130. Kapitel

Agnes, Tia und Konstantin warteten zusammen darauf, dass auch Liza und Sirius in die Küche kamen und als sie zusammen eintraten, bemerkte Agnes sofort, dass Lizas Nase und ihre Augen etwas gerötet waren. Es konnte der Staub in der Luft sein, aber es war auch möglich, dass sie geweint hatte. So oder so – wenn es wichtig gewesen wäre, hätten sie Agnes bestimmt etwas gesagt, also beschloss sie, lieber nicht mehr viel Zeit daran zu verschwenden – ihnen blieb nicht lange hier.

Sirius und Liza setzten sich zu ihnen an den Tisch und Agnes verschwendete nicht viel Zeit mit höflichen Formalitäten oder unnützen Fragen, sondern kam sofort zu den wichtigen Punkten: „Ich gebe uns zwei Stunden, dann sollten wir schon wieder weg sein."

„Zwei Stunden?", wiederholte Konstantin scheinbar überhaupt nicht begeistert und er sah Agnes entgeistert an, „Warum?"

„Rodolphus hat uns gesehen, bevor wir ihn ins Land der Träume geschickt haben und es würde mich nicht wundern, wenn er, sobald er aufwacht, eine ganze Horde Todesser auf unseren Hals schickt", Agnes war überrascht, dass sie Konstantin das erklären musste, immerhin war es eigentlich ziemlich offensichtlich, aber gleichzeitig bezweifelte sie, dass jemand wie Konstantin auch nur einen Gedanken an so wichtige Komponenten verschwendete. Das war einfach nicht seine Art.

„Dieses Haus wird noch immer von Zauber beschützt, oder nicht?", fragte Sirius.

„Wir – also der Orden – haben einige zusätzliche Zauber aufgestellt, nachdem Dumbledore gestorben ist", bestätigte Liza.

„Und viele Zauber sind von Anfang an schon auf diesem Haus gewesen", fügte Konstantin hinzu, „Wir sollten sicher sein."

„Vorerst", stimmte Agnes ihnen etwas genervt zu – sie wünschte sich, sie wäre nicht die einzige, die ihre Feinde nicht unterschätzte, „aber ich würde lieber auf Nummer sicher gehen und verschwinden... ich würde Agnolia sogar zutrauen, dass sie die ganze Straße in die Luft sprengt, um mich umzubringen."

„Wir sind auf der Suche nach Harry. Ich weiß nicht, was ihr für die nächste Zeit geplant habt, aber wir würden gerne Harry wiedersehen und ihn unterstützen, wenn wir können", erzählte Sirius und Agnes bemerkte, dass das wohl nichts war, mit dem ihre wieder neuen, alten Begleiter gerechnet hatten, denn sie sagen Sirius überrascht an.

„Das... genau dasselbe haben wir auch geplant", bemerkte Konstantin offenbar verwirrt, „Interessant... wir haben also dieselbe Idee gehabt?"

„Als würde das Universum wollen, dass wir zusammen Harry helfen!", freute Tia sich und lächelte glücklich – wie so häufig schaffte Tia es, selbst in solchen Situationen einfach nur niedlich zu sein.

„Ich glaube, ihr klaut uns einfach gerade unsere Idee", beschuldigte Sirius sie und sah Tia, Liza und Konstantin paranoid an, „Das ist unfair! Wir haben die Idee zuerst gehabt!"

„Ganz genau!", unterstützte Agnes ihn vehement, „Es war unsere Idee – habt gefälligst eine andere Idee!"

„Das würde natürlich nichts daran ändern, dass wir euch dazu bringen, mit uns nach Harry zu suchen –", überlegte Sirius.

„– aber im inoffiziellen Protokoll würde stehen, dass es unsere Idee war", vervollständigte Agnes seinen Satz und die beiden grinsten verschmitzt in die Runde.

Liza und Konstantin sahen sich an und ihr Blick verriet Agnes, dass sie etwas planten und wenn diese goldhaarigen Geschwister etwas planten, war das selten gut.

„Wir könnten euch aber auch eure Idee stehlen –", begann Konstantin.

„– sie als unsere verkaufen –", fuhr Liza fort.

„– und ins inoffizielle Protokoll schreiben, dass es schon immer unsere Idee gewesen ist", beendete Konstantin den Satz.

