1 || "Er hatte sich der Liebe verschworen."
"Liam!" Der kleine Junge drehte sich verwirrt und vollkommen verängstigt hin und her, als er seinen Namen hörte. "Liam, jetzt komm schon!" Es hallte durch den ganzen Wald, immer wieder hörte er seinen Namen, als würde es kein Ende nehmen. "Liam..." Die Stimme entfernte sich mehr und mehr von ihm, doch der Junge hetzte sich weiter zu dieser. Er wusste, dass er dort in Sicherheit sein würde. Er verletzte sich an seinen Beinen und Armen, schürfte sich alles auf und doch rannte er immer weiter, um von dieser Hölle zu entkommen.
"Liam!"
"Liam!" Ich riss die Augen auf. Hastig sah ich mich um, fragte mich wo ich sei und rieb mir meine Augen, um einen klaren Verstand zu bekommen.
Es war nur ein Traum, Liam. Keine Angst.
Ich wusste nicht warum mich dieser so in Panik versetzte. Er war so surreal für mich, doch diese Stimme, die noch immer in meinem Kopf hallte, machte mir eine mörderische Angst.
Als ich wieder zu klarem Verstand kam sah ich mich um. Ein kleiner Raum, nicht einmal zehn Quadratmeter groß, war mit einer kalten Atmosphäre versehen. Gerade einmal ein Nachttisch mit einer Lampe, die schon bald zu zerbrechen drohte, zwei Betten und ein kleiner Schrank, der aus altem modrigen Holz gefertigt war, standen in diesem. Die einzige Sache, die dieses Zimmer nicht normal wirken ließ, waren die Messer, die unter den Kopfkissen versteckt waren.
"Was sollte das Henry." Nun meldete ich mich zu Wort, als ich den Traum ausgeblendet hatte und wieder in der Realität angekommen war. "Es ist Wochenende. Wir haben heute keinen Unterricht." Der Junge mit seinen grauen Augen sah mich mit einem undefinierten Blick an. "Du hast echt kein Zeitgefühl." Dann stand dieser auf und warf sich seine schwarze Tasche um die Schulter. "Du hast einen ganzen Tag durchgeschlafen. Das nächste Mal würde ich dir raten dich nicht mit dem besten Schüler dieses Jahrgangs anzulegen."
Ich sah meine Arme und Beine an. Kleine Wunden, wie Schürfungen, bis hin zu Schnittwunden und Prellungen versahen meinen Körper. Erst jetzt wurde mir klar, dass das alles weniger schmerzte, als es eigentlich tun sollte.
Nun sah ich etwas verblüfft auf. "Wirklich?", fragte ich erstaunt. "Muss ja echt ein harter Kampf gewesen sein", stellte Henry fest und drehte sich um. "Ich gehe jetzt. Vergiss nicht dich fertigzumachen. In einer viertel Stunde beginnt der Unterricht." Nach den Worten verließ Henry das kleine Zimmer und schloss die Türe hinter sich.
"Scheiße! Ich muss los." Ich hetzte vom Bett zu meinem Schrank, zog mir ein schwarzes T-Shirt und eine lange Jeans an. Nachdem ich fertig war, packte ich mein Messer in einen braunen Rucksack, sah nach ob ich meinen Block inklusive Stifte dabei hatte und rannte los.
Geschichte mit Mr. Hentch. Das war heute meine erste Unterrichtsstunde. Zu spät kommen stand nicht auf meinem Plan, deswegen beeilte ich mich umso mehr.
Am Weg stieß ich gegen ein paar Schüler, die mich böse anstarrten, doch dann ihre Konversationen weiterführten. Als ich ankam läutete es und ich setzte mich auf den letzten Platz, der übrig war.
Das Klassenzimmer war nicht gerade groß. Die Tische sind jedoch sauber, nicht wie in anderen Schulen bei denen die Tische angemalt und beschriftet wurden, denn hier bekam man nur wegen einer solchen Kleinigkeit eine Bestrafung. Jedoch keine harmlose wie Nachsitzen oder dergleichen, sondern einen Schlag auf die Finger, wie im 19. Jahrhundert.
Doch das war nicht das Einzige, dass ich an dieser Schule außergewöhnlich fand. Neben den Kampfausbildungen mussten die Schüler hier noch perfekt in Englisch, Geschichte, Geografie und Deutsch sein, damit sie bei den Aufgaben, die sie erfüllen werden, die idealste Ausbildung hatten, um einen Auftragsmord ausführen zu können.
Für viele wirkt das alles wahrscheinlich wie ein schlechter Traum, oder sie würden es als schlechten Scherz darstellen. Ich hingegen, oder auch jeder hier, sieht es als Alltag. Menschen töten, oder auch foltern, waren Methoden die wir perfektionierten, ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu bekommen.
