2. Kapitel

„Davies! Tripe!", rief jemand hinter den beiden und beinahe synchron wirbelten sie herum um zu sehen, wer nach ihnen rief. Sie standen schon bei den Kutschen und bereit einzusteigen, aber vom Bahnhof rannten noch drei weitere Ravenclaws auf sie zu und sie warteten, bis sie sie eingeholt hatten. Zusammen stiegen sie ein und suchten sich jeweils einen Platz, während die drei, die gerannt waren schnaufend nach Luft schnappten.

„Ihr seid für diese kurze Strecke schon ziemlich außer Atem", neckte Agnes sie und der größte und älteste von ihnen funkelte sie mahnend an. Sein Name war Duncan Inglebee und er war ein Jahr älter als Agnes und Roger, die beide die fünfte Klasse besuchen würden. Duncan spielte wie auch Agnes als Treiber in der Ravenclaw-Quidditchmannschaft.

„Halt die Klappe, Tripe, ich bin den ganzen Sommer nicht so gerannt!", keuchte auch der kleinste von ihnen, der aber gleich alt wir Agnes war und auch in ihre Klasse ging. Sein Name war Randolph Burrows, aber alle nannten ihn Randy oder Burrows und neben Roger war er der zweite von drei Jägern im Team. Er war eher klein und schmächtig, dafür aber schnell und flink, das ihn schon häufig auf dem Feld geholfen hatte.

Der letzte der drei war Grant Page, der Hüter des Teams und wie auch Randy und Duncan ein enger Freund von Agnes, aber wie auch Duncan ein Jahr älter.

„Also", begann Randy und sah Agnes und Roger erwartungsvoll an, die beide schon seit ihrem zweiten Schuljahr im Team spielten, „Rückt schon raus mit der Sprache! Einer von euch zwei ist der neue Kapitän! Ich habe für Agnes gestimmt!"

„Es ist Roger", enttäuschte Agnes ihn grinsend und Geld wechselte ihren Besitzer, als sowohl Grant als auch Randy Duncan ein paar Knuts in die Hand drückten.

„Ihr habt gegen mich gewettet?", fragte Roger künstlich entsetzt und sah sie entrüstet an.

„Tut mir leid, Mann, ich habe wirklich gedacht, der alte Dumbledore macht Agnes zum Kapitän, aber du eignest dich auch", entschuldigte sich Grant.

„Natürlich eignet er sich besser, als ich!", widersprach Agnes ihm sofort und Roger grinste in die Runde.

„Dieses Jahr stampfen wir die anderen Teams in den Erdboden!", prophezeite Duncan und stieß mit der Faust in die Luft.

„Das kannst du Trelawney erzählen", neckte Grant ihn sofort, „Die freut sich bestimmt auf deine Vorhersagen!"

„Sehr witzig, aber ich meine es ernst!", schwor Duncan, „Wir haben den Pokal schon viel zu lange nicht in den Händen gehalten! Ich habe ihn überhaupt noch nie in den Händen gehalten! Ich betrachte ihn immer aus der Ferne wie ein Mädchen, das ich liebe, aber sie liebt mich nicht zurück!"

„Jetzt wird es wieder poetisch, und dabei hat er noch gar kein Butterbier getrunken", seufzte Randy und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, aber Grant widersprach ihm sofort: „Er hat eines im Zug getrunken, wenn ich ehrlich sein soll. Das würde auch so einiges erklären."

„Ich liebe euch, Leute!", rief Duncan plötzlich und warf seinen Arm um Randy und Grant, die beide nicht besonders begeistert darüber aussahen.

„Und jetzt spielt er wieder Theater", keuchte Randy und versuchte seinen Arm um seinen Hals zu lösen, aber Duncan war groß und stark, „Wann sind wir endlich in Hogwarts? Ich halte das hier nicht lange aus!"

„Nicht mehr lange, halte durch, Randy!", rief Agnes dramatisch und kicherte, als Randy so tat, als würde er ersticken und mit seiner Hand an seinen Hals griff.

„Ich sehe das Licht! Sagt den Professoren, dass ich sie liebe!", bat Randy mit schwacher Stimme und seine Augen fielen zu. Einen Moment lag er bewegungslos in Duncans Arm, bevor er zu lachen begann und alle anderem im Wagen stimmten mit ein.

„Jetzt hast du beinahe unseren neuen Vertrauensschüler gekillt!", tadelte Grant seinen besten Freund und Agnes sah erstaunt auf.

„Du bist Vertrauensschüler, Randy?", fragte sie ihn und er nickte, während er leicht rot wurde.

„Herzlichen Glückwunsch! Du hast es verdient! Wer ist deine Partnerin?", fragte Roger ihn.

„Janet Whol", antwortete Randy.

