143. Kapitel
Agnes apparierte mit Liza an einen Strand und sofort wurde sie vom Brausen des Meeres und dem Geruch von Salz und Fisch in der Luft begrüßt.
Es war für sie eine ungewohnte Umgebung – sie konnte sich nicht daran erinnern, dem Meer schon einmal so nahe gewesen zu sein und meistens war sie eher in Städten oder im Wald. Das Meer war anders. Mächtiger.
„Es sollte irgendwo da hinten stehen", murmelte Liza und ging ein paar Schritte weiter und Agnes folgte ihr. Sie behielt ihren Zauberstab in der Hand und lauschte genau, ob sich ihnen jemand näherte, aber das Rauschen des Meeres überdeckte viele Geräusche und die Seeluft machte es schwierig, Gerüche zu unterscheiden.
Sie gingen einen Hügel hinauf und tatsächlich erschien plötzlich vor ihnen, als wäre es aus dem Nichts erschienen, ein Haus an der Küste.
„Da ist es!", rief Liza triumphierend, „Uuuund – da ist auch schon jemand."
Agnes hatte nicht gedacht, dass die Schmetterlinge in ihrem Bauch schon wieder erscheinen würden, sobald sie rote Haare sah, aber... genau das passierte.
Es näherten sich drei Personen vom Haus her – wahrscheinlich hatten sie irgendeinen Warnmechanismus eingebaut, um sie vor Leute zu warnen, die dem Haus zu nahe kamen.
Liza und Agnes blieben stehen und warteten darauf, dass die drei Personen zu ihnen kamen – ihre Zauberstäbe behielten sie kampfbereit in der Hand.
Schon bald erkannte Agnes, dass es sich bei den drei Leuten um Bill und Ron Weasley sowie auch um Harry Potter handelte, aber obwohl Agnes sie vom Aussehen erkannte, so vertraute sie ihnen noch immer nicht ganz und es gefiel ihr überhaupt nicht, dass sie in der Unterzahl waren.
„Agnes... Liza...", erkannte Harry sie und die Erleichterung war aus seiner Stimme herauszuhören, „Ich kann es nicht glaube, ihr seid wirklich hier."
„Ah, ah, ah!", warnte Agnes sie und hielt ihren Zauberstab höher, als die drei ihnen zu nahe kamen und obwohl Liza sie tadelnd von der Seite her ansah, bestand Agnes auf diese Sicherheit, „Sicherheitsfragen... woher sollen wir wissen, dass ihr wirklich ihr seid?"
„Dasselbe könnten wir euch fragen", bemerkte Ron misstrauisch und richtete seinen Zauberstab auf Agnes.
„Wir könnten noch etwas länger einfach hier draußen stehen und uns gegenseitig mit den Zauberstäben bedrohen", bemerkte Bill sarkastisch.
„Ich könnte einfach einen von euch umbringen, dann wären die Fronten wenigstens ausgeglichen", schlug Agnes vor.
„Ich würde vielleicht nicht meine rechte Hand darauf verwetten, aber meine linke, dass das hier wirklich Agnes ist", grinste Bill.
„Du hast du viel Zeit mit uns verbracht, Weasley", schnaubte Liza spöttisch, „Das Eheleben tut dir nicht gut, William."
„Halt die Klappe, Elizaveta", konterte Bill.
„Könnt ihr das hier bitte ernst nehmen?", fragte Ron hauptsächlich seinen Bruder genervt – Agnes hatte ihn verunsichert und er war jetzt lieber übervorsichtig und er vertraute den beiden wirklich nicht, obwohl sie bekannte Gesichter waren.
„Ron, ich habe die letzten Monate zusammen mit einem Haufen Verrückter in einem Haus verbracht", seufzte Liza müde, „Und noch viel länger bin ich mit ihnen unterwegs und vertrau mir – das waren die schrägsten Monate meines Lebens und ich bin mit Charlie verlobt und Tonks ist meine beste Freundin."
„Wo sind die anderen?", fragte Harry, „Tia... Konstantin... sie sind doch nicht etwa –" Seine Stimme versagte, aber Liza schüttelte schnell den Kopf.
„Nein, nein!", rief sie, „Ihnen geht es... gut."
