10. Kapitel

Der Muskelkater quälte Agnes noch den nächsten Tag und sie zwang sie geradezu aus dem Bett, bevor sie ihren Tag mit Schmerzen am ganzen Körper und müde antrat. Sie war zwar früh ins Bett gegangen, aber sie war dennoch nicht wirklich ausgeruht. Zum Glück begann der Tag mit einer Doppelstunde Zaubertränke, gefolgt von Verwandlung und weiteren Fächern, in denen Agnes nicht aufpasste, egal, wie interessant sie waren. Die meiste Zeit lag sie den Kopf in den Armen vergraben auf ihrem Tisch und schlief so unauffällig wie möglich.

Es war auch für Fred ein grauenvoller Tag. Nachdem er Agnes so sehr geärgert hatte, dass sie ihm spontan gegen das Schienbein getreten hatte, wusste er nicht genau, auf welchem Level der Freundschaft sie geradestanden. Er war sich generell noch nie sicher gewesen, was zwischen Agnes und ihm lief, aber er wusste, dass er sie mochte, also versuchte er sogar wirklich ernsthaft eine Freundschaft aufzubauen, was nicht besonders leicht war – Ravenclaws waren von Natur aus eher misstrauisch, besonders Gryffindors gegenüber. Agnes war ein besonders misstrauisches Exemplar, sodass sie in diesem Punkt schon beinahe ein Slytherin hätte sein können.

Er suchte den ganzen Tag nach einer Möglichkeit sich bei ihr zu entschuldigen, aber sie sah immer so angepisst und schlecht gelaunt aus, dass er es lieber sein ließ.

Es gingen an diesem Tag generell alle Agnes aus dem Weg – sogar die Lehrer, die ebenfalls sahen, dass Agnes an diesem Tag eher nicht zum Spaßen aufgelegt war.

Dennoch musste Agnes ihre Hausaufgaben erledigen und es waren nicht direkt wenige, sodass sie mit in die Nacht hinein noch in der Bibliothek war und erst kurz vor der Schlafenszeit zum Ravenclawturm hinaufging, aber irgendetwas stimmte nicht.

Schon auf den Treppen staute es sich und niemand schien in den Turm zu gehen, sondern alle standen nur ratlos herum und schienen auf etwas zu warten. Agnes erwartete schon das Schlimmste – vielleicht war Sirius Black wieder ins Schloss eingebrochen oder jemand anderes war in den Ravenclawturm eingebrochen.

„Was ist los? Worauf warten wir?", fragte Agnes einen Schüler in ihrer Nähe.

„Der Adler an der Tür hat ein schwieriges Rätsel gestellt und niemand kann es lösen", gab er zu, „Wir warten hier schon seit dem Abendessen, aber irgendwie schafft es niemand, die Tür zu öffnen.

„Was?", fragte Agnes und sah nach vorne, „Ich schau einmal nach."

Sie quetschte sich an allen vorbei und drängte sich langsam vor. Dort standen schon Penelope Clearwater, die Schulsprecherin aus Ravenclaw und Randy mit Janet, die Vertrauensschüler, aber sie alle schienen ebenso ratlos und kannten sie Antwort nicht.

„So ein verdammtes Rätsel", schimpfte Duncan, der ziemlich weit vorne stand, „Sollen wir draußen schlafen? Das gibt es doch nicht!"

„Wie heißt das Rätsel?", fragte Agnes und der Türknopf stellte gerne sein Rätsel erneut, während die anderen Schüler, die schon länger davorstanden ihn so ansahen, als wären sie davor, die Tür einfach einzureißen.

Was haben ein Umhang und ein Adler gemeinsam?", fragte der Adler fröhlich wie immer und einen Moment sah Agnes ihn ratlos wie alle anderen Schüler auch an.

„Was?", fragte sie ziemlich klug und der Türknopf wiederholte seine Frage sogar, aber Agnes hatte sie ganz genau verstanden, aber sie wusste einfach nicht, was auch nur annähernd die Antwort sein könnte.

„Okay", murmelte sie, „Ist niemand drinnen, der uns aufmachen könnte?"

„Das Rätsel ist seit dem Abendessen aktuell", Randy schüttelte enttäuscht den Kopf, „Jeder war Essen und niemand ist im Turm gewesen."

