120. Kapitel

Quahog entließ sie wieder aus dem Raum und bestand darauf, sie persönlich zum Ausgang zu begleiten.

Sobald Agnes den engen Raum verlassen hatte, schien eine Last von ihren Schultern zu fallen und sie konnte wieder frei atmen. Fred verschwand und es war seltsam für Agnes, ihn nicht mehr zu sehen. Irgendwie hatte sie sich schon beinahe eingebildet, dass er echt war und dann verschwand er, sobald sie diesen engen Raum verlassen hatte. Es war seltsam und Agnes fragte sich, warum ihr Gehirn so etwas mit ihr machte – es erinnerte sie an Fred, nur um ihn immer und immer wieder wegzunehmen.

Aber dieser Einbildungs-Fred war nicht der Fred und das sollte sie sich ganz oft vorsagen, damit sie es ja nicht vergaß.

Sirius und Agnes folgten Quahog zum Ausgang und viele Mitarbeiter von MACUSA begrüßten den Präsidenten höflich, während sie Sirius und Agnes mit eher misstrauischen Blicken ansahen. Natürlich – sie waren nicht nur als Gefangene angekommen, sondern sahen mit ihren abgetragenen Kleidern auch nicht wirklich so aus, als würden sie zwischen so viel Gold und Marmor passen. Agnes hasste das – sie mochte es manchmal ganz gerne etwas extravagant und in diesem Moment nahm sie sich vor, nach dem Krieg irgendwie genug Geld zusammen zu bekommen, um sich endlich die Kleidung zu kaufen, die auch ihr gefiel und nicht nur immer Second-Hand-Kleidung, die möglichst billig war oder noch die Kleider aus dem Waisenhaus, die ihr noch immer passten.

Agnes war froh, endlich aus dem Gebäude zu kommen, da fiel ihr gar nicht auf, dass Sirius etwas aufgefallen war und er drehte seinen Kopf nach hinten.

„Hey, Agnes", er stupste ihr in die Seite und lenkte ihre Aufmerksamkeit damit auf sich, „Sind das... goldene Haare?"

Agnes folgte Sirius' Blick und tatsächlich ging da ein junger Mann, wahrscheinlich in Agnes' Alter mit vielen Akten in den Armen an ihnen vorbei. Seine Haare waren tatsächlich wie Gold und Agnes hatte diese seltsame, außergewöhnliche Haarfarbe schon einmal gesehen – bei Konstantin und Liza Gregorovich.

„Denkst du, er ist mit Kon und Liza verwandt?", fragte Agnes Sirius leise.

„Keine Ahnung, ich kenne Konstantins Familie nicht", gestand Sirius, „Aber es gibt einen Weg, um das herauszufinden..."

Agnes verstand sofort. „Oi!", schrie sie quer durch die Halle und sogar Quahog drehte sich überrascht zu ihnen um, „Gregorovich!"

Der Mann drehte sich tatsächlich um und sah sich verwirrt in der Halle um, um den Ursprung des Rufes zu finden, aber er schien wohl niemanden zu sehen, der ihn gerufen haben könnte.

„Oh, bei Merlin, es ist ein Gregorovich", grinste Sirius und begann wild zu winken, „Hey! Gregorovich! Hier!"

Der Mann sah Sirius und Agnes erschrocken an und er wurde bleich, als er sah, dass Quahog in ihrer Gegenwart war und das Schauspiel verwirrt verfolgte. Sirius winkte ihn zu sich und der Mann folgte dieser stummen Anweisung, wenn auch eher widerwillig.

„Guten Tag, Mister Präsident", begrüßte der fremde Gregorovich seinen Präsidenten zuerst, „Und... kennen wir uns?"

„Du bist ein Gregorovich?", fragte Agnes mit einer kindlichen Begeisterung nach.

„Und Sie sind Engländer?", erriet der Mann und hob eine Augenbraue, „Kennen Sie meine Cousins?"

„Kon und Liza?", fragte Sirius nach.

Der Mann nickte.

„Warte, warte", Agnes hob eine Hand und runzelte die Stirn, als sie ihre Erinnerungen durchforstete, „Liza und Konstantin haben von dir erzählt... du bist... warte... Dave? Dario?"

