28. Kapitel
Erbärmlich war das Wort, mit dem Agnes am liebsten ihre Mitschülerinnen bezeichnet hätte, als diese erfolglos nach einer Feder herumfragten, damit sie von Viktor Krum ein Autogramm bekommen konnten.
„Jämmerlich", bemerkte sie, als sie sich an den Ravenclawtisch setzten und Roger hob eine Augenbraue.
„Jämmerlich? Sei froh, dass ich Mann genug bin, damit ich selbst nicht hinter Krum herrenne und ich frage, ob er mir vielleicht mit seinen Nägeln eine Narbe mit seiner Unterschrift verpassen könnte. Er ist der beste Sucher, der Welt!"
„Unbedingt eine Leuchte ist er aber nicht, oder? Immerhin hat er wahrscheinlich vergessen, mitzuzählen, als er bei der Weltmeisterschaft den Schnatz gefangen hat", erinnerte Agnes ihn, aber Roger hatte ihr nicht zugehört, denn sein Blick folgte den Durmstrang-Schülern, die sich aber zu seiner Missgunst an den Slytherintisch setzten.
Plötzlich ließ sich neben Agnes ein Mädchen, das ihren Schal um ihren Kopf gewickelt hatte nieder und lächelte sie freundlich an.
„Isch 'ier noch Platz?", fragte sie höflich.
Roger hing der Mund offen und Agnes befürchtete schon, er würde bald anfangen zu sabbern bei dem Anblick des hübschen Mädchens, aber sie stieß ihn unterm Tisch gegen das Schienbein und lächelte das Mädchen an, als sie antwortete: „Natürlich!"
„Mein Name isch Fleur – Fleur Delacour. Freut misch, eusch kennen su lernen", stellte sie sich vor.
„Agnes – Agnes Tripe und das ist Roger Davies", antwortete Agnes für ihren immer noch leicht paralysierten Freund.
Filch trug vier weitere Stühle an den Lehrertisch und Agnes fragte sich, wer außer den Schulleitern noch kommen würde, als diese schon die große Halle zusammen mit Dumbledore betraten und sofort sprang Fleur auf zusammen mit den anderen Beauxbatons-Schülern. Einige Hogwarts-Schüler lachten, aber die Franzosen schien das nicht zu kümmern und sie setzten sich wieder, als sich auch die riesige Madam Maxime niederließ. Agnes empfand so etwas wie Respekt für ihre Höflichkeit, fragte sich aber auch, ob sich bei ihnen die Schule ebenfalls wie ein zu Hause anfühlte, wenn man solche steifen Regeln befolgen musste.
Dumbledore blieb, anders als Madame Maxime oder Karkaroff noch stehen, um noch einer seiner Reden zu halten.
„Guten Abend, meine Damen und Herren, Geister und – vor allem – Gäste", begrüßte der Schulleiter sie feierlich, sah in die Runde und strahlte alle an – vor allem die ausländischen Schüler, „Ich habe das große Vergnügen, Sie alle in Hogwarts willkommen zu heißen. Ich bin sicher, dass Sie eine angenehme und vergnügliche Zeit an unserer Schule verbringen werden."
Fleur lachte unhöflich spöttisch und Agnes sah sie kurz verletzt an, immerhin lachte sie hier über ihr zu Hause, aber sie wusste, auch die Beauxbatons Schüler würden dieses Schloss lieben lernen.
„Das Turnier wird nach dem Festessen offiziell eröffnet", verkündete Dumbledore ohne auf die spöttischen Bemerkungen zu hören, „Nun lade ich alle ein, zu essen, zu trinken und sich wie zu Hause zu fühlen!"
Dumbledore setzte sich und die Schüssel auf den Tischen füllten sich.
Es sah noch wundervoller aus, als sonst, wenn es ein Festessen auf Hogwarts gab. Die Speisen waren kunstvoll angerichtet, unnötig verziert oder aufwändig angemacht.
