106. Kapitel
„Es ist wirklich jämmerlich, wie wenig ich besitze", bemerkte Agnes mit einem vielleicht ein bisschen enttäuschten Blick auf den Rucksack, der eigentlich noch ziemlich leer war. Darin befanden sich eigentlich nur ein wenig Wechselkleidung, die sie von Ivy bekommen hatte, aber Agnes wollte nicht Ivys gesamten Kleiderschrank von ihrer Freundin abknöpfen, also hatte sie nur eine Wechselhose und ein paar T-Shirts sowie Socken und Unterwäsche – oh, wie froh war Agnes über die Unterwäsche und die Socken, sie hatte niemals gedacht, dass sie sich so sehr über etwas so triviales freuen würde.
Es war seltsam, dass es für Agnes schon beinahe normal war, die Kleidung von anderen zu tragen. Als sie im Waisenhaus gelebt hatte, hatten die Kinder dort Second-Hand-Kleidung von verschiedenen Spenden bekommen und das hatte Agnes niemals gestört, immerhin war die Kleidung wenigstens sauber gewesen und auch, wenn sie immer ein bisschen alt und ausgewaschen gewesen war, so hatte sie sich niemals geschämt, diese meist zu große, alte Kleidung zu tragen. Diese Kleidung hatte ihr auch nach ihrer Zeit im Waisenhaus und nach Hogwarts gepasst, also hatte sie diese auch dann noch getragen, auch wenn Fred und George sie immer wieder überreden wollten, neue Kleidung zu kaufen. Nicht, weil Agnes irgendwie neue Kleidung gebraucht hätte, sondern weil sie eigentlich seit ihrer Kindheit nie so wirklich eigene Kleidung besessen hatte. Aber Agnes wollte sich auch nicht mit fremden Geld etwas kaufen – das wäre für sie noch schlimmer gewesen, als diese alte Kleidung zu tragen – also hatte sie immer und immer wieder abgelehnt.
Nun aber besaß Agnes nichts mehr von ihren alten Sachen. Sie hatte eigentlich ein bisschen Geld zusammengespart, als sie noch in Hogwarts ihre Gebäcke verkauft hatte und sie hatte ein paar kleine Erinnerungen und Bücher, die aber alle in der Wohnung von Fred und George waren.
„Was soll ich sagen?", jammerte Sirius und packte eine Hose, die einmal Roger gehört hatte in seinen eigenen Rucksack, „Ivy ist wenigstens genauso klein wie du – Roger ist ein Riese gewesen."
„Hast du schon einen Plan, was wir machen, sobald wir von hier abhauen?", fragte Agnes ihn, „Ich habe nämlich absolut keine Idee und meistens nehme ich alles, wie es kommt in solchen Fällen."
„Das klingt schon nach einem Plan, den wir eventuell sogar durchziehen können", scherzte Sirius und schloss seinen Rucksack, „Wann sagen wir es den anderen, dass wir sie hier zurücklassen, werden sie uns entweder umbringen –"
„– oder aus dem Haus jagen", beendete Agnes den Satz für ihn, „Dann hoffen wir auf Option zwei, dann sparen wir uns dämliche Verabschiedungen."
„Denen werden wir kaum entkommen", seufzte Sirius, „Oh, ich will gar nicht wissen, wie Tia darauf reagiert..."
„Ich auch nicht, deswegen denke ich lieber nicht länger darüber nach", bestimmte Agnes, also plötzlich jemand an der Tür klopfte und kurz darauf kam Angelina in den Raum.
„Hey", begrüßte sie die beiden und warf einen kurzen, verwirrten Blick auf die beiden gepackten Rucksäcke, schien aber zu beschließen, später danach zu fragen, „Ich habe mir gedacht, es würde euch interessieren, zu wissen, dass Liza wach ist."
„Das interessiert uns tatsächlich", Sirius sprang sofort auf, „Elizaveta ist endlich wach – es ist auch schon Zeit, dass unser Dornröschen wieder die Augen aufschlägt."
„Ich bezweifle aber, dass Charlie hier ist, um sie wach zu küssen", bemerkte Agnes und die beiden verließen den Raum.
