✒️~Wendung~🖋

🗓 22th December 2011 🗓

🕒 2:30 pm 🕒

,,Also, um das jetzt nochmal zusammenfassen: du hast damals mit Sugawara im Traum geredet und bist dir sicher, dass es wirklich sein Geist war. Dann warst du am nächsten Tag hier und hast mir davon erzählt. Wir haben verdammt viele Verschwörungstheorien aufgestellt, welche uns letzten Endes zu einer gar nicht mal so unwahrscheinlichen Vermutung gebracht haben, ja? Jetzt sind fast drei Jahre vergangen, seit dem Tod von Sugawara und du bist mit deiner Vermutung noch nie zur Polizei gegangen?", Fragte mich meine Therapeutin, wobei es eher einem Selbstgespräch glich. Vermutlich musste ich auf diese Frage auch gar nicht antworten, dennoch nickte ich.
Sie stützte seufzend ihren Kopf auf ihre Hände, während sie nach den passenden Worten zu suchen schien.
,,Okay, also gehen wir deine Vermutung nochmal durch. Deine Mutter ist letztes Jahr zu dir gekommen und meinte, dass der vermeintliche Unfall womöglich gar kein Unfall war und es dafür auch folgende Indizien gibt; der Fahrer hatte Fahrerflucht begangen, kam von der falschen Seite angefahren und ist viel zu schnell gefahren. Aber eines möchte ich noch wissen. Was macht dich da so sicher? Es könnte auch irgendein betrunkener Typ gewesen sein oder sonstiges."

Houki sah mich ernst an. Ich erwiderte ihren Blick und antwortete: ,,Das liegt daran, dass seine Eltern sich ihm gegenüber in dieser Woche sehr merkwürdig verhalten haben. Ich habe dir ja bereits erzählt, dass seine Eltern wirklich nicht das Wahre waren, aber besonders in dieser Woche waren sie sehr merkwürdig. Ich weiß noch, dass Sugawara mir erzählt hatte, wie sie ihm gegenüber noch abweisender waren als sonst. Sie haben nichtmal mehr mit ihm geredet. Außerdem schienen sie die ganze Zeit etwas vor ihm verheimlichen zu wollen. Er hat nicht viel von ihren Gesprächen mitbekommen, aber wenn er dann etwas mitbekommen hat, haben sie es meistens bemerkt und ihn geschlagen. Aber er hatte mir damals erzählt, was er an Dingen mitbekommen hatte. Es waren Dinge wie ,Wer fährt Freitag das Auto' oder ,Bist du dir da wirklich sicher'. Sogar ,Wenn man das herausfinden würde, wär's das für uns'."
Sie hatten damals gezögert. Haben alles geplant, aber trotzdem waren sie sich unsicher. Allerdings nicht etwa, weil sie ihren Sohn nicht verlieren wollten, sondern weil sie Angst hatten, erwischt zu werden. Ihren Sohn wollten sie allerdings unbedingt loswerden.

,,Oh", machte sie. Sie verstand meinen Gedankengang. ,,Das ergibt Sinn..." Ihr Blick wurde nachdenklich, bis sie schließlich fragte: ,,Warum hat die Polizei nie ermittelt?"
Stimmt, warum hatte sie das nicht?
,,Ich weiß es nicht", meinte ich, wobei Ich spürte, wie Wut in mir aufkochte. ,,Aber es ist definitiv nicht okay gewesen. Ich werde gleich mal mit meiner Mutter drüber reden, vielleicht wird die Polizei ja die Ermittlungen aufnehmen."
,,Gute Idee", lächelte sie und sah dann auf die Uhr an ihrem Arm.
,,Sitzung ist vorbei oder?", fragte ich, die Antwort schon wissend. Sie nickte und lächelte mich an.
Dann gingen wir aus dem Raum in das Wohnzimmer, in welchem meine Mutter und Kazuki waren und lachten.
,,Was ist so lustig?", fragte ich leicht grinsend und lief auf die beiden zu.
Meine Mutter sah mich an und antwortete: ,,Ach, Kazuki meinte nur, mir erklären zu müssen, wie ein Schwanz aufgebaut ist. Er hat es mir versucht, mit seinem Handgelenk zu zeigen."
,,Was?", fragte ich verständnislos und lachte mit.
,,Ja was? Das ergibt voll Sinn!", versuchte er sich zu rechtfertigen, doch scheiterte.