„Dir gefällt das Schloss nicht, Fleur?", fragte Agnes und legte den Kopf schief. Die hübsche Französin besah sich noch die Gerichte und konnte sich anscheinend nicht so ganz entscheiden, was sie essen wollte. Es gab schon französische und bulgarische Gerichte, aber es waren noch immer der größte Teil an englischen und irischen Spezialitäten am Tisch.
„Es ist so dunkel und finster", gestand sie mit ihrem starken, französischen Akzent, „isch komme mir vor, als wäre isch in einem Keller!"
„Ich denke, man gewöhnt sich schnell daran", beruhigte Agnes sie, während Roger ihr nur ab und zu einen Blick zuwarf, sich sonst aber auf sein Essen konzentrierte, „Du solltest es einmal am Tag sehen – dann sind die Gänge nicht nur von Kerzen beleuchtet und alles ist heller!"
„Willst du an dem Turnier teilne'men?", erkundigte sich Fleur und nahm sich von der Bouillabaisse, einem französischen Fischgericht, das mehrere der Beauxbatons an dem Tisch der Ravenclaws nahmen, sodass diese schon beinahe leer war.
„Oh non!", hauchte Fleur und sah sich um, ob eventuell auf den anderen Tischen noch etwas übrig war. Sie entdeckte eine Schüssel voll auf dem Gryffindortisch und stand auf, um sie zu holen.
„Alles in Ordnung mit dir, Roger?", fragte Agnes ihn, als sie außer Hörweite war, „Du bist so still!"
„Sie ist hübsch, oder?", fragte er leicht verträumt und sah in ihre Richtung. Agnes folgte seinem Blick und musste zugeben, dass die blonde, junge Frau tatsächlich außergewöhnlich elegant und anziehend war.
„Wahrscheinlich hat sie Veela-Blut in sich", vermutete Agnes und betrachtete ihren Freund leicht besorgt. Agnes sah, wie sie Ron, Harry und Hermine fragte nach der Schüssel fragte und bemerkte auch, dass Ron sie ebenso verträumt anstarrte, wie Roger und viele andere Jungen.
„'ier", meinte Fleur und stellte die Schüssel ab, „Wenigstens etwas aus Frankreisch. Willst ausch etwas probieren?"
„Nur ein wenig", lächelte Agnes und Fleur tat ihr und sich selbst etwas auf die Teller.
Nach dem Dessert, das unter anderem auch aus französischen Süßspeisen bestand, verschwanden die Reste und Dumbledore erhob sich wieder, um weitere Ankündigungen zu machen. Agnes bemerkte, dass neben ihm und den anderen Schulleitern noch zwei andere Herren saßen – Ludo Bagman, der Minister für Sport oder so etwas ähnliches, wenn Agnes sich richtig erinnern konnte und Bartemius Crouch, Leiter der Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit.
Es herrschte eine gewisse Spannung, jeder fragte sich, wie die Teilnehmer an dem Turnier auserwählt wurden und ob sie doch noch als Minderjährige eine Chance hatten, diesen Richter, der das Entschied zu überlisten.
„Der Augenblick ist gekommen", begann Dumbledore und lächelte in das Meer der ihm zugewandten Gesichter, „Das Trimagische Turnier kann nun beginnen. Ich möchte einige erläuternde Worte sagen, bevor wir die Truhe hereinbringen, nur um unser diesjähriges Verfahren zu erklären. Doch jenen, die sie noch nicht kennen, möchte ich zunächst Mr Bartemius Crouch vorstellen, Leiter der Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit."
Einige klatschten höflich, aber keiner schien er wirklich zu interessieren, kaum jemand hatte von ihm gehört oder kannte ihn.
„– und Mr Ludo Bagman, den Leiter der Abteilung für Magische Spiele und Sportarten."
Das Jubeln war lauter, als bei Crouch. Die Sportler unter den Schülern kannten Bagman und er wirkte auch um einiges weniger einschüchternd und sympathischer, wie Agnes zugeben musste. Er begrüßte die Schülerschaft mit einem Winken und lächelte breit.
