33. Kapitel

Agnes war zwischen Roger und Randy eingequetscht, die sich beide kaum auf ihren Sitzen halten konnten und sich aufgeregt vorbeugten.

Neben Randy saß ein Junge in Agnes' Jahrgang, er war aber aus Hufflepuff.

Bei Roger waren Grant und Duncan, jeweils ein Mädchen in ihren Armen, die sich ebenfalls aufgeregt über die erste Aufgabe unterhielten.

„Drachen!", bemerkte Roger beeindruckt, „Ich hätte wirklich alles erwartet, aber hier nicht!"

Agnes antwortete ihm nicht sofort, sondern sah sich nur unten in der Arena um, in der bald die Champions gegen jeweils einen Drachen antreten würden und ihm ein goldenes Ei zu stehlen versuchen.

Schließlich erblickte Agnes denjenigen, den sie gesucht hatte unten, wo auch die Schiedsrichter und einige Lehrer, sowie Madam Pomfrey waren – Charlie Weasley. Auch er hatte sie erblickt und winkte ihr zu, bevor er ihr deutete, dass sie ruhig kommen konnte.

„Willst du es dir näher ansehen?", fragte Agnes Roger leise, damit sonst niemand es hören konnte, aber er sah sie verwirrt an.

„Näher? Wir sitzen in der ersten Reihe – näher geht es doch nicht", wisperte Roger ebenso leise.

„Komm mit!", ohne etwas zu erklären, stand Agnes auf und drängte sich an den Schülern vorbei. Roger blieb noch einen Moment erstarrt auf seinem Sitz sitzen, bevor er ebenfalls aufstand und ihr folgte.

Agnes kletterte heimlich über die Absperrung und schlich sich zu Charlie, der sie schon erwartete. Er hatte eine Tasse in der Hand und als Agnes näherkam, roch sie, dass es Kaffee war. Und es musste ein wirklicher starker Kaffee sein, denn er war pechschwarz und duftete ziemlich stark.

„Schön, dass du hergefunden hast", begrüßte er sie und sie umarmten sich, wobei es Charlie irgendwie gelang, nichts von seinem Kaffee zu verschütten. Wahrscheinlich hatte es schon mehr Übung darin, Leute mit Kaffees in der Hand zu umarmen und Agnes konnte sich schon denken, bei wem er das gelernt hatte. Roger stand hinter Agnes und konnte noch nicht ganz glauben, dass seine beste Freundin tatsächlich einen Weg gefunden hatte, dass sie sich das Spektakel noch näher ansehen konnten.

„Das ist der Wahnsinn!", staunte er leise und beschloss dann ebenfalls Charlie zu begrüßen: „Ich bin übrigens Roger – Roger Davies. Ich vermute, du bist Charlie?"

„Der bin ich", bestätigte Charlie und schüttelte kräftig seine Hand – der Händedruck erinnerte Roger an Marcus Flints Händedruck vor einem Quidditch-Spiel, aber dahinter lag irgendwie nicht so viel Gewalt, sondern er war einfach nur kräftig, „Du bist Leto Davies Bruder?" Charlie sah nicht wirklich glücklich darüber aus und Roger vermutete, dass er seine Schwester kennengelernt hatte.

„Der bin ich", bestätigte Roger.

„Roger ist anders, als Leto", beruhigte Agnes lächelnd und schlug ihm freundschaftlich gegen die Schulter. Charlie beobachtete die Interaktion und konnte nicht anders als sich einen Moment zu fragen, ob die beiden wohl zusammen waren, aber er beschloss erst einmal nicht so zu denken – ansonsten würde er letztendlich doch noch die nicht existente Beziehung zwischen Fred und Agnes zerstören.

„Wenn ihr niemanden im Weg steht, könnt ihr hierbleiben", bot Charlie an, „Von hier hat man den besten Ausblick – man kann sogar den Schwefel riechen, wenn die Drachen Feuer speien."

„Oh", machte Roger etwas unsicher, aber Agnes war vollkommen begeistert und grinste von einem Ohr zum anderen.

„Klar doch!", rief Agnes, „Das lasse ich mir doch nicht entgehen!"

„Sehr gut", bemerkte Charlie zufrieden, „Dann kommt mit!"

Er zog Agnes hinter sich her und Roger folgte ihnen schnell.

Natürlich führte Charlies Weg ihn sofort zu Liza, die in dem Zelt war, in dem eine kleine Krankenstation aufgebaut worden war und dort warteten auch einige Leute auf die Champions, die gegen die Drachen antreten würde. Agnes sah Professor McGonagall und Hagrid, die bestimmt ebenfalls von diesem außergewöhnlichen Platz alles sehen wollten.

Liza unterhielt sich gerade mit Madam Pomfrey, sie hatte ein Klemmbrett in der Hand und scheuchte andere Drachenwärter herum, die wohl ihren Anweisungen so folgen schienen. Es war seltsam, die kleine, blonde Frau inmitten des Chaos zu sehen und Agnes fiel auf, dass Liza ein wenig gestresst wirkte.

