13. Kapitel

Stolz betrat die Ravenclaw-Quidditchmannschaft das Spielfeld. Sie wurden von lauten Buh-Rufen auf der Slytherinseite begrüßt, die die Rufe der anderen Häuser übertönte.

Die Slytherin-Mannschaft stand schon bei Madam Hooch – ihre Nimbus 2001 in ihren Händen, grinsend und feixend, aber die Ravenclaws ließen sich nicht davon unterkriegen.

Roger stellte sich direkt vor Marcus Flint.

Sie schüttelten Hände wobei Flint Roger beinahe die Hand zerdrückte, aber Roger ließ sich nichts von den Schmerzen anmerken.

„Auf die Besen!", befahl Madam Hooch und alle taten, wie geheißen.

„Ich will ein faires und sauberes Spiel!", verlangte die Professorin und beinahe hätte Agnes laut aufgelacht – die Slytherins und ein sauberes Spiel? Wohl kaum.

Dieses Spiel war wichtig und Roger wollte es gewinnen, also waren auch alle anderen motiviert, gut zu spielen.

Hooch ließ den Schnatz frei, die sofort außer Sichtweite flog, bevor sie auch das Zeichen gab – das Spiel begann!

Graham Montague schnappte sich den Quaffel und stieß dabei Roger grob zu Seite, der sich aber kaum vom Kurs ablenken ließ.

Randy schnitt Montague den Weg zu den Ringen ab und er musste stark abbremsen, damit er nicht in einen Klatscher flog, den Agnes in seine Richtung schoss, sodass Jeremy sich den Quaffel schnappen konnte und damit in die Gegenrichtung fliegen konnte.

Agnes grinste frech, bevor sie ihn verfolgte und dabei einen Klatscher mit ihrem Schläger vom Kurs abbrachte, der Roger beinahe getroffen hätte.

Jeremy wurde von Marcus Flint und Cassius Warrington so umzingelt, dass er nicht mehr weiterfliegen konnte und er warf den Quaffel über ihre Köpfe hinweg in die Richtung von Roger, aber Montague stieß ihn weg und konnte sich ihn vor ihm schnappen.

Agnes rächte sich dafür und stieß Montague mit so viel Kraft zur Seite, dass er gegen Flint stieß und den Quaffel fallen ließ.

Wieder hatte Jeremy den Quaffel und setzte seinen Weg fort, aber Peregrine Derrick und Lucian Bole, die beiden Treiber von Slytherin hatten es auf ihn abgesehen und schossen dauerhaft mit den Klatschern in seine Richtung, sobald diese in ihre Nähe kamen, aber Duncan und Agnes wehrten sie meisten ab. Die wenigen, die durch ihre Abwehr kamen, wich Jeremy elegant aus.

Agnes flog nach vorne zu den Toren und beschützte Jeremy vor einem weiteren gefährlich fliegenden Klatscher, Jeremy gab den Quaffel an Randy, dieser warf ihn zu Roger, wieder zurück zu Randy und der schoss auf die Tore und...

Der Quaffel flog an Miles Bletchley – dem Hüter vorbei in einen der Ringe.

Viel Zeit zum Jubeln hatte Agnes nicht, denn Flint flog in ihre Seite und stieß sie beinahe vom Besen, aber sie konnte sich noch geradeso darauf halten.

Madam Hooch hatte das Foul gesehen und pfiff wütend in ihre Pfeife – Freistoß für Ravenclaw, den Roger ausführte. Die Ravenclaws schossen nie Freistoße außer bei Spielen gegen Slytherin – alle anderen Häuser spielten irgendwie fair.

Vor Roger war nur Miles Bletchley und der bewachte die Tore gut, aber er sah eine Lücke in seiner Abwehr und schoss – Tor! Zwanzig zu null für Ravenclaw!

Viel Zeit zum Jubeln hatten sie nicht, denn schon schnappte sich Cassius Warrington den Quaffel und flitzte nach vorne, aber Agnes traf ihn grob mit einem Klatscher, der ihn vom Besen stieß. Er fiel einige Meter nach unten, rappelte sich aber wieder auf und stieg bald wieder auf seinen Besen.

Agnes grinste auf ihn hinab, aber er funkelte sie nur böse an und nickte den Slytherin-Treibern zu – das war bestimmt kein gutes Zeichen, aber Agnes musste sich darauf konzentrieren, dass die Slytherins ihre Teamkollegen nicht umbrachten.