Agnes kannte Janet Whol, sie teilte sich mit ihr ein Schlafgemach und drei weiteren Mädchen aus Ravenclaw. Sie fand sie nett und passend als Vertrauensschülerin.

„Ich frage mich, wer dieses Jahr die unglückliche Stelle des neuen Verteidigung-gegen-die-Dunklen-Künste-Professors einnimmt. Ich hoffe, dieses Mal hält er länger durch!"

„Wohl eher nicht. In den sechs Jahren, an denen ich nun schon Hogwarts besuche, habe ich jedes Jahr einen neuen Professor in diesem Fach gehabt und sie werden jedes Jahr schlechter und schlechter in ihrem Job!", beschwerte Grant sich laut.

„Ich muss ihm ausnahmsweise einmal zustimmen", meldete sich Roger, „In den ersten zwei Jahren sind die Professoren ja noch in Ordnung gewesen, aber ab Professor Quirrell ging es mit dem Niveau nur noch bergab. Ich schwöre, sollten wir dieses Jahr wieder einen Professor Lockhart haben, sorge ich dafür, dass ich mich von dem Kurs abmelden kann!"

„So schlimm ist es auch nicht", widersprach Duncan, „Ich habe sogar meinen ZAG darin bestanden!"

„Wie viele hast du denn insgesamt bestanden?", hinterfrage Randy und Duncan sah unsicher zu Grant, der selbst breit grinste.

„Ich... ähm... fünf?", stammelte Duncan und einen Moment war es still. Niemand glaubte ihm das, aber dann realisierten langsam alle, dass er nicht spaßte.

„Fünf? Nur Fünf? Ich habe dir doch gesagt, du sollst mehr lernen!", schimpfte Randy laut und Duncan schrumpfte zusammen.

„Ich weiß, aber ich brauch die sowieso nicht! Ich werde Quidditch-Spieler und dann fragt mich niemand, wie viele ZAGs ich bestanden habe!", verteidigte er sich jämmerlich.

„Sogar ein Quidditch-Spieler muss lesen können, du Dumpfaffe!", meckerte nun auch Roger, „Du hättest so viele mehr geschafft, wenn du gelernt hättest!"

„Wie viele hast du, Grant?", fragte Agnes den anderen Sechstklässler.

„Hey, ich habe immerhin sechs!", gab Grant an, „Ich habe nur Geschichte, Wahrsagen und Arithmantik nicht gepackt. In Zaubertränke hätte ich ein Erwartungen übertroffen,aber dem alten Schleimbeutel Snape reicht das ja nicht!"

„Da kann Agnes sich nicht beschweren – in Zaubertränke kann sie wohl froh sein, wenn sie dieses Jahr überhaupt ein Schrecklich schafft, und kein Troll! Das wird wohl das erste Mal in der Geschichte der Zauberei sein, dass ein Schüler ein Troll in einem ZAG bekommt!", scherzte Roger und Agnes funkelte ihn gespielt wütend an.

„Halt die Klappe, Davies!", sie blickte aus dem Fenster und sah schon die hell erleuchteten Fenster des riesigen Schlosses, „Wir sind bald da."

Beim Festessen pflegte das Ravenclaw-Quidditchteam die Tradition, immer zusammen zu sitzen und neue Taktiken zu besprechen. Dieses erste Essen verlief jedes Jahr schon seit Generationen gleich und keiner hatte sich je beschwert, denn wer in Ravenclaw Quidditch spielte, tat dies mit Leidenschaft.

„Nachdem Crembley und Odous letztes Jahr ihre UTZs bestanden haben, fehlt uns nicht nur ein Jäger, sondern auch ein geeigneter Sucher", bemerkte Roger und seine Teamkollegen stöhnten genervt auf.

„Ich hasse es, neue Sucher auszubilden!", beschwerte sich Duncan, „Der einzige Grund, warum Ravenclaw seit Ewigkeiten den Pokal nicht mehr gewonnen hat, ist der, dass wir einfach keine guten Sucher haben!"

„Jetzt übertreibe nicht, Odous war nicht schlecht", verteidigte Roger seinen alten Teamkollegen, aber die ungläubigen Blicke, die er von seinen Freunden bekam, sagten ihm schon, dass die anderen nicht seiner Meinung waren.

„Es ist ja nicht, dass sie nicht gut fliegen können", begann Grant und nickend stimmte Randy ihm zu: „Odous war super – er konnte drei Loopings hintereinander ohne auch nur die Orientierung zu verlieren!"

„Genau!", rief Grant, „aber während er damit beschäftigt war, seine Flugkünste auszuüben, hat man ihm den Schnatz vor seiner Nase gefangen!"

„Wir finden schon jemanden, der fliegen und fangen kann", bestimmte Roger, „Dieses Jahr wird alles besser!"

