147. Kapitel
Es war Nacht und eine seltsame Stille hatte sich über das Geländer gelegt, aber es herrschte gleichzeitig eine angespannte Stimmung. Jeder wartete nur darauf, dass die ersten Zauber die Nacht zum Tag machen würden.
Remus schickte Randy und Duncan mit Grant etwas weiter nach unten und ein paar andere in die andere Richtung. Remus und Agnes blieben alleine direkt vor dem Eingangsportal zurück und standen Seite an Seite, als sie in die Dunkelheit hinausblickten und als Werwölfe besser in der Dunkelheit sehen konnten, als andere.
Es war seltsam, im Dunkeln zu sehen, denn die Farben verschwanden und zurück blieben nur noch Grau- und vielleicht noch wenige grünliche Brauntöne.
„Heute endet es wohl", bemerkte Remus ruhig, ohne seinen Blick auf die Fläche vor ihnen und den Verbotenen Wald weiter hinten abzuwenden, „In den nächsten Stunden wird sich wohl entscheiden, ob es sich gelohnt hat zu kämpfen..."
„Nicht wirklich", bemerkte Agnes und Remus sah sie fragend an. Agnes spürte seinen Blick auf sich, aber sie sah Remus nicht an, als sie sich erklärte. „Nun... egal, ob wir gewinnen oder verlieren; egal, ob der Dunkle Lord siegt oder Harry... letztendlich hat es sich gelohnt zu kämpfen, oder nicht? Stell dir vor, wie hätten nichts getan und hätten einfach nur zugesehen, wie die Welt um uns herum zerbricht und wie Harry verzweifelt versucht zu überleben..."
„Ich will nicht, dass Teddy in einer so düsteren Welt aufwachst", gestand Remus ruhig, „Ich hoffe, ich kann dabei helfen, eine Welt zu gestalten, die ein Kind nicht dazu zwingt zu kämpfen. Sieh uns doch an, Agnes... ich bin achtzehn gewesen, als ich das erste Mal gegen Todesser gekämpft habe... du und Tia – ihr seid auch noch jung und habt schon viel zu viel Schreckliches gesehen, ... ich will nicht, dass Teddy dasselbe passiert."
Nun sah Agnes doch zu Remus und er sah sie schon mit einem traurigen Lächeln an, also nahm Agnes einfach seine Hand und drückte sie ermutigend.
„Irgendwie schaffen wir das schon", meinte sie sicherer, als sie sich im Moment fühlte, „Wir werden weder Teddy noch Roger Junior in einer Welt wie dieser aufwachsen lassen! Ich bin jetzt eine Patin – ich muss Verantwortung übernehmen!"
Remus lächelte leicht. „Du wirst dich doch um Teddy kümmern, sollte ich...", Remus' Stimme versagte, „Tonks sollte nicht alleine dastehen..."
„Solange du dich um Fred kümmerst", bat Agnes ihn, „Sollte ich..."
Keiner von beiden beendete den Satz. Sie beide wussten, was Agnes und Remus sagen wollten, aber sie konnten es nicht aussprechen, als würde allein dieses Wort schon böse Geister wecken.
Es wurde Mitternacht und die Angriffe begannen.
Sie bemerkten sie zuerst, nachdem sie in der Dunkelheit etwas sehen konnten. Vom Verbotenen Wald her rannten Leute auf sie zu und Agnes und Remus griffen beide ihre Zauberstäbe und ließen einander los.
„Es beginnt!", warte Agnes jeden, der sie hören konnte und sie hörte, wie die anderen die Nachricht weitergaben.
Die Angreifer rannten direkt auf sie zu und auf dem offenen Feld waren sie leichte Beute, wenn man in der Dunkelheit sehen konnte, was letztendlich bedeutete, dass nur Remus und Agnes sie sehen konnten und alle, die auch im Schloss auf den Türmen auf sie herabblickten, konnten nichts tun.
Zum Glück hatte Agnes eine Lösung dafür, die gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlug.
„Incendio!", beschwor sie Feuer herauf. Feuer war ihr Element – zerstörerisch, aber doch wärmend, außer man kam ihr unangenehm nahe. Dann verbrannte sie.
Aus der Spitze ihres Zauberstab schoss eine riesige Feuersbrunst, die Agnes geschickt durch die Luft dirigierte und damit nicht nur einige der Angreifer traf, die schon etwas zu nahe gekommen waren, sondern sie zündete auch noch das Gras um sie herum an, sodass überall kleine Feuerstellen entstanden, in deren Nähe man sehen konnte.
Nun konnten auch die anderen Kämpfer eingreifen und von überall her aus der Dunkelheit heraus schossen Zauber durch die Gegend.
