Nein.
Das war das erste Wort, welches mir in den Kopf schoss, als ich das Klassenzimmer von Mr. Joyce betreten hatte.
Nein.
Dieses Wort hallte immer und wieder in meinem Kopf herum. Entschlossen und zielstrebig hatte ich mich auf den Weg gemacht, um mich meiner neuen Aufgabe zu stellen. Es würde das Aufregendste sein, was mir in meinem Leben wiederfahren würde, das dachte ich jedenfalls.
Ich brauchte ungefähr 10 Minuten, bis ich in seinem Klassenzimmer angekommen war. Ich drückte die Türklinke nach unten, trat in den Raum ein und sah Mr. Joyce, der aufrecht auf seinem Stuhl saß und mit jemanden redete, dessen Hinterkopf zu mir gedreht war. Er hatte schwarze kurze Haare, einen muskulösen Körper und war komplett in schwarz gekleidet. Er hatte seine Waffe in einer Seitentasche versteckt, soweit ich es erkennen konnte schien es ein Dolch oder ein Messer zu sein.
Ich musste nicht anklopfen, um zu zeigen, dass ich da war, denn beide drehten sich zu mir um.
Nein.
Vor mir stand er, derjenige, den ich am wenigsten erwartet hätte. Derjenige, den viele von uns fürchteten, nein gar jemand, in dem jedem den Tod höchstpersönlich sah. Zayn Malik, so nannten wir ihn. Nicht ohne Grund trug er diesen Namen.
"Hallo, Herr Payne. Stell dich doch zu uns." Ich schluckte kaum merklich und begann meine Füße in Bewegung zu setzen. Jede Faser meines Körpers weigerte sich auch nur in seine Nähe zu geraten. Doch nun stand ich hier, fast Schulter an Schulter neben dem am meist gefürchteten Auftragskiller.
Mr. Joyce bemerkte mein Unbehagen und zeigte mir mit seinem Blick, dass dies in dieser Situation nicht angebracht war. "Sie haben heute erfahren, was dieses Jahr Ihre wichtigste Mission sein wird. Nicht umsonst haben wir Sie ausgewählt, diese äußerst wichtige Aufgabe mit diesem Herrn hier zu beschreiten. Wir sehen Potenzial, welches wir versuchen auszuschöpfen. Ja, Sie haben Potenzial, mehr als Sie denken jetzt zu besitzen." Ich unterdrückte den Drang, mich einen Schritt von dem schwarzhaarigen Mann wegzubewegen. "Diese Aufgabe beginnt ab nächster Woche. Mister Malik wird Sie im Unterricht genau beobachten und sich Ihre Vorgehensweise gut einprägen. Sie werden kein leichtes Spiel haben. Aber ich glaube das wissen Sie bereits." Ich nickte, als ich merkte dass er eine Antwort von mir verlangte. "Nun gut. Dann sind Sie hiermit entlassen", sagte er ernst und ich antwortete mit einem einfachen: "Danke, Sir" und machte mich - obwohl ich so schnell wie möglich hier weg wollte - langsam auf den Weg aus diesem Raum. Der durchdringende Blick von Zayn Malik verfolgte mich, bis ich endlich aus diesem Raum raus gegangen war.
Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich endlich wieder normal atmen konnte. Mein Kopf konnte keinen normalen Gedanken mehr fassen. Zayn Malik. Auftragsmörder Nummer eins war wirklich vor mir gestanden. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
War es nun gut, dass er mich sozusagen trainierte? Oder kostete es mich das Leben, wenn ich nur in seine Nähe geriet? Wie plante ich einen Anschlag auf genau denjenigen, der im Schatten lebte?
All diese Fragen kursierten in meinem Kopf, doch jede einzelne brachte wieder eine neue hervor, ohne auch nur eine Antwort zu bekommen.
Nach ein paar Sekunden war ich bereit dazu, mich auf den Weg zur Cafeteria zu machen. Alle aus meiner Klasse würden wahrscheinlich gerade das gleiche durchmachen wie ich - nur vielleicht nicht so schlimm wie es bei mir war.
