BonBon
Kapitel 34
„Träumst du eigentlich?", fragte eine weibliche Stimme noch bevor Violet die Augen geöffnet oder sich aus ihren unglaublich weichen Laken befreit hatte. Sie blinzelte und vernahm dann ein schnipsendes Geräusch direkt an vor ihrer Nase.
„He! Aufwachen Dornröschen, ich hab dich etwas gefragt!" murmelte die Frauenstimme etwas verstimmt und nach einigen Momenten sah Violet Sofia vor sich. In ihrem Zimmer und ... wow. In ihrem Bett – wie war denn das passiert?
„Was?", fragte Violet verwundert und Sofia erhob sich wieder vom Bett und raschelte mit irgendwelchem Verpackungsmaterial, bevor sie einige Stoffe in die Höhe hielt und wieder zurücklegte.
„Ob du träumst. Abgesehen davon, dass dich das Schlafen unfassbar angreifbar macht, ist das eine beneidenswerte Eigenschaft, wenn du sie hast. Also: träumst du?" fragte Sofia noch einmal. Violet setzte sich schwerfällig in ihrem Bett auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen während sie nickte. Sofia stöhnte entzückt auf.
„Naw. Das ist ja süß. Vampire träumen eigentlich nie, obwohl wir ja auch nicht schlafen."
„Nicolas meinte, dass junge Vampire schlafen."
„Nein", lachte Sofia „nicht wie du das verstehst. Wir sind erschöpft und nehmen uns eine Auszeit, indem wir uns hinsetzen und die Augen schließen. Aber wir blenden nicht alles aus, so wie du. Seh dich um, ich bin schon seit Stunden hier!", flötete sie fröhlich und tatsächlich sah Violet sich in ihrem Zimmer um und bemerkte viele Einkaufstüten, Verpackungen und halb ausgepackte Kleidung. Ihr Kleiderschrank stand weit offen und war definitiv besser gefüllt als zuvor und vor allem: Farbenfroher. Während Nicolas ihr graue und schwarze, einfache aber edle Kleidung besorgt hatte, strahlte ihr Garderobe sie nun geradezu an.
„Was hast du gemacht?", fragte Violet immer noch leicht desorientiert. Sie brauchte immer etwas Zeit um richtig wacht zu werden.
„Nicolas hat mich gebeten dir ein Kleid zu besorgen und als ich an dein Kleiderschrank bin, um deine Größe herauszufinden, ist mir diese gähnende Leere aufgefallen. Also war ich den ganzen Tag über für dich shoppen!", grinste sie fröhlich. Violet krabbelte aus dem Bett und besah sich ihre neue Kleidung. Blusen, Jacken, legere und auch außergewöhnliche Oberteile, Kleider, Hosen, Jeans und Röcke. Auf den Boden türmten sich allerlei Schuhe und sie griff nach einem hauchdünnen Spitzending in der Schublade. Ihre Unterwäsche hatte definitiv auch ein Update bekommen.
„Das meiste musst du selbstverständlich noch anprobieren, aber dafür haben wir jetzt keine Zeit. Die anderen Gäste sind bereits eingetroffen und die Party hat quasi schon begonnen. Wir müssen dich zurechtmachen und uns endlich für ein Paar Schuhe entscheiden!" meinte Sofia etwas theatralisch und erst jetzt fiel Violet auf, das Sofia bereits ein kurzes Babydollkleid mit regenbogenfarbenen Tüllrock trug, dazu ein weißes Band im Haar und eine weiße einfarbige Bluse. Ihre Füße steckten in scheinbar meterhohen Pumps die sie auf Violet Körpergröße erhoben.
„Du siehst aus wie ein BonBon!", murmelte Violet und besah sich misstrauisch die Kleider die Sofia ihr mitgebracht hatte. „Ich bin nicht der Zuckerwatte-Typ!", stellte sie schnell klar, aber Sofia schien keinen Moment beleidigt zu sein und hielt ihr eine schwarze Box entgegen.
„Ich weiß, Vio. Du bist der Typ dunkel-sexy-und-verrucht und glaub mir: Dieses Kleid verkörpert das perfekt!" flötete sie und sah gespannt dabei zu, wie Violet missmutig den Karton öffnete und sich etwas unwohl dabei fühlte, dass Sofia nicht nur ihren Kleiderschrank befüllt hatte sondern einfach unverhohlen in ihrem Zimmer stand und sie angrinste. Normalerweise würde sie so kurz nach dem Aufstehen keinen Besuch empfangen, aber das schamlose eindringen in ihre Privatsphäre sollte sie eigentlich nicht wundern.
