9◇Pinot Noir

Mein Messer in der Luft herumwirbelnd marschierte ich vor dem Engel hinterher, in die Dunkelheit hinein. Wenigstens zur Lampe war der Idiot gut. Ich knurrte angepisst vor mich hin, während wir immer weiter auf den Ursprung der Dunkelheit zuliefen. Unserer Freiheit entgegen, so Palladium. Denn, so er, war das Ding, was den Schatten verursachte, gleich mit der Torbewacher, und alleinig durch Sieg über diesen, wäre es uns möglich zu entkommen, erzählte er, bevor dieser Sacktreter sich einfach mit Avalon hinausteleportierte und nicht wiederkam. Alaric gab eine - von mir ungewollte - Erklärung ab, warum sie denn nicht wieder kommen konnten - im Fels keine genaue Koordination möglich, drohender Tod und so.

Doch mir war das alles egal. Ich wollte einfach so schnell wie möglich raus, denn was der Elf auch noch hatte verlauten lassen, war, dass er nicht wisse, wie viel Zeit vergangen war. Diese beschissene Zeit! Ich wünsche ich könnte einfach Schnipsen und wir hätten noch drei Tage mehr. Aber nein, ich muss mit ner lebenden Glühbirne nen Torwächter bezwingen, um überhaupt erstmal wieder an die Oberfläche zu kommen. Ich war so sauer!

Nach einer Weile hörten wir es hinter einer Biegung kratzen und knurren. Ich verzog das Gesicht. Ein scheußliches Fauchen ertönte und wie ein grausiger Chor heulten furienartige Stimmen auf, und dröhnten durch die Gänge, ein Echo immer hintendrein habend. Mir schwante da was ganz Übles....Verärgert verzog ich mein Gesicht.

Doch Alaric ließ sich nicht beirren und war schon fast um die Biegung. Ich sprintete ihm hinterher, bremste mit staubigem Schritt ab...und dann waren wir um die Ecke, Auge um Auge mit einem Kutschengroßen Löwen mit Weibskopf. Ich stieß verärgert Luft aus. Ich hatte es geahnt. Eine verdammt unaussprechbare Sphinx hatten sie hier zum Torwärter gemacht!

,,Na gut, dass hätte Schlimmer kommen können." Argh! Nicht schon wieder diese Wörter! Ich drehte mich empört zu Alaric um und sah fassungslos zu, wie er sein Schwert mit einem schleifenden Geräusch zurück in die Scheide schob. Ich stierte ihn mit geweiteten Augen an. Was...?
Mein Blick musste wohl so einiges ausgesagt haben, denn als er mich anschaute, zuckte er bloß mit den Schultern und sagte:,,Was denn? Für eine Sphinx braucht man kein Schwert. Nichtmal Gewalt. Nur etwas Zeit ist nötig und fertig." Er grinste zuversichtlich und wandte sich dann dem Monster zu, das uns erwartungsvoll angrinste.

Zeit? Zeit?! Zeit ist genau das, was wir...ich nicht habe, du Idiot! Mich beschlich ein leichtes Ohnmachtsgefühl. Ich konnte es nicht fassen. Da waren wir schon der Oberfläche so nah, dass ich dass Portal hinter der Sphinx schimmern sehen konnte, und da wollte der Spießer sich an die Regeln halten, und ein stundenlanges Ratespiel mit dem Vieh anfangen. Aber nicht mir mir!

Mit einem schleifenden Geräusch zog ich einen meiner Langdolche aus der Rückenscheide, machte einen Schritt auf den sich halb Umdrehungen Alaric zu, packte seinen Arm und zog ihn zurück. Wütend sah ich in die stahlgrau blitzenden Augen und hoch zu der pochenden Ader, in dem wissen, dass ich sie mit dieser Aktion vielleicht zum Platzen bringen würde. Doch ich war so sauer und unter Zeitdruck, mir bleib keine Wahl!
Ich löste meinen Griff, stieß ihm eine Hand vor die Brust und schob ihn zur Seite.

Dann sprintete ich los, wich seinem mich fangen wollenden Arm aus, ignorierte Alarics Gebrüll, und zog im Laufen meinen zweiten Langdolch aus seiner Scheide. Ein Sprung, ein zweiter. Abheben, den Krallen ausweichen. Und dann wurde es blutig.

°°°°°

Das erste, was ich sah, als ich aus dem Portal trat, war eine große Gestalt, die in zwei auseinanderfuhr, als ich durch den Dimensionsriss trat, einen laut keifenden Idioten mit Schwert hinter mir. Palladium und Avalon sprangen auf, als sie meine blutige Gestalt erkannten.

,,Was bei aller Heiligen...? Wir dachten, ihr wärt doch Stunden mit der Sphinx beschäftigt und..." Setzte Avalon an, doch wurde von meiner angepissten Person unterbrochen.
,,Tja, Planänderung, Turteltäubchen. Das Vieh hätte zu viel Zeit gekostet und daher hab ich mich für Vagiante filletieren entschieden. Andere mögen das verteufeln, aber wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!" Ich blickte die Beiden mit versteinerte Miene an, ehe ich mit einer ruckartigen Bewegung mit meiner Augenbraue Richtig Grenze deutete.
,,Wirds bald?!" Und als die Beiden immer noch dastanden wie ein Eichhörnchen wenn es donnert, drängelte ich mich an ihnen vorbei, und stapfte los Richtung Ende der Wüste und Anfang Tundra, in der Hoffnung, für Etienne doch noch etwas vergeudete Zeit herausgeholt zu haben.

°°°°°

Es herrschte Funkstille zwischen den Rittern und mir. Düster stapfte ich über die karge Savanne, während erst in einigen Fuß Abstand Avalon, Palladium und Alaric folgten. Erstere unterhielten sich immer mal wieder leise miteinander oder warfen sich Blicke zu, aber Letzterer? Ich fürchtete Alaric war sauer. Aber so richtig. Er marschierte mir immer genau mit zwanzig Fuß Abstand nach, wie als ob er rechtzeitig da sein wolle, wenn ich erneut beschließen würde, jemanden kaltblütig niederzumetzeln. Und dabei legte er eine Miene an den Tag...Halleluja. Ein Löwenrudel hatte sich schon in die Weiten der Tundra verpieselt, als er sie mit diesem bösen Blick taxiert hatte.

Ich wandte meinen Blick wieder nach vorn und schluckte angespannt. Das waren eindeutig keine guten Vorraussetzungen, die da zwischen mir und den Rittern gegeben waren. Wie ich es da schaffen wollte, sie zu überzeugen, einen Teil des Weinkellers mir zu überlassen, wusste ich noch nicht. Mit jedem Schritt sichtlich nervöser werdend, nestelte ich aufgewühlt mal an meinen blutig gekauten Fingerspitzen, mal an den Bändern meines Rucksacks herum. Das Dumme war nämlich, dass Eryandor, das Savannenland, nur ein Schmaler Streifen von etwa fünf Meilen Breite war und es deshalb nicht mehr lange dauern würde, bis wir Rhovanion erreichen würden. Mit einiger Anstrengung konnten meine Menschenaugen sogar schon die satten grünen Umrisse der hohen Bäume des ewigen Waldes sehen.

Wortanzahl: 932

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