149. Kapitel

Seite an Seite rannten Liza durch die Gänge von Hogwarts und kamen immer wieder an Verletzten und Toten vorbei, aber sie konnten sich nicht um sie kümmern. Sie mussten weiter.

Es waren keine Schwerverletzten oder Sterbenden, also fühlten sie sich nicht allzu schuldig.

„Nimm das, du alter Besen!", hörten Liza und Agnes eine vertraute Stimme und sie rannten ohne ein Wort zueinander zu sagen schneller und fanden in einem Gang George und Molly Weasley, die sich mit zwei Todessern duellierten.

Agnes erinnerte sich daran, dass Tia mit George in einer Einheit gewesen war, aber diese war nirgendwo zu sehen. Agnes hoffte, das war kein schlechtes Zeichen.

Beinahe wurde George getroffen, aber Agnes wirkte schnell einen Schutzzauber und wehrte so den Zauber ab.

„Danke, Agnes!", bedankte George sich grinsend, „Hey, hast du Fred– Stupor! Verdammt! –gesehen? Wir haben uns seit Anfang nicht mehr gesehen."

„Nein", gestand Agnes und einen Moment lang verspürte sie Sorge, „Weißt du, wo Tia ist?"

„Sie wollte zu dir und Remmy zum Eingangsportal", erzählte George, während er geschickt einen weiteren Zauber zum Todesser schickte, „Hast du sie nicht gesehen?" Auch er klang nun besorgt.

„Wir müssen uns verpasst haben", vermutete Agnes.

„Geh und suche nach ihr", rief Liza ihr zu, „Wir packen das schon!"

„Aber auf jeden Fall!", versicherte Molly, „Du wolltest meinen Jungen umbringen, du Bastard!"

„Sie meint mich", grinste Agnes und Agnes ließ die drei mit den Todessern zurechtkommen und rannte weiter, wieder in Richtung Eingangshalle.

Dort herrschte noch immer Chaos. Das Portal war eingerissen worden und obwohl noch Reste des Tores in den Angeln hingen und die Bänke aus der Großen Halle etwas Holz zusammenhielten, konnten durch die großen Lücken Todesser, Werwölfe und Greifer eindringen und es schien so, als würde hier in der Eingangshalle das Zentrum des Kampfes sein.

Agnes sah sich panisch nach allen um, die sie dort zurückgelassen hatte und fand Randy und Duncan zusammen Rücken an Rücken kämpfen – Randy blutete aus einer Wunde am Kopf und Duncan hielt seinen Arm, als wäre er gebrochen, aber ansonsten schien es ihnen gut zu gehen. Agnes wusste nicht, was mit Grant passiert war.

Remus kämpfte ebenfalls noch. Er brüllte seine Zauber voller Wut und Agnes hatte noch nie gesehen, dass er so aggressiv war. Er wirkte schon beinahe mehr wie ein Werwolf, als ein Mensch und seine tierische Seite zeigte sich, während er selbst Todesflüche auf einige Todesser schickte. Bellatrix Lestrange wich immer weiter zurück – Agnes erschauderte bei ihrem Anblick.

Da war auch Tonks und auch sie duellierte sich mit einer Black – genauer gesagt mit Agnolia Tripe.

Agnolia Tripe lächelte nicht. Sie lachte nicht gackernd. Sie zeigte eigentlich absolut keine Emotionen, als sie Zauber um Zauber auf Tonks schoss, die eigentlich nur noch ausweichen konnte. Sie war eine sehr gute Aurorin und eine ebenso gute Duellantin, aber Agnolia war ein anderes Level.

Agnes erstarrte beim Anblick ihrer Mutter. Sie hatte nicht gewusst, dass es immer noch so schlimm sein würde, sie zu sehen, aber als sie ihre weißblonden Locken und ihr bleiches Gesicht und diesen emotionslosen Ausdruck in ihrem Gesicht sah, wurde Agnes übel.

Sie wollte sich plötzlich zusammenrollen und sich irgendwo verstecken, bis es vorbei war. Sie war doch noch nicht bereit, sich ihrer Mutter entgegen zu stellen.