Die Leute, die angriffen und versuchten, nicht von Agnes verbrannt oder von anderen Zauber getroffen zu werden und das gelang ihnen nur bedingt. Trotzdem kämpften sich einige von ihnen weiter vor und Agnes erkannte an ihrer Kleidung, dass es keine Todesser waren. Todesser trugen typische Umhänge und Masken, aber diese Menschen trugen Lumpen oder normale Zauberermode – es waren wahrscheinlich Greifer.
Einer von ihnen kam Agnes zu nahe, aber sie zögerte nicht lange, sondern richtete ihren Zauberstab auf ihn und verwandelte ihn prompt in Stein, bevor Remus ihn mit einem anderen Zauber zersprengte.
Bei einem anderen richtete Agnes den Zauberstab auf das Gras unter ihm und der Boden öffnete sich, als wäre es ein riesiges Lebewesen und der Zauberer wurde einfach von der Erde verschlungen. Man sah nicht einmal mehr, wo er gewesen war, als das Gras sich einfach wieder darüberlegte.
Agnes war wie im Rausch, als sie Zauberer und Hexen einfach verschwinden ließ oder zur Flucht zwang, aber es waren zu viele und egal, wie effizient sie sie auch abwehrten, einzelne Zauber durchbrachen ihre Abwehr und es kamen immer mehr dazu, als hätte der Dunkle Lord einen unendlichen Vorrat an Fußsoldaten, die als Kanonenfutter dienten, denn nichts anderes waren diese Menschen.
Außerdem wurden sie alle langsam müde und unkonzentrierter und mit jedem Zauber, den sie abwehrten, verloren sie etwas an Halt, aber es kamen immer mehr nach.
Agnes hörte neben sich irgendwo Randy und Duncan schreien und kurz darauf eilten sie zusammen ins Schloss – sie trugen zusammen Grant hinein und Agnes wusste nicht, ob er lebte oder tot war.
Auch andere zogen sich zurück – es waren zu viele und sie wurden überrannt, aber Remus und sie hielten noch alleine die Stellung.
Eine Hexe hatte sich an Agnes vorbei geschlichen und Agnes bemerkte sie gerade noch rechtzeitig, als sie hinter sich jemanden roch und sie wirbelte gerade noch rechtzeitig herum.
Es war ein Werwolf, den Agnes schon kennengelernt hatte... Olive? Sie wusste es nicht mehr genau, aber sie war in Greybacks Rudel und sie schlug auf Agnes ein, die einen Moment lang noch zu sehr auf ihre Magie fixiert war, um zurück zu kämpfen, aber der Werwolf kämpfte nur mit Krallen und Zähnen.
Sie verbiss sich in Agnes Arm und nun reagierte Agnes doch und schlug sie mit einem kräftigen Schlag von sich, stürmte auf sie zu, während sie noch benommen auf dem Boden lag und trat kräftig auf ihren Hals. Fest genug, dass dieser brach und Agnes sah dabei zu, wie sie jämmerlich erstickte, aber nicht lange, denn es kamen immer mehr und ein weiteres, ziemlich großes Problem tauchte am Waldrand auf.
Remus und Agnes blieben einen Moment stehen und sahen einfach nur zum Verbotenen Wald, wo ein riesiges Wesen Bäume einfach ausriss, um vorbei zu kommen und der Boden erzitterte bei jedem Schritt – es war tatsächlich ein Riese.
Remus fluchte, wie Agnes ihn noch nie fluchen gehört hatte und sie konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen.
„Das ist doch scheiße!", schimpfte Remus und fuchelte mit den Händen in der Luft herum, „Ein Riese? Ein fucking Riese? So etwas Dämliches, warum haben wir keine Riesen? Warum hat Voldemort Riesen auf seiner Seite? Jetzt einmal ganz ernsthaft: Warum?"
„Wenn du dich ausgetobt hast", unterbrach Agnes ihn, bevor Remus noch ein paar andere Wörter aussprach, die Teddy niemals lernen sollte, „sollten wir uns wohl um unser kleines Problemchen kümmern."
„Weißt du was, Agnes?", schnaubte Remus, „Ich lass es! Ich hör auf! Ich will nicht mehr!"
Natürlich hörte Remus nicht auf, sondern griff seinen Zauberstab noch fester und er sah wie ein Mann aus, der sein Leben aufgegeben hatte. Ein toter Mann, der nun alles riskieren konnte.
„Ich würde ja jetzt gerne irgendeinen dramatischen Schlachtruf schreien", gestand Agnes, „irgendetwas wie: Für Harry!... aber... irgendwie lohnt sich das hier, was ich jetzt machen werde für niemanden. Es ist wahrscheinlich eine ganz dumme Idee."