„David", half der Mann ihnen auf die Sprünge, „Ich... äh... ja, ich bin David und Sie sind...?"

„Sirius und das ist Agnes", stellte Sirius sich vor, „Es ist uns wirklich eine Ehre, dich kennen zu lernen, David! Ich habe nicht gedacht, dass diese seltsamen Gene wirklich auch sonst in der Familie vertreten sind."

„Kein Wunder, dass Konstantin sich so sehr um seine Haare sorgt", spottete Agnes, „Aber... dieser Mann hat schöneres Haar, als ich es jemals gehabt habe."

„Sie kennen die beiden also wirklich", bemerkte David nickend, „Konstantin hat schon immer eine seltsame Liebe seinen Haaren gegenüber gehabt... äh... Liza und Kon sind nicht auch hier, oder?"

„Die sind noch in England – sie haben einen Krieg zu gewinnen", winkte Agnes ab, „Und wir sind auch wieder auf dem Weg dorthin zurück – wir haben hier nur einen kurzen... Zwischenstopp eingelegt."

David sah einen Moment lang nervös zu Quahog, als wäre die Anwesenheit eines so mächtigen Mannes einschüchternd, bevor er unsicher fragte: „Ihr... wisst nicht zufällig, wie es den beiden geht? Ich habe nur ein paar Gerüchte gehört und ich habe die Liste gesehen, mit den Verbrechern und –"

„Konstantin ist ziemlich stolz auf sich, dass er so weit oben steht", unterbrach Sirius ihn, „Er hat gesagt, dass er schon alles im Leben erreicht hat, außer ein gesuchter Verbrecher zu sein... dieses Ziel hat sich jetzt wohl auch erfüllt."

„Sein nächstes Ziel ist es, Harry auf dem ersten Platz zu ersetzen", erzählte Agnes weiter, „aber ich bezweifle, dass er das schafft. Wenn es jemand schaffen könnte, dann bin das wohl ich."

„Du hast bisher noch überhaupt keinen Platz auf der Liste", erinnerte Sirius sie grinsend, „Lass dir von einem ehemaligen gesuchten Schwerverbrecher sagen, dass es harte Arbeit ist, auf dem ersten Platz zu kommen."

„Du bist dafür nur aus Askaban ausgebrochen", beschwerte Agnes sich, „Ich bin verantwortlich für den größten Ausbruch an Gefangenen aus Askaban – hat Harry das geschafft? Nein!"

„Sie sind Sirius Black", erkannte David, „und Sie sind... Agnes... Tripe?"

Quahog zuckte hinter ihnen zusammen und begann zu husten – er hatte ihren Nachnamen bisher noch nicht gehört und er schien den Namen sofort zu erkennen.

„Die einzig wahren", Agnes und Sirius verbeugten sich synchron spöttisch vor David.

„Geht es Liza und Kon gut?", fragte David besorgt, „Ihre Eltern haben schon lange nichts mehr von ihnen gehört und ich habe meine Eltern dazu gebracht, ihnen nicht zu sagen, was mit No-Maj-Geborenen derzeit in Großbritannien passiert, damit sie sich nicht allzu großen Sorgen machen."

„Sie sind untergetaucht", erklärte Agnes, „Wir sind einige Zeit lang mit ihnen unterwegs gewesen, bevor wir uns vor ungefähr einer Woche von ihnen getrennt haben."

„Als wir sie das letzte Mal gesehen haben, ist Liza schon nicht mehr in Lebensgefahr gewesen, also kein Grund zur Sorge", winkte Sirius ab.

„Sirius!", zischte Agnes warnend, aber es war schon zu spät und David war noch bleicher geworden.

„Lebensgefahr?", wiederholte er, „Was ist passiert?"

„Agnolia – meine Mutter hat sie mit einem ziemlich miesen Zauber getroffen", erklärte Agnes und versuchte dabei, so entspannt zu klingen wie nur möglich, „Aber keine Sorge – sie sind in Sicherheit und es geht ihnen mittlerweile bestimmt schon wieder gut."

