148. Kapitel
Agnes fragte jeden, den sie auf dem Weg traf nach Tia, aber keiner hatte sie gesehen.
Sie wurde ein paar Mal von Angreifern aufgehalten, aber manche von ihnen waren mit anderen beschäftigt und wurden gut in Schach gehalten und andere wischte Agnes weg, als wären sie kleine Insekten.
Ein Todesser warf einen Hogwartsschüler von den Treppen und erwartete wohl, entspannt weitergehen zu können, aber da war Agnes.
Sie hob ihren Zauberstab und schlug den Todesser mit einem stummen Zauber selbst zurück, über das Treppengeländer und sie hörte ein ekelerregendes Geräusch, als er unten aufkam.
Agnes bog um eine Ecke und plötzlich stand sie wieder vor jemanden, aber diese Person kannte sie: Es war Liza.
„Liza!", rief sie erleichtert aus und senkte ihren Zauberstab, mit dem sie instinktiv auf sie gezielt hatte.
„Agnes!", begrüßte Liza sie ebenfalls, „Hey, hast du zufällig Charlie gesehen? Oder Konstantin? Oder sonst irgendjemanden?"
„Remus und Tonks sind unten beim Eingangsportal", erzählte Agnes, „Ein Riese versucht es gerade einzuschlagen – vermutlich hat er es schon geschafft. Ich suche selbst nach Tia, hast du sie gesehen?"
„Nicht in letzter Zeit, nein", gestand Liza, „Wir sollten zum Eingangsportal – die anderen kommen schon selbst zurecht."
„Remus hat mich gebeten –", wollte Agnes wiedersprechen, aber in diesem Moment kam der Todesser von vorhin zurück, der den Sturz wohl überlebt hatte, aber Agnes reagierte instinktiv, als dieser seinen Arm um sie legte.
Sie griff zurück und zog den Todesser über ihre Schulter vor, bevor sie nach seinem Kopf griff und ihn herumdrehte. Es knackte, als Agnes sein Genick brach und sie ließ seine Leiche fallen.
„Scheiße", murmelte Agnes leise und rollte mit den Schultern – sie hatte sich wohl etwas verrissen. Liza sah besorgt zu Agnes und dann angeekelt auf die Leiche des Todessers vor ihnen.
„Nicht schlecht", lobte jemand und Agnes und Liza wirbelte gleichzeitig herum und zeigten mit ihren Zauberstäben und denjenigen.
Agnes erkannte ihn sofort – wenn nicht am Aussehen, dann schon an seiner Stimme und seinem Geruch. Es war Greyback – der Werwolf, der Agnes schon so viel Leid beschert hatte. Er war zur letzten Schlacht gekommen, um zu entscheiden, wie die Geschichte endete.
Greyback grinste sie an und zeigte dabei seine spitzen, gelben Zähne, aber diese widerten Agnes nicht mehr wie früher an. Sie wusste nicht genau, wann es passiert war, aber sie konnte Greybacks Aussehen einfach nicht mehr abstoßend finden – es war vielleicht sogar ein bisschen normal geworden.
„Agnes Tripe", hauchte Greyback grinsend, „Eine Königin, die selbst in die Schlacht zieht, wie ich sehe." Mit einer lässigen Handbewegung deutete er auf die Leiche zu Agnes' Füßen.
„Greyback", begrüßte Agnes ihn mit einem kurzen Nicken. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Liza sie besorgt ansah und zwischen ihr und Greyback hin und her sah.
„Ich habe erwartet, dich hier zu treffen", gestand Greyback, „Du bist niemand, der sich vor einem Kampf scheut. Du bist immer bereit, zu kämpfen."
„Das kann ich nur zurückgeben", sagte Agnes, hielt ihre Antworten aber angespannt kurz.
Greyback lachte auf – es war ein hässliches Lachen. „Oh, Agnes, du hättest so groß werden können", lachte er, „So mächtig. So einflussreich. Eine Königin für alle – das ist deine Bestimmung."
„Ich fürchte, diese Möglichkeit existiert schon lange nicht mehr für mich", vermutete Agnes ruhig.
„Es ist noch nicht zu spät", widersprach Greyback ihr und streckte eine Hand aus, „Komm mit mir, Agnes. Schließe dich den Siegern an. Du verlierst doch nicht gern, oder? Sei ein Gewinner und ich zeige dir, zu was du alles fähig bist."
Agnes' Blick huschte zu Liza, die sie erschrocken ansah. „Agnes –", wisperte Liza leise, aber eindringlich, aber Agnes wandte ihren Blick wieder ab.
„Ich kann dir nicht vertrauen, Greyback", gestand Agnes und klang dabei sogar etwas enttäuscht, „Du hast mich an meine Mutter und meine Tante verkauft, als ich Teil deines Rudels gewesen bin. Du hast einen der deinen verraten."
„Sie hätten dich nicht umgebracht", verteidigte sich Greyback, „ich hätte sie schon irgendwie dazu überreden können, dich zurück zu bringen. Ich habe niemals an deiner Loyalität an mir gezweifelt – ich habe nicht vergessen, dass du mir an diesem Tag das Leben gerettet hast."