„Vergiss nicht, dass wir nicht zu hundert Prozent wissen, ob Charlie und Liza wirklich zusammen sind", erinnerte Sirius sie, als sie die Treppen hinunter gingen, „Bei den beiden wäre ich lieber vorsichtig und misstrauisch."
„Ja, klar doch, Sirius", schnaubte Agnes, „Ich weiß, dass die beiden zusammen und verlobt sind – das habe ich schon gewusst, als ich sie das erste Mal zusammen getroffen habe. Wer das nicht sieht, ist blind."
„Hast du Molly gerade blind genannt?", fragte Sirius neckend, „Das sage ich ihr, wenn wir sie wiedersehen."
Agnes wollte etwas Freches darauf erwidern, aber in diesem Moment kam Konstantin mit einem Glas Wasser aus der Küche und einen Moment lang sahen sich die drei nur gegenseitig an und es herrschte eine angespannte Stimmung, aber dann zog Agnes Sirius mit sich ins Wohnzimmer, in dem Tia und Liza waren, aber auch Janet war hier und kümmerte sich um Liza.
Liza war tatsächlich wach und obwohl sie noch ziemlich bleich war, so waren ihre Augen wenigstens offen und sie wirkte schon beinahe wie die alte Liza, obwohl ihre Verletzung noch immer schlimm und noch nicht ganz behandelt war.
Konstantin betrat hinter Agnes und Sirius den Raum und gab Liza das Glas mit Wasser, das sie in einem Zug leerte und neben sich auf den Boden stellte.
„Okay... Was ist passiert, während ich in der Welt der beinahe-Toten war?", fragte Liza streng und sah Agnes, Sirius und Konstantin mit einem Blick an, den Agnes nur von Molly kannte, wenn Fred und George schon wieder Unsinn angestellt hatten.
Agnes sah hilfesuchend zu Sirius, aber auch er schien keine Antwort darauf zu haben. Die Stimmung war eben ein bisschen angespannt und sie hatten sich ein bisschen gestritten und Agnes und Sirius würden jetzt für einige Zeit gehen, um die ganze Lage zu beruhigen – daran war doch nichts Schlimmes...
„Sie haben sich gestritten", sagte Tia schließlich statt ihnen und Agnes bemerkte, dass auch Tia nicht sonderlich zufrieden damit schien, dass ihre kleine Gruppe – ihr Rudel – ein bisschen gestritten hatte, „aber sie sagen mir selbst nicht, warum."
Liza sah die drei noch strenger an und Agnes fühlte sich schon beinahe schlecht – Liza würde eine super zweite Molly abgeben. „Wir sind hier nicht in einem Kindergarten", tadelte Liza sie in einem Ton, als würde sie tatsächlich mit kleinen, sturen Kindern sprechen, „Hier wird nicht gestritten – wir sind im Krieg, wir können uns keinen Streit leisten. Am besten, ihr reißt euch jetzt schnell wieder zusammen oder wir können den Todessern die Arbeit erleichtern und uns selbst umbringen."
„Wir müssen uns nicht vertragen", widersprach Agnes ihr schnell in einem gleichgültigen Ton, „Sirius und ich werden gehen."
„Was?" Tia rief schon beinahe panisch auf und als Agnes zu ihr blickte, bemerkte sie auch, dass Tia ziemlich nervös und schon beinahe panisch aussah. Natürlich wollte Tia nicht, dass sich das Rudel trennte, aber für Agnes gab es im Moment keine andere Möglichkeit.
„Wie bitte?", selbst Konstantin schien überrascht, obwohl er doch der letzte Tropfen gewesen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.
„Ich muss mich verhört haben", sagte Liza ungläubig, „Hast du gerade gesagt, dass ihr geht?"
„Ich muss", sagte Agnes in einem möglichst gleichgültigen Ton – sie wollte nicht, dass ihre Teamkameraden sie irgendwie vom Gegenteil überzeugten, „Ich muss versuchen, irgendwie meinen Verstand wieder soweit auf Vordermann zu bringen, dass ich keine Gefahr für andere mehr darstelle."