„Liza!", rief Charlie und sie drehte sich um, lächelte aber, als sie Charlie sah und schien sich etwas zu entspannen, „Ich hab' Kaffee!"

„Charlie!", begrüßte sie ihn und kam ihnen entgegen. Sie umarmte Charlie stürmisch und wieder verschüttete er keinen Tropfen von dem Kaffee, den sich Liza schnell schnappte. Sie roch erst einmal daran, seufzte zufrieden, bevor sie genüsslich einen Schluck nahm. „Ah... Gut, dass du da bist! Aus irgendwelchen Gründen denkt jeder, dass ich ein wandelndes Wörterbuch bin! Ich meine, ich bin schon als Übersetzerin auch hier, aber meine Hauptaufgabe sollte doch das Heilen sein, oder nicht? Ich fühlte mich so zurückgestuft! Drei Jahre Heilerausbildung für so etwas!"

Eine Schülerin aus Beauxbatons suchte sich diesen unpassenden Moment aus, um Liza auf Französisch anzusprechen, aber anders, als Agnes erwartet hatte schimpfte Liza nicht, sondern blieb entspannt und antwortete ihr höflich auf Französisch zurück. Das Mädchen bedankte sich und verschwand wieder, während Liza wieder zusammensackte, als wäre das der Beweis dafür gewesen.

„Entspann dich!", beruhigte Charlie sie schmunzelnd.

„Ich kann mich erst entspannen, wenn alle überlebt haben und ich wieder zurück ins St. Mungo kann!", widersprach Liza ihm und Charlie lachte leise, „Sorge du dich lieber darum, dass die Drachen das alles überstehen! Wenn sie nur halb so gestresst sind, wie ich, haben sie bald einen Herzinfarkt."

„Roger, das ist Liza", stellte Charlie sie dem Jungen vor, „Du kennst sie vielleicht noch von früher. Mittlerweile arbeitet sie im St. Mungo-Hospital für magische Krankheiten und Verletzungenals Lernheilerin in der Abteilung für Verletzungen durch Tierwesen angestellt."

„Wenn ich davor nicht vor Stress sterbe", widersprach Liza ihm und strich nervös ihren limonengrünen Umhang glatt, „ich weiß genau, dass ich nur hier bin, weil ich die Franzosen und Bulgaren besser verstehe, als andere hier. Sprachen lernen war für einen Zauberer wohl noch nie wichtig."

Ein Pfiff ertönte und Charlie fiel auf: „Es beginnt wohl gleich – ich sollte wieder nach vorne und auf die Drachen aufpassen. Wir sehen uns später, Liza!"

„Sowieso", winkte Liza ab, „Und ich hoffe, wir sehen uns wieder, Agnes und Roger. Aber nicht im Krankenhaus – passt auf euch auf und kommt nicht ins Krankenhaus!"

Das war wohl ein guter Rat, den Agnes einhalten wollte. Liza wirkte die meiste Zeit klug, aber so einen Rat hätte Agnes sich auch selbst geben können.



Cedric Diggory war der erste, der gegen seinen Drachen antreten musste und Agnes sah dabei zu, wie er einen Stein in einem Labrador verwandelte, der um den Drachen herumsprang und ihn offensichtlich nervte, aber als Cedric sich gerade das Ei schnappen wollte, entschied die Drachenmama sich wohl anders und spie erst einmal kräftig Feuer auf den Hufflepuff, der den Flammen nur auswich, sodass er nicht ganz geröstet wurde, aber er konnte auch nicht verhindern, dass er verbrannt wurde. Das Gute daran war, dass er das Ei hatte und er vor dem Drachen fliehen konnte, bevor sie ihn ganz umbrachte.

Fleur ging anders an die Sache heran – sie wollte das alles wohl friedlich und mit so wenig Problemen wie möglich hinter sich bringen und versuchte es mit einem Zauber, den Agnes nicht hörte, aber plötzlich begann der Drache zu wanken und seine Augen schienen schwer zu werden. Fleur sah zufrieden mit sich aus, aber die zufriedene Miene wurde leicht genervt und empört, als sie das Goldene Ei schon in den Händen hielt und der Drache plötzlich zu schnarchen begann. Das Geräusch an sich löste schon ein leichtes Erdbeben aus, aber dazu kam noch, dass der Drache plötzlich Flammen spie und Fleurs Rock in Flammen setzte. Sie schrie auf und zückte ihren Zauberstab, fuchtelte nutzlos damit in der Luft herum, bevor ihr der richtige Zauber einfiel und sie ihren Rock mit Wasser löschte.

Krum war wohl das genaue Gegenteil von Fleur. Er ging sofort mit Gewalt an die Sache heran und suchten den Kampf, indem er einen Zauber direkt in das Auge des Drachen schleuderte. Agnes war erstaunt darüber, wie akkurat und genau er getroffen hatte, denn die Augen des Drachen waren vergleichsweise ziemlich klein, aber sie zuckte zurück, als der Drache vor Schmerz anfing herumzutrampeln und die Hälfte seiner echten Eier zerquetschte.