Ich seufzte. Angekommen in dem großen Saal, in dem alle Menschen wie in einer normalen Schule aßen und redeten, machte ich mich auf den Weg zu einem einzelnen Tisch. Es wunderte mich immer wieder, wie freundschaftlich wir miteinander umgangen - auch wenn wir ohne mit der Wimper zu zucken jeden hier ermorden würden, wenn es unser Auftrag war. Ich schloss keine "Schein-Freundschaften", da es mir einfach zu anstrengend war. Den Sinn dahinter jemanden Freude zu bereiten, die wir nicht einmal empfinden konnten, schien mir selten dämlich.
Als ich fertig war mit meinem Essen, begab ich mich in den nächsten Unterricht.
Doch irgendwie konnte ich mich nicht konzentrieren. Das war mir noch nie passiert, Aufmerksamkeit war das A und O an unserer Schule, wenn nicht auch unserer weiteren Laufbahn, doch die Zweifel, die mich plagten, schienen wie von selbst einen Weg in meinen Kopf zu finden.
Wie unprofessionell von mir.
Nach und nach vergingen die Stunden - Die Geschichte der Kampftechniken war sonst immer mein Lieblingsfach, doch nicht einmal dieses konnte meine Interesse, oder auch Aufmerksamkeit, wecken.
Völlig fertig begab ich mich zu meinem Schlafsaal. Was war nur los mit mir? Es gehörte sich nicht als Auftragsmörder solche Gedanken zu haben. Ich konnte es mir nicht leisten meine Aufmerksamkeit aufs Spiel zu setzen. Egal wie schwer ein Fall, eine Mission oder auch die Situation sein wird, das war nicht die Art diese anzugehen.
Ich schüttelte meinen Kopf und blickte nun mit starrem Blick auf die Türe. Erst dann bemerkte ich, dass sich Henry wieder aus dem Zimmer geschlichen hatte, um sich zum Sex mit irgendeinem Mädchen zu treffen.
Unprofessionell.
Ich lachte leise über diesen Gedankengang. Das hatte ich gerade eben noch über mich selbst gedacht. Hieß aber, dass ich das Selbstmitleid nun hinter mich bringen und meine Gedanken so klar fassen konnte, dass ich mir nun endlich einen Plan ausdenken werde um Zayn Malik - den Auftragsmörder schlecht hin - zu ermorden.
Das wird ja ein heiden Spaß.
_|_
Es roch nach Frühling. Das Geräusch des Windes, welcher die Bäume umschmeichelte, füllte mein Hörvermögen. Die Lichtung an der ich stand wurde von der Sonne durchleuchtet. "Liam..." hörte ich, wieder mit dieser bekannten Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. "Lauf, sonst finden sie dich. Sie dürfen dich nicht bekommen."
Ich sah mich um. Hektisch drehte ich mich im Kreis, doch hier war niemand. Nur das Rascheln der Blätter, die seine Stimme immer mehr verblassen ließen.
"Wer bist du?", schrie ich ins Nichts, mit der Hoffnung Antworten zu finden. "Was redest du denn da?", lachte eine andere Stimme neben mir. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter, doch als ich mich auf die Seite drehte, war sie verschwunden.
Mein Herz übertönte nun alle Geräusche. Angst schlich sich durch meinen ganzen Körper. Wo war ich hier?
Schon wieder hörte ich das Lachen der zweiten Stimme. Es klang warm, nein sogar sehr schön. "Ich bin es doch, Liam. Das kannst du doch nicht vergessen haben. Ich bin -"
Alles um mich herum verblasste, als würde ich in eine tiefe Leere fallen. Um mich herum nur Schwärze. Nur das Brennen auf meiner Schulter, an der Stelle die die Person berührt hatte, war das Einzige, welches ich wahrnehmen konnte. Ich schloss meine Augen und fiel.
Erschrocken öffnete ich meine Augen und keuchte. Alles um mich herum war schwarz. Ich blinzelte. Es dauerte lange, mich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Was war das?
Langsam setzte ich mich auf und rieb mir die Augen. Schon wieder so ein seltsamer Traum. Es konnte kein Zufall sein, dass ich in dieser Nacht schon wieder etwas ähnliches träumte, wie in der letzten.
Ich versuchte nicht zu viel hinein zu interpretieren. Träume sind doch dafür da, etwas zu verarbeiten. Es konnte nur ein schlechtes Gefühl meiner Seite aus sein, welches meine Fantasie anregte.
Genau, das wird es sein.