„Wenn du Liza so kennst, wie wir es tun, dann weißt du, dass sie nichts davon abhält, weiter zu arbeiten", lachte Sirius, „Diese Frau setzt sich niemals hin – nicht einmal, wenn sie im Sterben liegt."

„Bestimmt ist sie eher genervt von dieser Verletzung, als wirklich verwundet", vermutete Agnes, „Und Kon wird wahnsinnig, weil er in der Zwischenzeit kein Ministerium zu Fall bringen kann."

„Sollte ich mir um Ihre Familie Sorgen machen, Mr Gregorovich?", fragte Quahog vielleicht ein bisschen verstört von der Situation.

„Mister Präsident, ich –", stammelte David und wurde knallrot, aber Agnes und Sirius retteten ihn... mehr oder weniger.

„Sie sollten sich auf jeden Fall Sorgen um diese Familie machen", bestimmte Agnes, „Absolute Workaholics, intelligent und talentiert! Alles zusammen in zwei Geschwistern."

„Bestimmt haben Sie schon von Konstantin Gregorovich gehört", vermutete Sirius, „Immerhin hat er jahrelang als persönlicher Begleiter für unsere Zaubereiminister agiert – zuerst für Fudge und dann für Scrimgeour."

„Ich habe ihn einmal gesehen, ja", bestätigte Quahog, „Ein sehr... interessanter Mann."

„Interessant ist wohl das richtige Wort für ihn", bestätigte Agnes nachdenklich, „Aber wenn dieses Talent auch nur annähernd in der ganzen Familie vertreten ist, dann können Sie wohl Großes von David hier erwarten."

Agnes klopfte David auf die Schulter und sie hatte für einen Moment lang vergessen, dass nicht jeder ihre Stärke gewohnt war und David sackte überrascht ein bisschen zusammen – er hatte nicht mit solcher Kraft gerechnet.

„Aber wir sollten jetzt verschwinden – wir wollen nicht noch ein Flugzeug verpassen", bemerkte Sirius, „Aber wir sagen Kon und Liza, dass wir dich gesehen haben, David! Das wird sie absolut aus dem Konzept bringen."

„Vielleicht sehen wir uns ja auf der Hochzeit von Liza und Charlie wieder", erinnerte sich Agnes.

„Wohl kaum", schnaubte Sirius belustigt, „Die beiden werden für immer verlobt sein – die schaffen es niemals, sich ein paar Tage frei zu nehmen, um überhaupt vor den Altar zu treten. Fred und du werden noch vor ihnen heiraten. Und Tia und George – und Tia und George sind beide einfach seltsam, wenn es um diese Beziehung geht."

„Ja, da hast du vermutlich recht", stimmte Agnes ihm nickend zu, „Jedenfalls... wir sollten gehen! Tschüss, David!"

„Tschüss David!", ahmte Sirius ihr nach und sie winkten beide dem jungen Gregorovich, während sie an Quahog vorbei weiter in Richtung Ausgang gingen.

„Ob Konstantin wohl auch so ausgesehen hat, als er so jung gewesen ist?", fragte sich Sirius.

„Nein, wahrscheinlich nicht", Agnes schüttelte den Kopf, „Dafür sind seine Haare nicht perfekt genug gewesen und ich wette, Kon hat schon damals eine Schwäche für Lapislazuliblau gehabt."

Sirius dachte einen Moment nach, bevor er nickte.

„Sie sind also eine Tripe?", fragte Quahog nach, als er Agnes und Sirius eingeholt hatte und er musterte Agnes misstrauisch.

„Oh, habe ich vergessen, zu erwähnen, dass meine Mutter eine der schrecklichsten Todesserinnen ist, die es im Moment gibt?", fragte Agnes unschuldig, „Verzeihen Sie mir, das ist mir entfallen."

„Ich lasse jetzt aber keine Todesserin frei, oder?", ging Quahog lieber noch einmal sicher und Agnes und Sirius lachten laut auf.

„Oh, Mister Präsident", Agnes zeigte dem Präsidenten die Narbe, die sie von ihrer Mutter hatte – Abschaum, „Meine Mutter hat mir gezeigt, was sie von mir hält – ich wäre niemals bei den Todessern willkommen. Ich bin die letzte Person, über die sie sich Sorgen machen müssen."

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