„Ich verstehe nicht", wisperte Tia leise und sah verstört oder verwirrt zwischen Agnes und Sirius hin und her. Agnes tat sie schon beinahe leid, aber Agnes musste das tun – für sich selbst, nicht für andere.
„Und deswegen wollt ihr gehen?", rief Konstantin eindeutig aufgebracht, „Ihr wollt weglaufen?"
„Oh, auf einmal willst du uns doch dabei haben?", fragte Sirius sarkastisch.
„Wir haben unsere Sachen schon gepackt", sagte Agnes ruhig beim Versuch, die Stimmung ein bisschen aufzulockern, damit sie nicht schon wieder stritten, sondern sich vielleicht sogar im Guten trennen konnten, „Nicht, dass wir viel packen müssen – wir besitzen beide nicht sonderlich viel. Morgen Nacht verschwinden wir."
„Morgen schon?", wiederholte Tia erschrocken, „Aber... wartet noch ein bisschen, ich brauche nur eine Woche, dass kann ich wieder gehen und dann komme ich mit euch!"
Agnes sah Tia traurig lächelnd an. Tia war ihre Schwester und Agnes wusste, dass es grausam von ihr war, sie zurück zu lassen, aber Agnes konnte sie nicht mitnehmen. Sie wollte das nicht. Sie brauchte Abstand von all dem – vielleicht auch von Tia. Es war egoistisch von Agnes, das wusste sie, aber hin und wieder muss man eben im Leben egoistisch sein, um sich selbst zu helfen. Agnes liebte Tia, aber das war vielleicht auch das Problem. In Hogwarts war Agnes' einziger Gedanke gewesen, dass sie Tia sicher rausbringen musste; im Ministerium hätte Agnes alles getan, um Tia zu retten, selbst wenn es ihr Leben gekostet hätte; sie würde ihr eigenes Leben für Tia opfern, weil Tia einfach Tia war und so liebenswürdig, dass man nur allzu gerne sein Leben für sie niederlegte, um sie zu schützen. Aber das konnte Agnes nicht, wenn sie sich selbst helfen musste. Agnes musste sich auf sich selbst konzentrieren und es war schon beinahe zu viel, dass Sirius mitkommen würde, aber Sirius hätte sie niemals alleine gelassen und Agnes wusste, dass es vielleicht in ihrem derzeitigen Zustand nicht so klug war, alleine zu sein. Aber Sirius konnte sich im Gegensatz zu Tia selbst verteidigen und hatte keine Hemmungen davor, jemanden zu verletzten, um sich selbst oder Agnes zu beschützen. Tia hatte diese schon, auch wenn das nicht immer der Fall war. Aber Agnes konnte sich nicht um Tia kümmern, wenn sie selbst versuchte, ihr Leben zu retten.
„Nein, Tia", sagte Agnes also kopfschüttelnd, „du kannst nicht mitkommen. Wir müssen das alleine machen."
Agnes bemerkte, wie Tia ausschaltete. Sie fiel nicht in Ohnmacht oder hörte auf zu funktionieren, nein – Tias Gesichtsausdruck wurde neutral, als hätte Agnes ihr nicht gerade gesagt, dass sie gehen würde. Sie sah vollkommen ausdruckslos aus und das war schlimmer als jedes Weinen, jedes Schreien, auf das Agnes gehofft hatte. Tia schaltete einfach ihre Gefühle aus, sodass man ihr überhaupt nicht mehr ansehen konnte, was sie eigentlich dachte oder fühlte und das bedeutete, dass Tia mehr als nur verletzt und verwirrt war. Agnes fühlte sich absolut hilflos, aber das durfte sie sich nicht anmerken lassen.
„Warum?", fragte Tia nur, ohne jegliche Gefühle zu zeigen und Agnes fand das schrecklich.
„Es ist so viel passiert", seufzte Agnes und wünschte sich, es gäbe eine andere Möglichkeit, aber die gab es nicht, „so viel – in meinem ganzen Leben. Sirius und ich werden die Orte in meiner Vergangenheit aufsuchen und wir hoffen, dass ich das hier –", Agnes tippte sich gegen den Kopf, „– wieder unter Kontrolle bekomme, denn im Moment funktioniert überhaupt nichts."