,,Na ja, wie dem auch sei", fing ich dann nach ein paar Sekunden an, in denen wir alle nur schwiegen. ,,Mama, können wir möglichst bald zur Polizei?"
,,Bist du dir also endlich sicher?", fragte sie dann, wobei es allerdings er einer Feststellung glich und lächelte mich aufbauend an. ,,Gut, Houki?"
Angesprochene sah uns beide abwechselnd an.
,,Viel Glück euch. Denkt dran, ich stehe hinter euch."
,,Und ich auch!", rief Kazuki dann und grinste uns an.
Es war diese kleine Geste der beiden, die mir dabei half, die letztens kleinen Zweifel zu überwinden, denn auch, wenn ich mir sehr sicher war, was den ,,Unfall" betraf, hatte ich Angst vor dem, was die Polizei sagen würde.
,,Alles klar, danke euch", sagte meine Mutter und wir gingen zur Tür.
Als wir draußen waren und in das Auto stiegen, um zur Polizei zu fahren, merkte ich, wie ich wieder nervöser wurde.
Was, wenn sie es nicht glauben würden?
Doch dann ergriff meine Mutter das Wort.
,,Hey, sie werden uns schon glauben. Zumindest sprechen alle Indizien dafür, dass sie zumindest den Fall endlich behandeln sollten. Und sollten sie dies nicht tun, können wir damit zur Presse gehen. Die haben solche Fälle bestimmt gerne. Somit wäre die Polizei dazu gezwungen, diesen Fall zu klären."
Tatsächlich beruhigte sie mich damit etwas.
Genau, wir würden sie schon damit bekommen.
Sugawara würde seine Gerechtigkeit bekommen.

Als wir an dem Gebäude ankamen und eintraten kam uns eine unglaublich stickige Hitze entgegen.
Meine Güte, haben die ihre Heizung hier aufgedreht.
,,Ja, wie kann ich ihnen helfen?", fragte ein älterer Mann an einem Tresen am Ende des Raums. Er schien relativ desinteressiert zu sein. Wir waren es ihm noch nichtmal wert, angeguckt zu werden.
,,Wir wollten etwas melden", meinte meine Mutter dann etwas stutzig. Die fehlende Interesse des Mannes schien auch ihr nicht ganz zu passen.
,,Was denn?", fragte er mit einem sowohl genervt, als auch gelangweilten Ton.
,,Der Fall vom Einunddreißigsten Dezember 2008, Autounfall an der Miaki-Mittelschule."
Der Mann tippte etwas an seinem Computer ein und erwiderte dann: ,,Ja, Kōshi Sugawara, in jungen Jahren ist er dabei um's Leben gekommen."
,,Genau, es wurde ja all die Jahre als Unfall abgestempelt, aber meinen Sie nicht, dass es eventuell Absicht war?"
Nun schien der ältere Mann auch endlich ernster zu werden. ,,Wieso glauben Sie das?"
,,Laut dem Gedächtnis meines Sohns, welcher damals direkt auf der anderen Straßenseite stand, kam das Auto aus der falschen Richtung und ist auch viel zu schnell gefahren. Und als wäre das nicht genug, hat der Fahrer dann Fahrerflucht begangen. Wir glauben, dass es womöglich sogar seine Eltern waren, die ihn mit voller Absicht ermordet haben", kam sie dann auf den Punkt.
,,M'am...", fing er an, schien sehr nachdenklich zu wirken und sprach dann weiter. ,,Was macht Sie da so sicher?"
Nun ergriff auch ich endlich das Wort. Meine Stimme zitterte, als ich sagte: ,,Ich war Kōshis bester Freund. Er hatte mir erzählt, dass er zu seinen Eltern kein gutes Verhältnis hatte, weshalb er oft bei uns übernachtet hatte. In der Woche, in der der Unfall passiert war meinte er, dass sich seine Eltern besonders auffällig verhalten haben. Ich kann mich zwar nicht mehr an alles erinnern, was er erzählt hatte, aber er meinte, dass er ein paar Gesprächsfetzen aufschnappen konnte. Es waren Dinge wie ,Wer fährt' und ,Bist du dir sicher'. Sogar ,Wenn man uns erwischt sind wir dran' und ähnliches."
Der Mann wurde hellhörig.
,,In Ordnung, das sind alles wirklich Dinge, die man nicht außer Acht lassen sollte... In Ordnung, ich geb's weiter. Name, Adresse und e-Mail oder Telefonnummer wären gut. Wie informieren Sie dann, sobald es etwas Neues gibt."
,,Alles klar", erwiderte meine Mutter dann und trat zum Tresen vor. Der Mann kramte in einer Schublade, wo er dann einen Zettel rausholte und samt einem Stift auf die Fläche legte. Meine Mutter füllte alles aus.

Wir hatten es geschafft. Unser Ziel lag zum Greifen nah.

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