Ich strich mir über das Gesicht und stand auf, um mir ein Glas Wasser aus dem Badezimmer zu holen. Ich musste mich beruhigen - immerhin hatte ich nun die Mission Zayn Malik auszuschalten. Ich hatte keinen Platz für unrealistische Probleme.
Mein Zeitgefühl sagte mir, dass es ungefähr drei Uhr in der Früh sein musste. Da ich nun nicht mehr schlafen konnte, setzte ich mich ans Bett und holte mir einen Notizblock hervor. Da ich das Licht bis jetzt nicht abgeschaltet hatte, drehte ich die kleine Nachttischlampe auf meiner Kommode auf.
Die ersten paar Minuten tippte ich mit meinem Kugelschreiber auf den Block. Mir musste dringend eine Methode einfallen, um dieses Jahr positiv abzuschließen. Doch wie stellte man so etwas an?
Ich seufzte und fuhr mir durch meine Haare. Es vergingen weitere fünf Minuten, in denen ich gedankenverloren auf das leere Blatt Papier vor mir starrte.
Als ich dann endlich den Stift ansetzte, um meine ersten Überlegungen auf Papier zu bringen, merkte ich eine kleine Bewegung in meinem Augenwinkel. Ohne darüber nachzudenken, stand ich auf und drehte mich im die Richtung, von der die Bewegung gekommen war. Ich drehte das Licht sofort ab, deswegen konnte ich in diesem Raum kaum etwas ausmachen, doch ich preschte mich nach vor, dorthin, wo ich das Geräusch ausmachen konnte.
Wahrscheinlich war das eh nur Henry.
Als ich mich langsam näherte, hörte ich das Geräusch schon wieder. Es kam von der Richtung des Bettes von Henry. Ich blickte in die Richtung, doch ich konnte keine Silhouette ausmachen.
Auf einmal war es komplett Still. Als würde sich die Welt plötzlich langsamer drehen. Doch ich spürte auf einmal eine so starke Anwesenheit und im Bruchteil einer Sekunde war ich an die Wand gedrückt, mit dem Kugelschreiber, den ich in der Hand hatte, an der Kehle.
Ich keuchte leise. Der Druck an meinem Hals war nicht groß, trotzdem konnte ich mich kein Stück bewegen. Ich versuchte die Situation zu analysieren, doch es war so dunkel, dass ich mich nur auf mein Gespür verlassen konnte. Ein harter Körper drückte gegen mich und schien sich, wie eine Mauer, kein Stück zu bewegen.
Vielleicht sollte ich Angst verspüren. Doch das tat ich nicht. Ich war gefasst, was auch immer jetzt kommen mag.
Nach einer Minute, in der ich es nicht schaffte mich zu lösen, hörte ich ihn auf einmal etwas murmeln.
"Ziel erledigt." Und auf einmal wurde ich frei gelassen. Ich hustete einmal, da ich nicht bemerkt hatte, dass ich die Luft angehalten hatte.
Als ich dann aufsah, sah ich direkt in das Gesicht von Zayn Malik. Dass ich überrascht war, wäre eine Untertreibung, doch ich ließ es mir nicht anmerken.
"Können.. Mangelhaft. Flexibilität... Nicht vorhanden. Kraft? Ein wenig über dem Durchschnitt. Alles in allem? Wärst du wahrscheinlich jetzt tot." Die Augen von Zayn schienen in meine Seele zu blicken. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, also schwieg ich.
Ohne ein weiteres Wort bewegte er sich von mir weg - setzte sich auf mein Bett - ohne dabei den Blick von mir zu lösen. Ich spürte eine Art bedrohliche Aura um ihn herum, eine die mich dazu brachte vorsichtig zu sein und keine überflüssige Bewegung zu machen. Es war, als wäre er der Tiger und ich das Reh, Sekunden bevor das nichts ahnende Tier in Stücke gerissen werden würde. Ich traute mich nicht laut zu atmen, nicht einmal einen Finger zu bewegen.
"Du weißt bestimmt, warum ich hier bin", stellte der schwarzhaarige Auftragskiller fest. Ich antwortete ihm nicht, sondern starrte ihn nur an. Es brauchte wahrscheinlich nur eine falsche Antwort und in Sekunden würde er mich wieder gegen die Wand drücken, sodass ich keine Wahl hatte, als ruhig zu sein.