„Du hast gezögert!", rief Bill entsetzt, „Sie hat gezögert! Ich hab es genau gehört!"
„Hab ich nicht!", verteidigte Liza sich wie ein kleines, trotziges Kind.
„Doch!"
„Nein!", rief Liza, „Ich habe nur... daran gedacht, dass Agnes und Sirius heute erst Konstantin umbringen wollten, aber..."
„Wir wollten ihn nicht umbringen", stellte Agnes klar, während Bill, Ron und Harry sie verstört ansahen und ihre Zauberstäbe doch ein wenig höher hielten, „jedenfalls nicht sofort... aber die Strafe für Keks-Diebstahl ist nun einmal Tod durch Folter."
„Da hat sie recht", meinte Bill und ließ seinen Zauberstab entspannt wieder ein wenig sinken, während Ron ihn beinahe schon empört ansah, als konnte er nicht glauben, dass er genau bei so einer Aussage seinen Zauberstab sinken ließ.
„Sirius", wiederholte Harry, „Er lebt wirklich?"
„Leider." Liza stieß Agnes dafür mit dem Ellenbogen in die Seite und Agnes funkelte sie böse an.
„Ja, er schafft es zwar regelmäßig, sich beinahe umzubringen, aber im Großen und Ganzen geht es ihm gut", bestätigte Liza entspannt.
Es wurde still.
„Ich glaube, nach dieser Unterhaltung können wir davon ausgehen, dass wir wirklich wir sind", bemerkte Bill, „Mit wem sonst führt ihr solche Gespräche?"
„Nun...", begann Liza, aber Bill unterbrach sie schnell wieder.
„Wisst ihr was? Ich vertraue euch beiden –"
„Eine schreckliche Entscheidung...", murmelte Agnes.
„– und ich glaube, wenn die Todesser die Möglichkeit hätten, wie Harry hier auszusehen, dann hätten sie Besseres zu tun, als euch in eine Falle locken."
Agnes sah nicht überzeugt aus.
„Agnes, du hast dich für mich mit Greyback geprügelt; du bist eine der coolsten Personen, die ich kenne und schon von Anfang an habe ich gehofft, dass du mit Fred zusammenkommst, der übrigens die letzten Monate von nichts anderem mehr spricht", zählte Bill auf und nachdem Agnes ihn noch einen Moment länger misstrauisch angesehen hatte, ließ auch sie ihren Zauberstab sinken.
„Tja...", seufzte Liza, „Wir sollten die anderen holen..."
„Ich hoffe für deinen Bruder, dass er meine Kekse nicht angefasst hat, oder ich sorge dafür, dass er zersplintert", schwor Agnes und sie salutierte noch vor den drei Leuten vor ihr, bevor sie disapparierte und einen Moment später in der Straße war, in dem das Haus der Fuegos stand.
Liza und Agnes eilten zurück und traten einfach ein – Konstantin, Sirius und Tia waren noch immer in der Küche und gerade, als Agnes diese betrat, zog Konstantin schuldbewusst die Hand zurück und Agnes funkelte ihn wütend an, aber mit einem Blick auf den Teller mit Keksen erkannte sie, dass keiner fehlte.
Trotzdem deutete Agnes ihm mit einer Handbewegung, dass er um sein Leben fürchten musste.
„Es ist sicher", erklärte Liza, „Gehen wir hin – wir lassen nichts zurück."
„Sirius und Kekse zuerst!", rief Sirius begeistert und schnappte sich den Teller mit Keksen.
„Benimm dich nicht wie ein Kind, Sirius, Harry wartet schon auf dich", tadelte Liza ihn und das ließ Sirius tatsächlich für einen Moment stocken, bevor er alle Kekse in seine Manteltasche stopfte, ohne darauf zu achten, dass diese bröselten.
Ihre Sachen waren schnell gepackt – sie hatten immer dafür gesorgt, dass sie schnell verschwinden konnten, sollte das nötig sein und deswegen musste Agnes nur schnell ihren Rucksack schultern und sie waren abreisebereit.
Agnes apparierte mit Sirius und Tia und Liza mit Konstantin und sie landeten wieder an dem Strand, aber dieses Mal etwas näher am Haus.