„Könnt ihr das nicht auch hier machen?", fragte Konstantin und er sah so aus, als würde er Tia nachmachen wollen und keinerlei Gefühle zeigen, aber das gelang ihm nicht so gut, wie ihr und man sah ihm eindeutig an, dass er verletzt war.
„Ich habe das schon versucht", seufzte Agnes hoffte, dass ihre drei Rudelmitglieder wussten, dass es ihr wirklich leidtat, aber Agnes musste in Kriegszeiten funktionieren, „aber so geht das nicht mehr weiter. Ich habe gestern meine Mutter gesehen – ich habe sie nur gesehen und ich habe nicht mehr denken können. Ich habe solche Panik bekommen, dass ich einfach nicht mehr funktioniert habe – ich hätte genauso gut einfach tot sein können, dann wäre ich vermutlich nützlicher gewesen. Ich habe Tia und Sirius allein mit dieser Situation gelassen und sie haben dafür sorgen müssen, dass ich sicher aus Hogwarts herauskomme, während ich selbst nicht einmal weglaufen konnte. Ich bin eine Gefahr, solange ich noch diese Panikattacken habe, das wissen wir alle."
„Du brauchst nur Zeit", sagte Liza ruhig und Agnes sah sie an und es war aufmunternd, als sie sah, dass Liza nicht so gegen die Idee war, wie Tia oder Konstantin. Sie schien verständnisvoller und gütiger – Liza war eine Heilerin und sie wusste bestimmt, wenn es jemanden nicht gutging. Vielleicht hatte sie sich selbst schon einmal über Agnes und ihren Zustand Gedanken gemacht.
„Du hast Recht", stimmte Agnes ihr etwas sicherer zu, „Ich brauche Zeit, um mein verdammtes Leben zu verstehen. Im Moment ist nämlich die Gegenwart in meinem Kopf so laut, dass ich kaum noch klar denken kann, schlafen kann oder essen kann. Ich weiß, es herrscht Krieg, aber ich brauche einen Moment Ruhe, um mich selbst wieder zu verstehen."
„Dann nimm dir diese Zeit", Liza lächelte sie aufmunternd an und das war im Moment für Agnes all die Zustimmung, die sie brauchte, „Wir halten hier die Stellung. Ich verspreche dir, der Krieg wird nicht verloren sein, wenn du wieder zurückkommst."
„Was?", fragte Konstantin deutlich geschockt, „Du stimmst ihnen zu? Du willst, dass sie gehen?"
„Kon!", rief Liza empört, „Ich weiß, die meiste Zeit bist du zu sehr mit dir selbst beschäftigt, um die Probleme anderer zu sehen, aber Agnes braucht diese Zeit."
„Warum gehst du dann mit ihr, Sirius?", fragte Konstantin in einem so abfälligen Ton, dass Agnes einfach zu Sirius sehen musste und sofort sah sie, dass Konstantin ihn schon wieder mit seinen Worten verletzt hatte, obwohl das vielleicht gar nicht Konstantins Absicht gewesen war. Konstantin wollte nur sich selbst beschützen.
„Man kann Agnes nicht alleine lassen", scherzte Sirius trotzdem mutig und warf einen Arm um Agnes' Schultern.
„Das klingt so, als wärst du mein Babysitter", lachte Agnes.
„Ich bin dein Babysitter, Baby-Moony", bestätigte Sirius, „keine Sorgen, Agnes und ich werden einen wundervollen Urlaub machen, während ihr hier sterbt."
„Du bist so ein Idiot, Sirius", schnaubte Liza, „Komm her, gibt der alten, kranken Liza eine Umarmung."
Sirius umarmte Liza vorsichtig und Agnes lächelte leicht und blickte zu Tia, um zu sehen, was sie nun von all dem hielt, aber Tia war in ihr Skizzenbuch vertieft und schien die Welt um sich herum vergessen zu wollen. Agnes wollte sie nicht bedrängen, aber sie wünschte sich, dass Tia verstand – verstand, dass Agnes das nicht machte, um sie zu verletzen.