Sie stieß Warrington grob zur Seite, damit dieser nicht den Quaffel erreichen konnte und schickte einen Klatscher in Flints Richtung.

Inzwischen hatte Roger den Quaffel und machte ein altes Handzeichen, dass alle Spieler sahen und Randy flog zu den Toren der Gegner flog, während Jeremy und Roger die Slytherins mit dauerndes Doppelpässen auf Trab hielten.

Als Roger sah, dass Randy auf Position war, warf er den Quaffel im hohen Bogen über das gesamte Spielfeld zu ihm. Bole versuchte ihn mit einem Klatscher zu erwischen, aber Agnes wehrte sich schnell ab, als auch schon von der anderen Seite ein anderer Klatscher auf sie zukam, aber dieses Mal schien sie das Ziel zu sein. Schnell machte sie auf dem Besen eine Rolle, um nicht von dem Ball erwischt zu werden und sah wütend in die Richtung, aus der er gekommen war, aber der Slytherin-Treiber sah überhaupt nicht eingeschüchtert aus.

Randy fing den Quaffel geschickt auf und hatte beinahe freien Flug zu den Toren, da alle anderen Spieler noch am anderen Ende des Feldes waren.

Sie warf und Bletchley konnte ihn noch mit seinen Fingerspitzen ablenken, er traf aber trotzdem einen der Ringe und es war ein weiterer Punkt für Ravenclaw.

Es war ein anstrengendes und ermüdendes Spiel. Dauerhaft musste man sich darauf konzentrieren, von niemandem vom Besen gestoßen zu werden und die Slytherins spielten dieses Jahr so unfair wie noch nie, aber es dauerte auch schon lange.

Weder Cho noch Draco Malfoy hatten bis jetzt auch nur den Schnatz erblickt und es stand schon 160 zu 30 für Ravenclaw. Es war noch alles möglich – der, der den Schnatz fing, gewann das Spiel für sein Team, aber es fehlte nicht mehr viel und die 150 Punkte würden den Slytherins auch nicht mehr helfen. Die Stimmung war fabelhaft – wenigstens auf der Ravenclawseite. Die Slytherins sahen eher unzufrieden aus.

Montague war im Quaffelbesitz, aber Agnes schnitt ihm den Weg ab, indem sie einen Klatscher auf ihn schoss und gleich darauf front in ihr hinein raste, sodass er den Ball fallen ließ direkt in Jeremys Hände, der darauf gewartet hatte. Die Jäger der Slytherins sahen Agnes schon zornig an – sie war die, die ihre Brutalität und Unfairness mit demselben beantwortete und das waren sie gar nicht gewohnt.

Unauffällig nickte Flint, der Kapitän allen zu und die verstanden.

Warrington konnte Jeremy den Quaffel entreißen, aber dort wäre schon Agnes gewesen, die ihn ebenfalls so stoßen wollte, dass er gegen Roger geflogen wäre, da sah sie, dass Malfoy mit einem triumphierenden Blick auf etwas hinabstieß, während Cho etwas langsamer hinter ihm flog. Ihr Besen war langsamer und sie hätte keine Chance – Malfoy war drauf und dran den Schnatz zu fangen, wäre da nicht Agnes gewesen, die unter ihn geflogen wäre. Malfoy musste scharf abbremsen und abdrehen, damit er nicht in die krachte, aber ebenso Cho.

Agnes nickte ihr aufmunternd zu, bevor sie sich wieder auf den die Klatscher konzentrierte, mit denen sie Malfoy vom Besen holen konnte.

Roger schoss auf die Tore und – Treffer!

Roger jubelte und klatschte mit seinen Teamkollegen in seiner Nähe ein, aber Flint krachte in seine Seite und stieß ihn fast vom Besen.

Wieder ein Pfiff von Madam Hooch – Strafstoß.

Roger schoss aber daneben und das Spiel ging weiter, als Agnes wieder beobachtete, wie Malfoy zum Schnatz flog. Sie wollte ihn wieder aufhalten, aber jemand hielt sie am Besen zurück. Es war Montague, der sie grinsend in der Luft hielt. Sie wollte sich losreißen, als auch noch Derrick einen Klatscher in ihre Richtung warf und Agnes konnte nicht ausweichen.