„Das ist kein Kleid, das ist Unterwäsche!" stieß Violet entsetzt aus und Sofia quietschte vergnügt.
„Nein, nein, zieh es an! Es bedeckt alles was bedeckt gehört, versprochen!" sang sie fröhlich weiter und griff zu einem zweiten Karton.
„Das hier ist die Unterwäsche dazu!" Violet nahm auch diesen entgegen und öffnete ihn. Da war keine Unterwäsche lediglich Strümpfe. Sie seufzte frustriert und konnte das Gefühl nicht abschütteln, gerade veralbert zu werden.
Dann aber fiel ihr wieder ein, was für eine Party das sein würde: Eine, die in einer Orgie endete und dafür schien diese Kleidungsfetzen auch ausreichend. Dennoch dachte sie nicht einmal daran, das anzuziehen.
„Hör mal, das ist alles sehr lieb von dir, aber ich habe nicht vor an den ... Verwicklungen des Abends teilzunehmen.", versuchte sie es so diplomatisch wie möglich auszudrücken, aber Sofia zuckte nur mit den Schultern.
„Würde eh keiner bemerken, ob du bleibst oder dich abseilst, aber wenn doch noch irgendwer Notiz von dir nimmt, solltest du angemessen gekleidet sein, findest du nicht?"
„Doch schon, aber..."
„Kein aber! Runter mit den Pyjamer! Ich will dich in diesem Kleid sehen!", befahl sie streng und Violet gab sich geschlagen, nahm beide Kartons und ging ins Bad. Soweit kam es noch, dass sie sich vor Sofia auszog!
Violet hatte nie Probleme mit ihrer Figur gehabt. Ihre Taillie war schmal, ihre Hintern kurvig und ihre Brüste hatten eine schöne Größe, in diesen Fetzen aber fühlte sie sich dick. Das Kleid, wenn man es als solches bezeichnen konnte, war nicht für Frauen mit Kurven gedacht. Es war aus schwarzer spitze und war nur an wenigen Stellen Blickdicht. Blutrote Streifen unter den schwarzen Netz bedeckten ihre Scham Region und ihre Nippel.Der Rücken lag komplett frei und als Violet sich drehte, sah sie zu ihrem erschrecken, dass der Saum nur kurz unter ihrem Hintern endete. Wenn sie sich bückte würde sie jedem, der hinter ihr stand, einen umfassenden Ausblick auf ihren Schambereich geben und das ging absolut gar nicht.
„Ich will ein Höschen!", schrie sie durch die verschlossene Badezimmer Tür und hörte ein genervtes Stöhnen auf der anderen Seite...
„Spießerin!", schrie Sofia zurück, öffnete die Tür einen Spalt, steckte ihren Arm hindurch und präsentierte ihr ein passendes Spitzenhöschen zu dem Kleid, das offensichtlich, genauso wie die Strümpfe, durchaus zum Ensemble gehörte.
„Das war von Anfang an dabei!", beschwerte sich Violet und hörte Sofias glucksen.
„Na und? Kein Grund eines zu tragen!"
Violet verdrehte die Augen, nahm ihr den Slip ab, stieg hinein und öffnete die Tür ganz um sich Sofia zu präsentieren, die einige Sekunden nur dastand, sie von Kopf bis zu den Füßen betrachtete und dann noch einmal und noch einmal.
„Mamamia! Miau! Für diese Brüste würde ich sterben, du bist wahrlich gesegnet!" murmelte Sofia und reichte ihr dann die hochhackigen Schuhe.
„Das Kleid ist nicht für eine solche Körbchengröße gedacht!", beschwerte sich Violet und zupfte ein wenig herum, damit der blickdichte Streifen ja nicht verrutschte und zu viel offenbarte.
„Offensichtlich, aber es sieht wirklich echt heiß aus. Du brauchst Smoky Eyes und einen Lippenstift in demselben Rotton wie der Unterstoff. Die Haare würde ich so lassen. Leicht zerzaust, als wärst du gerade aus dem Bett gestiegen."