„Wahrscheinlich", stimmte Remus ihr zu. Der Riese kam immer näher. „Wo ist Sirius, wenn man ihn braucht? Solche Sachen zieht normalerweise nur er durch."
„Vergrab dein Hirn, Remus, das hier wird eine Selbstmordmission!", warnte Agnes, „Denkst du, du bist ein gutes Sprungbrett?"
„Was?"
Agnes erklärte sich nicht, sondern rannte einfach auf Remus zu und dieser war zwar überrascht, reagierte aber instinktiv und katapultierte Agnes in die Luft. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie die Situation richtig eingeschätzt hatte und sie sah den Riesen schon direkt vor sich, der wohl ebenso verwirrt war, wie sie, als sie plötzlich in der Luft herumflog, direkt auf den Riesen zu.
Diese Verwirrung rettete letztendlich Agnes das Leben, denn sie landete auf der Brust des Riesen, der perplex schliddernd zum Stehen kam, aber Agnes kletterte schnell auf dessen dreckigem, stinkendem – Agnes wollte nicht wissen, was diese Kleidung schon alles erlebt hatte – Oberteil hoch, über seine Schulter auf seinen Rücken.
Remus war weit unter ihr und musste den Kopf in den Nacken legen, um zu ihr sehen zu können und er schien vor Überraschung wie erstarrt.
„Beweg deinen Hinter, Alter-Moony!", schrie sie ihm zu und das schien Remus aufzuwecken.
„Alter-Moony?", wiederholte er empört, „Hast du mich gerade alt genannt, junge Dame?"
„Du bist so– Arg!" Agnes kreischte, als der Riese wohl bemerkte, dass sich ein nerviges Wesen an seinem Rücken festkrallte und nach ihr schlug, aber wer schon einmal versucht hatte, sich dem Rücken zu waschen, wusste, dass das gar nicht so einfach war, aber Agnes erschrak sich, obwohl der Riese sie verfehlte, „– Du bist so langsam! Beweg dich endlich, verdammt noch einmal!"
„Ich wasche dir den Mund aus, junge Dame!", schimpfte Remus und kam endlich in Bewegung. Es war ziemlich heuchlerisch von ihm, wenn man bedachte, was er kurz davor für Wörter in den Mund genommen hatte.
Remus lenkte den Riesen von Agnes ab und endlich hörte er auf, seinen Rücken zu kratzen und Agnes konnte weiter hoch klettern. Sie erreichte seinen Nacken, aber sie hatte das Gefühl, dass man Riesenhaut nicht so einfach durchtrennen konnte, wie Menschenhaut, aber sie hatte eine andere Idee.
„Accio Schwert!", beschwor sie das Familienschwert der Familie Tripe und obwohl es noch in ihrem Rucksack war, den sie in der Großen Halle versteckt hatte, kannte sie dieses Schwert gut genug, um es zu sich zu rufen. Wenn man eine Verbindung zu einem Gegenstand hat, fällt es einem leichter, diese zu beschwören und eigentlich hatte Agnes erwartet, dass es von dem Eingangsportal einfach in ihre Hand fliegen würde, aber das passierte natürlich nicht.
Das Schwert schoss zwar aus dem Schloss heraus und auf sie zu, aber es nahm den kurzen Weg durch den dicken Hals des Riesen durch und Agnes fing das blutige, schleimige Schwert auf, das nicht einmal mehr ein Schwert war, sondern nur der Griff mit einer abgebrochenen Klinge.
Der Riese gurgelte und machte seltsame Geräusche, als würde sein Hals kochen, bevor er wankte und Agnes erkannte ihren Fehler. Sieben Meter waren nicht wenig.
Das erkannte sie, als der Riese nach vorne kippte und sie mit sich riss und sie schrie, als er aufkam und sie von seinem Rücken geschleudert wurde.
Das Gras federte ihren Aufprall ein wenig ab, aber trotzdem schmerzte es, als sie sich mehrmals überschlug und schließlich auf dem Rücken liegend liegenblieb.
Sie stöhnte und bewegte sich nicht. Alles tat weh, aber Remus näherte sich ihr eilig mit einem erhellten Zauberstab und er sah sie besorgt von oben herab an.
„Agnes? Hörst du mich?", fragte er sie – er wusste, dass sie noch lebte, nachdem sie erbärmliche und mitleidserregende Laute ausstieß, aber ob es ihr gutging, war eine andere Frage.
„Ich sehe ein helles Licht!", brachte sie heraus und Remus lächelte erleichtert. Wenn sie schlechte Witze machen konnte, ging es ihr gut genug.