„Wir werden uns wohl oder übel damit abfinden müssen, dass wir jetzt hier draußen schlafen", Duncan zuckte mit den Schultern, „Wir schneidern uns Decken aus unseren Haaren und wärmen uns mit unserer Körperwärme!"

„Du bist wirklich seltsam, Duncan", bemerkte Agnes, „Aber das hilft uns auch nicht weiter."

„Professor Dumbledore ist hier!", rief jemand von weiter hinten und tatsächlich teilte sich die Menge und Flitwick zusammen mit Dumbledore eilte nach vorne zur Tür.

„Sag mir das Rätsel!", verlangte Dumbledore sofort und Flitwick sah seine Schüler streng an, als wären sie Schuld daran, dass niemand die Antwort kannte oder der Knopf keine Antwort akzeptierte.

Was haben ein Umhang und ein Adler gemeinsam?", fragte der Adler erneut und Agnes erwartete eigentlich, dass Dumbledore das Rätsel mit Leichtigkeit lösen würde, aber auch er stand einen Moment stumm vor der Tür, bis er sich umdrehte und sich an die Schüler wandte: „Wir werden uns um das Problem kümmern! Bis dahin werdet ihr eine weitere Nacht in der Großen Halle verbringen!"

„Das sind wir ja schon gewohnt", grummelte Grant, „Lasst uns Schüler ruhig auf dem Boden schlafen! Das mögen wir! Wirklich!"

„Mr Page, Sarkasmus ist gerade nicht angebracht!", tadelte Flitwick ihn streng.

Die Schüler begannen langsam die Treppen hinunter zu gehen und versuchten sich dabei nicht gegenseitig hinunter zu stoßen, während in die Gegenrichtung ein rothaariger, leicht nervöser, junger Mann die Treppen hinaufkämpfte mit einer Schachtel Pralinen in der Hand.

Er war verwirrt – das war eine leichte Untertreibung, er war beinahe panisch, weil er dachte, irgendetwas wäre passiert, aber dann sah er doch Agnes' weißblonde Haare, die trotz allem beinahe noch mehr herausstachen, als seine roten.

Er kam näher, als er sah, dass dort auch noch Dumbledore und Flitwick waren – vielleicht war wirklich etwas passiert.

Er kämpfte sich bis ganz nach vorne, wo nur noch wenige Schüler warteten und immer noch laut über etwas schimpften, von dem er aber nicht wusste, was es war.

„Was ist passiert?", fragte er und versteckte die Pralinen so unter seinen Umhang, dass niemand sie sehen konnte.

Dumbledore sah verwundert auf, aber er ihn sah, antwortete aber trotzdem ganz entspannt: „Es scheint so, Mr Weasley, als wäre es selbst dem klügsten Haus und den Klügsten in der Schule nicht möglich, jedes Rätsel zu lösen."

„Was machst du hier, Fred?", fragte Agnes verwundert und Fred sah wie hinter ihr auch ihr bester Freund – Roger Davies eher misstrauisch zu ihm sah, als wäre er schuld an ihrem Problem.

„Ich... äh... was für ein Rätsel?", fragte er, um Agnes' Frage auszuweichen.

„Wir Ravenclaws müssen jedes Mal, wenn wir unseren Turm betreten wollen ein Rätsel lösen. Wenn wir es nicht schaffen, warten wir einfach auf jemanden, der es lösen kann, aber dieses Mal scheint es so, als wäre das niemanden möglich", schnaubte Agnes.

„Ein Rätsel lösen, um Schlafen gehen zu können?", fragte Fred fassungslos, „Wer hat sich das ausgedacht? Wenn ich so müde bin, dass ich in meinen Turm will, dann bin ich nicht mehr in der Lage, ein Rätsel zu lösen."

„Weil du ein Gryffindor bist", bemerkte Roger Davies patzig und Fred verstand es als Beleidung. Roger hatte es auch als Beleidigung gemeint.

„Wenn Gryffindors so dumm sind, Davies, dann lasst euer Rätsel doch einmal hören!", verlangte Fred und sofort sagte der Adler brav auf: „Was haben ein Umhang und ein Adler gemeinsam?"