„Ich bin gerade aus dem Bett gestiegen!", erinnerte Violet die Vampirin und die blinzelte sie verschwörerisch an. „Eben! Und jeder soll sehen, dass du dich gerade aus dem Bett eines beneidenswert glücklichen Mannes gekämpft hast! Traumhaft-Verrucht, die werden dich auffressen wollen!" schwärmte Sofia. Violet verzog das Gesicht und gehorchte Sofias Geste, sich auf einen Stuhl zu setzen und stillzuhalten, während sie geschminkt wurde.
„Hat Nicolas dir von dem Rauch erzählt?", fragte Sofia während sie begann MakeUp auf ihrem Handrücken aufzutragen um ihn dann auf Violets Gesicht zu verteilen. Eigentlich brauchte Violet kein Makeup, sie hatte nie Probleme mit unreiner Haut gehabt und wenn sie genau darüber nachdachte, schien das bei allen Vampiren der Fall zu sein. Unsterblich und schön. Guten Abend, Klischee!
„Der die Vampire High macht? Ja, ich musste gestern etwas davon zu mir nehmen, er wollte sehen ob ich normal darauf reagiere!", gestand Violet und fand es plötzlich merkwürdig Sofia so etwas zu erzählen, ganz so als wären sie Freundinnen.
„Reagierst du normal?", fragte Sofia stattdessen, während sie Rouge auftrug und sich an die Smoky Eyes machte. „Ich denke schon, ich hab mich ziemlich angetrunken gefüllt." Sofia nickte und lächelte.
„Es wird intensiver umso länger du es ein atmet. Re wird die Dosis in Laufe des Abends erhöhen und dann werden die Leute um dich herum ziemlich hemmungslos. Ich würde in Nicolas Nähe bleiben."
In Nicolas Nähe bleiben? Während er eine andere Frau angräbt und mit dieser zusammen „hemmungsloser" wird? Nein, darauf konnte sie verzichten.
„Ich werde mich beizeiten abseilen", erwiderte Violet ohne auf das Thema Nicolas zu reagieren, was Sofia aber durchaus bemerkte.
„Er hat dich verletzt, als er sagte, er erhebt keinen Anspruch auf dich. Er hätte nicht mit dir schlafen sollen, dann würde das schneller Weg gehen."
„Was weggehen?", hackte Violet nach und was Sofia ihr daraufhin anvertraute war wohl kein Geheimnis. „Diese Verliebtheit. Ich war auch furchtbar verschossen in Re, nachdem er mich erschuf. Aber er hat mich immer auf Abstand gehalten und deswegen war es nicht so kompliziert wie mit dir und Nicolas. Ich dachte ihr beide...", sie zögerte bevor sie weitersprach, sich überlegte ob sie es überhaupt sagen sollte, entschied sich dann aber dafür, „Ich dachte er hätte dich erschaffen, weil er dich auch mag. Er hat nie einen Menschen verwandelt, deswegen war ich nicht überrascht, als ich merkte dass du nach ihm riecht. Aber ich habe das anscheinend falsch interpretiert. Tut mir leid, ich sollte dir das nicht so direkt sagen. Ich weiß nicht, wie er sich dir gegenüber verhält, wenn ihr", wieder ein Zögern, „Sex habt. Oder dabei seid Sex zu haben. Aber er wirkt nicht besonders interessiert, was ich noch komischer finde, du bist genau sein Typ."
„Naja so ganz uninteressiert ist er ja nicht", verteidigte sie sich und erstickte fast an dieser Lüge. Sofia nickte. „Stimmt. Aber normalerweise ist er nicht so reserviert, wenn er einer Frau begegnet die so sehr seinen persönlichen Geschmack trifft, es ist ja schon fast gruselig, wie groß die Ähnlichkeit ist."
Moment. Was? Nicolas persönlicher Geschmack? Ähneln? Wem ähnelte sie?
„Wovon redest du?", fragte Violet mit der Direktheit, die auch Sofa zu Eigen war und dieser runzelte die Stirn. „Oh. Klar, er hat es dir natürlich nicht gesagt. Wäre auch komisch. Er malt und wenn ich das sagen darf: er macht das großartig und irgendwann einmal hat er ein Portrait gemalt, das die perfekte Frau darstellt – aus seinem Blick perfekt. Zumindest. Und du kommst dem echt sehr nahe", lächelte sie und blickte dann auf ihre Armbanduhr.
„Oh Mist, wir müssen langsam wirklich runter. Ein bisschen spät schickt sich als Frau, aber so sehr ist fast unangenehm!"
Beta: Geany
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