13◇Baccus
Angespannt kniete ich hinter meinem Busch und wartete auf den passenden Moment. Meinen Zeitdruck bezüglich Etienne hatte ich vor einer geraumen Stunde erstmal in den Sand gesetzt. Er hatte noch ein paar Tage. Avalon und Palladium...nicht. Neben mir - Überraschung - kniete Alaric. Trotz unseres vorigen Zwists, der aber noch nicht beigelegt wurde, ich war immer noch stinkwütend auf ihn, und er vermutlich auf mich, hatten wir uns entschlossen, dass eine kurze Weile des Vertragens an der Tagesordung war, um unsere Freunde aus dem Schlamassel rauszubekommen. Dass sie nicht ganz unschuldig daran waren, dass sie von Trollen gefangen wurden, die man ja normalerweise schon eine Stunde bevor sie auftauchen hört, und mindestens zwei Stunden gegen den Wind riecht, war uns beiden klar. Ihre Klammotten wiesen da nämlich eindeutige Spuren von nicht-von-Troll-ausgezogen auf.
Neben mir knisterte es. Zwei kleine runde Leuchtbällchen schwebten in Alarics Händen. Es waren Energiekugeln, die den Trollen ordentlich Feuer unter dem Hintern machen würden! Der Plan war simpel. Die Kugeln würden kurzzeitig Verwirrung stiften, ich würde herausstürmen und anfangen Fesseln durchzutrennen, während Alaric das Gleiche mit Kehlen tun würde. Fertig.
Der Engel neben mir machte sich bereit und begann in die Kugeln Energie einzuspeisen. Als sie genug aufgeladen waren, blickten mich die stahlgrauen Augen an. Ich könnte schwören, ich sah ein verschmitzes Funkeln. Alaric setzte an:,,So, dann mal los. Kann ja nicht schlimmer werd..." Doch ich unterbrach ihn, indem ich ihm eine Hand vor den Mund klatschte, ehe ich seinen Arm fest packte und ihm ernst in die Augen sah.
,,Wenn wir sterben werden, wegen dem, was du gerade gesagt hast, dann werde ich die lebende Scheiße aus dir rausprügeln, hast du mich verstanden?!" Ein letzter Stoß, dann ließ ich ihn los, zog meine Langdolche und stürmte mit einem Kriegsschrei hinaus auf die Lichtung.
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Die ganze Sache lief nicht so wie geplant. Ganz und gar nicht. Unser Plan war so was von im Eimer. Dem Untergang geweiht, und das von Anfang an. Zum Beginn hin lief noch alles bestens, aber dann? Vollkatastrophe. Zu den Trollen gehörte augenscheinlich nämlich noch ein Beschwörer, und während ich dabei war Palladiums Fesseln durchzusäbeln und Alaric mit seinem leuchtenden Schwert und den Energiekugeln die ersten zwei Trolle in die ewigen Jagdgründe schickte, tauchte der plötzlich mit einer Bande von Jungchimären aus dem Wald auf. Ich fing an mit Messern um mich zu schmeißen, schickte Shuriken und Silbernadeln auf ihren Weg und begann Hälse von geflogen kommenden Mantikoren, weil Chimären dem Beschwörer ja noch nicht gereicht hatten, zu zerhacken. Alaric hingegen fand heraus, dass ich ihm nicht erzählt hatte, beziehungsweise, weil er nie gefragt hatte, dass ich keine Magie besaß. So begann ich mit dem Metzeln und er setzte den inzwischen losgeschnittenen Palladium mit seinem Bogen und Pfeilen auf den Menhir, die Steinbank aus Hinkelsteinen, wo der Elf dann anfing, allen möglichen Monstern Pfeile in die Körperöffnungen zu schießen.
Avalon hingegen...nun, um ihn stand es nicht so gut. Anders als Palladium hatte er wohl doch etwas mehr abbekommen, denn sein dargelegter Oberkörper war blutverschmiert und von Kratzern übersät. Zusätzlich stand ich als einziges Verteidigungsgeschütz zwischen ihm und den Monstern und meine Taktik bestand aus Messerstecherei. Tja, nicht die beste Idee zu einem Kampf mit größeren Gegnern nur Messer mitzubringen, schalt ich mich selbst.
Gekonnt schob ich einen Pfeil mit meiner Klinge beiseiet und versenkte diese in dem gleichen Zug gleich postwendend in dem Löwenkörper einer Chimäre. Bei Rausziehen spritzte in hohem Bogen Blut auf mich, doch darauf konnte ich jetzt keinen Wert legen. Zunehmend geriet ich in Bedrängnis, konfrontativer Kampf war nicht meine Stärke, und Alaric war noch dabei sich seinen Weg von dem Menhir zu Avalon und mir freizukämpfen. Ich begann zu schwächeln. Eine Kralle zog sich über meinen Oberarm. Ich stöhnte gepeinigt auf. Doch schlug ich weiter um mich, den Schmerz ignorierend. Aber er kam immer wieder, und brachte zudem noch Verwandschaft mit. Ein weiterer Kratzer an meinem Oberschenkeln. Ein Stich am Bauch. Ein Mantikor riss mir meinen Handrücken auf. Beinahe hätte ich mein Messer fallen lassen. Ich stöhnte gequält auf, Schweiß und Blut lief mir das Gesicht herab.
Ich wusste inzwischen nicht mehr, wie lange ich da schon stand und kämpfte. Um mein Leben focht. Mit der Erschöpfung rang. Immer wieder strömten neue Massen von Monstern aus dem Portal des Beschwörers, und Avalon war noch immer nicht wach. Ich wurde müder und müder. Meine Beine versagten ihren Dienst, ich knickte immer wieder ein, meine Knie wollten nicht mehr. Meine Arme fühlten sich an wie Blei, ich konnte sie kaum noch oben halten. Es liefen inzwischen Tränen in Strömen meine Wangen hinunter. Ein verzweifelter Schluchzer aus Wut und Verzweiflung entrann meiner Kehle, als ich da stand und mit allem was ich hatte, die Monster abhielt zu Avalon zu gelangen. Ich hörte Alaric näherkommen und meinen Namen rufen.
Und dann passierte es.
Ich sah in die schwarzen Tigeraugen, als ein großer Mantikor, der einzig ausgewachsene unter ihnen, seinen ölschwarzen Skorpionschwanz hob und die Spitze mit einem Knall wie eine Peitsche nach unter schnellen ließ. Zwei tiefschwarze, spitze Stacheln schossen auf mich zu. Ich sah sie kommen...zwei Sekunden. Doch ich würde zu langsam sein. Mein Körper, erschöpft von dem, noch nie zuvor getanen Gefecht, und dem elendigen Gehetze, würde es nicht schaffen. Der erste, schnellere Stachel würde sich in Avalons Brust bohren, während ich dem zweiten aber noch ausweichen können würde. Ich sah es vor meinen Augen. Eine Sekunde. Ich hörte Palladium von oben verzweifelt Avalons Namen schreien. Mein Herz drohte zu brechen.
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