegs Ruhe, bevor auch noch die anderen vier Mädchen sich stressen würden.
Agnes zögerte nicht – sie hatte ihr Kleid schon am Vorabend bereitgelegt und es hübsch ordentlich auf ihrem Bett platziert. Es war kupferrot und Agnes besaß es schon seit Jahren. Es hatte ihrer Mutter gehört und Kingsley hatte es ihr gegeben, nachdem die Auroren Agnolia festgenommen hatten. Es war wertvoll und wunderschön, weswegen Agnes es nicht verschenkt oder verkauft hatte, sondern es tatsächlich behalten hatte, was sich jetzt als eine gute Entscheidung herausstellte, da sie irgendein Ballkleid brauchen würde und so konnte sie sich eindeutig Geld sparen.
„Das ist wundervoll!", keuchte Hermine und sah sich das alte, außergewöhnliche Kleid mit langem, weiten Rock an, „Woher hast du es?"
„Ein Familienerbstück!", antwortete Agnes kurz und Hermine machte: „Oh..."
„Wie wäre es, wenn wir versuchen, deine Haare ein wenig zu glätten?", schlug Agnes vor, „Ich weiß auch schon genau, wie!"
Während Agnes in Hermine und ihre eigenen Haare „Seidenglatts Haargel" einmassierte und es einwirken ließ, blätterte Hermine geduldig in ein paar von ihren Schulbüchern und fragte ab und zu etwas.
„Mit wem gehst du eigentlich zum Ball? Hast du eine Begleitung?", fragte Hermine schließlich.
„George Weasley hat mich gefragt", erzählte Agnes und Hermine sah erstaunt auf.
„George?", vergewisserte sie sich, „Bist du sicher, es war George und nicht Fred?"
„Warum fragt das jeder?", rief Agnes aus, „Hat George eine Freundin oder warum denkt jeder, ich wäre nicht gut genug für ihn?"
„Es ist nicht das!", versprach Hermine, „Ich habe nur das Gefühl gehabt, als wäre Fred an dir interessiert, aber vielleicht war es doch George."
„Wir gehen nur als Freunde hin", winkte Agnes ab, „Und ich habe bis gerade eben noch gedacht, du würdest mit Fred hingehen."
„Warum? Hat er etwas davon gesagt?", fragte Hermine verblüfft.
„Nein, aber ich habe irgendwie gedacht, Fred würde auf dich stehen", gab Agnes zu, „Irgendwie hätte ich es wohl süß gefunden, wenn der Spaßmacher und die Kluge zusammenkämen."
„Du bist auch klug", zeigte Hermine auf und Agnes runzelte die Stirn.
„Nur, weil ich in Ravenclaw bin, heißt das nicht, dass ich automatisch klug bin", erinnerte Agnes sie.
„Und trotzdem bist du klüger, als andere", lächelte Hermine, „Also könntest du doch die Kluge zum Spaßmacher sein!"
„Das wäre ja ganz nett", seufzte Agnes, „Aber ich glaube nicht, dass Fred auch nur im Entferntesten daran denkt, mit mir zusammen zu sein – sonst hätte er mich doch gefragt, ob ich mit ihm zum Ball gehe und nicht George. Ich denke, die Zwillinge würden voneinander wissen, wen sie mögen und wen nicht, also ist Fred zu neunundneunzig Prozent nicht an mir interessiert!"
„Aber ein Prozent ist dann noch übrig", erinnerte Hermine sie, „Und du stehst eindeutig auf ihn!"
„Ist das so offensichtlich?", fragte Agnes entsetzt und fragte sich, ob wohl schon die ganze Schule davon wusste, aber zum Glück schüttelte Hermine den Kopf und versprach: „Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, wenn wir jetzt nicht dieses Gespräch begonnen hätten. Eigentlich hätte ich gedacht, Fred wäre derjenige, der dich mag und du denkst nicht gleich darüber und deswegen seid ihr noch nicht zusammen!"
„Oh, nein!", widersprach Agnes trocken, „Fred ist eher der, der weit entfernt scheint. Aber es ist sowieso nur ein kleiner Crush – ich bin nicht verliebt, versprochen!"
„Ich weiß, du glaubst mir nicht, wenn ich sage, dass Fred dasselbe empfindet, also sage ich dir, dass ich bei eurer Hochzeit eine Rede halten werde, wie ich es dir gesagt habe – ich weiß, dass ihr beide eine Zukunft habt!", schwor Hermine.
„Hermine, ich wünschte, ich wäre so positiv, wie du, aber vielleicht ist es besser so – meine Familie ist grauenvoll und Fred sollte sich nicht mit einem Tripe abgeben. Vielleicht habe ich ihn gar nicht verdient."
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