„Oh, nein!", rief Charlie entgeistert, „Die Eier! Wie kann er nur, dieser verdammte Tunichtgut! Warum kann er nicht einfach sein Gehirn benutzen und den Drachen nicht dazu bringen, seine eigenen Babys zu zertrampeln! Weiß er nicht, wie selten Drachen sich paaren?"

Charlie hatte Recht – eines der Ziele war es eigentlich, die Eier nicht zerstören zu lassen, aber trotzdem brachte dieser Stunt Krum an die Spitze und er bekam mehr Punkte, als ihm zustehen sollten. Wahrscheinlich, weil Karkaroff Krum eine zehn gegeben hatte, während er die anderen Champions wohl absichtlich schlechter bewertete, damit sein Goldjunge an die Spitze kam.

Jetzt fehlte nur noch Harry und Charlie half, den Drachen in die Arena zu bringen – den Hornschwanz.

Harry stolperte nahezu aus dem Zelt in die Arena und schien das Publikum gar nicht wahrzunehmen. Er war furchtbar bleich und schien wirklich sehr nervös zu sein und wieder fragte Agnes sich, wie es überhaupt erlaubt sein konnte, dass ein Junge in seinem Alter bei diesen öffentlichen Hinrichtungen dabei sein musste.

Er sah den Drachen, aber er griff nicht sofort an, sprach keinen Zauber gegen sie oder attackierte sie. Stattdessen hob er seinen Zauberstab in die Luft und rief laut und gut hörbar: „Accio Feuerblitz!"

Es war ein genialer Schritt, wie Agnes fand. Harry war ein ausgezeichneter Flieger und er war auf dem Besen beinahe zu Hause, doch einen Moment passierte nichts und Agnes hoffte, der Besen würde trotz der großen Entfernung kommen. Es war beinahe totenstill in der Arena, als plötzlich aus dem Wald der Besen flog und neben Harry in Hüfthöhe stehenblieb. Das Publikum flippte aus, während Harry die Beine über den Besen schwang und vom Boden abhob.

„Ausgezeichnet!", rief Charlie stolz, „Wirklich einzigartig! Eine gute Lösung!"

Einen Moment blieb Harry in der Luft stehen, dann schoss er hinauf – senkrecht auf die Erde zu. Der Drache folgte ihm mit ihrem Kopf und Agnes wollte schon erschrocken aufschreien, weil sie vermutete, was kommen würde, aber im letzten Moment riss Harry den Besen hoch und entkam so den Flammen, die ihn sonst erwischt hätten.

„Als würde er einem deiner Klatscher ausweichen", verglich Roger begeistert.

„Meine Güte, der kann fliegen!", kommentierte Bagman, „Sehen Sie das, Mr Krum?"

Harry flog in einer Spirale nach oben, aber der Drache folgte ihm immer noch und ließ ihn keinen Moment aus den Augen. Er flog über den Drachen, doch plötzlich schoss er in die Tiefe, musste wieder Flammen ausweichen, aber er übersah den Schwanz des Drachen, der ihn an der Schulter erwischte. Das Publikum stöhnte auf und einige kreischten, aber Harry blieb auf dem Besen und schien nicht vor Schmerzen zu sterben, also machte Agnes sich keine Sorgen um ihn.

Bei seinem nächsten Versuch flog Harry vor dem Kopf des Drachen hin und her – gerade weit genug weg, dass sie keine Flammen speien würde, aber sie ließ ihn nicht aus den Augen.

Immer höher stieg Harry, und der Drache reckte den Hals und schwenkte den Kopf noch immer hin und her, Harry stieg noch höher, der Drache brüllte wütend auf, er schlug mit seinem Schwanz aus, aber Harry war außer Reichweite. Harry schien auf etwas zu warten oder zu hoffen, aber bis jetzt war es noch nicht geschehen. Er flog immer weiter vor dem Drachen hin und her und er wich dem Feuerball aus, den die Drachendame nach ihm spie.

Und plötzlich bäumte der Drache sich auf, spannte seine großen, schwarzen, ledrigen Flügel und Harry stürzte hinab in die Tiefe, an dem Drachen vorbei, der ihn einen Moment aus den Augen verlor, aber es war lange genug, dass Harry sich das Ei schnappen konnte und damit außer Gefahr fliegen konnte. Charlie jubelte. Roger jubelte. Agnes jubelte. Sie umarmte Roger kräftig und zerquetschte wohl fast seine Innereien, aber in diesem Moment war es ihr egal, denn Harry hatte das Ei und er hatte überlebt. Harry war nicht tot und er war kein Versager!

Charlie beobachtete sie dabei, wie sie ihren besten Freund zerquetschte und fragte sich abermals, ob Fred wohl überhaupt keine Chance mehr hatte, er aber konnte und wollte die Hoffnung noch nicht aufgeben, aber er würde seinem Bruder wohl einen Brief schreiben und ihn einiges fragen, aber erst musste er in die Arena, um den Drachen wieder zu beruhigen, dann konnte er sich um das Liebesleben seines Bruders kümmern.

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