„Hauptsache der Pokal geht nicht an –", begann Agnes, aber Roger unterbrach sie: „Ja, ich weiß. Hauptsache er geht nicht an Slytherin. Wir sollten aber ausnahmsweise auch einmal dafür sorgen, dass Gryffindor ihn auch nicht gewinnt!"

„Gryffindor?", Randy lachte humorlos auf, „Gryffindor hat den Pokal schon lange nicht mehr gewonnen – warum sollte sich das dieses Jahr ändern?"

„Wood ist wahnsinnig geworden!", schwor Roger und alle warfen ihm belustigt besorgte Blicke zu, als würden sie denken, er würde langsam den Verstand verlieren.

„Wood ist schon immer wahnsinnig gewesen", korrigierte Agnes ihn, „Schon immer, seit dieser Klatscher ihn am Schädel getroffen hat, in seinem ersten Spiel – so erzählt man sich."

„Uh, ja!", lachte Grant laut, „Das war super! Dieser Tag war einer der besten in meinem ganzen Leben und nur deswegen bin ich im nächsten Jahr dem Quidditchteam beigetreten!"

„Ich auch!", lachte Agnes laut, „Wir sollten uns wohl bei Wood bedanken, immerhin ist er wohl der Grund dafür, dass wir jetzt hier zusammensitzen."

Einen Moment schauten sich die Teammitglieder herausfordernd an, bevor sie beinahe synchron zu grinsen begannen und alle gleichzeitig in einem Chor durch die Große Halle schrien: „Danke, Wood!"

Beinahe alle Gryffindors wandten ihre Blicke dem Team zu und begannen zu tuscheln, was sie damit meinen könnten, während Wood selbst knallrot wurde und für die eigentlich freundliche Geste nichts außer Abscheu hegte.

„Was meinen die damit?", fragte Angelina Johnson paranoid und warf den Ravenclaws einen misstrauischen Blick zu, „Hast du ihnen etwas über unsere heurige Taktik verraten? Hast du ihnen irgendetwas gesagt, Wood? Spuck's schon aus!"

Wood selbst hatte keine Ahnung, warum die Ravenclaws sich bei ihm bedanken würden.

„Ich habe keine Ahnung", zischte er hasserfüllt, „Aber ich weiß, egal, was es ist, er wird uns nicht davon abhalten sie in den Erdboden zu stampfen!"

„Habe ich gerade das verliebte Stimmchen von Wood gehört?", die Weasley-Zwillinge, bekannt für ihre Scherze und Streiche gesellten sich zu Angelina und Wood, aber keiner von beiden konnte sie wirklich auseinanderhalten, „Wer ist denn die Angebetete?"

„Oder der Angebetete", korrigierte der andere Zwilling seinen Bruder, „Jetzt wollen wir einmal nicht alle in einen Topf werfen."

„Wie auch immer", winkte der andere, rothaarige Zwilling ab, „Wir haben uns nur ganz spontan gefragt, ob du, unser geliebter Wood, unser Captain, unser Anführer, unser Held, vielleicht einen Pakt mit den klugscheißenden Ravenclaws gemacht hast?"

„Ich habe ni –", begann Wood sich zu verteidigen, aber der zweite Zwilling unterbrach ihn schnell: „Du kannst es uns ruhig sagen – wirklich! Wir werden dann alles dafür tun, dass wir den Fluch so schnell wie möglich brechen und dich aus den schleimigen Klauen unserer blau-gekleideten Feinde befreien."

„Die Alternative wäre, dass es wieder einmal einer dieser Psycho—Tricks von ihnen ist", überlegte der erste Zwilling nachdenklich, „Vielleicht wollen sie nur, dass wir denken, dass sie wissen, dass wir etwas wissen, obwohl sie gar nicht wissen, was wir denken!"

„Könnt ihr zwei Vollpfosten endlich eure Klappe halten?", unterbrach Angelina genervt das Gebrabbel der beiden und sofort verstummten sie.

„Ich habe mit keinem von ihnen gesprochen", versprach Wood ehrlich und hob seine Hände in einer beruhigenden Geste, „Und ich habe keine Ahnung, was sie damit meinen können, aber egal, was es ist, es ist kein gutes Zeichen!"

„Diese neunmalklugen Streber sind wirklich trickreich und man kann ihnen nicht vertrauen", warnte der erste Zwilling dramatisch, „Hört auf meine Worte, meine lieben Zuhörer – lasst euch nicht auf einen Ravenclaw ein, denn alles, was ein Ravenclaw tut, hat einen Grund und der Grund ist der, euch zu zerstören – von innen!"

Der zweite Zwilling wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel und schniefte in Woods Umhang, bevor er mit einer überwältigten Stimme ebenso dramatisch wisperte: „Sehr schön gesagt, Bruderherz! Sehr schön, Fred!"

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