Bill, Harry und Ron waren wohl schon wieder zurück gegangen, aber kurz nach ihrer Ankunft erschienen einige Leute vor dem Haus und warteten auf sie und das Rudel wanderte hin.
„Nett hier", bemerkte Sirius, als er sich umsah und besonders sehnsüchtig zum Meer blickte, „Wir hätten früher herkommen sollen."
Eine plötzliche, schnelle Bewegung beim Haus ließ sie alle aufschrecken – nach all den Gefahren, die sie überlebt hatten, waren sie wohl etwas schreckhaft – und sie sahen dabei zu, wie einer von den Wartenden beim Haus ihnen entgegen rannte. Ein Junge mit schwarzen Haaren.
Als Sirius ihn erkannte, hellten sich seine Augen ebenfalls auf, wie seine Begleiter es schon lange nicht mehr gesehen hatten und er kam Harry entgegen, sodass sie sich in der Mitte trafen und sie wiedervereint waren.
Sirius umarmte Harry und Harry klammerte sich an Sirius, als ob dieser jeden Moment wieder verschwinden könnte.
„Du lebst wirklich", brachte Harry heraus, „Sirius, du lebst!"
„Jaah, das haben ein paar andere Leute auch verwunderlich gefunden", scherzte er, aber Agnes sah, dass er Tränen in den Augen hatte.
„Das ist wirklich niedlich", unterbrach Konstantin die Wiedervereinigung, „aber wir sollten lieber in Deckung gehen, sonst werden wir doch noch umgebracht. Immer wachsam bleiben!"
„Klar", sagte Harry und seine Stimme brach und er räusperte sich peinlich berührt, aber niemand wäre auf die Idee gekommen, ihn dafür auszulachen, „Kommt mit... ich... hey Kon! Liza! Agnes! Tia!" Tia war die nächste, die von Harry in eine Umarmung gezogen wurde und Tia wirkte überrascht, umarmte ihn aber zurück.
„Kommt jetzt, wir können die Begrüßungen im Haus fortsetzen", schlug Liza lächelnd vor und legte eine Hand auf Harrys Schulter und schob ihn weiter, aber Harry schien sich gar nicht aus dieser kleinen Gruppe entfernen zu wollen und keiner verlangte das von ihm. Stattdessen blieben sie in seiner Nähe und es sah ein bisschen so aus, als wäre er von Bodyguards umgeben, als sie beim Haus ankamen.
Es waren mehr Leute anwesend, als Agnes gehofft hatte, aber die meisten waren bekannte Gesichter.
„Agnes!" Es war Fleur, die sie mit einem kritischen Blick und mit vor der Brust verschränkten Armen begrüßte, „Du 'ast meine 'ochzeit verpasst!"
„Tut mir leid", Agnes lächelte leicht, „Ich bin... beschäftigt gewesen..."
Einen Moment lang stand Fleur noch mit einem bösen Blick vor Agnes und sie fragte sich, ob Fleur ihr das wirklich übelnahm, aber dann wurde dieser böse Blick zu einem traurigen und Tränen traten Fleur in die Augen.
„Oh nein", meinte Agnes ein bisschen überfordert und breitete die Arme aus, um Fleur zu umarmen und die Französin umarmte sie stürmisch, „Alles ist gut, Fleur. Alles ist gut." Agnes strich Fleur über den Rücken und Fleur schluchzte nun offen in ihre Schulter.
„Isch 'abe gedascht, du wärst tot!", brachte Fleur schluchzend heraus und klammerte sich an Agnes, „Sie 'aben von Roger erzählt und isch 'abe gedascht... isch 'abe..." Fleur beendete ihren Satz nicht, sondern klammerte sich nur an Agnes, die etwas überfordert mit der Situation war, aber sie tätschelte Fleur den Rücken. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
Fleur beruhigte sich wieder und schniefte noch einmal, löste sich aber von Agnes – und selbst verheult sah sie noch gut aus – und umarmte als nächstes Tia und die anderen, bis auf Sirius. Sie kannte Sirius nicht. Sirius war „gestorben" bevor sie wirklich in den Orden eingeführt worden war.