Fred runzelte die Stirn und Roger sah schon feixend zu Agnes, als Fred antwortete: „Das einzige, was die beiden gemeinsam haben ist wohl, dass in beiden Wörter ein A steckt."

„Richtig!", rief der Adler und öffnete brav seine Pforten, während nicht nur die übrigen Ravenclaws, sondern auch Dumbledore und Flitwick ein wenig verwundert aussahen.

„Oh", machte Fred, „Doch nicht so schwierig, aber vielleicht war es einfach nur zu leicht für euch – immerhin bin ich ein dummer Gryffindor. Gute Nacht!"

Mit diesen Worten drehte er sich auf den Fersen um und stolzierte die Treppen wieder hinunter. Er war schon beinahe bei der Abzweigung, die zum Gryffindorturm führte, als er hinter sich jemanden rufen hörte: „Fred! Warte!"

Er drehte sich leicht überrascht um und war noch überraschter zu sehen, dass seine Ohren ihn nicht betrogen hatten und tatsächlich Agnes ihm hinterherrannte.

Als sie bei ihm war, musterte sie ihn einen Moment und sagte dann: „Roger hat es nicht so gemeint."

„Doch", unterbrach Fred sie, „Hat er."

„Okay", Agnes zuckte mit den Schultern, „Aber er hegt eben eine gewisse Abneigung gegen Gryffindors – das ist nichts Persönliches. Ich wollte dir nur sagen, dass ich schon beinahe beeindruckt bin und ich bin dir auch sehr dankbar – ohne dich müssten wir noch eine Nacht in der Großen Halle verbringen!"

„Gern Geschehen", meinte Fred freundlich.

„Was wolltest du eigentlich?", fragte Agnes und einen Moment sah Fred peinlich berührt auf den Boden, bevor er antwortete: „Eigentlich wollte ich mich für gestern entschuldigen – ich habe dich wohl ziemlich geärgert."

Fred hielt ihr die Pralinen hin und einen Moment musterte Agnes ihn nur nachdenklich, sodass er schon Angst bekam, sie würde seine Entschuldigung nicht annehmen, als sich ihr Gesicht wieder aufhellte und es ihr wohl wieder einfiel: „Aja! Stimmt!"

Sie kicherte – eines der schönsten Geräusche, die Fred in seinem ganzen Leben gehört hatte.

„Das hat nichts mit dir zu tun gehabt", winkte sie ab, „Roger hat uns nur den ganzen Tag trainieren lassen und ich war nur müde – ärgere mich nicht, wenn ich müde bin!"

Fred lachte und meinte erleichtert: „Das merke ich mir!"

„Das nächste Mal trete ich dir eben nicht nur gegen das Schienbein, sondern reiß dir doch noch diverse Gliedmaßen aus", drohte Agnes und Fred schluckte nervös, als er ihren ernsten Blick sah – er war sich in diesem Moment wirklich nicht sicher, ob sie es ernst meinte oder nicht.

Es musste sich wohl herumgesprochen haben, dass jemand das Rätsel gelöst hatte, denn schon war das aufgeregte Getuschel der Ravenclaws zu hören, die die Treppen wieder hinaufgingen, nachdem sie gerade erst hinuntergeschickt worden waren.

„Ich sollte wohl gehen – und du auch, eigentlich ist es schon lange Zeit fürs Bett!", schimpfte Agnes, „Morgen beginnt der Tag früh und es ist wieder Schule!"

„Ja Mutter", grinste Fred, „Dir auch eine Gute Nacht."

„Gute Nacht", verabschiedete sich Agnes und ging die Treppen wieder hoch, während Fred noch einen Moment erstarrt auf dem Treppenabsatz stand und ihr nachstarrte. Möglicherweise war er ein wenig verliebt, als er dachte, wie stolz er auf sich sein konnte, dass er Agnes dazu gebracht hatte, stolz auf ihn zu sein.



Roger blickte am Frühstückstisch über die müde Runde seines Teams. Die Muskelkater waren verschwunden und sie waren bereit fürs Training, aber Roger musste sich eine Methode ausdenken, wie er sein Team dazu bringen konnte, aktiver zu werden – und das über den ganzen Tag.