Sie spürte noch, wie sie fiel und dann Schwärze.




Sie wachte im Krankenflügel mit starken Kopfschmerzen auf und sie sah alles leicht verschwommen.

Um ihr Krankenbett herum standen die restlichen Ravenclaw-Teammitglieder, die sich lautstark stritten.

„Hey, sie ist wach!", bemerkte Randy und alle verstummten.

„Guten Morgen, Sonnenschein!", begrüßte Roger sie, aber in seiner Stimme war keine Freude, sondern nur Sarkasmus und Wut.

„Was ist passiert?", fragte Agnes und versuchte sich aufzusetzen, aber da begann sich der ganze Krankenflügel zu drehen und sie ließ es lieber.

„Diese Slytherins sind passiert!", regte Roger sich auf und Grant nickte ebenfalls zornig, während die anderen Agnes besorgt ansahen.

„Montague und Derrick haben sich gegen dich verschworen, damit sie dich ausschalten können – vielleicht solltest du dich geehrt fühlen", bemerkte Duncan trocken, „Dafür sitzen die beiden einen Monat nach, aber sie dürfen noch Quidditch spielen. Eigentlich ziemlich unfair, ich hätte ihre Besen zerbrochen und sie nie wieder auf einen sitzen lassen!"

„Wie geht es dir?", fragte Randy, der das Thema wechseln wollte.

„Ich habe Kopfschmerzen", bemerkte Agnes, „mir tut eigentlich alles weh. Wie tief bin ich gefallen?"

„Ein paar Meter. Es hat kaum jemand gesehen, weil Malfoy den Schnatz gefangen hat, aber du hättest Flitwick und McGonagall sehen sollen – sie waren beide so aufgebracht", grinste Grant.

„Malfoy hat den Schnatz gefangen?", wiederholte Agnes fassungslos.

„Ja", Roger sah noch verbitterter aus, „aber es war ein knappes Spiel. Nur zwei Tore mehr und der Schnatz hätte diese Schleimbeutel auch nicht mehr gerettet!"

„Warum informiert mich denn niemand, dass sie wach ist?", rief Madam Pomfrey und scheute alle von ihrem Bett weg.

Sie untersuchte sie mit Zauber aber auch mit anderen Geräten, bis sie Agnes ein Fläschchen voll schwarzer Flüssigkeit trinken ließ. Beinahe hätte sie es wieder ausgespuckt, aber sie schluckte es mutig und verzog danach von dem bitteren Geschmack das Gesicht.

„Geht jetzt, sie braucht Ruhe!", befahl Pomfrey und scheute alle weg.

„Gute Besserung!", rief Randy ihr noch zu und Roger winkte ebenfalls, bevor sie alle zur Tür hinausgingen.

Pomfrey machte Agnes noch einen Umschlag um den Kopf und sagte ihr, dass sie noch ein paar Tage bleiben müssen würde. Sie hatte wohl eine Gehirnerschütterung und diese musste sie auskurieren, bevor sie wieder in den Unterricht gehen konnte.

Randy schrieb in den Fächern, die sie zusammen hatten mit und fragte in denen, in denen er nicht war ein paar andere Leute, mit denen er befreundet war.

Es war eine langweilige Zeit und Agnes bekam während der Schulstunden kaum Besuch und selbst danach müssen viele von ihnen bald wieder gehen, weil sie noch Hausaufgaben machen müssen, also verbrachte Agnes die meiste Zeit damit, die Mitschrift von Randy zu kopieren und Aufsätze zu schreiben.

Es war der dritte und vorletzte Tag, in dem sie im Krankenflügel bleiben musste, als Fred Weasley sie besuchte.

„Was machst du hier?", fragte sie und sah von ihrem Aufsatz über Zaubertränke auf.

„Dich besuchen", erklärte er, als wäre es selbstverständlich und setzte sich auf den Stuhl neben sie, der für Besucher bereitstand.

„Oh", machte Agnes unsicher und es wurde leise zwischen den beiden.

„Wie geht es dir?", erkundigte sich Fred um die Stille zu unterbrechen.

„Besser", gestand Agnes schnell ebenfalls froh, dass es nicht mehr so leise zwischen ihnen war, „eigentlich will ich wieder in den Unterricht – es ist so langweilig hier!"