Crouch lächelte nicht, zeigte kein Zeichen davon, dass er überhaupt realisiert hätte, dass dort noch andere Schüler saßen, aber er sah auch nicht beleidigt aus, dass er kaum Beifall bekommen hatte.
„Mr Bagman und Mr Crouch haben in den vergangenen Monaten unermüdlich für die Vorbereitung des Trimagischen Turniers gearbeitet", fuhr Dumbledore fort und Roger flüstere leise: „Und das noch neben der Weltmeisterschaft! Alle Achtung, die haben letztes Jahr wohl einiges an Arbeit gehabt!"
„– und sie werden neben mir, Professor Karkaroff und Madame Maxime die Jury bilden, die über die Leistungen der Champions befindet", fügte Dumbledore noch hinzu.
Alle horchten bei der Erwähnung der Champions auf und wirkten noch aufmerksamer, als zuvor. Niemand tuschelte mehr, flüsterte oder war abgelenkt.
Dumbledore schien das nicht zu entgehen und er lächelte, als er sagte: „Wenn ich bitten darf, Mr Filch, die Truhe."
Filch hatte bis jetzt wie immer unauffällig in einer Ecke gestanden, trug aber jetzt eine juwelenbesetzte, wertvolle Truhe zu Dumbledore, die auch furchtbar alt aussah.
Wieder tuschelten Schüler aufgeregt und sie reckten die Hälse, damit sie einen Blick auf das Stück werfen konnten.
„Mr Crouch und Mr Bagman haben die Aufgaben, die die Champions dieses Jahr lösen müssen, bereits geprüft", sagte Dumbledore, während Filch die Truhe vorsichtig und sehr behutsam, als wäre es seine Katze Mrs Norris auf den Tisch stellte, „und sie haben die notwendigen Vorbereitungen für diese Herausforderungen getroffen. Wir haben drei Aufgaben über das ganze Schuljahr verteilt, die das Können der Champions auf unterschiedliche Weise auf die Probe stellen ... ihr magisches Können – ihre Kühnheit – ihre Fähigkeit zum logischen Denken – und natürlich ihre Gewandtheit im Umgang mit Gefahren."
Absolute Stille herrschte in der Halle, als würden alle auf einmal den Atem anhalten.
„Wie ihr wisst, kämpfen im Turnier drei Champions gegeneinander", fuhr Dumbledore gelassen fort, „von jeder teilnehmenden Schule einer. Wir werden benoten, wie gut sie die einzelnen Aufgaben lösen, und der Champion mit der höchsten Punktezahl nach drei Aufgaben gewinnt den Trimagischen Pokal. ein unparteiischer Richter wird die Champions auswählen ... der Feuerkelch."
Dumbledore zog seinen Zauberstab und schlug damit drei Mal auf den Deckel der Truhe. Langsam und knarrend öffnete er sich. Dumbledore streckte die Hand hinein und zog einen großen, grob geschnitzten Holzkelch heraus. Er selbst war nicht weiter bemerkenswert – sogar die Becher der Schüler sahen wertvoller aus, aber er war bis oben hin mit blauweißen, tänzelnden Flammen gefüllt.
Dumbledore schloss die Truhe wieder und stellte den Kelch auf den Deckel, wo ihn alle – sogar die kleine Agnes sehen konnten.