„Wir sind glücklich –", grinste Liza und zeigte auf sich selbst und Konstantin.

„– und ihr seid unglücklich", fuhr Konstantin fort und deutete auf Sirius und Agnes.

Sirius und Agnes tauschten Blicke aus. „Sie sind gut", wisperte Sirius ihr zu. Sie waren tatsächlich gut.

„Aber wir sind besser", bestimmte Agnes, „Ich habe nämlich soeben beschlossen, dass ich Schriftführerin von unserem inoffiziellen Protokoll bin –"

„– was bedeutet, dass ihr gar nichts in dieses inoffizielle Protokoll schreiben könnt –", fuhr Sirius fort.

„– was dazu führt, dass in diesem inoffiziellen Protokoll immer stehen wird, dass wir –"

Agnes sah erwartungsvoll zu Sirius, der sie unsicher ansah.

„– über euch stehen?", versuchte er, aber Agnes stöhnte genervt auf und schüttelte den Kopf. Warum hatte sie es immer mit solchen Idioten zu tun? Jetzt konnte nicht einmal mehr Sirius ihre Gedanken lesen!

„Natürlich nicht! – dass wir hineinschreiben werden, dass wir die Idee gehabt haben! Das ist wirklich nicht so schwer gewesen!"

„Tut mir leid!", Sirius hob abwehrend die Hände, „Ich kenne mich in deinem Hirn ein bisschen aus, aber so gut dann auch wieder nicht!"

„Mein Kopf tut weh", bemerkte Tia, aber sie lächelte, also war es entweder ein Witz oder sie war schon so verstört, dass sie ihre Gefühle nicht mehr im Griff hatte.

„Du lässt die beiden gewinnen?", fragte Agnes und zeigte zwischen Liza und Konstantin hin und her, die beide ein ziemlich überhebliches Grinsen im Gesicht hatten.

„Natürlich! Hast du Liza gesehen? Sie ist ziemlich gruselig", zischte Sirius ihr zu, als wäre es ein Geheimnis.

„Was ist mit mir?", fragte Konstantin empört.

„Ruhe, Konnie!", befahl Liza, „Jetzt sprechen die Erwachsenen!"

„Ich bin älter als du!"

„Shh!"

„So gern ich euch beide auch beim Streiten zusehe", unterbrach Sirius sie, „vielleicht sollten wir uns wieder auf die Aufgabe konzentrieren. Agnes hat uns zwei Stunden gegeben – wir sollten sie nutzen."

„Wenn wir nicht hierbleiben können, dann sollten wir uns überlegen, wohin wir sonst gehen", meinte Liza, „Wir brauchen wenigstens ein Lager, wo wir schlafen können."

„Zurück zum Widerstand?", schlug Tia vor, aber Liza schien dagegen zu sein.

„Nein, wir sollten sie nicht in Gefahr bringen", sagte sie ernst, „und der Widerstand hat eigene Aufgaben – wir sollten ihnen nicht im Weg stehen, nur, weil sie ein Haus haben und wir nicht."

„Ein Haus von einem Ordensmitglied?", schlug Sirius vor.

„Wir wissen nicht, wer von ihnen sicher ist – viele von ihnen werden beobachtet", lehnte Liza wieder ab.

„Sirius und ich haben im letzten Monat meistens im Freien geschlafen", erzählte Agnes, „Verlassene Hütten im Wald und so..."

Dieses Mal war es Konstantin, der deutlich seine Abneigung dieser Idee gegenüber äußerte, obwohl er nur unzufrieden das Gesicht verzog, aber trotzdem verstand jeder, dass er nicht sonderlich begeistert von dieser Idee war.

„Ein Ort, an dem wir für einige Zeit lang sicher wären, wäre schon einmal praktisch", meldete sich Tia schüchtern, „Dann kann ich den Wolfsbanntrank für Agnes brauen und dieser braucht immer einige Zeit, in der er vor sich hin köcheln muss, also muss er länger an einer Stelle bleiben."

Das hatte Agnes vergessen. Tia hatte ja noch immer die Zutaten für den Wolfsbanntrank und Agnes war zwar kein sonderlich großer Fan von diesem Trank, der dazu führte, dass sie sich an alles erinnern konnte, das während eines Vollmondes passierte, aber Agnes war ein sehr großer Fan von Kontrolle und Wolfsbanntrank gab ihr Kontrolle.