Auch die anderen schienen besonders erleichtert darüber, Agnes und Sirius wiederzusehen, nachdem die beiden für tot erklärt worden waren, aber auch die anderen drei wurden herzlich begrüßt.
Agnes fiel nur auf, dass Hermine auffällig abweisend war und sie vermied es, Agnes anzusehen. Agnes hinterfragte es nicht lange. Sie war so etwas schon gewohnt und sie hoffte nur, dass die seelischen Narben, die Hermine offenbar davongetragen hatte, heilbar waren.
„Stehen wir nicht hier draußen rum", schlug Liza vor und scheuchte alle ins Haus, „Besprechen wir drinnen alles – ich bin mir sicher, wir haben so einiges zu erzählen."
„Ich habe übrigens Harry gefunden!", rief Sirius grinsend und drückte seinen Patensohn an sich, „Aufgabe erfüllt! Wieder einmal ein voller Erfolg!"
„Habt ihr nach uns gesucht?", fragte Harry verwirrt und alle fünf Mitglieder des Rudels machten unschlüssige Summ-Geräusche und Konstantin machte eine Handbewegung, als wäre er eine Waage.
„Nicht wirklich", gestand Agnes.
„Genau genommen haben wir uns vorgenommen, Ausschau nach dir zu halten und dich zu unterstützen", fuhr Sirius fort.
„Wir wollten dich nicht direkt kontaktieren, damit wir dich nicht in Gefahr bringen", erklärte Liza.
„Das einzige Problem war nur, dass wir absolut nichts von dir gehört haben", meinte Konstantin und sah Harry streng an, „deswegen haben wir nicht gewusst, wo wir überhaupt nach dir suchen sollten..."
„Also haben wir die letzten Monate eigentlich gar nichts gemacht", schloss Tia lächelnd ab.
„Beendet ihr schon lange die Sätze der anderen?", fragte Bill nervös.
„Hör mal, Weasley", Sirius sah ihn müde an, „Ich habe seit Anfang Januar das Haus nicht mehr verlassen – ich bin wahnsinnig geworden!"
„Du bist selber schuld gewesen!", verteidigte Liza sich, „Da schicken wir euch einkaufen und du zündest London an!"
„Zu unserer Verteidigung, es ist nur das Parlamentsgebäude gewesen", meldete Agnes sich, „und es ist nicht meine Idee gewesen, den Premierminister zu treffen."
„Ich habe gedacht, das wäre nur ein normaler Muggel!", verteidigte Sirius sich laut.
„Er ist der Premierminister!", rief Agnes genervt aus, „Ich kann nicht fassen, dass du nicht weißt, wie er aussieht!"
„Er ist nur der Muggel-Minister!"
„Trotzdem!"
„Wollen wir wissen, was passiert ist?", fragte Ron verstört.
„Bitte – frag nicht nach!", seufzte Liza, „Es sind... ein paar lange Monate gewesen..."
Zu Agnes Schrecken waren in der Küche noch mehr Menschen, aber auch diese kannte sie wage. Es waren Luna Lovegood und Dean Thomas, die beide Teil von Dumbledores Armee in Hogwarts gewesen waren, obwohl Agnes eher wenig mit ihnen zu tun gehabt hatte.
Als Sirius mit Harry hereinkam, kippte Dean vom Stuhl, aber er rappelte sich schnell wieder auf.
Mit zittrigem Finger deutete er auf Sirius, der ihn nur mit hochgehobener Augenbraue ansah. „Ist das... ist das...", stammelte Dean.
„Ein Pickel mitten in Konstantins Gesicht?", beendete Sirius seinen Satz falsch und sah Konstantin abschätzig ins Gesicht, „Ja, eindeutig."
Konstantin seufzte. „Harry, sieh weg, ich muss Sirius umbringen."
Sirius riss erschrocken die Augen und stellte sich hinter Agnes. „Nein! Beschütz mich, Baby-Moony!"
„Nur, weil du mich „Moony" nennst, bedeutet das noch lange nicht, dass ich dich beschütze, so wie er es tut", knurrte Agnes und schob Sirius wieder nach vorne.