Sie würde versagen.

Tonks und Remus wirkten so, als würden sie etwas beschützen, aber Agnes konnte es wegen des Chaos' durch den Kampf zuerst nicht sehen, aber dann erblickte sie sie.

Es war eine Person, die auf dem Boden lag und zuerst erkannte Agnes sie gar nicht. Sie kannte sie nur mit zusammengebundenen Haaren, als sie also die dicken, schwarzen Haare sah, die das Gesicht der Person verdeckten, die so tot auf dem Boden lag, war sie im ersten Moment gar nicht in der Lage, eine Reaktion zu zeigen.

Aber dann erkannte Agnes sie. Es war Tia. Es war ihre Schwester, die leblos auf dem Boden lag und sie von Tonks und Remus verzweifelt beschützt wurde.

Sofort verschwand jegliche Angst und wurde durch Zorn ersetzt. Ihre Mutter hatte das getan – sie wusste nicht, ob es wirklich Agnolia gewesen war, die Tia umgebracht hatte, aber so oder so – für Agnes war das Agnolias Schuld.

Sie hielt das Schwert und ihren Zauberstab fester in der Hand und trat auf das Schlachtfeld. Sie fühlte nichts. Trauer und Wut vermischten sich und hoben sich gegenseitig auf, sodass Agnes sich einfach nur noch leer fühlte.

Tonks hatte Tränen in den Augen und sie wirkte panisch, während sie versuchte, gegen Agnolia stand zu halten, aber man konnte sehen, dass sie verlieren würde.

Aber Agnes nicht. Agnes war der Gegner, der Agnolia ebenbürtig sein würde.

„Agnolia", zischte Agnes nur hasserfüllt und trat zwischen sie und Tonks. Agnolia hörte sofort auf, mit Zauber um sich zu werfen und ein kühles Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.

„Agnes", flötete sie zuckersüß, „Wie schön, dich zu sehen."

„Stirb", zischte Agnes und schoss einen ersten Zauber auf Agnolia, aber diese wehrte ihn mit Leichtigkeit ab.

„Hilf Remus, Tonks!", brachte Agnes mit zusammengebissen Zähnen heraus, als Tonks einen Moment lang wie erstarrt bei ihr stehenblieb und sie reagierte sofort und half dabei, Tias Leiche zu verteidigen.

Agnes hatte ihre Schwester verloren – jetzt konnte sie auch ihre Mutter umbringen.

Aber das war nicht so einfach. Agnolia war nicht einfach nur ein Greifer oder ein Todesser. Agnolia war eine der mächtigsten Hexen, die lebten und Agnes war schon verletzt und erschöpft, aber sie hielt gegen sie stand, obwohl Agnolia aggressiv duellierte.

Agnes schaffte es, Agnolia mit einem Zauber einige Meter zurück zu schleudern, aber leider war das nicht tödlich und sie stand mit einer eleganten Bewegung wieder auf und konterte mit einem anderen Zauber.

Agnes versuchte ihn noch im letzten Moment abzuwehren, als aus dem Nichts plötzlich spitze, scharfe Eismesser auf sie zuschossen und das Schutzschild, das sie errichtete, ließ die meisten von ihnen schmelzen, aber einige drangen durch. Agnes schrie auf, als sich ein Eiszapfen in ihren Oberarm bohrte und sie ließ ihren Zauberstab fallen. Das Eis war so kalt, dass es brannte und Agnes' Arm wurde seltsam taub.

Agnolia sah sehr zufrieden mit sich aus, aber Agnes war noch nicht tot und sie hatte gelernt, auch anders zu kämpfen, als nur mit ihrem Zauberstab.

Kreischend stürzte sie sich auf sie und holte mit dem Familienschwert aus, aber Agnolia wich ihr blitzschnell aus und schlug ihr ins Gesicht.

Agnes taumelte zurück und ihre Wange brannte von dieser Verletzung, die sie an ihre Kindheit erinnerte, bevor sie einen weiteren Angriff startete, aber Agnolia war absolut nicht beeindruckt davon.