Er hatte Agnes schon um Rat gefragt – er fragte Agnes immer sofort, wenn er ein Problem hatte und sie konnten sich auch alles anvertrauen, aber selbst sie wusste nicht genau, was zu tun war.

„Leute", begann Roger, „Ich habe vor, euch nicht mehr so beim Training zu quälen –"

„Danke, Merlin!", rief Grant so laut, dass einige Erstklässler in der Nähe vor Schreck zusammenzuckten, „Und ich habe schon gedacht, ich müsste mich an die Schmerzen gewöhnen!"

„Lass mich ausreden", verlangte Roger, „Ich werde euch beim Training selbst nicht mehr mit Kraftübungen quälen, dafür brauchen wir eine Möglichkeit, damit wir über den ganzen Tag verteilt fitter und aktiver sind."

Das Team stöhnte auf und Duncan vergrub sogar sein Gesicht in seinen Händen und schluchzte melodramatisch.

„Unser Turm ist im fünften Stock – ist das nicht Sport genug für den Tag?", jammerte auch Randy.

„Ich habe an eine Art System gedacht, bei dem wir jedes Mal zehn Liegestützen machen, wenn wir eine Mahlzeit zu uns genommen haben", schlug Roger vor, aber Duncan schlug ihm die Idee sofort aus dem Kopf: „Da verhungere ich wohl lieber! Willst du wirklich, dass wir zum Schluss vor Schwäche vom Besen fallen? Willst du uns umbringen, Davies? Willst du?"

„Dann schlägt etwas Anderes vor", bestimmte Roger ungeduldig, „Ich bin mit meinen Ideen am Ende, aber wir brauchen das Training!"

In diesem Moment betrat Oliver Wood die Große Halle und Agnes beobachtete ihn dabei. Aus irgendwelchen Gründen war Wood dieses Jahr ein besonders beliebtes Ziel beim Ravenclaw-Quidditchteam, die ihn gerne mit diversen Psychotricks und Scherzen ärgerten. Da kam Agnes die geniale Idee.

„Wie wäre es mit einem Spiel?", schlug sie vor und alle sahen sie sofort interessiert an – Ravenclaws gewannen gerne und waren immer bei einem Spiel dabei, „Eine Art Wette. Jedes Mal, wenn Oliver Wood einen Raum betritt, in dem man sich befindet oder wenn man selbst in den Raum geht, in dem Wood ist, muss man zehn Liegestützen machen. Wer am Ende der Woche beim nächsten Training die meisten Liegestütze gemacht hat, muss keine Runden rennen. Die anderen rennen zur Strafe zehn Runden um den Platz!"

Das Team sah sich an und nacheinander nickten sie ernst.

„Abgemacht", bestimmte Roger, „Wir machen es genauso. Es beginnt mit der ersten Stunde und hört mit dem Beginn des Trainings auf. Ich erwarte mir natürlich, dass ihr alle fair seid, verstanden?"

„Aye, aye, Kap'tain!", rief Duncan laut und wieder zuckten die Erstklässler zusammen, aber das Team lachte und war bereit, alles zu tun, um nicht zu verlieren.

Am Anfang war es noch nicht so auffällig, dass die Ravenclaws eine Wette am Laufen hatten, aber schon nach dem ersten Tag wussten wohl alle Ravenclaws Bescheid.

Als Agnes und Roger Wood einmal auf dem Gang begegneten, ließen sich beide beinahe synchron auf den Boden fallen und begann vor der ganzen Schule Liegestützen zu machen, während nicht nur Wood, sondern auch alle anderen, die natürlich nicht eingeweiht waren sie seltsam ansahen.

„Was zur Hölle war das denn?", fragte Janet, die die beiden beobachtete hatte. Agnes stand vom Boden auf und wischte sich ihre Hände an ihrem Umhang ab, während Roger schon aufgestanden war, nachdem er ein wenig schneller mit den zehn Liegestützen gewesen war, als Agnes.

„Eine Wette vom Quidditchteam", erklärte Roger kurz und Agnes erläuterte näher: „Jedes Mal, wenn wir Wood sehen, müssen wir zehn Liegestützen machen."

„Wer am Ende der Woche die meisten Liegestütze gemacht hat, hat gewonnen", beendete Roger grinsend.