„Sirius", wandte Konstantin sich an ihn, „Du bist unser Spezialist, wenn es darum geht, lange versteckt zu bleiben. Irgendwelche Vorschläge?"

„Warum ich?", fragte Sirius überrascht, „Was ist mit Agnes?"

„Ich habe zwei Wochen alleine verbracht", erinnerte Agnes ihn, „dann hat Greyback mich gefunden und beinahe umgebracht... ich denke nicht, dass ich sonderlich gut darin bin..."

Sirius seufzte. „Wie lange brauchst du für den Trank, Tia?", fragte er sie und Tia überlegte nicht lange, bis sie schon eine Antwort parat hatte.

„Der Trank selbst braucht eigentlich nur fünf oder sechs Stunden, aber es muss dann noch einige Zeit köcheln und die Temperatur muss immer stimmen, ansonsten ist er wirkungslos, als würde ich sagen... mindestens achtundvierzig Stunden."

„Achtundvierzig Stunden...", wiederholte Sirius leise, „So lange habe ich nie an einer Stelle verbracht und wenn, dann nur als Hund. Hin und wieder bin ich in Häuser eingebrochen, von denen ich gewusst habe, dass die Einwohner auf Urlaub sind, aber einmal habe ich beinahe einen Fehler gemacht und sie haben mich beinahe gesehen... es ist riskant, besonders, wenn wir in einer so großen Gruppe unterwegs sind."

„Dann wird uns nicht wirklich etwas anderes übrig bleiben, als unser Zelt wieder aufzubauen", seufzte Liza und sah Konstantin entschuldigend an, „Tut mir leid, Konnie, aber ich befürchte, du musst auf dein Federbett verzichten."

„Halt die Klappe, Liza."

„Was ist mit Hotels und Zimmern?", schlug Sirius vor.

„Das ist gar keine so schlechte Idee", stimmte Agnes ihm zu, „Wir könnten Schutzzauber aufstellen und wenn wir irgendwie etwas Muggelgeld vervielfachen, dann sollten wir auch keine finanziellen Probleme haben. Es ist nur Zauberergeld, das man nicht verdoppeln kann, aber ich bezweifle, dass dasselbe für Muggelgeld zählt."

„Oder –", widersprach Konstantin ihr, „wir halten uns von solch illegalen Machenschaften fern und benutzen einfach unser Geld..."

„Aja", fiel es Agnes wieder ein, „ihr habt ja genug Geld..." Nachdem Agnes und Sirius den letzten Monat jeden Penny dreimal umdrehen mussten, war es ziemlich ungewohnt mit jemanden zu reisen, der lange genug Zeit gehabt hatte, um sich auf eine solche Reise vorzubereiten und deswegen auch Geld besaß. Agnes hatte eigentlich noch nie wirklich Geld gehabt und selbst die wenigen Münzen, die sie noch bei sich trugen, waren eigentlich von Fred und George.

„Ausnahmsweise hat es sich wohl gelohnt, dass ich die letzten sieben Jahre meines Lebens so viele Überstunden gemacht habe", scherzte Liza grinsend, „Ich habe zwar nie erwartet, dass ich mein Geld einmal brauchen würde, wenn ich auf der Flucht vor dem Gesetz bin, aber wer kann schon die Zukunft vorhersehen?"

„Professor Trelawney kann das", bemerkte Tia lächelnd. Agnes wollte ihr lieber nicht widersprechen, obwohl sie wusste, dass Trelawney nicht wirklich das war, für das Tia sie hielt.

„Wir sollten aber nicht in London bleiben", schlug Konstantin vor, „Ich liebe London zwar und wir wären ganz nah am Geschehen, aber wir sind schon zu lange und zu oft in der Hauptstadt gewesen... wir sollten uns eine kleinere Stadt suchen."

„Konstantin verlässt London", scherzte Sirius, „England wird untergehen."

„Solange er seine Tea-Time nicht verpasst, ist alles in Ordnung", lachte Liza mit einem englischen Akzent.

„Haltet einfach die Klappe – alle beide."

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