Wie auch? Kein Leben war es wirklich wert. Es zählte nur ob man früh oder weniger früh starb. Wenn man von klein auf so erzogen wurde, dann machte das vielleicht auch ein bisschen mehr Sinn.
"Also, erst überprüfe ich die Anwesenheit." Mr Hentch nahm das Klassenbuch in die Hand. Er war ein schlaksiger alter Mann, hatte eine sehr große Brille und wirkte zerbrechlich. Doch genauso gut wusste ich, dass er mich und jeden anderen an dieser Schule ohne mit der Wimper zu zucken töten konnte und wir könnten rein gar nichts dagegen unternehmen.
"Da jeder anwesend ist, kann ich ja mit dem Unterricht beginnen. Ihr seid jetzt alle in der Abschlussklasse, also werdet ihr etwas mehr über die wahre Bedeutung dieser Schule und der Welt erfahren. Das Schuljahr hat zwar gerade erst begonnen, aber denkt daran, ihr dürft niemanden davon erzählen." Ich bekam eine leichte Gänsehaut, denn die Aura, die er ausstrahlte, veränderte sich. Vielleicht war es falsch zu behaupten, dass er nun 40 Jahre jünger wirkte und noch gefährlicher, als er schon war.
"Jeder von euch hat schon einmal den Namen Zayn Malik gehört, liege ich da richtig?", fragte der ältere Herr und jeder von uns nickte. Bei dem Namen bekamen es viele mit der Angst zu tun, ob es jetzt wegen der Erzählungen und Mythen sei, die hier die Runde machten, oder auch, dass jemand mit dem selben Namen vielleicht sogar der gefährlichste Mensch an dieser Schule war, wusste ich nicht so genau. Ich selbst wusste nicht einmal, warum er mir einen Schauer über den Rücken jagte.
"Vor genau 105 Jahren lebte ein herangehender Mörder. Genauso wie ihr, hat er auch diese Schule besucht. Ihm wurde dieser Name gegeben, der schon seit tausenden von Jahren immer einer in dieser Welt trug. Der Name war schon damals gefürchtet oder verehrt. Unter den besten Killer über die vergangenen Jahrhunderte waren es immer die Zayn Maliks die, die am meisten geachtet wurden. Weiß einer warum das so ist?", fragte Mr Hentch in die Klasse, die sehr aufmerksam zuhörte.
Ich zeigte auf. "Ja Mr. Payne?" Ich schluckte. "Früher war es eine Art Ritual, bei dem man viele neugeborene Kinder so hohen Stress aussetzte, dass viele von ihnen starben, wenn nicht sogar alle. Doch wenn ein Kind überlebte, dann bekam er einen seltenen Namen." Mr. Hentch nickte als Zustimmung. "Genau."
Das alles hatten wir schon die letzten Jahre an dieser Schule durchgenommen. Es lief eigentlich immer auf dasselbe hinaus - wer überlebte, ohne große Verletzungen davonzutragen, der bekam einen Platz in dieser Gesellschaft. Der Rest wurde ohne zu zögern hingerichtet.
"Diese Zeremonie findet immer nur dann statt, wenn einer mit besonderen Fähigkeiten stirbt." Alle schrieben mit und hörten gespannt dem Lehrer zu. "Aber was machte den Zayn Malik der vor 145 Jahren lebte so besonders?" Ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, welches eine noch größere mörderische Aura ausstrahlte. "Merkt euch eines, er war ein großartiger Auftragskiller. Er erledigte jeden seiner Aufgaben mit Bravur. Nie hätte er etwas getan, was ihn zu einem Abtrünnigen machen würde."
Abtrünnige. Auftragsmörder, wie wir es sind und doch stellten wir uns gegen sie. Warum? Die Frage lag auf der Hand - nicht jeder wollte tun was ihm vorgeschrieben wurde, auch wenn wir von klein auf nichts anderes gewohnt waren. Sei es wegen Liebe - dessen Gefühl wir alle nicht kannten - oder Angst, Hass, Neid. Sie ließen sich von Gefühlen lenken und stellten sich gegen uns.
"Doch warum ist er dann etwas so Besonderes? Hat jemand eine Ahnung?" Er sah durch den Saal, doch niemand traute sich aufzuzeigen. "Natürlich nicht." Er schüttelte grinsend den Kopf. "Mary Sheen, sagt euch der Name etwas?" Schon wieder schüttelte jeder den Kopf, obwohl ich mir einbildete diesen schon einmal gehört zu haben.