„Wohin werdet ihr gehen?", fragte Liza höflich interessiert, „Wie können wir euch kontaktieren, sollte es wirklich ernst sein?"
„Als erstes besuchen wir das Tripe-Anwesen", erzählte Agnes und dachte an das Haus, an das sie sich eigentlich gar nicht mehr erinnern konnte, von dem sie aber wusste, dass sie in ihm geboren war, „dann geht es nach Amerika." Amerika – der Kontinent, auf dem Agnes Winnie, die Hauselfe das letzte Mal gesehen hatte.
„Ich bin noch nie in Amerika gewesen", gestand Sirius aufgeregt, „Ich frage mich, ob die dort wirklich so lächerlich sprechen, wie alle sagen."
„Amerika?", wiederholte Konstantin weniger begeistert, „Wann bist du in Amerika gewesen, Agnes? Oder macht ihr wirklich nur Urlaub?"
Konstantin wollte sie eindeutig provozieren, aber ausnahmsweise würde Agnes nicht darauf eingehen. Ausnahmsweise einmal sollte sie sich wie die verantwortungsbewusste Erwachsene benehmen, die sie eigentlich war.
„Ich habe ein paar Jahre lang in Amerika gelebt", erklärte Agnes ruhig, „Dort hat eigentlich alles begonnen – dort habe ich das erste Mal gemordet."
Agnes sah sich um und beobachtete Liza und Konstantin genau, wie sie darauf reagierten – keiner von beiden schien zu wissen, was man dazu noch sagen sollte.
„Wir wollen aber nicht zu lange dort bleiben", unterbrach Sirius die aufkommende Stille, „Wir schauen uns nur schnell das Haus an und gehen wieder."
„Wir wollen Großbritannien nicht zu lange verlassen", gestand Agnes, „Wir wollen in der Nähe sein, sollte es einen Notfall geben."
„Wir wollen grundsätzlich nicht allzu lange fortbleiben", fügte Sirius hinzu, „Nur ein oder zwei Monate – das ist der Plan."
„Und so, wie wir uns kennen, wird dieser Plan perfekt ablaufen", meinte Agnes sarkastisch.
„Könnt ihr aufhören, wie Fred und George zu sprechen?", fragte Liza – es war Agnes gar nicht aufgefallen, dass sie das gemacht hatten, „Es ist bei den beiden schon verwirrend."
„Ihr scheint euch ja wirklich darauf vorbereitet zu haben", bemerkte Konstantin wieder mit einem abfälligen Ton, „Wie lange plant ihr das schon?"
Wie lange planten sie das schon? Für Agnes stand es eigentlich erst fest, seit sie bemerkt hatte, wie sie auf die bloße Anwesenheit ihrer Mutter reagierte. Sie sah hilfesuchend zu Sirius, aber auch er schien ein bisschen überfragt.
„Ein paar Stunden", schätzte Agnes also schulternzuckend.
„Wir haben eigentlich noch nicht wirklich etwas geplant", gestand Sirius, „Eigentlich wissen wir noch nicht einmal, wie wir nach Amerika kommen sollen und... wie wir MACUSA dort entkommen... eigentlich darf Agnes als Werwolf nicht einfach so in Amerika einreisen, aber wir ignorieren das einfach und hoffen, dass sie uns nicht erwischen."
„Ihr beide seid unmöglich", seufzte Liza und schüttelte den Kopf, „aber so, wie ich euch beide kenne, wird trotzdem alles gut gehen. Ihr beide funktioniert nur mit Chaos."
„Chaos ist mein Mittelname", grinste Agnes.
„Dein Mittelname ist Bellatrix", erinnerte Sirius sie und Agnes verdrehte die Augen.
„Ich weiß, Orion", zischte Agnes.
„Orion?", lachte Liza, „Dein zweiter Name ist Orion?"
„Du solltest eigentlich nicht lachen, Florida", grinste Konstantin amüsiert und Agnes war erleichtert, dass der wahre Konstantin wieder zum Vorschein kam.
„Halt die Klappe, Sibirio!", warnte Liza ihn.