„So etwas ähnliches hat er auch einmal gesagt", erinnerte Sirius sich nachdenklich, als Konstantin einen bedrohlichen Schritt auf ihn zumachte und mit einem extrem männlichen Kreischen schob Sirius Tia zwischen sich und Konstantin, die nur freundlich vor sich hin lächelte.
Konstantin musterte Tia, bevor er sich entspannte und Sirius einen warnenden Blick zuwarf.
„Ich verstehe nicht, warum wir nicht einmal einen normalen Eintritt schaffen", seufzte Liza, „Ich meine... warum müssen wir immer allen beweisen, was für Chaoten wir sind?"
„Das macht euch nur sympathisch", beruhigte Bill sie.
„Setzt eusch dosch 'in", scheuchte Fleur sie alle zum Tisch, „Isch habe schon angefangen su koschen! Das Essen ist bald fertig."
„Dann leihe ich mir Tia aus", meinte Hermine und zog Tia mit sich, bevor sich diese neben Agnes auf die Bank setzen konnte, „Wir haben einiges zu besprechen!"
Tia sah ein letztes Mal hilfesuchend zu Agnes, aber diese zuckte nur mit den Schultern und ließ sie gehen. Sie erinnerte sich noch daran, wie Hermine Tia nicht wirklich leiden konnte, aber das hatte sich wohl geändert.
„Was habt ihr drei so angestellt?", fragte Liza an Harry gerichtet, der etwas rot wurde, „Das letzte Mal, als wir euch gesehen haben, hat Agnes gerade das Ministerium angezündet!"
„Jaah, daran erinnere ich mich noch", grinste Harry, „Wir haben noch Tage danach davon in der Zeitung gelesen."
„Ja, wirklich krass", nickte Ron zustimmend.
„Ihr hättet die anderen vom Orden sehen sollen", lächelte Bill, „Agnes und Sirius im Ministerium – zwei Tote steigen aus ihren Gräbern und befreien erst einmal ganz Askaban."
„Wir... haben einen Auftrag... von Dumbledore", erzählte Harry und er schien sehr vorsichtig mit seinen Worten zu sein, aber sobald Agnes den Namen „Dumbledore" hörte, verzog sie schon das Gesicht. Sie hatte ihn nicht wirklich gemocht.
„Wofür braucht ihr Tia?", fragte Liza nach.
„Vermutlich geht es um einen Zaubertrank", vermutete Konstantin und alle sahen ihn überrascht an. Konstantin sah beleidigt in die Runde. „Was ist? Ich bin nicht so dumm, wie meine blonden Haare vielleicht denken lassen!"
„Das hast du die letzten paar Monate aber nicht wirklich gezeigt."
„Halt die Klappe, Agnes!", schnaubte Konstantin.
„Ich hoffe, ihr beide fangt nicht wieder zu streiten an", warnte Liza die beiden streng, „Wir wissen alle, was das letzte Mal passiert ist..."
„Ich sehe, ihr versteht euch blendend", grinste Bill, „Genau so sollte ein Team aussehen."
„Auch ein Team darf sich streiten", widersprach Agnes ihm plötzlich mit ernster Stimme, „Es geht nur darum, dass wir zusammenhalten, wenn es darauf ankommt..."
Kurz war es still.
„Wow", wisperte Sirius, „Sehr rührend."
„Außerdem ist Konstantin noch ganz nützlich, sollten wir Nahrung brauchen – notfalls essen wir ihn", fügte Agnes hinzu.
„Gut gemacht, Baby-Moony, jetzt hast du die Stimmung versaut", schnaubte Sirius und lehnte sich enttäuscht zurück.
„Apropos Essen", rief Fleur dazwischen, „Agnes, magst du dein Fleisch roh?"
„Und blutig", bestätigte Agnes, ohne Konstantin aus den Augen zu lassen. Er schien sich unter ihrem Blick offensichtlich unwohl zu fühlen, obwohl er versuchte, das nicht zu zeigen.
„Liza, wie hast du das ausgehalten, ohne den Verstand zu verlieren?", fragte Bill sie.
Liza sah ihn an, ohne zu blinzeln. „Habe ich nicht...", gestand sie eintönig sprechend, als würde sie in Trance sein, „Ich habe meinen Verstand verloren..."