„Wie kommt ihr auf solche Ideen?", fragte Janet fassungslos. Roger und Agnes blickten sich ratlos an, bevor sie synchron die Schultern zuckten und ihren Weg zu Verwandlung fortsetzten.

Es sprach sich schnell unter den Ravenclaws herum und immer mehr begannen jedes Mal, wenn Wood in der Nähe war auf den Boden zu fallen und Liegestütze zu machen – egal, ob sie Teil des Teams waren oder nicht.

Manche machten immer nur fünf, manche machten sie auf den Knien, manche konnten nicht wirklich Liegestütze, taten aber wenigstens so und krochen am Boden herum, aber sie alle hatten eins gemeinsam – sie ärgerten Wood.

Am Anfang hatte er selbst noch keinen Zusammenhang zwischen den plötzlichen Liegestütz-Flash-Mobs und sich gesehen, aber mit der Zeit wurde es auffällig. Besonders als er am erst zweiten Tag die Große Halle am Abend betrat und plötzlich jeder Ravenclaw am Boden lag und Liegestütze machte, während die anderen Häuser noch immer ratlos waren, was denn mit ihren Mitschülern los war.

Am dritten Tag saßen Agnes und Roger in Zaubertränke und auch Randy, der mit ihnen im selben Jahrgang war, war in dem Raum, als Oliver Wood völlig unerwartet den Raum betrat.

„Professor Snape, ich bin hier im Auftrag von Madam Hooch – ich soll Roger Davies abholen, damit die Quidditch-Kapitäne den neuen Trainingsplan aufstellen können, Sir!", meinte er und sofort tauschten Roger, Agnes und Randy Blicke aus. Randy schüttelte leicht den Kopf, während Roger panisch wisperte: „Wir sind hier in Snapes Klasse – wir können keine Liegestütze machen."

Agnes sah zwischen ihren beiden Teamkollegen hin und her, die bestimmt die Chance sich entgehen lassen würden und auch die anderen Ravenclaws in der Klasse, die ja auch schon ein Teil der Wette waren, sahen nicht so sicher aus, ob sie wirklich vor Snape Liegestütze machen wollten.

Agnes begann breit zu grinsen und Roger kannte den Blick und wollte sie schon aufhalten, aber es war zu spät.

Sie ließ sich auf den Boden fallen und machte schnell zehn Liegestütze, während ihre Klassenkameraden und auch die Gryffindors, die ja ebenfalls in der Klasse waren sie ungläubig ansahen und einen Moment schien sogar Snape überrascht, dass sie sich das vor ihm traute. Sie stand auf und wischte sich den Staub von den Händen, während Snape sie nur unverwandt anstarrte und stumm einen Strich auf ihrer Liste hinzufügte.

„Gut gemacht", wisperte Roger und er bemühte sich wohl, nicht zu grinsen, bevor er Wood, der knallrot geworden war aus dem Raum folgte.

Nach Zaubertränke war Roger noch immer nicht zurück, also ging Agnes schon alleine vor in die Große Halle zum Mittagessen, als sie aufgehalten wurde.

Fred und George Weasley versperrten ihr den Weg mit verschränkten Armen und gekünstelten, ernsten Blicken.

„Miss Tripe", begann George finster, „Sagen Sie uns, was das eben war."

„Wovon redet ihr?", fragte Agnes langsam und unsicher – vielleicht hatte sie irgendetwas verpasst, aber sie hatte keine Ahnung, wovon die beiden sprachen.

„Diese Liegestütze vor Snape – warum?", fragte Fred und Agnes verstand sofort.

„Oh", machte sie, „Ihr habt es noch nicht bemerkt?"

Die Zwillinge sahen sich gegenseitig an und tauschten Blicke aus.

„Was haben wir nicht bemerkt?", fragte George.

„Wir bemerken alles. Was sollen wir nicht bemerkt haben?", fügte Fred hinzu.

„Die Wette", meinte Agnes, als wäre es selbstverständlich, aber die Zwillinge sahen sie immer noch ratlos an, also erklärte sie: „Eine Wette, die mit dem Quidditchteam von Ravenclaw begonnen hat, aber mittlerweile machen viele aus der Schule schon mit. Jedes Mal, wenn Oliver Wood einen Raum betritt, in dem man sich befindet, muss man zehn Liegestützen machen."