Zayn Malik schien das zu amüsieren. Ein selbstgefälliges Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Innerlich dachte ich mir, dass ihm seine Arroganz nicht stand, doch keiner meiner Gedanken spiegelte sich in meinem Äußerem wieder.
"Ich bin genauso wenig beeindruckt das restliche Schuljahr mit dir zu verbringen, wie du, mich als Zielperson zu haben. Doch das hier ist ein Auftrag und ich erfülle jeden Auftrag, als wäre es mein letzter." Sein Grinsen von vorhin war vergessen, seine Miene verdunkelte sich. Ich traute mich nicht den Kloß in meinem Hals runter zuschlucken.
Auf einmal entspannte sich die Aura um ihn herum. Mein Körper war nicht mehr angespannt, ich konnte mich etwas beruhigen. "Immer wieder interessant zu beobachten", murmelte Zayn und stand auf.
Ich entschied mich, ihn nicht darauf anzusprechen.
Nicht dass ich mich getraut hätte.
"Wie dem auch sei, ich bin nicht hier, um dir Angst zu machen. Genauso wenig, um deine Fähigkeiten zu überprüfen. Es war mir von Anfang an klar, dass du noch eine Menge trainieren musst." Er beäugte mich von oben nach unten. "Ich will dir eine Art Angebot machen, welches du nicht ausschlagen solltest. Oder eher nicht darfst." Er lachte leise. Ich hatte Angst vor dem, was er mir nun vorschlagen wollte.
In einen Kopf des bekanntesten Auftragsmörders zu blicken, wäre doch eh unmöglich.
"Ich bin hier, weil ich jemanden einen Gefallen schulde und nicht weil ich es will. Es gibt viele Jobs, die erledigt gehören, die auch wichtiger wären. Also will ich das hier so angenehm wie es geht für mich gestalten." Ich musste zugeben, etwas verwirrt war ich dann schon. Was könnte ich ihm schon geben?
"Kommen wir erst einmal zu dem, was ich dir vorschlagen könnte. Selbst mit zehn Jahren an Training, würdest du es nicht schaffen, mich zu überwältigen, geschweige denn nur in meine Nähe zu kommen, ohne dass ich dich in zwei Sekunden ermorden könnte."
Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Er schien wirklich von sich selbst überzeugt zu sein. Egal wie viel Angst ich hatte - über mich zu urteilen ohne etwas von mir zu wissen machte mich wütend. Ja, er war der beste Killer, den die Schule je ausgebildet hatte, doch auch ich hatte eine Chance, die ich ergreifen würde. Selbst wenn ich noch vor ein paar Stunden daran gezweifelt hatte.
Zayn schien durch, die kleine Bewegung, bemerkt zu haben, was ich dachte.
"Denk was du willst, Liam." Ich schluckte, als ich hörte, wie er meinen Namen aussprach. "Das gerade eben war nicht einmal ein Prozent meiner Kraft und du konntest dich nicht lösen. Dabei hatte ich dir sogar zwei Schwachstellen offen gelassen, die du nicht einmal bemerkt hattest." Er seufzte, nachdem er das gesagt hatte. Selbst wenn ich darüber nachdachte, konnte ich mich nicht daran erinnern, dass es einen Weg gab mich von seinem Griff zu befreien.
"Um wieder zu meinem Angebot zu kommen. Ich mache es dir zwar nicht leicht - nein ganz sicher nicht - doch ich werde diese paar Monate nur zehn Prozent meiner Kraft anwenden." Ich blickte ihn überrascht an und meldete mich zum ersten Mal zu Wort. "Und was willst du dann von mir? Ich wüsste nicht, was ich dir bieten könnte."
Um ehrlich zu sein hatte ich Angst, was er von mir erwarten würde.
Schon wieder grinste er. "Oh doch, Liam. Da gibt es etwas ganz Bestimmtes, was ich mir von dir erwarte. Im Gegenzug will ich, dass du mir in dieser Zeit deinen Körper zur Verfügung stellst."
_|_
So! Hier ist das zweite Kapitel meiner Geschichte. Ich hoffe es hat euch gefallen, lasst doch ein Vote/Kommentar da, wenn ihr es mochtet :)
Es tut mir leid, dass ich wirklich selten schreibe und ich versuche wirklich wieder öfter zu updaten, doch ich kann nichts versprechen.
Wie dem auch sei, ich wünsche euch allen noch spaßige letzte Winterferientage :)
Eure Jenna xx
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