„Irgendetwas gebrochen?", fragte er, als er ihr die Hand hinhielt und Agnes nahm sie an und stöhnte vor Schmerzen, als ihr ganzer Körper schmerzte, aber es war erträglich für den Moment. Sie konnte sich später hinlegen.
„Alles... moderat akzeptabel", winkte sie ab und klammerte sich mit der rechten Hand an das schleimige und blutige Schwert, das sie an der Leiche des Riesen grob abwischte, bevor sie ihren Zauberstab vom Boden aufhob, den sie beim Fall verloren hatte, „Aber ich mache das nie wieder!"
„Schade", meinte Remus und sah dabei nicht Agnes an, sondern zum Verbotenen Wald. Von dort näherte sich wohl die Zweite Welle mit noch einem Riesen.
Agnes ließ die Schultern hängen. Warum?
„Ich wäre für einen taktischen Rückzug", schlug sie vor.
„Ganz meine Rede", stimmte Remus ihr zu und sie humpelten zusammen zurück zum Schloss. Die anderen in ihrer Einheit hatten begonnen, vom Eingangsportal aus die Eindringlinge zu vertreiben, aber Agnes und Remus drängten sich durch und schlugen auf den Weg Gegner nieder und als sie endlich wieder im sicheren Schloss waren, schrie Remus: „Schließt das verdammte Tor! Da kommt ein kleines Problem auf uns zu!"
Einige der Kämpfer folgten seinem Blick.
„Das ist ein Riese!", rief Randy erschrocken auf.
„Hab ich doch gesagt!", schnaubte Remus, „Schließt das Tor!"
Sie hatten Mühe, die Tore zu schließen, aber mit der Hilfe von Agnes und Remus schafften sie es.
„Sucht etwas, um sie zu befestigen!", befahl Agnes, „Holt Bänke aus der Großen Halle!"
Einige rannten los, um ihren Befehl auszuführen, während die anderen noch gegen die Tore drückten und als sie mit zwei riesigen Bänken zurückkamen, hoben Agnes und Remus sie so gegen die Tür, dass diese verklemmt wurde und ganz sicher niemand herein oder hinaus konnte. Das Gelände war vorerst gefallen, obwohl Agnes nicht wusste, wie es bei Kingsley und Arthur aussah, die ebenfalls Einheiten hinausgeführt hatten. Agnes hatte davor ein paar Leute von Kingsley hineinlaufen sehen.
Agnes dachte schon, sie hätte einen Moment Verschnaufpause, aber da kam wohl die Zweite Welle beim Portal an und ein lauter, donnernder Hammerschlag gegen das mächtige Holztor verriet ihr, dass der Riese anklopfte – sehr aggressiv.
„Das wird nicht halten", sagte Remus tonlos mit einem Blick auf das Tor, das jetzt schon gefährlich knirschte.
„Leute, herhören!", schrie Agnes und alle Leute von der Einheit wurden leise, als sie zu sprechen begann, „Das Tor wird nicht lange halten – wir müssen die Angreifer abwehren, sobald sie durchkommen. Macht euch bereit und zeigt keine Angst! Wer aufs Klo muss, soll es sich verkneifen, bis das schlimmste vorbei ist, denn wir –"
Sie verstummte, als sie bekannte, rosafarbene Haare ganz hinten erblickte. Tonks war gekommen und Agnes erinnerte sich, dass sie eigentlich in Sicherheit mit Teddy sein sollte, aber sie war doch noch gekommen.
„Tonks!", keuchte Remus und er wurde bleich, aber er schien auch etwas erleichtert, sie zu sehen.
„Remus!", die beiden hielten sich nicht lange mit Begrüßungen auf und Tonks wandte sich an alle, „Sie sind im Schloss! Es kann sein, dass ihr bald an zwei Fronten kämpfen müsst!"
Einige murmelten ängstlich, aber es gab kein zurück.
Remus klatschte in die Hände. „Okay! Dann ran an die Zauberstäbe! Machen wir sie fertig!"
Das motivierte genug, um wenigstens ein paar jubeln zu lassen, aber im Moment waren sie für jede Ablenkung dankbar.
„Agnes!", rief Remus sie zu sich, „Such nach Tia – sie muss irgendwo im Schloss sein. Wenn du sie findest, komm wieder zurück – ich muss nur wissen, ob sie sicher ist."
„Das interessiert mich auch", gestand Agnes, „Haltet das Tor, bis ich wieder zurück bin!"
„Unwahrscheinlich", murmelte Remus, aber sie hoben alle ihre Zauberstäbe, als der Riese noch einmal gegen die Tür schlug und einige Splitter herausschossen.
Agnes drehte sich um und rannte los, um Tia zu finden und sie hoffte, dass es ihr gutging.
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