„Warum?", fragte Fred stirnrunzelnd.

„Ursprünglich als Krafttraining, aber vielleicht mögen wir es auch, Wood zu ärgern", Agnes zuckte mit den Schultern und lächelte fies.

„Wer kommt auf so eine Idee?", fragte George lachend, „Das ist genial!"

„Danke", meinte Agnes kurz und knapp, „Es war meine Idee – darf ich jetzt vorbei? Ich muss zu Verwandlung!"

Ohne auf eine Antwort zu warten, drängte sie sich an den beiden vorbei und ließ sie stehen.

„Warum sind wir noch nicht auf so eine Idee gekommen?", fragte Fred sofort, „Normalerweise sind wir die, die Streiche spielen, nicht die Ravenclaws!"

„Ganz genau, Bruderherz", widersprach George, „Wir spielen Streiche, aber Ravenclaws spielen mit unseren Verständen, zermatschen unser Hirn und lachen, wenn wir psychisch gestört und sabbernd zurückbleiben."

„Wirklich gruselig", hauchte Fred.

„Und du stehst wirklich auf die Schlimmste von ihnen?", fragte George grinsend und bevor sein Zwilling realisieren konnte, was er gesagt hatte, rannte er lachend vor. Als Fred endlich verstand, was es bedeutete, rief er laut: „Hey!", und rannte ihm hinterher.

Nach einer Woche wusste ganz Hogwarts davon uns dementsprechend groß war der Andrang der Zuschauer beim nächsten Training der Ravenclaws. Es war jedem immer erlaubt bei den Trainings zuzusehen, aber selten tat das jemand. Aber nicht bei diesem ganz speziellen Training.

Das Team versammelte sich in der Mitte, neben ihnen hopste Lee Jordan herum und kommentierte alles mit einer magisch verstärkten Stimme, während jeder selbst seinen eigenen Rekord im Kopf hatte und gespannt war, wie viel das Team wohl erreicht hatte.

„Und hier kommt auch schon die letzte des Teams – Agnes Tripe, eine glänzende Persönlichkeit mit der Brutalität eines wütenden Riesen.

„Ich gebe dir gleich deinen wütenden Riesen, Jordan!", drohte Agnes, „Warum weckst du mich auch so früh, Roger?"

„Unsere Fans warten!", verkündete er grinsend, „Und ich lasse dich doch so gerne von Dorothy wecken – ich weiß doch, du magst das so gerne!"

„Dir gebe ich auch gleich einen wütenden Riesen", fluchte Agnes.

„Jetzt, da sich dieses zweitklassige Team – natürlich nicht so gut, wie das Gryffindorteam –", kommentierte Lee und Agnes warf ihm wieder einen warnenden Blick zu, während die Gryffindors unter den Zuschauern lachten, „– sich versammelt hat, können wir ja endlich die Endergebnisse der Hogwarts-berühmten Wette erfahren. Alles hat mit einer kleinen Idee begonnen, die aber schnell zu einer Idee für die ganze Schule wurde. Einen großen Applaus für Agnes Tripe und ihre wundervolle Idee für dieses Spiel!"

Die Menge applaudierte enthusiastisch und laut, während Agnes sich hinter Roger versuchte zu verstecken, aber es gelang ihr nicht ganz so gut, da die Zuschauer um sie herum waren.

„Noch ein besonderer Applaus gilt natürlich der Inspirationsquelle und im Gegensatz zu allen anderen ist er kein Ravenclaw, sondern ein waschechter Gryffindor, doch leider konnte er heut nicht kommen. Trotzdem ein riesen Applaus für Oliver Wood. Es hat mit ihm begonnen – es wird sicher nicht mit ihm enden!"

Wieder applaudierten die Zuschauer und Agnes traute sich aus ihrem Versteck hinter Roger.

„Aber nun genug der Förmlichkeiten", rief Jordan wieder und wieder jubelte die Menge, „Jetzt ist es Zeit zu wissen, wer von den ursprünglichen Spielern dieses Spiels nun die meisten Liegestütze hinter sich hat!"