„Oh, das sind wirklich lächerliche Namen", lachte Sirius, „Dagegen ist mein Name ja wirklich ein Segen!"
„Unsere Eltern wollten uns daran erinnern, woher unsere Familien kommen", seufzte Konstantin, „Sibirien und Florida – ich bin ja so froh, dass wir uns für immer daran erinnern werden."
„Wir wissen aber alle, wer die Königin der Mittelnamen ist", erinnerte Agnes sie, „Isabel Apate Carla Peloma."
Agnes sah zu Tia und hoffte auf eine positive Reaktion, aber Tia blieb hinter ihrem Skizzenbuch verborgen und zeigte keinerlei Gefühl. Agnes seufzte leise und ließ enttäuscht die Schultern hängen. Sie hoffte, dass Tia nach ihrer Abreise verstehen würde. Sie hoffte, dass Tia sie wieder wie eine Schwester empfangen würde, wenn sie wieder zurückkam – falls sie wieder zurückkam.
Agnes hatte sich schon von den Leuten vom Widerstand verabschiedet. Janet hatte versprochen, sich gut um Tia und Liza zu kümmern und Agnes vertraute ihrer ehemaligen Turmgenossin. Auch Konstantin und Liza hatte schon ihre Abschiede gesagt und verabschiedeten sich noch von Sirius, aber eine Person blieb noch übrig, von der Agnes gar nicht wusste, wie sie sie überhaupt ansprechen sollte.
Tia konnte sich gehen, also konnte sie sich auch nicht wirklich verstecken oder weggehen und damit waren ihre Fluchtmöglichkeiten gering, aber Agnes wollte sie gar nicht in die Enge treiben.
Agnes atmete tief durch und näherte sich Tia und Tia sah auf, zeigte aber noch immer keine Reaktion.
„Hey", sagte Agnes leise und wusste nicht so ganz, was sie sagen sollte, „Wir... wir gehen jetzt..."
Keine Reaktion.
„Es wird nicht allzu lange dauern", versprach Agnes und hoffte, dass sie nicht log, „Vielleicht einen Monat... vielleicht zwei. Aber wenn ich wieder zurück bin, vertraue ich darauf, dass du mir einen Wolfsbanntrank brauen kannst, okay?"
Keine Reaktion.
„Ich... ich weiß, dass es schwierig ist, aber ich hoffe, dass ich so wieder die alte werde... verstehst du?"
Tia sah sie nur mit ihren verschieden farbigen Augen an, als sie Agnes plötzlich ein Blatt Papier hinhielt und Agnes nahm es vorsichtig an.
Es war eine herausgerissene Seite aus ihrem Skizzenbuch, wie Agnes vermutete und darauf hatte Tia eine wundervolle Bleistiftzeichnung angefertigt.
Dort waren sie – Sirius, Konstantin, Liza, Tia und Agnes selbst, wie sie Arm in Arm zusammenstanden, als könnten sie zusammen die Welt erobern und es hätte Agnes nicht gewundert, wenn das tatsächlich möglich gewesen wäre.
Agnes lächelte leicht. „Danke."
„Vergiss uns nicht", bat Tia sie leise, „Ich hoffe, du findest, wonach du suchst."
„Das hoffe ich auch."
Einen Moment lang wusste keiner von beiden, was sie noch sagen sollten, als Tia ihre Arme ausbreitete und Agnes umarmte sie sanft.
„Ich komme zurück", wisperte sie leise und es war ein Versprechen, das Agnes unbedingt halten wollte.
„Das hoffe ich", flüsterte Tia leise zurück.
Tia ließ sie los und lächelte leicht.
Agnes lächelte zurück.
Es war alles gesagt und Agnes stand auf, schulterte ihren Rucksack und drehte sich ohne ein weiteres Wort um. Sie wollte sich gar nicht von Tia verabschieden – es würde hoffentlich kein Abschied für immer bleiben.
Sirius wartete schon an der Tür auf sie und Agnes nickte ihm aufmunternd zu.
Sirius lächelte traurig und nickte zurück – eine weitere Reise würde für die beiden beginnen.
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