"Sie war ein tapferes kleines Mädchen. In Ausbildung, genauso wie ihr. Doch bei ihrer Abschlussarbeit gab es... kleine Komplikationen. Ja, so kann man das nennen." Wir schienen alle wie in einem Bann zu stecken und hörten ihm nur noch zu, unsere Sinne waren allein ihm gewidmet. "Ich darf euch leider nichts Näheres zu dem Thema Abschlussarbeit sagen, da ihr euch sonst darauf vorbereiten könntet. Nun denn, Zayn Malik kam ihr in die Quere und hinterließ ihr eine sehr wichtige Nachricht."
Ich wusste nicht warum, aber eine leichte Ahnung überkam mich. "Ryan Peters, vielleicht sagt euch der Name etwas?", fragte er nun wieder durch die ganze Klasse, doch niemand zeigte auf. "Ein Abtrünniger. Er hatte sich der Liebe verschworen und viele wichtige Leute umgebracht, doch dazu kommen wir in den nächsten Stunden." Er räusperte sich. "Angeblich, so wurde es überliefert, stand dieser Abtrünnige unter Zayn Maliks Schutz. Unter dem Schutz einer Person, die eigentlich unter unseren Befehlen stand. Doch er hatte keinen von diesen missachtet und dadurch durften wir ihn auch nicht töten."
Er sprach vom Töten, als würde man einen Lichtschalter betätigen. Es dauerte nur eine Sekunde und es würde nie wieder ein Gedanke daran verschwendet werden.
Aber so war es nun mal auch.
"Die Nachricht die er ihr hinterlassen hatte lautete: In einer Woche solle sie jeden ausgerichtet haben, dass wer auch immer danach versuchte Ryan umzubringen, den Krieg starten würde. Den Krieg zwischen den Abtrünnigen und uns."
Da wir alle so von dieser Geschichte gefesselt waren, fiel uns die Schulglocke nicht auf, die plötzlich einen schrillen Laut von sich gab. Nur Mr. Hentch bemerkte es und schloss sein Buch. "Doch nächste Stunde mehr dazu", und ohne mehr dazu zu sagen steckte er das dicke Geschichtsbuch in seine Tasche und verließ den Raum.
Ich hörte leises Getuschel, was danach passiert sein könnte. Doch eine Sache an der ganzen Geschichte störte mich. Warum sollte ein nicht Abtrünniger für einen Abtrünnigen den Hass der ganzen Menschheit auf sich ziehen wollen? Es wirkte für mich alles irrational, doch niemand schien es zu bemerken. Jeder wollte nur hören, wie in dem Krieg Leute wie wir es sind gestorben waren und wer gewonnen hatte. Zwar war das alles schon ungefähr 100 Jahre her, doch es müsste doch Anzeichen von dem Krieg geben, wenn er tatsächlich stattgefunden hatte - und vor allem, müssten wir alle das doch wissen, oder nicht?
Ohne mir weiter Gedanken zu machen ging ich aus der Klasse und schwang meinen braunen Rucksack um meine Schulter. Das nächste Fach war Sport - oder sollte ich sagen Kampfkunst? Hier lernten wir mit Dolchen, Messern und sogar mit Schusswaffen umzugehen, doch die meisten die etwas mit solchen zu tun hatten nahmen die Position Sniper an, denn wie sollte man das Ziel anders, ohne ein Geräusch zu machen, töten?
Mrs. Labay war unsere Sportlehrerin. Sie war gerade einmal 20 Jahre alt, doch zählte zu den fähigsten Kämpfern in diesem Jahrzehnt. Niemand an dieser Schule konnte sich so gewandt und geschickt bewegen wie sie, nicht einmal hatte jemand von uns sie getroffen geschweige denn auch nur gestreift.
Ich zählte nicht zu den besten Kämpfern. Klar, ich war besser als der Durchschnitt hier und konnte mich gegen die besten behaupten, doch besiegen dann doch eher nicht. Während die Besten mit ihrem Kopf und ihrer Stärke arbeiteten, arbeitete ich eher raffinierter, doch es lohnte sich nicht ohne entsprechende Kampfkraft.
"Hey Liam!" Ich hörte meinen Namen von jemanden rufen, dessen Stimme ich nur zu gut kannte. "Henry." Ich seufzte. Er hatte mich nicht nur aus meinen Gedanken gerissen - sondern auch in einem schlechten Moment erwischt.
Während man hier öfter eine Freundschaft aufbaute - auch wenn man es nicht so bezeichnen konnte, denn jeder war bereit denjenigen zu töten, wenn es sein Auftrag lautet - war ich nur hier und starrte die meisten Personen an, versuchte ihre Schwachpunkte herauszufinden, wenn ich schon keine Freundschaften schließen konnte.