„Okay, Leute!", trommelte Roger sie endlich zu sich, „Wir machen es, wie ausgemacht. Jeder hat doch seine Zahl auf ein Stück Pergament geschrieben, oder?"

Zur Antwort hielt jeder sein Pergament in die Höhe und Roger führte fort: „Gut, so kommt niemand auf die Idee, doch noch eine falsche Zahl zu nennen. Bei drei zeigen wir unsere Zahlen gleichzeitig und dann sehen wir, wer gewonnen hat."

„Ich habe noch eine Frage!", meldete sich Duncan und hob wie in der Schule die Hand, „Zeigen wir es auf drei oder bei drei?"

Bei drei. Auf mein Zeichen!", antwortete Roger schnell, „Eins – zwei – drei!"

Duncan verpasste fast den Einsatz, aber er hielt trotzdem noch mit kaum Verzögerung sein Pergament in die Höhe und jeder sah sich einen Moment stumm um, um zu sehen, wer gewonnen hatte.

Agnes sah, dass sie mehr als Grant, Jeremy und Randy hatte, während Roger um nur wenige mehr hatte, als sie selbst. Duncan hatte beinahe fünfzig mehr – Agnes wusste, dass er in den letzten Tagen manchmal sogar extra nach Wood gesucht hatte, damit er mehr machen durfte, aber was alle verwunderte, war, wer die meisten gemacht hatte.

„Und die Gewinnerin ist Cho Chang, die geschickte Sucherin der Ravenclaws mit ganzen fünfhundertsiebzig Liegestütze!", verkündete Lee Jordan und die Menge jubelte, „Das sieht man ihr gar nicht an, aber sie scheint es wohl in sich zu haben!"

Cho selbst wurde rot und erklärte schüchtern: „Wood ist häufig in der Nähe von Cedric – ich habe ihn wohl häufig bei ihm gesehen."

Duncan klopfte dem kleineren Mädchen kräftig auf die Schulter und sie kippte fast um, aber sie hielt Stand.

„Dann kommen wir jetzt zur Bestrafung", seufzte Roger, „Los, Leute! Keine Müdigkeit vortäuschen! Zehn Runden um den Platz!"

„Herzlichen Glückwunsch, Cho", meinte Agnes noch, bevor sie hinter Roger herrannte. Die Menge selbst verstreute sich langsam und eigentlich hatte keiner Lust dazu, selbst die Runden zu rennen, sodass nur das Ravenclawteam auf dem Platz zurückblieb.

Agnes war ein wenig hinter Roger, als plötzlich neben ihr zwei Gestalten auftauchten.

Sie sah sie an und seufzte, als sie sie erkannte.

„Fred, George... Was macht ihr hier?", fragte sie ein wenig genervt.

„Wir rennen unsere Strafe ab", meinte Fred grinsend.

„Wir haben nur um die dreihundert gemacht", erklärte George.

„Dabei ist das eigentlich eine gute Zahl, für das, dass wir erst vor drei Tagen begonnen haben", schätzte Fred.

„Ihr seht Wood auch immer im Gemeinschaftsraum", zeigte Agnes auf.

„Du hättest Wood heute in der Früh sehen sollen – er hat sich partout geweigert, hierher zu kommen und sich das alles anzusehen. "Das gönne ich diesen Psychos nicht", hat er gesagt", grinste George.

„Er ist schon immer ein kleiner Sonnenschein gewesen", seufzte Fred zustimmend.

„Besonders, wenn es um eure Psychotricks geht", fügte George hinzu.

„Ich bin mir übrigens sicher", versprach Fred, „dass du für diesen Streich in die Geschichte von Hogwarts eingehst. Das war genial."

„Ich würde lieber für etwas Anderes bekannt werden", bemerkte Agnes, „Wie ich euch zwei zum Beispiel überlebt habe, ohne euch umzubringen!"

Mit diesen Worten beschleunigte sie und rannte nun neben Roger her.

„Als ob sie dafür bekannt werden wird", schnaubte George.

„Ich bezweifle ebenfalls, Bruderherz, dass sie uns nicht irgendwann umbringt", stimmte Fred ihm zu, „Wir bringen sie schon noch so weit."

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