„Jeder, der sich als Champion bewerben will, muss seinen Namen und seine Schule in klarer Schrift auf einen Pergamentzettel schreiben und ihn in den Kelch werfen", erklärte Dumbledore, „Wer mitmachen will, hat vierundzwanzig Stunden Zeit, um seinen Namen einzuwerfen. Morgen Nacht, an Halloween, wird der Kelch die Namen jeder drei preisgeben, die nach seinem Urteil die würdigsten Vertreter ihrer Schulen sind. Der Kelch wird noch heute Abend in der Eingangshalle aufgestellt, wo er für alle, die teilnehmen wollen, frei zugänglich ist. Um sicherzustellen, dass keine minderjährigen Schüler der Versuchung erliegen", ergänzte Dumbledore und es kam Agnes so vor, als würde er einen kurzen Blick auf die Weasley-Zwillinge werfen, „werde ich die Alterslinie um den Feuerkelch ziehen, sobald er in der Eingangshalle aufgestellt ist. Niemand unter siebzehn wird diese Linie überschreiten können. Schließlich möchte ich allen, die teilnehmen wollen, eindringlich nahelegen, mit ihrer Entscheidung nicht leichtfertig umzugehen. Sobald der Feuerkelch einen Champion bestimmt hat, wird er oder sie das Turnier bis zum Ende durchstehen müssen. Wenn ihr euren Namen in den Kelch werft, schließt ihr einen bindenden magischen Vertrag. Wenn ihr einmal Champion seid, könnt ihr euch nicht plötzlich anders besinnen. Überlegt daher genau, ob ihr von ganzem Herzen zum Spiel bereit seid, bevor ihr euren Zettel in den Kelch werft. Nun, denke ich, ist es Zeit schlafen zu gehen. Gute Nacht euch allen."
„Und wie ich mir sicher bin, dass ich teilnehmen will!", meinte Roger stolz und stieß mit der Faust in die Luft.
„Agnes, willst du ausch mitmaschen?", fragte Fleur sie.
„Ich bin noch nicht siebzehn, aber selbst, wenn ich es wäre, würde ich es bevorzugen, nicht den Stress eines Champions zu erleben", meinte Agnes.
„Isch werde auf jeden Fall mitmaschen!", versicherte ihr Fleur und sah sich um. Ihre Mitschüler sammelten sich schon und sie verabschiedete sich noch: „Gute Nacht, man sie't sisch bestimmt wieder, Agnesch!", zum Abschied küsste sie Agnes noch links und Recht auf die Wangen und eilte zu ihren Schulkameraden.
„Was genau muss man machen, damit Miss Wunderschön einen küsst?", erkundigte sich George und sah ebenfalls zu den Beauxbatons-Schülern.
„Fleur? Sie ist nett, sie hat bei uns am Ravenclaw-Tisch gesessen. Vielleicht ein wenig eingebildet, aber sonst ganz okay", erklärte Agnes und verteidigte ihre neue Bekannte schon.
„Bekomme ich auch ein Gute-Nacht-Küsschen?", grinste Fred. Agnes verdrehte die Augen, ignorierte ihn aber sonst.
„Ich hätte auch gern ein Küsschen von Fleur gehabt", hauchte Roger enttäuscht.
„Dann hättest du vielleicht auch mit ihr reden sollen und sie nicht nur anstarren, als stünde Snape in Damenunterwäsche vor dir", bemerkte Agnes.
„Das Bild brennt sich in meinen Kopf!", schrie Fred panisch und tat so, als hätte er Kopfschmerzen.
„Du bist krank, Agnes Tripe, du solltest einen Arzt sehen", riet auch Roger ihr.
„Wie auch immer, nach der heutigen Putzaktion bin ich müde, lass uns in den Ravenclawturm gehen und eine Runde schlafen – ich habe das Gefühl, als könnte ich den ganzen Tag schlafen!", rief Agnes aus und sie gingen zum Ausgang, der aber von einer Menge Schüler blockiert wurde.
„Wissen die Durmstrangs nicht, wie man durch Türen geht oder was ist da los?", fragte George genervt, als sich die Menschenmenge auflöste und den Weg freigab.
Die ersten paar Treppen stiegen die vier gemeinsam hinauf, aber dann trennten sich die Wege von Ravenclaws und Gryffindors.
„Gute Nacht, Agnes. Schlaf gut!", wünschte Fred ihr.
„Dir ebenfalls und träum süß von Krum!", rief sie ihm noch zu, bevor sie außer Sichtweite war. Fred sah ihr noch hinterher, als ihm George gruselig ins Ohr flüsterte: „Du solltest sie nach einem Date fragen, bevor einer dieser süßen, starken, sensiblen Durmstrangs es tut!"
„Ich- ich habe damit kein Problem", bemerkte Fred und rannte die letzten Treppen hinauf und ließ seinen Zwilling lachend und kopfschüttelnd stehen.
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