Sie richtete ihren Zauberstab nur auf Agnes und sagte ruhig: „Crucio" und sofort verschwand die Welt um Agnes herum in Dunkelheit. Sie spürte den Hass ihrer Mutter, als sie Schmerzen erlitt, so groß, dass sie nichts mehr sehen konnte und sie schrie und kreischte, als sie sich am Boden krümmte, aber sie würde nicht aufgeben. Sie versuchte, dagegen anzukämpfen – gegen die drückende Dunkelheit und die Ruhe, die sich auf sie legte. Tia brauchte sie noch.

Plötzlich verschwanden die Schmerzen und wurden ersetzt durch eine Stimme, die wieder in den Köpfen aller sprach: „Ihr habt gekämpft, heldenhaft gekämpft. Lord Voldemort weiß Tapferkeit zu schätzen. Doch ihr habt schwere Verluste erlitten. Wenn ihr mir weiterhin Widerstand leistet, werdet ihr alle sterben, einer nach dem anderen. Ich will nicht, dass dies geschieht. Jeder Tropfen magisches Blut, der vergossen wird, ist ein Verlust und eine Verschwendung. Lord Voldemort ist gnädig. Ich befehle meinen Streitkräften, sich sofort zurückzuziehen. Ihr habt eine Stunde. Schafft eure Toten mit Würde fort. Versorgt eure Verletzten. Harry Potter, ich spreche nun direkt zu dir. Du hast deine Freunde für dich sterben lassen, anstatt mir selbst entgegenzutreten. Ich werde eine Stunde lang im Verbotenen Wald warten. Wenn du nach Ablauf dieser Stunde nicht zu mir gekommen bist, dich nicht ergeben hast, dann beginnt die Schlacht von neuem. Diesmal werde ich selbst in den Kampf ziehen, Harry Potter, und ich werde dich finden, und ich werde jeden Einzelnen, ob Mann, Frau oder Kind, bestrafen, der versucht hat, dich vor mir zu verstecken. Eine Stunde!"

Agnes blinzelte, um die Dunkelheit loszuwerden und um sie herum formte sich wieder die Welt und als erstes fixierte sich ihr Blick auf Agnolia Tripe, die knapp vor ihrem Gesicht war und sich spöttisch zu ihr hinunterbeugte. „Noch einmal Glück gehabt, Schätzchen", zischte sie und spuckte Agnes ins Gesicht, bevor sie sich zurückzog und Agnes beeilte sich, auf die Beine zu kommen, um sie doch noch umbringen zu können, aber sie war zu spät und sie war zusammen mit den anderen Todessern und den Leuten von Voldemort durch das Portal wieder verschwunden.

Agnes fluchte laut und kreischte, bis ihr einfiel, dass Tia noch hinter ihr war und sie drehte sich sofort zu ihrer Schwester um, aber es sah nicht gut aus.

Remus beugte sich über Tias Leiche und sie sah so klein aus. Tonks stand neben ihm und hatte Tränen in den Augen. Sie hatte eine Hand auf Remus' Rücken gelegt, schien aber selbst nicht zu wissen, wie man jemanden tröstete, der seine Tochter verloren hatte.

Agnes taumelte zu ihnen – in ihrem Bauch breitete sich ein eisiges Gefühl aus, aber sie musste zu Tia. Sie klammerte sich noch immer an das Schwert, mit dem sie das erste Mal gemordet hatte, als wäre es ihr Rettungsring, als sie zu der kleinen, trauenden Familie stolperte, als sich die Welt zu drehen begann und schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen.

Ihre Brust schmerzte und der Schmerz schien von einer Stelle auszugehen. Verwirrt griff Agnes danach und spürte einen eiskalten Eiszapfen. Agnolia hatte sie zweimal erwischt – einmal am Arm und dann noch einmal in ihrer unteren Brust.

Agnes bekam keine Luft mehr. Alles drehte sich.

Remus bemerkte wohl, dass etwas nicht stimmte und sah besorgt auf, aber Agnes taumelte nur noch zu Tia und brach über ihrer Leiche zusammen.

Alles wurde schwarz, aber so ruhig.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top