„Das können wir ändern!", versprach Fred und griff in seinen Umhang. Zuerst dachte Agnes, er hätte eine Stinkbombe oder etwas Ähnliches darin versteckt, aber stattdessen holte er ein Buch hervor, von dem Agnes schon gehört hatte, aber sie selbst hatte es weder gelesen, noch die Geschichten daraus gehört.

„Die Geschichten von Beedle dem Barden?", fragte sie fassungslos und leicht spöttisch, „Ist das nicht ein Kinderbuch?"

„Du hast davon gehört? Ich habe gedacht, Muggelstämmige würden die Geschichten nicht kennen", gestand Fred, „Wenn du die Geschichten schon kennst, dann suche ich ein anderes Buch für dich – ich finde bestimmt eines in der Bibliothek oder –"

„Nein, nein", unterbrach Agnes, „Ich kenne nur das Buch, aber nicht die Geschichten. Warum bringst du es mir?"

„Meine Mutter hat mir früher immer vorgelesen, wenn ich krank war – oder wenn wir krank waren. George und ich haben wohl eine Zwillingsverbindung, bei der wir immer gleichzeitig krank werden", erzählte Fred.

„Ich bin nicht krank", widersprach Agnes schnell eitel, „Ich habe nur eine Gehirnerschütterung!"

„Du bist mehrere Meter gestürzt und bist mit dem Kopf aufgekommen – ich habe es gesehen. Diese miesen, kleinen Slytherin können nicht einmal fair spielen, wenn sie schon gewonnen haben. Sie sollten wohl froh sein, dass Mord verboten ist, ansonsten wäre nicht nur ich hinter ihnen her", schimpfte Fred laut.

„Du hast das Spiel gesehen?", fragte Agnes verwundert – sie hätte nicht gedacht, dass Fred sich die Zeit dazu nehmen würde.

„Natürlich! Wood wollte wieder, dass wir euch und die Slytherins ausspionieren. Ihr habt übrigens wirklich ganz anders gespielt, als gegen Hufflepuff – als wäret ihr eine ganz neue Mannschaft", bemerkte Fred beeindruckt.

„Das erklärt aber noch nicht, warum du mich im Krankenflügel besuchst – und mir ein Buch mitbringst!", lachte Agnes und Fred zog die Augenbrauen zusammen.

„Ich hätte gedacht, das wäre klar, aber vielleicht ist dein sonst so schnelles Gehirn ein wenig angeschlagen – ich verstehe das. Ich werde dir etwas vorlesen!", gab Fred preis und einen Moment wartete Agnes darauf, dass er zu lachen beginnen würde und ihr den wirklichen Grund nennen würde, warum er hier war, aber das geschah nicht, sondern er musterte sie nur stolz, als hätte er eine schwierige Aufgabe gelöst, aber als er ihren verwirrten Blick sah, wurde das Grinsen langsam zu einer langen Miene, als er unsicher wurde, ob er nicht zu seltsam war.

„Du willst mir vorlesen?", fragte Agnes fassungslos und Fred runzelte unsicher die Stirn.

„Ähm... ja... aber nur, wenn du willst. Sonst kann ich wieder gehen und –", stammelte er, aber Agnes unterbrach ihn wieder schnell: „Mir hat noch nie jemand vorgelesen."

„Noch nie?", fragte Fred überrascht, „Nicht einmal deine Mutter? Dein Vater?"

„Meine Eltern machen so etwas nicht wirklich...", murmelte Agnes und Fred bemerkte, dass sie wohl nicht so gerne darüber sprach, also ließ er das Thema fallen und sagte stattdessen fröhlich: „Dann fühle ich mich geehrt zu sagen, dass ich der erste war, der Agnes Tripe etwas vorgelesen hat. Aus den Geschichten von Beedle dem Barden, eine Sammlung von Geschichten für Kinder!"

Fred schlug die erste Seite auf und begann einfach zu lesen, aber Agnes konzentrierte sich zuerst gar nicht auf die Geschichte, sondern auf Freds Stimme, wie er leidenschaftlich jede Stimme jeder Person individuell und komisch nachahmte, wie er spannende Szenen anders las, als die ruhigen und entspannenden. Wie er manchmal lauter und manchmal leiser wurde und Agnes fragte sich, ob ihre Mutter wohl auch so lesen konnte, wenn sie nur wollte.

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