Bill sah besorgt zu Liza, dann zu den anderen im Rudel, dann wieder zu Liza. Dann schien er offenbar zu beschließen, dass er nicht weiter darüber nachdenken sollte und beließ es einfach dabei.
Agnes brannte eine Frage auf der Zunge, aber bisher hatte sie noch nicht den richtigen Zeitpunkt gefunden, sie laut auszusprechen. Nun herrschte eine drückende Stille und es war ganz bestimmt immer noch nicht der richtige Zeitpunkt, um sie zu stellen, aber Agnes kümmerte sich nicht weiter darum.
„Ihr seid also meiner Mutter begegnet?"
Harry zuckte zusammen. Ron verschluckte sich an seiner eigenen Spucke. Luna wich ihrem Blick schnell aus. Dean fiel beinahe wieder vom Stuhl.
Das war Antwort genug für Agnes und sie war beinahe stolz auf sich, dass sie das erraten hatte.
„Woher weißt du das?", fragte Harry kleinlaut und auch er konnte Agnes nicht in die Augen schauen und blickte lieber auf seine Hände.
„Harry, zwanzig Jahre, in denen ich wie meine Mutter aussehe", fasste sie zusammen, „Nachdem ich ihr entkommen bin im Herbst, habe ich lange gebraucht, bis ich mich nicht vor meinem eigenen Spiegelbild erschrocken habe... und Hermine hat mich nicht begrüßt..."
„Bellatrix Lestrange und Agnolia Tripe", spuckte Ron aus, „Sie... Hermine..." Agnes verstand. Folter war unaussprechlich.
„Braucht sie Hilfe?", fragte Agnes vorsichtig, „Ich kann einen wunderbaren Therapeuten empfehlen."
„Ich hab dich auch lieb, Baby-Moony", grinste Sirius und salutierte vor ihr, „Wir wahnsinnigen müssen zusammenhalten, oder nicht?"
„Nein, sie...", Harry suchte nach den richtigen Worten, „Schon in Ordnung..."
„Wenn ihr Todessern begegnet seid...", meldete Konstantin sich, „Warum lebt ihr dann noch?"
„Kon!", tadelte Liza ihn scharf.
„Was ist?", verteidigte Konstantin sich, „Eliza, wir sind Agnolia begegnet und wir wissen, wie es geendet hat... sie hat mein Gesicht verunstaltet!"
Konstantin deutete auf die winzige, bleiche Narbe in seinem Gesicht. Sie war von demselben Fluch, der auch Liza erwischt hatte, als sie in Hogwarts geflohen waren und der sie beinahe umgebracht hatte, wie Agnes wusste.
Bill, Agnes und sogar Harry sahen ihn unbeeindruckt an.
„Kon", sagte Bill ruhig, „Du bist eindeutig in falscher Gesellschaft – sag uns nichts von Narben."
„Aber... mein perfektes Gesicht!", jammerte Konstantin.
„Tja... jetzt bist du noch hässlicher, als davor", seufzte Liza, „Schade, schade..."
„Ich sehe keinen Unterschied zu früher", meinte Bill.
„So hässlich wie immer", fügte Agnes grinsend hinzu und Agnes und Bill klatschten in einem High five ein.
„Sie haben und geschnappt und zu den Malfoys geschleppt – so ein paar Greifer", erzählte Ron, „aber wir sind entkommen. Dumm nur, dass sie mich erkannt haben und jetzt ist meine ganze Familie untergetaucht, aber das war nur eine Frage der Zeit..."
„Hu...", machte Agnes beeindruckt, „Ich glaube, Fred wartet schon von Anfang an darauf."
„Absolut!", stimmte Bill ihr lachend zu.
„Agnes?", fragte plötzlich Tia, die den Kopf in die Küche hereinstreckte, „Kommst du?"
„Ich werde gebraucht, Leute!", Agnes stand von ihrem Platz auf und stieg einfach über Sirius und Harry hinweg, „Vermisst mich nicht zu sehr!"
„Schnell, hauen wir ab, solange sie abgelenkt ist", hetzte Konstantin, aber Agnes warf ihm einen warnenden Blick zu, bevor sie die Küche verließ und Tia nach draußen zu Hermine folgte.
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