"Was willst du?", fragte ich ihn genervt und er grinste mich an. "Rate mal, was heute auf dem Plan steht."
So wie ich ihn kannte - vor allem wenn er anfing so zu grinsen - nichts Gutes. "Mr. Joyce schickt mich. Da er dich heute nicht im Unterricht hat und er weiß, dass wir gemeinsam Sport haben soll ich dir etwas ausrichten. Du sollst dich nach dem Unterricht zu ihm begeben."
Henry Kull. Ein etwas kleiner Junge, graue Augen. Mein Zimmermitbewohner, nervig und vor allem 2 Jahre jünger als ich. Auch wenn er jünger war hatte er Sport mit mir, da alle Klassen mit dem gleichen Buchstaben - also 1a, 2a und so weiter - immer zur gleichen Zeit ihre Waffenkünste trainierten.
Er hatte eine schlechte Angewohnheit. Immer wenn er etwas Interessantes erfuhr, was meistens mit Ärger zusammenhing, lief er damit zu mir. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich älter war.
"Danke, Henry. Aber jetzt lass mich in Ruhe." Gesagt, getan. Ohne ein Wort drehte er sich um und ich war alleine.
Mrs Labay unterbrach meine weiteren Gedanken dadurch, dass sie den Unterricht startete. "Also. Da heute der erste Tag dieses Schuljahres ist, möchte ich euch erklären, was dieses Jahr geplant ist." Erst erzählte sie alles für die früheren Jahrgänge. "Und nun zum Abschlussjahr. Das heute wird eure letzte Sportstunde mit den jüngeren Schülern sein. Danach kommt ihr alle mit mir mit."
Wir sahen uns verwirrt an. Seit 13 Jahren, die wir schon hier in dieser Schule verbrachten, hatten wir das noch nie. Anscheinend wollen sie ihren Lehrplan umschreiben und sie fingen dieses Jahr damit an.
Die Stunde verging wie im Flug. Meine Spezialität waren die beiden Dolche, die ich in der Hand hielt und ich würde sogar sagen, einer der besten Schüler in dieser Kampfkunst zu sein.
"Nun gut. Wie ihr alle schon wisst, ist das euer letztes Jahr hier, bevor ihr anfängt die Aufträge unserer Schule anzunehmen und für diese zu arbeiten." Sie räusperte sich. "Von nun an trainiert ihr härter. Nach eurem Unterricht steht euch jeweils ein Partner zur Verfügung, der euch das Leben schwermachen wird. Er wird euch auflauern, versuchen euch zu töten, natürlich nur mit Plastikwaffen, und am Wichtigsten - wer es nicht schafft diesen bis Ende des Jahres zu "töten", der darf nicht an der Abschlussarbeit teilnehmen." Ich schluckte leicht. "Und jetzt der Grund warum ihr nicht mehr am Sportunterricht teilnehmt. Diese zwei Stunden stehen euch zur Verfügung mit eurem Partner zu trainieren. Außerhalb dieser Zeiten seid ihr die Gejagten aber gleichzeitig auch die Jäger. Verstanden?", fragte Mrs Labay. Alle nickten. "Noch etwas. Es müsste jetzt schon jeweils einer zu einem gekommen sein und gesagt haben, er solle zu einem bestimmten Lehrer gehen. Dieser ist der Prüfer bis zum Ende des Jahres. Er sieht sich die Trainingsstunden an und beurteilt, ob ihr soweit seid. Doch eure Partner werden euch das Leben auch schwermachen", sagte sie und dann richtete sie die Brille auf ihrer Nase. "Gut, ihr seid entlassen. Begebt euch nun zu diesen Lehrern."
Wir alle sahen uns an und Entschlossenheit stand in unseren Augen. Wir würden das schaffen - und jeder von uns wollte der Beste sein.
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Hallo liebe Leute und herzlich willkommen bei Part 1 dieser Geschichte! Ja ich hab leider nur 2500 Wörter geschrieben, aber das Ende hier klang so gut und meine Schwester meinte ich solle da aufhören und da dachte ich mir... ja warum eigentlich nicht?
Ja ihr habt es mitbekommen, Zayn ist noch gar nicht aufgetaucht! (Außer bei Erzählungen natürlich hihi). Ich hoffe ich habe es spannend genug gehalten? Zayn kommt auf jeden Fall sogar am Anfang des nächsten Kapitels vor, also keine Sorge! Ich lass euch nicht all zu lang zappeln :) (Auch wenn das hier nur wenige lesen, freu mich aber wegen jedem Read <3)
Lasst doch mal ein Kommentar da, wie ihr das hier so findet! Freue mich immer wenn welche da sind, das motiviert mich <3 Also bis zum nächsten Kapitel, eure Jenna :)
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