Liza sog scharf Luft ein, aber Agnes sah sie nicht an, sonst hätte sie Lizas verletzten Gesichtsausdruck gesehen. Er hatte Recht, Agnes hatte Greyback tatsächlich das Leben gerettet, indem sie ihn einfach nur zur Seite gezogen hatte, damit er nicht von einem Todesfluch getroffen wurde.
„Komm wieder an meine Seite, Agnes", redete Greyback weiter auf sie ein und trat einen Schritt vor. Liza wich zurück und hob ihren Zauberstab etwas höher, aber Agnes blieb, wo sie war. „Komm mit mir, Agnes. Kämpf mit mir und die Rache, die du dir so sehr wünschst, wird dein sein."
„Meine Rache betrifft eine der höchsten Todesser des Dunklen Lords", erinnerte Agnes ihn kühl, „Du würdest ihn verraten."
Greyback schnaubte unbeeindruckt. „Was ist der Dunkle Lord, gegen eine Königin wie dich? Was ist der Dunkle Lord, gegen Agnes Tripe? Komm mit mir und ich verspreche dir, ich werde dir meine Loyalität beweisen, so wie du mir die deine beweist."
Agnes sah zu Liza, die den Kopf schüttelte, aber Agnes hatte schon eine Entscheidung getroffen.
Immerhin hatte der Sprechende Hut sie beinahe nach Slytherin geschickt. Sie war hinterlistig und gerissen. Sie war nicht mutig, wie ein Gryffindor und stürzte sich nicht immer in einen Kampf. Sie kämpfte, wenn sie selbst im Vorteil war – das war sie meistens, aber gegen Greyback hatte sie wenig Chancen. Schon so viele hatten versucht, ihn umzubringen, aber er war ihnen allen entkommen. Warum sollte Agnes anders sein?
Zögerlich trat Agnes einen Schritt vor, auf Greyback zu, der noch breiter zu grinsen begann. Agnes blickte auf seine ausgestreckte Hand, die er ihr einladend hinhielt. Die gelben Krallen waren nicht mehr so abstoßend, wie sie es früher gewesen waren. Jetzt waren es Waffen und Agnes achtete Waffen. Greyback war mächtig – er besaß viele Verbündete und viele seiner Gefolgsleute würden ihr Leben für ihn geben. Er hatte Macht, das konnte Agnes nicht leugnen.
„Agnes, nicht –", bat Liza sie flehend und Agnes warf ihr einen verächtlichen Blick zu.
„Er hat doch Recht, Liza", zischte Agnes, „Was könnt ihr mir bieten, was er nicht hat?"
Liza wich einen Schritt von ihr zurück und Agnes wirbelte herum, sodass ihre blonden Locken durch die Luft peitschten und trat sicher auf Greyback zu, wie eine Königin und legte ihre viel kleinere Hand in die seine. Seine Haut war rau und er trug viele Narben – noch mehr, als Agnes.
Greyback hob ihre Hand an seine Lippen und setzte einen sanften Kuss auf ihren Handrücken, aber Agnes' Gesichtsausdruck blieb nichtssagend, selbst als er sie an seine Seite führte. Sie stand Greyback nun so nahe, wie sie es schon lange nicht mehr getan hatte und Agnes blickte zu Liza, die kreidebleich geworden war.
„Man kann mir nicht vertrauen, Liza", erklärte Agnes kühl, in ihrer Hand war ihr Zauber und in der anderen das Schwert der Familie Tripe.
„Agnes, warum?", fragte Liza sie und wich noch einen Schritt zurück.
„Man kann mir nicht vertrauen", wiederholte Agnes und holte blitzschnell mit dem Schwert aus.
Greyback stieß ein Keuchen aus, als das kalte Metall sich in seinen Rücken bohrte und sofort brach er zusammen, aber Agnes fing ihn auf und legte ihn sanft auf den Boden. Noch atmete er, aber Agnes hatte ihn tödlich getroffen.
Seine Augen blickten verwirrt und verletzt herum, bis er sich auf Agnes fixierte.
„Warum?", keuchte er atemlos. Agnes lächelte auf ihn herab.
„Man kann mir nicht vertrauen, Greyback", wiederholte sie wieder und Greyback verstand.
„Du hättest eine Königin sein können", wisperte er und er hob schwach und zitternd seine Hand und legte sie Agnes auf die Wange, „Du hättest eine Königin an meiner Seite sein können."
„Ich wollte nie eine Königin sein", erklärte Agnes leise, „Ich will nur Ruhe und die kannst du mir nicht bieten."
„So viel Potential... verschwendet", Greyback nahm seine Hand von ihrer Wange und küsste sie, bevor er sie wieder an Agnes Wange drückte und leicht lächelte, „So viel Macht, so viel Stärke, so viel Schönheit..."
Seine Hand erschlaffte und fiel neben ihm auf den Boden und seine Augen wurden glasig. Er war tot.
Agnes lächelte und drückte seine Augen zu, bevor sie aufstand und sich an Liza wandte, die sie noch immer erschrocken ansah.
„Wir müssen weiter", schlug Agnes vor, „Wir sollten weiter – sie brauchen beim Tor unsere Hilfe."
„Einen Moment habe ich wirklich gedacht –", gestand Liza stammelnd.
„Ich verrate euch nicht", versprach Agnes, „Ihr könnt mir so vieles bieten, das Greyback oder sonst jemand mir niemals bieten könnte... eine Familie... komm mit!"
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top